Servus Bayern-Fans!

Seit 15:14 am Mittwoch den 12.12.2012 ist es amtlich: die Mitgliederversammlung der DFL-Vereine hat das 16 Änderungsanträge umfassende Konzept „Sicheres Stadion“ verabschiedet und sich gegen eine Vertagung entschieden, die einen intensiven Dialog mit den Fans ermöglicht hätte.

Über 600 Fans von 45 verschiedenen Vereinen sind an diesem Mittwoch nach Frankfurt gekommen, um nochmal ein klares Statement zu setzen. Einen Live-Ticker zur Verabschiedung und den begleitenden Protesten der Fans findet Ihr bei Stadionwelt.

Vorausgegangen waren drei Wochen, in denen die Kampagne „12:12 – Keine Stimmung ohne Stimme“ in den Stadien so gut wie aller Vereine für 12 Minuten und 12 Sekunden aufgezeigt hat, wie Fußball ohne Fans aussehen würde. Höhepunkt war dabei der vergangene Spieltag, an dem u.a. in Dortmund (www.schwatzgelb.de/2012-10-12_sportpolitik_fuer-den-erhalt-der-fankultur.html), Dresden (www.youtube.com/watch?v=p6Fv8gO9AjY&feature=g-subs-u), Köln (http://fandemo.blogsport.de/ und www.youtube.com/watch?v=nbRx9KOYwSg&feature=plcp), Paderborn, Duisburg, Hannover und Augsburg Fan-Demonstrationen stattgefunden haben. Unsere gemeinsame Demo mit den Fans des FC Augsburg war ein voller Erfolg. Ein Bericht dazu folgt. Fotos und ein Video findet Ihr auf der Seite www.suedkurve-muenchen.org/. Profans München hat den Text des Demo-Flyers  veröffentlicht. Darin werden die Hintergründe ganz gut dargestellt.

Die Demos und die vorausgegangenen Proteste wurden in den Medien sehr gut aufgenommen. Zum Teil wurde sogar recht ausgewogen und differenziert über unser Anliegen und die Hintergründe berichtet. Als kleinen subjektiven Überblick empfehlen wir Euch die Zeit, Süddeutsche, WDR, Abendzeitung und BR. Dass man das Ganze auch mit Humor nehmen kann, zeigt das Satire-Magazin Titanic und fordert nach dem Bombenalarm am Bonner HBF ein Sicherheitskonzept für die Bahn: www.titanic-magazin.de/postkarten.html?&card=17229&cHash=c9552d79438df6cba9cb90c981d6f423.

Sehr interessante Aspekte hat auch der Polizei-Forscher Thomas Feltes in die Diskussion eingebracht (http://tagesthemen.de/inland/dflsicherheitspapier100.html und www.derwesten.de/staedte/dortmund/so-wenig-sagt-die-neue-statistik-ueber-gewalt-in-stadien-aus-id7355817.html). Feltes war übrigens Mitglied einer DFB-Kommission, die zum Thema Fans arbeitete. Als er zu kritische Nachfragen stellte, auch die Perspektive der Fans berücksichtigen wollte und Kritik an der Abnicker-Funktion seines Gremiums vorbrachte, wurde er rausgeschmissen. Beispielhaft dafür, wie so vieles läuft im großen Fußball (und leider auch im Kleinen bei unserem FC Bayern). Da werden ständig „Kommissionen“ gegründet, „Dialoge“ ausgerufen, „runde Tische“ besetzt sowie „Kodexe“ und „Absichtserklärungen“ verkündet. Doch eigentlich geht es nur darum, sich in der Öffentlichkeit als gesprächsbereit darzustellen. In Wirklichkeit hört man den Fans nicht richtig zu, hat eigentlich kein Interesse, sich in deren Situation zu begeben und mag der Öffentlichkeit nur eine heile Welt vorgaukeln.

Die DFL selber spricht davon, dass die Beschlüsse die Fan-Kultur nicht gefährden würden (www.bundesliga.de/de/liga/news/2012/0000233600.php). Tatsächlich sind viele Punkte aus dem ersten heftig kritisierten Entwurf abgeschwächt. Auf den zweiten Blick wird aber deutlich, dass lediglich viele Formulierungen inzwischen äußerst schwammig sind und Interpretationsspielraum in alle Richtungen lassen. Anstatt dass direkt von Zelten oder Containern zur Durchführung von (Ganzkörper-)Kontrollen gesprochen wird, heißt es inzwischen, „geeignete“ Kontrollen seien „lageabhängig“ durchzuführen. Besonders problematisch sind außerdem weiterhin die Anträge 11 und 14. Diese erlauben dem gastgebenden Verein, Spiele aufgrund von Einschätzungen als Risiko-Spiele zu definieren. Wer schon mal eine Meldeauflage oder ein Ausreiseverbot für einen Fan in der Hand hatte, wer die Realität in den Stadien mit den Berichten von Vereinen, Verbänden und Polizei vergleicht, der weiss, wie schnell ein „Risikospiel“ herbeigeschrieben ist. Die Konsequenz daraus ist, dass die Karten-Kontingente für die Gästefans reduziert werden können. Gerade wir Bayern-Fans sind davon massiv betroffen. Diese Reduzierung ist zwar bisher auch schon möglich, allerdings nur, wenn der Gast-Verein der Reduzierung zustimmt. Ihr seht die Problematik, die sich für uns ergibt.

Bei der Kritik an dem Papier geht es aber nicht nur um inhaltliche Aspekte. Es ist ein Hohn, wie sich in dem Papier für einen Dialog mit den Fans ausgesprochen und das Papier gleichzeitig gegen alle Proteste durchgedrückt und die Möglichkeit sich für einen ernsthaften Dialog Zeit zu nehmen vertan wird.

Auch die Fananwälte haben eine lesenswerte Stellungnahme zum Papier verfasst (http://wp1165368.vwp3553.webpack.hosteurope.de/Dokumente/20121210Fananwaelte_DFL-Papier.pdf).

Wie soll es jetzt weitergehen? Die in Frankfurt vor dem Tagungshotel anwesenden Fans haben sich noch vor Ort zusammengesetzt und dafür ausgesprochen, am kommenden Spieltag wieder 12 Minuten und 12 Sekunden zu schweigen und sich dann in der Winterpause zu treffen und über das weitere Vorgehen zu beraten (www.zdfsport.de/Schnellschuss-auf-Kosten-der-Fans-25742732.html?utm_source=zdfonline&utm_medium=twitter). Der Südkurven-Rat wird zeitnah darüber reden, wie wir in München mit der Situation umgehen und dann darüber informieren.

Wir Fans haben in der Situation bewiesen, wie wichtig die Fankultur für den Fußball ist. Wir haben bewiesen, dass wir ernstzunehmende Verhandlungspartner sind. Der 12. Dezember war ein bitterer Tag für den Fußball, weil seine Entscheidungsträger vor den populistischen Forderungen der Scharfmacher aus der Politik eingeknickt sind. Wir dürfen jetzt aber nicht den Kopf in den Sand stecken, sondern müssen weiter kämpfen …

… FÜR DEN ERHALT DER FANKULTUR!

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