Was hier und da passiert

Auch heute berichten wir wieder über verschiedenste Aktionen und Vorkommnisse aus Italien, die in den letzten Wochen unsere Aufmerksamkeit erregt haben und wir euch nicht vorenthalten wollen.

Wie bereits beim letzten Mal in dieser Rubrik erwähnt, muss Alessio Abram nun endgültig für den Verstoß gegen Meldeauflagen 4 Jahre im Knast absitzen. Wir möchten an dieser Stelle noch auf einen wieder mal sehr empfehlenswerten Beitrag auf altravita.com bzw. ein Radiointerview mit Kai Tippmann verweisen, wo nochmals sämtliche Hintergründe erläutert werden:
www.altravita.com – Alessio Abram: 4 Jahre Haft wegen fehlender Unterschrift
www.freie-radios.net – Alessio Abram

Neben DASPO, Meldeauflagen und Gefängnisstrafen, bei denen i.d.R. Einzelpersonen die Leidtragenden sind, findet in letzter Zeit auch wieder häufiger ein eher kollektiv bestrafendes Repressionsinstrument seine Anwendung: das Gästefanverbot!
Bei zahlreichen als „Risikospiele“ eingestuften Begegnungen ist es den Tifosi der Gastmannschaft nicht gestattet das Spiel ihrer Mannschaft zu besuchen, nicht selten aus nur sehr fadenscheinigen Begründungen von Polizeipräsidenten, Präfekten oder sonstigen Amtsträgern. Und als wäre die Tessera nicht ohnehin für viele schon ein Grund die Reise erst gar nicht anzutreten, wird so auch noch dem letzten Stadiongänger der Spaß geraubt.
Das Fernbleiben von Gästefans – egal ob wegen Verbot oder Ablehnung der Tessera – führt nun in letzter Zeit jedoch vielerorts häufiger dazu, dass Ultras über den ganzen Stiefel verteilt ihrer Mannschaft wahlweise vor der Abreise zum nächsten Auswärtsspiel nochmal ihre volle Unterstützung demonstrieren bzw. sie bei der Rückkehr herzlich willkommen heißen.
Wir haben euch hierzu mal ein paar Beispiele der letzten Wochen rausgesucht.

Verabschiedung der Mannschaften von Napoli und Palermo am Flughafen bzw. bei der Busabfahrt:

Crotone – Napoli 23.10.

Cagliari – Palermo 31.10.

Begrüßung der Mannschaften von Lazio und Atalanta nach Ankunft vom erfolgreichen Auswärtsauftritt:

Napoli – Lazio 05.11.

Bologna – Atalanta 27.11.

Auch wenn hier zu Lande manch einer diese Geste womöglich als reinen Akt der Selbstdarstellung abtun würde, ist es für die betroffenen Ultras die letzte Möglichkeit ihrem obersten Anliegen, nämlich die Unterstützung von Verein und Mannschaft, noch eine wenig Ausdruck zu verleihen. Und zu guter Letzt verdeutlicht es natürlich auch, dass man sich trotz aller Widerstände weiterhin nicht unterkriegen lässt.

Einen ganz besonderen Stellenwert im Kampf gegen Einschränkung, Willkür und Repression nimmt aktuell ja bekanntlich das Geschehen rund ums Stadio Olimpico in Rom ein. Während die Curva Nord inzwischen wieder von Teilen der Liziali bevölkert wird, bleiben die Roma Ultras weiterhin den Heimspielen fern.
Unter diesen Vorzeichen konnte auch das Derby della Capitale am vergangenen Wochenende stimmungstechnisch bei weitem nicht an alte Zeiten anknüpfen. Teile der Curva Sud nutzen auch hier das Training als letzte Möglichkeit der Mannschaft ihre Unterstützung auszusprechen und natürlich die Wichtigkeit der Begegnung deutlich zu machen:

Verfolgt wurde das Spiel dann wieder gemeinsam abseits vom Stadion auf einer großen Leinwand:

RomaUnd auch nach dem 0:2 Sieg wurde die Mannschaft beim Training am nächsten Tag von 1500 Roma Anhängern frenetisch empfangen:

Ebenfalls gute Stimmung, während des Abschlusstrainings für das morgige Spiel gegen Bari, gab es heute außerdem in Pisa zu bewundern. Die Anhänger, die eine lange Leidenszeit während des schier endlosen hin und hers bzgl. der Unstimmigkeiten zwischen alten und neuen Eigentümern hatten, wollen damit nochmal deutlich zum Ausdruck bringen das baldmöglichst eine Lösung gefunden werden muss. Sollte bis zum Spiel gegen Bari keine Einigung in Sicht sein, wird man den Forderungen nochmals Nachdruck verleihen und den Bus der Spieler blockieren, sodass die Partie möglicherweise gar nicht angepfiffen wird.

So, jetzt aber genug von Stimmung abseits jeglicher Tribünen. Am Ende haben wir auch noch ein paar sehenswerte Eindrücke aus den Stadien parat.

Da wäre zunächst die Verabschiedung von Paolo Cannavaro vor der Curva B in Neapel. Der ehemalige Kapitän von Napoli gastierte mit seinem neuen Verein Sassuolo im Stadio San Paolo und wurde nach dem Spiel nochmal gebührend von der Kurve gefeiert.

Das dabei intonierte Lied „Un giorno all’improvviso“ hat es inzwischen ja schon in viele Kurven geschafft, seinen Ursprung hat der Hit wohl aber bei den Ultras von L’Aquila. Diese finden sich seit dieser Saison bei Heimspielen nicht mehr in der Kurve des Stadio Tommaso Fattori wieder sondern singen ihre Lieder nun im Stadio Gran Sasso d’Italia-Italo Acconcia. Beim Derby gegen Avezzano konnte man zumindest den Eindruck gewinnen, dass das dem Tifo keinen Abbruch tut:

Zu guter Letzt sei noch auf zwei Geburtstage verwiesen, die in den letzten Wochen gefeiert wurden.

Zum einen feierten die Pescara Rangers ihr 40-jähriges Bestehen, inkl. einer kleinen Choreo beim Spiel gegen Cagliari:

Außerdem zelebrierten die Ultras von Savoia den 108. Geburtstag ihres Vereins:

Auch die dabei zu hörende Melodie erscheint sich in Kampanien gerade immer größerer Beliebtheit zu erfreuen, so auch bei Nocerina:

Cynthia – Nocerina 27.11.

NO ALLA RECLUSIONE PER MANCATA FIRMA!
LUNGA VITA AGLI ULTRAS!