Da sitzt Du auf dem Kurt-Landauer-Turnier, trinkst deine Halbe und dann sagt dein Nebensitzer, in der ersten Pokalrunde geht’s nach Rehden. Kurz auf der Karte lokalisiert, sind schon ein paar Kilometer. Aber gut, so einen gemütlichen Sonntagsausflug lässt man sich ja schon mal eingehen. Der DFB macht einem da aber einen gewaltigen Strich durch die Rechnung. Montag abends nach Niedersachsen – nach langem hin und her wird Osnabrück endlich als Spielort bekanntgegeben. Boah, da kotzt man echt ab. Wir hatten im August ja eh schon zwei Spiele unter der Woche. Man will sich ja sicher nicht über ein Supercup-Finale in Prag beschweren, aber das Urlaubskonto wird in Anbetracht der Klub-Weltmeisterschaft in Marokko langsam bedenklich dünn. Da hätte der DFB ruhig mal etwas für die Fußballkultur in Deutschland tun und einen coolen Klassiker wie Darmstadt-Gladbach als Topspiel festlegen können. Im Nachhinein betrachtet wäre das auch sportlich eine wesentlich interessantere Veranstaltung geworden.
Hätte, wäre, wenn zählt alles nichts und deshalb wurde eben mal wieder ein Urlaubsschein ausgefüllt und das Gefährt gen Osnabrück bestiegen. Das dortige Stadion ist immerhin noch eines der cooleren der Republik und hat noch wirklich Charakter vorzuweisen. Trotz des netten Grounds wurde der Gästeblock heute von uns gemieden. Wie jeder mitbekommen haben dürfte, hat die AG den Auswärtsdauerkarten (AWDK) die Option auf Europapokal- und DFB-Pokalspiele gestrichen. In Rehden waren wir in der günstigen Situation, auch ohne AWDK sicherstellen zu können, dass wir alle zusammen im gleichen Block stehen können. Es wurde einfach eine ordentliche Zahl Karten für den angrenzenden Sektor gekauft. Angelehnt an ein Zitat von Markus Hörwick gab es dazu auch ein Spruchband. „Keine AWDK für Pokal und CL – Das Klientel – bald auch in einem Heimbereich in Deiner Nähe“. Nun gut, ein Heimbereich war es nicht so wirklich, etwas fremd vorkommen konnte man sich trotzdem. Da sprangen schon ein paar interessante Menschen rum. Persönliches Highlight vieler wahrscheinlich der Typ im Bayerntrikot, der Osnabrück-Lieder sang, um uns zu provozieren. Wenn’s ihm sonst gut geht. Generell waren die Leute im geschmeidigen Stehplatzblock halt alle eher da, um sich einfach den FC Bayern anzuschauen. Folglich gab es einige Reibungspunkte, bei denen wir uns vielleicht ab und an etwas diplomatischer verhalten hätten können. De-facto waren es aber Konflikte, die eben aus der Aufkündigung der AWDK-Optionen resultierte. Vorher war klar, welchen Block man sich aussuchen würde, da eh viele Leute hierfür Karten haben und man sich das Spiel natürlich auch gemeinsam anschauen will. Jetzt muss man sich immer fragen, ob Leute, die seit Jahren so gut wie kein Pflichtspiel des FC Bayern verpassen, überhaupt ein Ticket für den Gästesektor kriegen. Dann schaut man sich halt nach Alternativen um und feuert von da gemeinsam an.
Das funktionierte auch ganz gut, zwar sangen der eigentliche Gästeblock und die Gruppen nebendran ab und zu mal etwas im Kanon, aber das war ja beileibe nicht das erste Mal. Die beiden Vorsänger, einer im Neben- einer im eigentlichen Gästeblock, machten ihren Job sehr gut und konnten die Blöcke immer wieder einfangen und auf’s gleiche Tempo trimmen. Zum Einlaufen gab es ein großes gemaltes Spruchband mit der Aufschrift „Forever Südkurve“, was aber nur den Auftakt zu einem wahren Spruchbandfeuerwerk bildete. Momentan stehen leider so viele Themen auf der Tagesordnung, dass man bald gar nicht mehr weiß, was man zuerst ansprechen soll. Deshalb nahmen wir erst mal noch Bezug auf die Ereignisse Ende der letzten Saison. Leider nicht nur auf den Triple-Sieg, der wurde lediglich gesanglich ausgiebig gefeiert. Stattdessen griffen wir nochmal die Farce rund um den Arbeitskreis Fandialog auf, der mittlerweile nur noch ein reines Feigenblatt ist, um die Beteiligung der Fans an Entscheidungen, die sie betreffen, vorzugaukeln. „Euer Fandialog ist reiner Hohn“. Ein zweites Thema, das uns diese Wochen beschäftigt, sind die vielen neuen Stadionverbote für die Südkure München. Die Mehrzahl davon wurde ausgesprochen, obwohl die Polizei nicht mal Ermittlungsverfahren gegen die betroffenen Personen eröffnet hat. Auch bei allen anderen stünde es den Verantwortlichen der FCB AG gut zu Gesicht, die Ergebnisse der Ermittlungen abzuwarten – von der allgemeinen Sinnhaftigkeit von Stadionverboten mal abgesehen. Deshalb startete Halbzeit zwei mit einer kleinen Aktion für alle alten und neuen Ausgesperrten. Diffidati con Noi! Glücklicherweise gab es in Hinsicht SV auch einen kleinen Lichtblick und einer unserer Mitstreiter darf nach längerer Abstinenz wieder die Stadien der Republik besuchen. Auch an dieser Stelle nochmal Willkommen zurück. Verbunden wurde die SV-Thematik mit einer kleinen Kampfansage gegen Ende des Spiels: „Immer präsent, Immer frei, Immer Ultras“. Ein weiteres Spruchband grüßte einen ganz besonderen Bayernfan, der viele Leiden und noch mehr Kilometer für unseren Verein auf sich genommen hat und momentan mit seiner Gesundheit kämpft. Gute Besserung, Festus!
Sportlich gibt es naturgemäß wenig Berichtenswertes. Die kleinen Rehdener waren nochmal ein Tor schlechter als der FC Barcelona 😉
Eigentlich wollte man nach Abpfiff schnell nach Hause, musste sich dann aber noch mit einigen wenigen Osnabrückern herumärgern, die mal Bundesligaluft schnuppern wollten und zuvor einzelne Bayernfans abgezogen hatten. So verzögerte sich die Ankunft daheim halt nochmal ein wenig und der Chef schaut schon zu Saisonbeginn grimmig auf die Uhr. Der wird noch Spaß haben dieses Jahr. Wir auch!
Bilder vom Pokalspiel in Osnabrück finden sich auch auf der hier.