Was hier und da passiert

Zum letzten Mal in diesem Jahr informieren wir Euch heute nochmal über das Geschehen auf den Tribünen rund um den Globus in den vergangenen Tagen. Nach den letzten beiden ausführlichen Berichten aus Italien werfen wir diesmal auch wieder einen Blick nach Kroatien, in die Türkei sowie nach Spanien, Frankreich und Südamerika.

Beginnen wollen wir aber mit Dänemark. Beim letzten Mal haben wir noch davon berichtet, dass in Italien gerade vermehrt zu beobachten ist wie vielerorts Mannschaften von ihren Anhängern nach der Rückkehr von einem Auswärtsspiel frenetisch in Empfang genommen werden. Doch auch dem Team des FC Kopenhagen wurde diese Ehre vor kurzem zuteil. So zelebrierten die Fans vor dem Europapokalheimspiel gegen den FC Porto ausgiebig die Ankunft des Mannschaftsbusses. Ein hübsches Video von der Aktion gibts hier zu sehen:

Weiter geht es mit Italien. Dort feierten die Sconvolts Cesena ihren 30. Geburtstag mit einer hübschen Raucheinlage beim Spiel gegen Cittadella:

CesenaIn Nocerina hingegen musste man sich vor kurzem von einer alt eingesessenen Gruppe verabschieden. Die Bothers Nocera 1987 gaben ihre Auflösung bekannt. Neben den schon seit längerer Zeit andauernden internen Streitigkeiten waren wohl vorallem die Aussagen von jüngeren Mitgliedern bei der Polizei, im Zusammenhang mit einer kürzlich stattgefunden Auseinandersetzung, ausschlaggebend für die Entscheidung.
Im Frühjahr diesen Jahres wurde vor den eigenen Räumlichkeiten noch fröhlich gefeiert:

Beim Spiel gegen Manfredonia feierten hingegen die Gruppe EAM ihr 24-jähriges Bestehen. Gezeigt wurde eine Blockfahne auf der zu lesen war, dass man 24 Jahre lang 24 Stunden täglich Ultrà lebt und auch weiterhin leben wird, im Anschluss wurde noch etwas Rauch gezündet:

NocerinaNocerinaTraurige Nachrichten gibt es aus Rom und Neapel zu vermelden. Dort wurden vor wenigen Tagen zwei namenhafte Ultras beigesetzt.
In Rom verstarb Alessandro Marchionni auch genannt „Giorgetto“ in der Nacht vor dem Römer Derby. Als langjähriges Mitglied der Fedayn war er ein prägender Teil der Curva Sud. Dem ein oder anderen ist vielleicht noch sein Auftritt als Papst in Erinnerung:

Auch bei der Beisetzung nahmen zahlreiche Freunde aus der Kurve anteil:

In Neapel wurde nur wenige Tage später Eduardo „Barone“ Palomba bestattet. Er war Mitgründer der Blue Lions 1981. Ihm zu Ehre kam bei der Beisetzung nochmals die alte Zaunfahne der Gruppe zum Vorschein:

NapoliUnd auch am darauffolgenden Spieltag hing diese nochmal im Stadion:

NapoliWas wäre jedoch ein Update aus Italien heutzutage ohne nicht auch die Repressionskeule im Auge zu behalten? Von dieser wurde nun ein Anhänger aus Bergamo getroffen dem die Arbeitsutensilien, die er auf dem Weg zum Stadion in seinem Auto mit sich führte, prompt als Waffe ausgelegt wurden. In Folge dessen darf er nun ein Jahr lange keine Sportveranstaltung seines geliebten Vereins besuchen. Näheres zu dem Vorfall könnt ihr hier nachlesen:

