FC Bayern – FC Porto 6:1

Medienhickhack, erste Anflüge von FC Hollywood, eine lange Versehrtenliste und zwei Tore Rückstand. Eine ideale Ausgangsposition schaut anders aus. Aber wir wären ja nicht der FC Bayern, wenn wir nicht trotzdem noch stark aufs Weiterkommen spekulieren würden. „Niemals Aufgeben“ prangte dann zum Einlaufen der Mannschaften in großen Lettern in der Südkurve.

Von der ersten Minute an war zu bemerken, dass sich die elf Spieler diese Aufforderung mehr als zu Herzen nahmen und angetrieben von einer ordentlichen Wut über die Hinspielniederlage Angriff um Angriff gegen die tiefstehenden Portugiesen. Da war schnell klar, dass da heute ein großer internationaler Abend in der Luft lag. Nach 22 Minuten war dann schon der Spielstand erreicht, der zum Weiterkommen reichte. Mit Ergebnis verwalten beziehungsweise einen Gang zurückschalten konnte heute aber keiner unserer Akteure leben. Zur Halbzeit war der Käse deshalb dann auch gegessen. Krasses Spiel, das sicher seinen Platz in der Vereinschronik finden wird. Es ist ohnehin verrückt, wie viele magische Europapokalnächte auch die Jüngeren unter uns schon miterleben durften.

Die Stimmung auf den Rängen dementsprechend natürlich sehr gelöst und außerordentlich gut. Relativ unstrittig wird man sagen können, dass wir an diesem Abend die beste Heimspielatmosphäre dieser Saison hatten – der Bedeutung des Spiels also mehr als angemessen. In Erinnerung bleiben dürfte unter anderem der „Wir sind Bayern“-Wechselgesang, der diesmal wirklich das Prädikat „brachial“ verdient hatte. Bezeichnend allerdings, dass die Kurve nach Jahren der akustischen Beschneidung nach Spielende überhaupt nicht damit klar kommt, dass die Gesänge nicht von der Musik übertönt werden und deshalb das Singen auch mehr oder weniger bleiben lässt. Dass man mit den Spielern dann so gut wie jedes coole Lied hätte anstimmen können (die Jungs kenne viele der Lieder ja auch) stattdessen aber vehement den 08/15 Jubelgesang aller Vereine forderte, ist auch ziemlich schade. Klar, angesichts des Spiels ist das Nebensache, aber halt trotzdem ein Zeichen, dass die Kurve vielleicht noch nicht unbedingt da ist, wo sie mancher gerne sehen will.

Zum Auftritt der Gastfans braucht man nicht viel sagen, geil beflaggter Gästeblock, aber die größte Zaunfahne hilft halt nix, wenn dahinter nicht gesungen wird.

Ansonsten bliebe noch zu erwähnen, dass das Spruchband, das nach dem Donezk-Heimspiel aufgrund einer Unaufmerksamkeit dem Ordnungsdienst in die Hände gefallen war, in neuem Format wieder auftauchte und der Protest gegen die Geisterspiel-Politik der UEFA auch im Viertelfinale ihre Fortsetzung fand. Respect Fans – No to matches behind closed doors!!!

Ums Halbfinale brauchen wir uns aber mal keine Sorgen machen, da müssen wir uns keine Schleichwege ins Stadion oder Hochhäuser in der Nähe suchen, da dürfen wir uns für 100 Euro in den hinterletzten Winkel des Nou Camp sperren lassen. Wer den Vergleich hat, kann dann ja hinterher beurteilen, ob die Sicht aufs Spielfeld im Moskauer Rohbau oder im sonnnigen Katalonien besser ist. In jedem Fall geht’s jetzt wirklich ans Eingemachte. Nachdem man die letzten beiden Runden ja durchaus von Losglück – sowohl aus sportlicher wie auch reisetechnischer Perspektive – sprechen konnte, geht’s jetzt gegen Messi, Neymar und Co. Hoffen wir auf eine Wiederholung des Halbfinals 2013.

We’re going to get the Cup!

Bilder vom Heimspiel gegen Porto gibts hier.