Puuh, also Rostow war jetzt sicher für die wenigsten ein Wunschlos. Aber es hilft ja alles nix und so bekam der russische Konsularmokel mal wieder Deutschlands schönste Passfotos vorgelegt und durfte ein neues Visum einkleben. Der Karl und der Hias von der Bundespolizei erstarrten dann beinahe zu Salzsäulen, als in der Spielwoche selbst zu den unchristlichsten Zeiten der Massenexodus der Sport-Gewalttäter einsetzte. Aber ist nicht unser Fehler, dass die Kollegen so fleißig jede Kleinigkeit in die Datenbank einpflegen, ganz unabhängig davon, ob es zu einer strafrechtlichen Verfolgung kommt oder nicht.
Aber genug geschimpft, denn als uns die deutschen Grenzer langsam Servus sagten, hatten Russlands Beamte schon Stempel und Kissen bereit, um uns herzlichst in der Rodina willkommen zu heißen. Bereits der Anflug auf Rostov versprach wenige Highlights und somit endlich mal wieder eine Stadt mit ehrlichem Gesicht, die sich ein wenig vom europäischen Einheitsbrei abhob. Auf dem Rückflug meinte ein Steward, Rostov sei die hässlichste Stadt, die er kenne. Der gute Mann ist wohl noch nicht viel rumgekommen, auch wenn man zugeben muss, dass man bei einer Rucksackreise eher keine Woche in Rostov verweilen würde. Denn die Stadt war ehrlich gesagt echt kein Schmuckstück und einen besonderen Vibe versprühte sie auch nicht. Gut, bei einem Wetter wie diesem kann auch überhaupt kein Flair entstehen. Bei dem sibirischen Wind, der durch die Straßen pfiff, konnte man den Damen in der Grenzerkabine fast dankbar sein, dass sie die Stempel nicht nacheinander auf unsere begierig wartenden Passseiten niedersurren ließen, sondern sich ein wenig mehr Zeit nahmen.
Am Spieltag verschanzte sich der Haufen dann bei frostigen Temperaturen auch zügig in einer Lokalität, die neben Bier und Wodka auch gegrillte Leckereien an den Mann oder die Frau bringen wollte. Lief so mittel, wenn man nach der Bestellung 2,5 Stunden auf’s Essen wartet. Aber wegen der weltbekannten Küche fliegen ja auch die wenigsten nach Russland.
Da lockt uns schon eher die geile Rumpelbude, die der FK Rostov gerade noch sein Heim nennt. Am anderen Flussufer ensteht grade ein WM-Stadion und so war dies wohl die letzte Gelegenheit für unseren FC Bayern, dieses Stadion zu beehren. So sehr uns der rustikale Charme gefiel, so hätten wir bei einem Eintrittspreis von 36 Euro (zum Vergleich: Schalke hat ein paar Kilometer weiter in Krasnodar vor wenigen Wochen noch 2,40 Euro bezahlt) doch Toiletten innerhalb des Stadions akzeptiert. War doch a bisserl nervig, das Stadion komplett zu verlassen, wenn man mal das Dixie aufsuchen wollte und auf Wildpinkeln hatten die ansonsten sehr entspannten Ordnungshüter auch überhaupt keinen Bock.
Bei Anpfiff war es dann wirklich zapfig kalt und die meisten hätten die Händchen wohl lieber in den warmen Taschen gelassen, aber die Farben werden auch in Europa hochgehalten und so wurden die 90 Minuten mal mit mehr, mal mit weniger Beteiligung durchgezogen. Bäume reißt man bei diesen Rahmenbedingungen freilich keine aus. Ist aber auch okay.
Die heimischen Fans waren phasenweise gut aus dem Häuschen. Es wurde aufgrund der fehlenden Akustik zwar nie wirklich laut, aber die Blau-Gelben unterstützten die kämpferische Leistung ihrer Mannschaft mit viel Elan. Kommentare zum Spiel schenken wir uns hier, auch wenn wahrscheinlich niemand amused drüber ist, wenn die Mannschaft bei solchen Spielen wenig bis gar nichts auf die Reihe kriegt. So können wir immerhin schon mal unseren Terminkalender für den Februar füllen. Auswärts müssen wir ja jetzt erst im Rückspiel ran.
Achso, falls sich jemand die Frage stellt: Ja, auch während der Blocksperre war es schweinekalt. Sto Gram Wodka zum Aufwärmen wurden uns allerdings verwehrt.
Grüße gehen raus an einen abgedrehten Bochumer und einen kälteresistenten Harakiri, die sich von Kosten und Mühen nicht abschrecken ließen, uns an diesen gastlichen Ort zu begleiten.