Eintracht Frankfurt – FC Bayern 0:1

Im Frankfurter Waldstadion war alles angerichtet für die 23. Deutsche Meisterschaft des großen FC Bayern. Bevor der Bayernfan sich aber seinen Platz im Gästeblock suchen konnte, musste er erstmal ein zweites Abtasten am Blockeingang über sich ergehen lassen. Dies beinhaltete für einige Fans auch den Gang in ein Kämmerchen, wo sie sich bis auf die Unterwäsche entkleiden mussten. So löblich es ist, dass sich Vereinsverantwortliche von Eintracht Frankfurt schon dafür eingesetzt haben, ihren Fans bei Auswärtsspielen eine solche Prozedur zu ersparen, so unverständlich ist es auch, warum sich einzelne Gästefans im Waldstadion weitgehend entkleiden müssen. Durch diese zweite Kontrolle bildeten sich vor dem Blockeingang lange Schlangen. Hier kann man auch wieder nur an alle Bayernfans appellieren, sich eine solche Sonderbehandlung nur zu einem gewissen Grad gefallen zu lassen. Rückt der Anpfiff näher , die Schlangen werden immer länger und der Platz immer enger , muss den Ordnern – möglichst nicht mit Gewalt gegen einzelne Ordner – einfach über den Druck der Masse klar gemacht werden, dass sie jetzt auf zusätzliche Kontrollen zu verzichten haben. Wir Fans haben keinen Bock, nochmal 15 Minuten auf engem Raum vor einem Blockeingang zu warten. Fan geht vor! Müsste man in Frankfurt doch wissen (hier erscheint nämlich seit 1991 eine gleichnamige Fanzeitschrift).Im Gästeblock startete die Südkurve dann durchaus motiviert ins Spiel und tat es damit den Roten auf dem Spielfeld gleich. Leider traf Shaqiri nur den Pfosten und David Alabas Strafstoß landete ebenfalls am Aluminium. Zum Zeitpunkt des vergebenen Elfmeters war die Stimmung aber schon wieder deutlich abgeflacht. Besonders die Meldung von der Dortmunder Führung wirkte als spürbarer Dämpfer. Verstehen und erklären kann man das eigentlich nicht. Unabhängig vom Ergebnis war die Meisterschaft nur noch Formsache. Wir wiederholen das die letzten Spielberichte ja schon fast mantraartig, aber es würde dem FC Bayern sehr gut zu Gesicht stehen, wenn seine Fans eine überragende Saison auch einfach mal feiern könnten und für Ausgelassenheit in den Stadien der Republik zu sorgen. Den Verein hochleben lassen, der Mannschaft zu einer bisher unglaublichen Saison gratulieren und den FC Bayern ausgeflippt und ausgelassen in der ganzen Republik repräsentieren. Bunt, laut und stolz darauf, ein Teil des FC Bayern zu sein. Das sollte unserer Meinung nach der Anspruch von uns Fans sein. Nach Schweinsteigers Hackentor wurde es zwar kurzfristig wieder besser, wirklich gute Stimmung kam aber erst auf, als der Titel wirklich unter Dach und Fach war. Diese Minuten stimmten dann natürlich wieder versöhnlich. Echte Freude im Block, kleine Tänzchen zwischen den Wellenbrechern, Franck Ribery intoniert ein „Super Bayern, Hey, Hey“ und Thomas Müller muss sich das „Scheiß FCN“ verkneifen. Eine richtige Meisterschaftssause stellen wir uns zwar doch um einiges anders vor, aber dafür ist die absolute Mehrheit der Bayernfans – viele von uns eingeschlossen – einfach doch schon zu abgestumpft.

Schon krass, wir feiern die Meisterschaft trotz zwei Jahren Abstinenz, relativ routiniert, auf der Verliererseite träumt eine ganze Kurve von Europa. Die Nordwestkurve gab heute ein extrem gutes Bild ab. Fettes Fahnenmeer zum Einlaufen, dazu über die gesamte Breite Spruchbänder mit dem Aufruf an die Mannschaft, die SGE nach Europa zu schießen. Dazu noch ein paar Grüße an Eintracht-Dauerbrenner Oka Nikolov (seit 1991 im Verein). Ultras Frankfurt lieferte während des Spiels einen Spruchband-Klassiker nach dem anderen. Wir haben keinen tiefen Einblick in die Frankfurt Ultraszene, für den Außenstehenden hatten die Spruchbänder aber eine Mischung aus Authentizität und Augenzwinkern, die sich wohl nur bei wenigen anderen Vereinen in Deutschland finden würde. Nun ja, den Kampf um die Europapokalplätze können wir ganz entspannt vom Platz an der Sonne verfolgen. Es wartet nun vor allem die Kür im Europapokal.

Bevor es aber nach Turin ging, wurde noch eine feucht-fröhliche Rückfahrt nach München verlebt. Zurück in der Heimat wurde dann der FC Bayern Walzer in der Nacht mit Leben gefüllt. Nachdem die Meisterschaft schon angemessen in einer Boazn am Bahnhof begossen worden war, zog zu später Stunde noch ein Tross zum Marienplatz.

Deutscher Fußballmeister FCB!!!

Bilder zum Spiel in Frankfurt findet Ihr hier. Ebenfalls auf der Südkurvenseite findet Ihr auch eine Erklärung von Red Fanatic zu den oben angesprochenen Ganzkörperkontrollen