Topf zwei hielt dieses Jahr eigentlich kein Los bereit, das die Fanherzen höher schlagen ließ. Atlético wäre ganz nett gewesen, der Rest aber alles alte Bekannte, die man mehr als zu Genüge besucht hat. Mit entsprechender Gleichgültigkeit wurde Arsenal als Los akzeptiert – immerhin nicht so weit und jede Menge Billigflieger. Schlucken musste man dann allerdings, als man sich zum ersten Mal Gedanken über die Eintrittspreise machte. Arsenal ist grundsätzlich die teuerste Adresse in England und beim derzeitigen Wechselkurs schlägt das im Euro-Geldbeutel nochmal stärker ein. Noch vor der Veröffentlichung der endgültigen Eintrittspreise war deshalb klar, dass wir uns in irgendeiner Form aktiv mit der momentanen Preistreiberei in den europäischen Wettbewerben (bzw. in manchen Ländern grundsätzlich) auseinandersetzen mussten.
Mit 89 Euro ohne Gebühren und Versandkosten gestalteten sich die Preise dann entsprechend happig. Wir brauchen hier nicht nochmal die Argumentation wiederholen, die der „Without Fans Football is not worth a penny“-Kampagne zugrunde lag, können aber konstatieren, dass wir jede Menge mediale Aufmerksamkeit generieren konnten, die Aktion positiv wahrgenommen wurde und öffentliche Diskussionen angestoßen hat. Von daher wird im Nachhinein ein Erfolg darunter stehen. Danke an alle, die sich beteiligt haben. Wer in London anwesend war, wird aber auch gemerkt haben, dass der Zuspruch unter den Bayernfans deutlich größer hätte sein können. Die aktuelle Stellungnahme der Initiatoren bringt es eigentlich ganz gut auf den Punkt.
Leider sind auch viele Leute während der 5 Minuten in den Block gegangen. Klar, die meisten von denen waren einfach Touristen, für die das wahrscheinlich das erste Spiel von Bayern überhaupt war. Ein solches Publikum ist für Spiele in London leider typisch. Es waren aber auch noch einige andere während der Aktion im Block, die es eigentlich wissen müssen, denen aber der Blick über den eigenen Tellerrand gefehlt hat. Auch wenn die knapp 100€ Euch vielleicht nicht wehgetan haben und es Euch vielleicht egal ist, was mit den anderen Fans ist, ist Euer Verhalten kurzsichtig. Wenn sich die Preisspirale weiter dreht und sich das Publikum beim Fußball total verändert, wird der Fußball nicht mehr derselbe sein. Dann wird es aber zu spät sein, die Uhr zurückdrehen zu wollen.
Umso schöner war natürlich die Anerkennung der Heimfans in Form von Applaus nach Ablauf der fünf Minuten.
Dass sich unser Protest aber nicht allein gegen die exorbitanten Eintrittspreise, sondern auch um den generellen Respekt gegenüber Fans und ihren Interessen drehte, zeigte sich später darin, dass auch heute wieder das „No to matches behind closed doors“ Spruchband zum Vorschein kam.
Ansonsten war das Spiel auf den Tribünen leider wenig erwähnenswert. In unserem Block sprang der Funken selten über, keine Katastrophe aber jetzt auch nicht das Ausrufezeichen. Auch das restliche Stadion machte einen auf „Highbury, the library“ bis Giroud in der 77. Minute die Gunners nach einem Torwartfehler in Führung brachte. Kann man jetzt schade finden, dass die ansonsten gute Mannschaftsleistung unserer Rot-Weißen nicht belohnt wurde, allerdings gibt es tatsächlich schmerzhaftere Niederlagen und lieber verliert man mal in London als in der Bundesliga gegen einen Gegner, bei dem auch noch eine Rivalität auf den Rängen besteht.
Darüber hinaus einfach ein unspektakuläres Europapokalspiel in einer altbekannten, immens teuren Umgebung. So schön es immer ist, England bitte erst wieder, wenn der Euro gegenüber dem Pfund wieder an Wert gut gemacht hat. Ein Dankeschön geht noch an die Freunde aus Bochum, Jena, St. Pauli und von Ultras Samb für die Anwesenheit.