Borussia Dortmund – FC Bayern 0:2

Pokalfinale, Pokalfinale… Ihr kennt das Lied ja und gefühlt stimmt es ja auch wirklich, dass wir da jedes Jahr hingondeln. Zum dritten Mal in Folge beehrten wir das Endspiel um den DFB-Pokal mit unserer Anwesenheit. Nicht nur im Rückblick ist es absolut lächerlich, wie die Begegnung am Ende der Saison zu einer Art Schicksalsspiel für Pep Guardiola hochstilisiert und eine Saison mit lediglich einem Titel zum absoluten Katastrophenfall erklärt wurde. So schlimm kam es dann am Ende ohnehin nicht, da der große FC Bayern den Pott dann mit nach München nahm, auf die Sinnlosigkeit dieser Debatte wollten wir trotzdem nochmal hinweisen, denn de-facto war ja – angeheizt durch die Medien – weite Teile der Fanlandschaft dabei, eine grandiose Saison kaputt zu reden. Deutscher Meister waren wir schon im März, im Europapokal war der spätere Sieger im Halbfinale Endstation und im Pokal waren wir ja sowieso im Finale – guter Fußball wurde nebenbei auch noch gespielt. Kann es da viel zu meckern geben? Man muss doch mal halbwegs realistisch bleiben. Es kann nicht Jahr für Jahr das Triple oder Double eingefahren werden und ein Abonnement auf die Deutsche Meisterschaft haben wir trotz der überragenden abgelaufenen Spielzeit auch nicht.
Damit aber auch zum Spieltag selbst.

Nachdem die Anreise diesmal wenig geschlossen ablief, traf man sich zur Ankunftszeit des Sonderzugs am Spandauer Bahnhof, um von dort das Choreo-Material zum Olympiastadion zu bringen. Anschließend machten uns Bauarbeiten im Berliner S-Bahnnetz einen Strich durch die Rechnung, so dass der Treff rund um den Boxhagener Kiez nur über einen Umweg zu erreichen war. Etwas bitter, da wir durch Warterei am Stadion schon einiges an Zeit verloren hatten, so dass man die coolen Kneipen und Imbisse gar nicht adäquat genießen konnte. Zum mittlerweile obligatorischen Foto hatten sich dann über tausend Bayernfans versammelt und entsprechend lautstark zog der Tross Richtung S-Bahn Station Warschauer Straße. Am Stadion verlief sich das Ganze dann leider etwas. Dafür konnte an der Kartenfront mal wieder Erfolg vermeldet werden, so dass es am Ende hieß: „Alle bekannten Gesichter drin!“

Zum Einlaufen hatte der Club Nr. 12 eine schlichte, schöne Choreo vorbereitet. Vom Oberrang wurden sechs Wimpel mit verschiedenen historischen Vereinslogos heruntergelassen, im Unterrang gab es dazu ein Fußball-Club Bayern München-Spruchband. Sicher nicht der Gipfel der Kreativität und auch ohne große technische Herausforderungen, dafür aber eben geschlossen, prägnant und eine absolut runde Sache. Danke an alle Organisatoren, Helfer und Bayernfans, die durch Ihr Mitwirken zum Gelingen beigetragen haben.

Auf der Gegenseite knallten die Dortmunder ein großes Vereinslogo in die Kurve, was sehr cool rüberkam. Überhaupt kann man den Schwarz-Gelben einen sehr vernünftigen Auftritt attestieren. Angefangen bei einem engagierten Blocksturm, über das geschlossene Auftreten in gelben Shirts bis zur krassen Mitmachquote bei manchen Liedern und Klatscheinlagen. Optisch tat sich vor allem der Bereich der Jubos hervor, einerseits durch das Präsentieren von Szenematerial von uns und den Bochumer Freunden, darunter auch ein paar Stücke, die durchaus schmerzten. Zum anderen durch ein Spruchband an den DFB, dass sich auf das Abdecken des bekannten „Kein Fußball den Faschisten“-Schriftzugs am Millerntor bezog. Die Jungen Borussen zeigten, was sie vom absolut unreflektierten Verweis des DFB auf seine „unpolitische“ Einstellung halten und zeigten ein „Kein Fußball dem DFB“. Auf unserer Seite wurde ebenfalls auf das lächerliche Verhalten des DFB Anspielung genommen und der zuvor mit grüner Folie abgedeckte Originalspruch „Kein Fußball den Faschisten“ gezeigt.

Ähnlich wie bei den Auswärtsspielen gegen die Hertha sammelte sich der größte Teil des Stimmungshaufens auf der rechten Seite des Marathontors. Da wie oben angesprochen, die Bedeutung des Spiels für viele Leute fast existentielle Ausmaße angenommen hatte, ist es eigentlich recht schwierig die Stimmung zu beurteilen. Dürfte insgesamt schon gepasst haben. Zumindest in den unteren Reihen dürften vor allem die Minuten vor der Halbzeit in Erinnerung geblieben sein, die teils oberkörperfrei im strömenden Regen verbracht wurden und in denen „ein Lied“ noch mal richtig Dampf machte. Auf dem Rasen war es bis dahin beim 0:0 geblieben.

