Juventus – FC Bayern 0:2

Wir holen den Landesmeistercup und wir sind schon Deutscher Meister“, so hallte es durch die Straßen Turins, als sich 500 Bayernfans gemeinsam vom Piazza de Statuto auf zur nahe gelegenen Tramstation machten. Der Polizei gefiel unser Plan, statt mit den anderswo bereitstehenden Shuttlebussen mit der Tram zum Stadion zu fahren, überhaupt nicht. Also verweigerte der Tramfahrer kurzerhand, sein Gefährt in Richtung Stadion in Bewegung zu setzen. Notgedrungen wurde nun also doch auf Busse umgesattelt, die jedoch auch erst losfuhren, nachdem die anwesenden Polizisten noch eine kleine Posershow abgezogen hatten.

 

Das neue Juve-Stadion befindet sich am selben Ort wie das Delle Alpi, in dem unser FC Bayern zuletzt 2005 gastierte. Bisher wurde für die moderne Spielstätte noch kein zahlungskräftiger temporärer Namenspatron gefunden, weshalb es momentan noch unter dem international ebenfalls vernünftig vermarktbaren Namen „Juventus Stadium“ firmiert. Negativ fiel im Stadioninneren auf, dass ein Wechsel zwischen Unter- und Oberrang nicht möglich ist. So mussten sich viele Freundeskreise und Fanclubs auf beide Ränge aufsplitten. Abgesehen hiervon machten die schwarz-weißen Tribünen aber einen positiven Eindruck. Gute Sicht, nahe am Spielfeld und durch die Betonung der Vereinsfarben doch mit mehr Charakter als viele der Neubauten in Deutschland.

Der Gästeblock war heute von erfreulich sangesfreudigen Bayernfans bevölkert. Um bei der akustischen Unterstützung aus dem Vollen schöpfen zu können, wurde unsererseits teils listig, teils rabiat das Trommel- und Megaphonverbot außer Kraft gesetzt. Die Turiner Polizei kündigte mehrfach an, den Block stürmen zu wollen, falls wir Megaphon und Trommel weiter benutzen. Irgendwann hieß es dann, Trommler und Vorsänger würden beim Verlassen des Stadions festgenommen werden. Leider verzichteten wir dann in den Minuten vor der Halbzeit aus Gründen der Deeskalation auf das Megaphon. Dies war ein großer Fehler, da sich die Unterstützung in dieser Zeit deutlich verschlechterte. Der Unterschied von „mit“ zu „ohne“ Megaphon dürfte jedem aufgefallen sein. Erst zur zweiten Halbzeit, jetzt wieder mit Flüstertüte, erreichten wir wieder eine gute Lautstärke und gute Mitmachquote. Vor diesem Hintergrund wäre es interessant, auch bei Heimspielen mal wieder die Möglichkeit zu haben, die Gesänge per Megaphon zu koordinieren.

In Turin funktionierte das jedenfalls fast perfekt. Gesänge wurden von beiden Rängen aufgenommen und wir hielten abgesehen von der erwähnten Schwächephase einen hohen Lautstärkepegel. Der war zumindest in der ersten Hälfte auch nötig, um gegen den Heimanhang gegenzuhalten. Das Turiner Tribünenpublikum war schon vor Spielbeginn topmotiviert, bepöbelte den Gästeblock und stimmte regelmäßig in die Gesänge aus der Kurve ein – richtig coole, teils giftige Fußballatmosphäre. Mit zunehmender Spieldauer verstummten die Bianconeri aber immer mehr und die Südkurve München übernahm die Stimmhoheit im Stadion. Ein Highlight für viele dürfte die geschlossene und laute Hüpfeinlage gegen Ende des Spiels gewesen sein, als beide Ränge ein geschlossenes „Super Bayern, Hey Hey“ in den Nachthimmel schepperten.

Auch wenn Juve deutlich mehr Zweikämpfe gewann, blieben sie bis auf wenige Ausnahmen über die gesamte Spielzeit harmlos. Mario Mandzukics Abstaubertor machte dann alle Hoffnungen der Italiener endgültig zunichte. Die restlichen dreißig Minuten waren dann nur noch Triumphmarsch. Immer wieder geil, solche Europapokalnächte mit tausenden anderen Bayernfans zu erleben. Besonders gefreut hat es uns natürlich, heute auch mit den Stadionverbotlern der Südkurve zusammen feiern zu können. Mindestens ein gemeinsames Spiel haben wir diese Saison noch und unsere Elf muss sich vor niemandem verstecken, also werden wir auch noch einen großen Abend in London verleben. Denn gestern wie heute wie morgen gilt: WHO THE FUCK IS BARCELONA?!?

Auch vom Auswärtsspiel in Turin gibt`s wieder Bilder auf der Südkurven-Seite.