Die erste Pokalrunde war in den letzten Jahren eigentlich immer irgendwie ein Highlight. Man freut sich darauf, wieder mit einem großen Haufen unterwegs zu sein, spielt in Stadien, in die man sonst nicht kommt und das Wetter passt meistens auch noch.
Da wir in Deutschland Pflichtspiele vor allem ja zu den Jahreszeiten austragen, die Kälte und Nässe mit sich bringen, müssen die sonnigen Tage natürlich besonders genutzt werden. Deshalb ging es für uns am Vormittag mit 250 Leuten an einen Baggersee, wo erfreulicherweise die anderen Badegäste auch recht gut drauf waren, so dass wir von Beschwerden bei den kurz nach uns anrückenden Polizisten absehen konnten.
Pünktlich mit Abfahrt vom See kam die Sonne in ihrer vollen Pracht zum Vorschein und heizte dann etwas später dem Gästeblock in Karlsruhe schon ordentlich ein, bevor auch der erste Vorsänger nur dran dachte, auf den Zaun zu klettern. Trotz der Hitze gingen die ersten Lieder ganz gut von den Lippen und der Block zog sehr gut mit. Zur Melodie des Uriah Heep Klassikers Lady in Black wollten wir dem Old-School Charakter des Wildparks dann gerecht werden und entließen mal ein paar Kilo roten und weißen Rauch ins weite Rund. Ein Geruch, den man auch Tage später noch im T-Shirt hängen hat. We’re lovin‘ it.
Während sich die Mannschaft auf dem Feld überraschend schwer tat und sogar einen etwas peinlichen Ausgleichstreffer hinnehmen musste, ging es in der Kurve ausgelassen weiter. Schöne Klatscheinlagen, eingehakt hüpfen und ab und an mal ein lauter Schlachtruf. Insgesamt ein schöner Mix, den die Südkurve da heute zum Besten gab.
Zur Halbzeit hin flachte es dann aber ein wenig ab. Der Wassermangel machte sich doch bemerkbar. Glücklicherweise wurde dank des Einsatzes des Fanprojekts hier nun Abhilfe geschaffen. Die Vorsänger hatten sichtlich Spaß, mit den bereitgestellten Schläuchen in die Kurve zu halten. Geile Erfrischung und eigentlich über das komplette restliche Spiel eine Riesengaudi.
Neben dem Spaß gab es aber auch ein paar ernste Themen, die sich über die Sommerpause angesammelt hatten und die wir per Spruchband adressierten. Den ersten Anlass gab die DFL, die in der Sommerpause nun öffentlich machte, dass auch in der 1. Bundesliga ein Montagsspiel kommen soll. Wir haben bereits letzte Saison darauf hingewiesen, dass eine weitere Aufsplitterung des Spieltags auf einen Werktag ein Schlag ins Gesicht der regelmäßigen Stadiongänger ist. Von noch katastrophaleren Anstoßzeiten für die 2. Liga-Fans ganz zu schweigen. Im Pokal haben wir diese Situation ja heute schon. Spiele montags um 18 Uhr – ein Riesenaufwand für Auswärtsfahrer. Deshalb gilt immer und überall: Für fangerechte Anstoßzeiten – auch im Pokal.
Ein weiteres Spruchband ging nach Bremen an einen Werder-Ultras, der derzeit in U-Haft sitzt. Ohne jetzt überhaupt auf den Skandal einzugehen, mit welch fadenscheinigen Gründen die Untersuchungshaft gerechtfertigt wird, zeigt die ganze Chose, dass da einiges faul ist im Stadtstaat Bremen. Über die Medien dürften viele vom Konflikt zwischen politisch organisierten rechten Hooligans und antifaschistischen Ultrasgruppen mitbekommen haben. Eine für uns in München absolut unbekannte Konstellation. Die Bremer Nazi-Hools schreckten dabei im Sommer schon nicht mehr davor zurück, mit Aufrufen und Fahndungsfotos in sozialen Netzwerken nach unliebsamen Ultras zu suchen. Außerdem griffen sie nach dem Derby gegen den HSV letzte Saison die Stadionverbotler einiger Ultrasgruppen an. Im Zuge dessen und eines seltsamen Polizeieinsatzes, der die Ultras mit Gewalteinsatz wieder in Richtung des Treffpunkts der Angreifer trieb, kam es zu einer zweiten Auseinandersetzung, die dann auch den Anlass für die Verhaftung Valentins gab. Alle Ermittlungen der Polizei in Bremen richten sich derzeit gegen die Leute, die sich gegen Rassismus und Fremdenhass einsetzen. Mehrere Wohnungen wurden durchsucht, während die Nazis in Bremen derzeit noch frei von jeglichen Ermittlungsverfahren sind. Respekt nach Bremen für den Einsatz für die richtige Sache! Freiheit für Valentin!
Das dritte Spruchband ging an einen jungen Bayernfan, der gerade mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hat.
„Schritt für Schritt herankämpfen, Martin!“ Zur nächsten Pokalrunde kannst Du dann vielleicht schon wieder bei uns in der Kurve stehen.
Ein Dankeschön geht noch an die Freunde von USP, die uns bei dieser Hitzeschlacht unterstützt haben.