Im achten Jahr der Bundesligazugehörigkeit der Hoppenheimer wurde wahrscheinlich schon ziemlich alles in einem Spielbericht verarbeitet, was man in einem Spielbericht verarbeiten kann. Eine Existenzberechtigung hat dieser Verein in der obersten deutschen Spielklasse sicher immer noch nicht, aber natürlich setzt ein Gewöhnungseffekt ein (Ingolstadt lässt grüßen) und von unten droht dem geneigten Bundesligafan in Form des Marketinginstruments aus Leipzig ja ein Ungemach von noch größerer Qualität.
Den üblichen Einstieg über den Gästeparkplatz mit fußballromantischem Blick auf die Autobahn wählen wir aber auch heute wieder. Ist bei uns zwar auch nicht so viel besser, aber dieser Samstag hat bewiesen, dass Fußball selbst bei solchen Rahmenbedingungen Spaß machen kann.
Um den Fußballgenuss im eigenen Stadion noch etwas zu erhöhen, verhängten die Verantwortlichen aus Hoppenheim im Vorfeld ein Materialverbot für Gästefans. Anlass hierfür war ein kräftiger Rauchtopf in der Vorsaison. Das heißt, Trommeln und Megaphon sind schon mal per se untersagt, heute eigentlich eine Selbstverständlichkeit in jedem Fanblock. Ohne diese beiden Instrumente sind die Auswärtsfans im Gesangswettstreit der Kurven deutlich im Nachteil, da es gerade ohne Trommel wesentlich schwieriger ist, die Gesänge zu koordinieren. Dann geht alles schnell in einen vielstimmigen Kanon über und wirklich Spaß macht das dann nicht mehr, geschweige denn dass auf dem Feld noch viel ankommt. Alle optischen Unterstützungsmittel, die wir Fans benutzen, fielen ebenfalls unter das Verbot. Neben Schwenkfahnen und Doppelhaltern betraf das auch die Fanclubfahnen. Wie jeder weiß, gibt es beim FC Bayern eine lebendige Zaunfahnenkultur und viele Fans legen Wert darauf, die Anwesenheit ihres Fanclubs durch das Aufhängen der Zaunfahne auch optisch zu manifestieren. Diesen Leuten schlägt man mit so einem Verbot dann natürlich kräftig ins Gesicht. Ein Dankeschön und ein Lob geht deshalb an alle Bayernfans, die sich nicht um die Vorgaben geschert haben und trotz des Verbots ihre Zaunfahnen mitgebracht und im Sinne einer lebendigen, bunten Fankultur auch im Stadion an den Zaun gehängt haben.
Zusammen mit den kleinen Schwenkfahnen, sowie einer Trommel und zweier Megaphone, die im Block aufgetaucht sind, in jedem Fall ein schöner Counterpunch mitten in die Fresse der kleinkarierten Hoppenheimer Verbotsfanatiker. Sieg für die Fankurve!
Damit war der Block dann auch präpariert und die Akteure auf dem Rasen durften loslegen. Um keine Bestleistung verlegen, stellte unsere Mannschaft nach einem Alaba-Fehlpass gleich mal den Rekord für das schnellste Gegentor in der Bundesliga ein. Das war nicht unbedingt ein Start nach Maß, sollte das Happy End nach 90 Minuten aber nur noch süßer machen. Denn trotz Überzahl und Elfmeter gelang es der TSG nicht einmal, einen Punkt im heimischen Stadion zu behalten. Ein geiles Finale furioso. Lewandowski scheitert zweimal an der Hoffenheimer Abwehr und Thomas Müller köpft nur ans Gebälk. Das war der Moment, in dem man eigentlich davon ausgehen musste, dass man hier mit einem Remis nach Hause geht, was ja jetzt angesichts der Umstände auch noch zufriedenstellend gewesen wäre. Dann gibt Costa auf außen noch mal Gas, Müller lässt durch und Lewandowski steht genau richtig. Siegtor in der Nachspielzeit, viel geiler als jedes 5:0! Ganz besonders, wenn es gegen eine Mannschaft wie die Hoppenheimer geht.
Einen so intensiven Torjubel hatten wir schon lang nicht mehr im Block und nachdem der Triumphmarsch nach dem 1:1 schon allererste Sahne war, wurden nach dem Siegtreffer noch ein paar Dezibel draufgesattelt. Aber auch vorher war das Spiel auf den Tribünen von unserer Seite noch einen Tick besser als auf dem Platz. Nach einhelliger Meinung unser bisher bester Gästeauftritt in Sinsheim, wobei neben der Lautstärke und den mehrfach richtig emotional herausgesungenen Liedern auch gerade wieder der Mix aus Altem und Neuem zu gefallen wusste. Ein paar kleine Längen waren wie immer drin, aber die Kurve, in der es die nicht gibt, muss uns erstmal noch jemand zeigen. Wenn die ersten beiden Spiele den Standard für den Rest der Saison vorgeben, dann haben wir auf den Tribünen das Jahr schlechthin vor uns.
Der Tag gab einem so überraschenderweise mal wieder eines dieser schönen Fußball-Highs mit. Fett!
Ein ebenso dickes Dankeschön geht abschließend noch an die anwesenden Freunde aus Bochum, Hamburg und Jena. Merce!