Mit Verärgerung reagiert ProFans auf Maßnahmen, die Gästefans ausschließen, wie bei der Begegnung des VfL Osnabrück gegen Preußen Münster, oder wie am letzten Wochenende zum Spiel des 1. FC Köln gegen Borussia Mönchengladbach nur unter repressiven Auflagen zulassen. Da seitens des DFB bereits angekündigt wurde, ähnliche Maßnahmen auch in den Rückspielen anzuwenden, fordert ProFans als Bündnis aktiver Fans und Fangruppen nicht nur die Aufhebung der für die Rückspiele geplanten Einschränkungen, sondern generell die Abschaffung derartiger Praktiken.
Zwar unterscheiden sich beide Strafen auf den ersten Blick in ihrer Umsetzung, das Ziel, nämlich unbequeme Fans nicht im Stadion und dessen Nähe zu haben, ist allerdings beiden gemein. Bereits im Februar warnten wir davor, Populismus walten zu lassen, doch ist im Nachgang genau das geschehen: Statt sich ernsthaft mit der Thematik auseinanderzusetzen, werden erneut Kollektivstrafen gegen die komplette Anhängerschaft der jeweiligen Vereine ausgesprochen. Seit längerer Zeit fordern wir eine Abkehr von dieser Praxis und betonen angesichts der aktuellen Maßnahmen: “In der politischen Kultur Deutschlands sind Kollektivstrafen aus guten Gründen seit Jahrzehnten geächtet. Nur der DFB hält sie nach wie vor für opportun, wie erschreckenderweise auch einige Innenpolitiker. Dabei werden sie von den Betroffenen immer als ungerecht empfunden und sind in keinerlei Hinsicht zielführend. In fast allen derartigen Fällen sollen Verfehlungen einer relativ kleinen Zahl von Fans geahndet werden. Die weitaus überwiegende Mehrheit hat sich nichts zu Schulden kommen lassen, verhält sich auch sonst korrekt und stellt dank ihres besonnenen Handelns einen wichtigen Sicherheitsfaktor dar. Genau diese Fans aber sind es, die durch Kollektivstrafen getroffen werden, und zwar nicht nur in Einzelfällen, sondern überwiegend”, so ProFans-Sprecher Sig Zelt. „Natürlich suchen Fußballfans dann Wege, derartige Verbote zu umgehen, was auch teilweise gelingt, wie sich etwa beim Spiel der Eintracht Braunschweig gegen Hannover 96 gezeigt hat. Der Sinn solcher Maßnahmen wird damit zusätzlich konterkariert.“
Insbesondere bei Derbys spielen Gästefans eine besondere Rolle, die aufgrund der Strafen sicht- und hörbar fehlen wird. “Derbys sind seit jeher die interessantesten Spiele einer Saison, sogar über die Grenzen der beteiligten Fan-Lager hinaus. Vor allem aufgrund der besonderen Stimmung innerhalb der Stadien sind solche Begegnungen Aushängeschilder der jeweiligen Ligen. Die Choreografien und die aufgeheizte Stimmung verleihen diesen Spielen den besonderen Rahmen und machen sie für alle Beteiligten zu etwas Besonderem. Mit dem Ausschluss beraubt man sich einmal mehr seiner Stärken im internationalen Vergleich und vergibt eine weitere Chance, den Umgang mit Fans zu verbessern”, so ProFans-Sprecher Jonas Negenborn.
Weiterhin stimmt das Zustandekommen der jeweiligen Maßnahmen und die Rolle, die Politik und Polizei dabei spielen, bedenklich. ProFans fragt sich, ob es förderlich für die zukünftige Entwicklung des Fußballs und der Ligen innerhalb Deutschlands sein kann, wenn Politiker und Polizei, die bei derartigen Themen meist populistisch und hysterisch reagieren, eine derart große Rolle innerhalb der Maßnahmenfindung des DFB spielen. Der DFB täte gut daran, derartige Parteien bei seiner Entscheidungsfindung auszuschließen und stattdessen in den entsprechenden Fällen sachlich und neutral zu urteilen.
ProFans im September 2015