Wer erzählt vom Holocaust, wenn diejenigen, die ihn durchlebt und überlebt haben, irgendwann alle verstorben sind? Können Bilder und Texte gleichermaßen vermitteln, was unter der Schreckensherrschaft der Nazis Unvorstellbares passiert ist? Der Film Liga Terezin erzählt mit jüdischer Perspektive eine Geschichte über Theresienstadt und bedient sich dabei einer Sprache, die weltweit verstanden wird: Fußball. Weiterlesen
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Liga Terezin – Fußball in Theresienstadt
Mit der Schickeria-typischen Verplantheit – vormittags musste noch Farbe für eine kommende Aktion abgeholt werden – komme ich erst fünf Minuten nach Ankunft des ICE aus Dortmund am Hauptbahnhof an, um Oded Breda und Mike Schwartz abzuholen. Oded Breda ist Leiter der Gedenkstätte „Beit Theresienstadt“ in einem Kibbuz nördlich von Tel Aviv, die von Überlebenden des „Durchgangslagers“ Theresienstadt gegründet wurde. „Durchgangslager“ bedeutet, dass die zum riesigen Gefängnis umfunktionierte Stadt in der Tschechoslowakei für die von den Nazis deportierten Menschen nur eine Zwischenstation war. Von hier gingen die Transporte weiter nach Auschwitz. Das ist insofern irreführend, als dass hier trotzdem unglaublich viele Menschen von den Nazis durch Hunger und Folter ermordet wurden. Trotzdem war die Situation in Theresienstadt – sofern man das sagen kann – eine andere, als in anderen Lagern. Theresienstadt war so etwas wie ein Vorzeigelager der Nazis, hier wurden neben den tschechoslowakischen Juden viele prominente Häftlinge der Nazis untergebracht. Hierhin wurden einige wenige Male internationale Delegationen, zum Beispiel vom Roten Kreuz, gelassen, um die im Ausland immer weiter bekannt werdende Wahrheit über den Holocaust zu verschleiern. Womöglich aus dem selben Grund – das genaue Motiv dafür ist heute unklar – ließen die Nazis einen Film über das Leben im Lager drehen, der die Situation auf zynische Art und Weise beschönigte. In dem Film spielt Freizeitbeschäftigung und vor allem Fußballspielen eine große Rolle.
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