FC Bayern – VfL Wolfsburg 5:1

Heimspiel gegen Wolfsburg unter der Woche, das ist als Spielberichtsschreiber das große Los. Niemand erwartet was von der Partie und meistens passiert auch nichts besonders. Man könnte zwar was Lustiges über das erste Wiesnheimspiel schreiben, aber eigentlich sind die meisten Leute, denen man heute begegnet, erstaunlich nüchtern und so müsste man die Wahrheit schon arg verbiegen, wenn man von der großen Suffstimmung erzählen würde.

Also berichten wir halt wie es wirklich war und dank Robert Lewandowski wurde der Abend wider aller Erwartungen doch noch derart besonders, dass wir mit der 25. Wiederholung dieser Geschichte sogar noch unseren Enkeln auf die Nerven gehen werden.

Bevor wir dazu kommen, müssen wir aber noch ein paar Worte zu unserer Aktion vor dem Spiel verlieren. In der Vorwoche war mit Dettmar Cramer der letzte noch lebende Trainer des FC Bayern in den goldenen 70er Jahren verstorben. In seine Amtszeit fielen unter anderem die beiden Europapokalsiege 1975 und 1976 sowie der Weltpokalsieg 1976. Auch wenn es in der Liga nicht ganz so rund lief und Cramer auch Anteil an der schlechtesten Platzierung des Vereins in seiner Bundesligageschichte hatte, machen ihn die internationalen Erfolge natürlich zu einem ganz Großen, den wir noch einmal würdigen wollten. Mit einer kleinen Hochziehfahne und dem Spruchband „Danke und Ruhe in Frieden, Dettmar – Heute zählt, was Du gestern erreicht hast“ brachten wir den Respekt und die Anteilnahme der Südkurve zum Ausdruck.

Die anschließende erste Halbzeit kam eher fad daher, zumindest wenn man keine Sympathien für den VfL Wolfsburg hat oder alternativ mehr an taktischen Feinheiten als an Schlagabtäuschen mit offenem Visier interessiert ist. Wäre Fußball Literatur, würden die meisten von uns eben eher zum Groschenroman als zu einem Werk des russischen Realismus greifen. So ehrlich muss man dann auch mal sein. Die Stimmung passte sich dem Spiel an, objektiv betrachtet war es nicht wirklich schlecht, aber es fehlte die Initialzündung, die man sich bei solchen Spielen dann gerade vom unteren Teil der Kurve wünschen würde. Der Gegentreffer durch Caliguri nach Draxlers zweiter Torvorbereitung im Wob-Trikot lieferte auch erstmal nicht den nötigen Zündstoff, um die Südkurve richtig in Fahrt zu bringen.

Bemerkenswert vielleicht noch, dass man den Torjubel der Wolfsburger bei uns gar nicht vernehmen konnte. Dafür war das Aufstöhnen von knapp 75.000 Bayernfans umso lauter, als Manuel Neuers riskantes Spiel mal nicht aufging und Guilavogui den Ball von der Mittellinie an den Pfosten setzte. Fraglich, ob sich unsere Mannschaft nach einem 0:2 auch nochmal erholt hätte.

Nach der Halbzeit begann in jedem Fall zur 51. Minute eine absolute Wahnsinnsshow, die sich innerhalb von 9 Minuten von Rekord zu Rekord hangelte und mit einem spektakulären Seitfallzieher endete. Der Trainer hatte an ein paar Schrauben gedreht, Robert Lewandowski bewies Torriecher und aus einem Rückstand wurde in weniger als zehn Minuten ein Kantersieg.
Die Treffer wirkten natürlich auch in der Kurve nach, zwar stotterte der Motor etwas beim Anlassen, da von ständigem Torjubel unterbrochen, die restliche zweite Halbzeit lief er dann aber dafür umso runder und wartete mit einem der coolsten „Oh, Du mein FCB“ seit langem auf.

War dann doch irgendwie ein cooler Spieltag, an dem man zusätzlich noch ein #bildnotwelcome Spruchband unsererseits erwähnen kann. Die Debatte dazu dürfte ja jeder Fußballinteressierte mitbekommen haben, so dass wir das so mal ohne Erklärung stehen lassen.

Ein abschließendes Dankeschön geht noch an einen Kollegen vom FCC. Schön, dass Du dabei warst.

Prosit!

Bilder vom Spiel gibts hier.