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BergamoAm Ende haben wir für Euch noch ein paar Bilder von zwei Derbies, die nach langer Zeit mal wieder im Ligabetrieb stattgefunden haben.
In Sizilien traf Siracusa nach 24 Jahren in der Meisterschaft wieder mal auf den Nachbarn aus Catania. Der 1:0 Erfolg war für den gastgebenden Verein dann auch gleich der erste Sieg bei einer Begegnung der beiden Mannschaften seit sage und schreibe 64 Jahren!
Einziger Wermutstropfen war an diesem Tag dann leider mal wieder das inzwischen gängige Gästefanverbot, das wegen diverser Vorfälle während des Aufeinandertreffens im Pokalwettbewerb im August von den örtlichen Autoritäten verhängt wurde. So suchten ein paar Ultras von Siracusa eben während des Aufwärmprogramms noch den direkten Kontakt mit den gegnerischen Spielern, um sie „herzlich“ willkommen zu heißen. Die beiden Heimkurven legten dann einen guten Tifo hin. Und auch hier war wieder die Melodie zu vernehmen, über die wir zuletzt schon aus Kampanien berichtet haben:

segna per noi, vogliamo vincere (trifft für uns, wir wollen gewinnen)

Letzten Montag wurde dann in der Region Emilia-Romagna noch das Derby zwischen Reggiana und Parma ausgetragen. Auch diese beiden Mannschaften trafen seit knapp 20 Jahren zum ersten Mal wieder aufeinander. Da es auf Grund dessen schon lange zu keinen Auseinandersetzungen oder sonstigen nennenswerten Zwischenfällen der beiden Anhängerschaften gekommen ist, gab es für die zuständige Polizeipräsidentin auch keine fadenscheinigen Argumente um ein Gästefanverbot zu erwirken. Stattdessen entschloss man sich das Derby einfach auf Montag zu terminieren, in der Hoffnung das nur wenige Tifosi den Weg ins Stadion finden. Das stieß natürlich von Beginn an auf wenig Gegenliebe bei den Gästen aus Parma und nach zahlreichen Gesprächen konnte man dann wenigstens die ursprünglich angesetzte Anstoßzeit von 14:00 Uhr auf 20:45 Uhr verschieben.
Die Ultras aus Parma machten schon Tage vorher in der Stadt mobil, um möglichst zahlreich am Spieltag zu erscheinen. Zudem wurde der Mannschaft auch hier beim Abschlusstraining wieder deutlich gemacht, was für eine Bedeutung dieses Spiel für die eigenen Tifosi hat:

Beide Seiten zeigten zu Beginn eine Choreo und trotz der widrigen Uhrzeit war das Stadion gut gefüllt.

Der Jubel der Fans über den 0:2 Sieg war dann auch dementsprechend ausgelassen:

Soweit erstmal aus dem Land des Stiefels. Weiter geht es mit Kroatien. Dort stand die Partie zwischen Hajduk Split und Dinamo Zagreb auf dem Programm. Die Torcida Split veranstaltete dabei wieder mal eine sehr ansehnliche Pyroshow, während die Bad Blue Boys erneut deutlich machten das sie die Machenschaften ihres Präsidenten Mamic weiterhin ablehnen. Auch nachdem man sich inzwischen wieder dazu entschlossen hat im heimischen Maksimir Stadion aufzutreten kann von Normalität jedoch weiterhin nicht die Rede sein. Auch das nachfolgende Einschreiten der Bullen war deshalb leider nichts ungewöhnliches für die Fans aus Zagreb.

ZagrebWo in Kroatien hauptsächlich Fußballfans mit einem korrupten und selbstgefälligen Arschloch zu kämpfen haben, ist die Lage in der Türkei leider noch um einiges ernster.
Dort kämpfen die kurdischen Einwohner aktuell wieder mehr als je zuvor gegen jegliche Art der Unterdrückung. Auch das spiegelt sich natürlich im Geschehen um das runde Leder wieder. So mussten einige Spieler des pro-kurdischen Vereins Amedspor nach dem Pokalspiel gegen Fenerbahçe im Krankenhaus behandelt werden, nachdem sie von der eingesetzen Bereitschaftspolizei angegriffen und verprügelt wurden. Bereits im Februar wurden zudem die Vereinsräume von einer Anti-Terror Einheit durchsucht und zahlreiche Computer wegen des Verdachts von terroristischen Handlungen beschlagnahmt.
Doch nicht nur durch gewaltätige und repressive Maßnahmen sondern auch ganz plakativ wird gegen kurdische Vereine vorgegangen. Der Verein Dersimspor (3. Liga) wurde beim letzten Auswärtsspiel als „***SPOR“ an der Anzeigentafel aufgeführt. Der Grund ist, dass der Verein, wie auch Amedspor, den kurdischen Stadtnamen in seinem Vereinsnamen tragen, der den türkischen Machthabern missfällt. Die Stadt wurde in den 1930er Jahren nach der brutalen Niederschlagung eines kurdisch alevitischen Aufstands mit tausenden Toten in Tunceli umbenannt.

DersimsporIn Spanien gibt es Neues zum Fall des Deportivo Ultras Jimmy zu berichten, der im November 2014 bei einem Kampf mit Ultras von Atletico Madrid ums Leben kam. Die Mordermittlungen wurden nun auf Anweisung des zuständigen Richters Marchante eingestellt, da dieser es als unmöglich ansah einzelne Täter zu identifizieren. Ermittlungen gegen 102 Personen, die an den Ausschreitungen beteiligt waren, gehen jedoch weiter. Die Familie des Opfers zieht zudem in Erwägung Berufung einzulegen.
Das Unglück hat bis heute weitreichende Auswirkungen auf die Fanszene in Spanien und treibt immer wieder Menschen auf die Straße, die Gerechtigkeit in diesem Fall einfordern. Zuletzt vor wenigen Wochen als sich der Todestag zum zweiten Mal jährte:

Zudem zeigte die Ultragruppe Riazor Blues, deren Mitglied Jimmy war, beim Heimspiel gegen Real Sociedad eine Blockfahne, um an ihn zu erinnern:

Deportivo La CoruñaUm ihre Empörung gegen das Einstellen des Verfahrens auszudrücken, zeigte die Gruppe im Heimspiel gegen Betis am Mittwoch außerdem ein Spruchband mit der Aufschrift:

Frente Atletico Mörder – Marchante Komplize
Deportivo La CoruñaIm nachhinein wurde Deportivo la Coruña vom Verband dafür zu einer Strafe von 30.000€ verurteilt, da sie sich hinter die Riazor Blues gestellt haben.

Wir wechseln wieder Land und Liga und werfen einen Blick in die Ligue 2 nach Frankreich. Dort kam es in Straßbourg zum Duell zwischen Racing Straßbourg und RC Lens. Etwa 22.000 Zuschauer sahen das Spiel im Stadion – eine für Frankreich durchaus beachtliche Zahl. Dementsprechend war auch auf den Tribünen einiges los.
Seit Beginn dieser Saison finden sich die Fans der Heimmanschaft, rund um die Ultra´ Boys 90, nicht mehr wie bisher in der nordwestlichen Ecke des „Stade de la Meinau“ ein, sondern feuern ihr Team fortan von der Hintertortribüne an. Beim Spiel gegen Lens zeigte man hier zu Beginn eine Choreografie anlässlich des 110ten Vereinsjubiläums.

Auch der Gästeblock war gut gefüllt und die Red Tigers Lens 1994 hatten zu Beginn ebenfalls eine kleine Choregrafie vorbereitet. Während des Spiels wurden ihre Gesänge auch immer wieder mit etwas Pyrotechnik untermalt.

Doch selbst nach dem Schlusspfiff endete das Spektakel auf den Tribünen noch nicht. Da die Gäste auf Grund einer Blocksperre das Stadion noch nicht verlassen druften, entwickelte sich ein Wechselgesang zwischen den beiden Kurven, der sich natürlich vorallem gegen den ungeliebten französischen Fußballverband und die einschränkende „Sicherheitsmaßnahme“ richtete. Liberté pour les Ultras!

Zum Schluss noch ein paar Eindrücke aus Südamerika, wo in zwei Landesmeisterschaften die Sieger bestimmt wurden.
In Kolumbien gewann Independiente Santa Fe das Finale gegen Deportes Tolima:

Und auch in Ecuador steht Barcelona S.C. nach dem letzten Spiel gegen Aucas als Meister fest:

Passend zum Endes des Jahres wurden beide Titelgewinne mit einem hübschen Feuerwerk gefeiert. Hier zu Lande wird der Jahreswechsel mancherorts ja inzwischen mit eher weniger spekaktulären Lichtshows eingeleutet.