In Halbzeit eins, der Pause und dem zweiten Druchgang zeigten die Gruppen der Südkurve diesmal viele Spruchbänder.
Eines von unseren richtete sich dabei an einen schwer erkrankten Freund aus Bordeaux, der auch schon öfter in der Südkurve zu Gast gewesen ist und sich mittlerweile auf dem Weg der Besserung befindet und sich nach seiner Verlegung von der Intensivstation von ganzem Herzen für das Spruchband bedankt hat. „Nous sommes avec toi, Castet“

Ein weiteres Spruchband galt dem 40. Jahrestag des Triumphs der rot-weißen Farben im Europapokal der Landesmeister: 17.05.2014 Brüssel – Gestern, heute, Immer, We are the Kings of the Cup.
Und ein drittes bezog sich auf die aktuellen Geschehnisse in der Türkei, wo die Regierung nach und nach Rache an den Fußballfans (insbesondere Carsi von Besiktas) für ihre aktive Rolle bei den Protesten rund um den Gezi-Park und den Taksim-Platz nahm. „Carso Icin Adalet, Ultralar Omuz Omuza! Her Yer Taksim Her Direnis“. Übersetzt heißt das „Gerechtigkeit für Carsi, Ultras Schulter an Schulter! Taksim ist überall, Widerstand ist überall“. In einem der nächsten SKB werden wir Euch noch etwas weiter über die Hintergründe des Spruchbands und die aktuelle Situation in der Türkei informieren.

Von den Munichmaniacs und Inferno Bavaria gab es zwei Spruchbänder zum Thema „Speziale Libero“, die sich direkt auf einen Artikel der Italien-Korrespondentin der SZ, Brigitte Schönau, bezogen. Frau Schönau ist es durch ihre wohlrecherchierte Arbeit nun zum zweiten Mal nach 2007 gelungen, dass der Süddeutschen einige Kündigungen Münchner Fußballfans ins Haus flattern. Schönau spekulierte in ihrem Artikel unter anderem darüber, ob die vielen Speziale Libero Spruchbänder zum Ende letzter Saison evtl. von der Mafia in deutsche Kurven geschmuggelt worden sein könnten oder ob nicht doch eine internationale Ultrasorganisation dahintersteckt. Dass sich Schönau nicht zu schade ist, Speziale in der sogenannten Qualitätspresse einen Polizistenmörder zu nennen, zeigt wie sehr sie insgesamt an einem ausgewogenen Umgang mit dem Thema interessiert ist.
Schönau Vattene! Speziale Libero! Ultras Mafioso? Giornalista Terrorista! (MM96)
Der Pate IV – Demnächst im Stadion (IB’01)

Als Gruß an alle Ultras, die aufgrund von Meldeauflagen nicht zum Finale reisen durften, präsentierte das Inferno zusätzlich noch ein: „Gegen Meldeauflagen! Freiheit für Ultras! ACAB“.
Auch wir hatten einen Doppelhalter für eines unserer Mitglieder im Gepäck, das von den Auflagen betroffen war.

Damit aber nochmal zurück aufs Feld, wo vor allem Florian Meyers Werbekampagne für die Torlinientechnologie dafür sorgte, dass die Begegnung, die zum Ende hin nochmal Fahrt aufnahm, nach 90 Minuten noch nicht entscheiden war. Daher konnte Wembley-Held Arjen Robben einen zweiten großen Finalmoment gegen den BVB für sich beanspruchen. Flanke Boateng, Die Dortmunder Abwehr lässt durch und unsere Nummer 10 haut den Ball ins Tor (oder zumindest gegen Weidenfeller und von da rein). In diesem Moment spürte man den Druck, den die Medien in den Tagen davor auf den FC Bayern aufgebaut hatten. Euphorischster Torjubel in Berlin seit langer Zeit und ein Spieler, der einfach mal in die Kurve durchstartet. Keine Alltäglichkeit bei uns.
Spannend blieb es weiterhin und wirklich entscheiden war die Partie dann auch erst mit dem Kontertor von Thomas Müller.

Bei den anschließenden Feierlichkeiten mit der Mannschaft merkte man dann durchaus, dass sich in den letzten Jahren eine gewisse Verbindung zwischen Kurve und Mannschaft entwickelt hat. Vielleicht nicht wie in anderen Städten, wo die Spieler auch mal mit den Fans einen trinken gehen, aber irgendwie sind wir zusammen mit vielen Spielern erwachsen geworden, haben die gleichen Niederlagen beweint und die gleichen Triumphe gefeiert. Wichtige Eckpfosten des Teams sind dem FC Bayern schon länger verbunden und stammen teils selbst aus Bayern. Da fällt es einfach leichter, die Jungs auf dem Platz nicht als irgendwelchen anonymen superreichen Fußballer wahrzunehmen und auch ihnen – und nicht nur unseren Farben – den Erfolg auch wirklich zu gönnen. Hoffen wir, dass wir auch in der Saison 2014/2015 viel gemeinsam zu feiern haben.

Auf der Südkurven-Seite findet Ihr Bilder vom Pokalfinale.
Außerdem gibts dort auch ein Video zu sehen: