FC Bayern – SV Darmstadt 3:1

Da hätte es einen schönen Text über Fußballromantik gegeben, wenn wir bei diesem Wetter unser Auswärtsspiel am Böllenfalltor gehabt hätten. Durchweicht bis auf die Knochen wären wir in den Zug nach Hause gestiegen und für die Jüngeren unter uns wäre es wahrscheinlich ein einmaliges Erlebnis gewesen. Nun ja, in unser Stadion regnet es ja auch rein. Als romantisch würde das betongraue Szenario von Fröttmaning wohl trotzdem keiner bezeichnen.

Sportlich hätte es eigentlich auch keine Überraschungen geben sollen. Ist das Spiel ja per se schon die Verkörperung des Duells Favorit gegen Underdog, hatte sich bei den Heinern auch noch so ziemlich jeder Stammspieler seine fünfte Gelbe abgeholt. Die Lilien im Gästeblock grüßten dementsprechend zum Einlaufen Stammspieler sowie Bankdrücker und konnten sich auch aufgrund des Spielverlaufs im Laufe der nächsten 90 Minuten auch so noch ein paar Mal bemerkbar machen.
Das man sie noch mehrfach gehört hat, lag aber auch daran, dass die Südkurve heute einen sehr durchschnittlichen Auftritt erwischte. Begleitumstände wie Spielstand und Wetter sind bekannt, aber das ist uns für ein Heimspiel eigentlich nicht gut genug.

Während unsere Nummer 25 auf dem Feld einmal nicht mit typisch reingemüllerten Bällen, sondern feinen Kabinettstückchen das Spiel drehte, zeigte sich die Südkurve heute zumindest in schriftlicher Form ausdrucksstark. Medienkönig des Wochenendes wurde dabei zweifelsohne die Antwort der aMr auf ein Spruchband der Lilien aus dem Hinspiel „Dere Darmstadt, Pep war eh nie unser Ding“. Da juckts den Journalisten derart im Finger, dass er sich auch gar nicht mehr fragt, was denn die Darmstädter damit zu tun haben sollen.

Von MRP gab es ein Spruchband zur unglaublichen Geschichte von Amedspor, einem kurdischen Fußballverein, der gerade den türkischen Pokal aufmischt und der in krankem Maße von Erdogan und dem türkischen Fußballverband gegängelt wird. So wurden Fans des Vereins bei einem Auswärtsspiel in Istanbul verhaftet, weil sie gegen Militäraktionen in Diyarbakir, der Heimatstadt des Vereins, protestierten, bei denen auch Kinder ums Leben kamen. Dabei skandierten sie eben diesen Slogan „The Children must not die. Let them come to watch football“. Einen Satz, den auch Ex-St. Paulianer und Starspieler Deniz Naki von Amedspor aufgriff und dafür nun 12 Spiele gesperrt wurde. Und diese beiden Chosen sind lediglich ein kleiner Teil der Repressionen, die der kurdische Verein erleiden muss und die zeigen, dass die Türkei sich mehr und mehr das Gewand eines Unrechtsstaats überzieht, in dem Pluralismus jeglicher Art zunehmend unterdrückt wird.

Etwas weniger gravierend, aber ebenso bedenklich sind die momentan in Frankreich herrschenden Verhältnisse. Im vorletzten SKB konntet Ihr schon einen Bericht über die hanebüchenen Zustände beim Auswärtsspiel unserer Freunde in Lyon lesen. Allerdings muss man in Frankreich momentan schon froh sein, überhaupt zum Away-Match anreisen zu dürfen, denn immer öfter machen die Behörden von der Möglichkeit Gebrauch Auswärtsfahrten einfach komplett zu verbieten. Wir forderten deshalb, dass das Verbot von Gästefans keine Lösung sein dürfe und im gleichen Atemzug Freiheit für die Ultramarines und alle französischen Fans.

Ein weiteres Spruchband von uns befasste sich mit einem Interview, dass der Vizepräsident des Ligaverbandes und gleichzeitiges Vorstandsmitglied des DFB Peter Peters (was für Eltern muss man haben…) einer großen deutschen Sportzeitschrift gegeben hatte. Hier sprach er von der Möglichkeit, die Bundesligisten erst später im Pokal einsteigen zu lassen, um ihnen so mehr Möglichkeit zur Auslandsvermarktung zu lassen. Wir finden das einen großen Scheißdreck, der den Mythos Pokal gehörig beschädigen würde und legendäre Siege von Zwergenvereinen über Bundesligisten – die wir ja alle sehen wollen – noch seltener machen würde. Wir forderten deshalb “Dorfverein statt Vogelnest – Pokal schon ab Runde 1“. Wer meint, er muss im Sommertraining nach Peking fliegen, soll das tun. Genauso soll er sich dann aber auch gegen die Überraschungsmannschaft aus der Verbandsliga in der ersten Pokalrunde auf die Füße treten lassen.

Dass bei den Herren in den Schaltzentralen des Fußballs leider mittlerweile der innere Kompass immer öfter verschoben ist, rief auch das Inferno nochmal in Erinnerung: DFB für Sippenhaft? – Dann alle Funktionäre mit Sepp in den Knast“

Ein großes Dankeschön geht an die angereisten Civitanovesi und die bereits zahlreich präsenten Jungs und Mädels vom VfL, mit denen in den Räumen mal wieder noch ein guter Abriss veranstaltet wurde.

Bilder vom Spiel findet Ihr hier.