Wenn die Frauennationaltrainerin es gar nicht gut mit Dir meint und Dir statt einem Heimspiel eine Fahrt quer durch die Republik beschert, dann heißt es eben wieder Urlaubsschein ausfüllen, Geldbeutel auf und rauf auf die Autobahn. Immerhin der BahnCard-Gold Mob konnte sich im Nachhinein über ordentliche Ersparnisse freuen. Auch aus sportlicher Sicht gesehen war es das angenehmste Los. Dem gemeinen HSV-Fan mag man momentan einen Hang zum Masochismus unterstellen. Was deren Mannschaft die letzten Wochen abgeliefert hat, war ja über weite Teile eine Beleidigung für den Fußballsport.
Die Abfahrtszeit war diesmal etwas knapp kalkuliert, so dass uns der typische Fußballstau in zeitliche Bedrängnis brachte. Kurz vor Anpfiff waren die unteren Reihen des Blocks dann allerdings auch belegt und so konnte das Spiel doch von Beginn weg gesanglich begleitet werden. Ca. 10 Minuten nach Kick-Off bekamen wir mit, dass es einen Notarzteinsatz im Mittelrang der Gegengerade gab. Ein kurzer Blick genügte um zu sehen, dass die Sanitäter dort versuchten, jemand wiederzubeleben. Für uns muss der Fußball in solchen Momenten auch mal kurz zurückstehen, weshalb wir die Unterstützung der Mannschaft für ca. 20 Minuten unterbrachen. Die Rettungskräfte haben wohl sehr gute Arbeit geleistet und es gelang ihnen, den Fan ins Leben zurückzuholen. Hierfür gab es Applaus aus dem Gästeblock, bevor sich dann wieder dem Support der Mannschaft zugewandt wurde.
Um ehrlich zu sein, war unser akustischer Auftritt heute eher zum in die Tonne treten. In Hamburg ist es nie gut und wahrscheinlich war es die letzten Male auch nicht besser, da wir auswärts mittlerweile aber eigentlich ein recht vernünftiges Niveau haben, fällt es halt neuerdings stärker auf. Lediglich das „Europapokalsieger FCB – 2. Bundesliga HSV“ war mal ein kurzer Höhepunkt. Der lustige Klassiker „Ohne Magath habt ihr keine Chance“ konnte sich ja leider nicht durchsetzen. Problematisch ist bei uns in Hamburg generell, dass im Gästeblock des Volksparks die Entfernung zwischen den verschiedenen Gruppen, die sonst die Stimmung mitorganisieren, recht groß ist.
Im Gästesektor waren heute zwei Spruchbänder zu sehen. Einmal schickte Red G’sox gute Besserungswünsche an den heimischen TV, wo heute ein Freund ausharren musste. Zum Anderen zeigten wir ein Spruchband zum Thema Ausgliederung und Investoreneinstieg. Ist in Hamburg ja ein topaktuelles Thema, auch wenn das Kind hier wohl schon in den Brunnen gefallen ist. „Fußballvereine gehören in Mitgliederhand – in HH, Jena und überall“.
Die Heimseite hatte heute eine Choreo vorbereitet. Das Motto „Das Unmögliche versuchen, um das Mögliche zu erreichen“ vermieste ihnen ihre eigene Mannschaft allerdings komplett. Da hätten die meisten Drittligisten vermutlich mehr Gegenwehr und mehr Pokalfight gezeigt. Beim 4:0 war nicht mal einer unserer Spieler am Ball bis die Rauten ihn Mario Mandzukic mehr oder weniger vor die Füße legten. Normalerweise ist man ja zu faul, Statistiken nachzuschauen, aber diesmal war es so krass auffällig, dass man eben doch mal den kicker bemühen musste. 81 Prozent Ballbesitz. Da hätte man auch einfach mit Kreide ein Tor auf ne Mauer malen können. Die hätte ähnlich viel mitgespielt.
Da so ein 5:0 Erfolg im Pokalviertelfinale ja nichts Besonderes ist – zumindest nicht gegen diesen HSV – gab‘s auf der Rückfahrt keinen wilden Mate-Suff (bei dem ganze Koffein wären wir eh viel zu aufgedreht gewesen), sondern es wurde sich sofort aufs Ohr gelegt. Die Vorzüge des erholsamen Busschlafes werden die Hamburger dann auf Touren zurück vom Montagsspiel aus Sandhausen oder Ingolstadt sicher auch bald kennenlernen.
Ein Dankeschön geht noch an die anwesenden Freunde von USP und HA.
Die Bilder vom Pokal-Viertelfinale findet Ihr hier.