Wie bitter! Fast jeden Gegner spielt man diese Saison an die Wand, aber ausgerechnet im bayrisch-fränkischen Derby bekommt unsere Elf gegen die Rumpelfußballer vom Club nur wenig auf die Reihe und ruht sich nach einer frühen Führung lieber aus, anstatt sich der kämpferischen Spielweise der Nürnberger anzupassen. Dazu gelingt Feulner ein famoser Schuss, der ein bisschen an Roberto Carlos erinnerte. Selbst in Überzahl reicht es nicht mehr für den Siegtreffer. Das Unentschieden ein klarer Sieg für die Franken.Was gibt es sonst rund ums Derby zu berichten? In den Tagen vor dem Spiel waren beide Szenen künstlerisch an der Autobahn und Zugtrasse tätig, wobei der letzte Pinselstrich leider jeweils den Nürnbergern gehörte. Dementsprechend gab es für den Zugfahrerhaufen entlang der Strecke wenig Erbauliches zu sehen. Der zur Entschädigung geplante Spaziergang durch die Nürnberger Altstadt musste leider ebenfalls entfallen. Die Polizei hatte den Bahnhof so hermetisch abgeriegelt wie noch bei keinem unserer Gastspiele zuvor. Dementsprechend unspektakulär gestaltete sich der Weg der über 1000 Bayernfans vom Bahnhof über die Messe zum Gästeblock. Dort hatten die Verantwortlichen zumindest mal ein wenig dazugelernt und man konnte den Auswärtsdauerkartenschalter aufsuchen, ohne sich vorher durch die Kontrollen zu drücken. Erwähnenswert ist in Punkto Eintrittskarten noch, dass wieder einige Bayernfans vor den Stadiontoren blieben, um ein Zeichen gegen die absolut überzogenen Eintrittspreise zu setzen, die die scheiß Nürnberger Vereinsverantwortlichen jedes Jahr von uns verlangen. Auf den Stehplätzen zahlen wir 10 Euro mehr als die Fans manch anderer Vereine, von den Sitzplätzen noch ganz zu schweigen.
Im Stadion gab es schon vor Spielbeginn ersten Grund zu jubeln. Trotz eines Verbots konnten Trommeln und Megaphon erfolgreich in den Gästeblock geschmuggelt werden. Sorry Leute, am Ende gewinnen halt doch meistens die Guten. Mit ein bisschen Köpfchen sind wir Eurem Repressionswahn immer noch um Längen voraus. Der Club hat im Gegensatz zu unserer AG halt aber auch keinen Professor, der ihm dabei unter die Arme greift.
Die Nürnberger leiteten das Spiel mit einer Choreo zu Ehren ihres Trainers Jenö Konrad und seines Ausspruchs „Der Club war der Erste und muss der Erste werden“ ein. Konrad hatte den Verein zwischen 1930 und 1932 trainiert. Er wurde kurze Zeit später aufgrund seines jüdischen Hintergrundes Opfer einer Medienkampagne der Nationalsozialisten und entschied sich, Deutschland wieder den Rücken zu kehren. Sein größter Erfolg mit den Franken war der Einzug ins Halbfinale um die deutsche Meisterschaft 1932. Dort unterlag er dem späteren deutschen Meister. Wer das war, dürfte ja jedem Bayernfan geläufig sein.
Eigentlich sollte das Motto der Nürnberger Choreo direkt mit dem Spruch „Der FC Bayern wird Erster und Nürnberg steigt ab“ gekontert werden, leider kamen die Spruchbandteile aber quasi erst mit Anpfiff ins Stadion, so dass die Antwort leider erst etwas verspätet präsentiert werden konnte. Trotzdem schöne Grüße an den, wie so oft, ein wenig geschwätzigen Hans Maulwurf. Angesichts des Intros auf unserer Seite wissen wir ohnehin nicht, wie hoch die Halbwertszeit der Tapete gewesen wäre. Die Pyroshow fiel wohl leider deutlich spärlicher aus als geplant, da laut Hörensagen viele der optischen Stilmittel präventiv entsorgt werden mussten, um nicht einer Polizeikontrolle in die Hände zu fallen.
Mit der Stimmung auf unserer Seite kann man durchaus zufrieden sein. Hohe Beteiligung in allen Blöcken des Unterrangs, der Oberrang stieg auch ab und zu mit ein und so konnte immer wieder eine ordentliche Lautstärke erzielt werden. Dass man sich bei einem Derby natürlich noch immer ein Quäntchen mehr an Feuer und Enthusiasmus erwartet ist aber klar. Gerade in Halbzeit zwei hatten wir auch die ein oder andere Schwächeperiode. Daran brauchen wir jetzt aber auch nicht groß herummäkeln. Wir hatten in Nürnberg auch schon weiß Gott schlechtere Auftritte. Ein Dankeschön an dieser Stelle geht an die Freunde aus Jena, Bochum und Hamburg, die uns unterstützt haben.
Die Nordkurve Nürnberg zu beurteilen fällt aufgrund der Weitläufigkeit des Frankenstadions sehr schwer. In der ersten Halbzeit war man aber durchaus überrascht, hatten wird die Kurve doch besser in Erinnerung. In Halbzeit zwei zeigten die Nürnberger dann, dass sie weit mehr drauf haben, als bis dahin gezeigt. Leider sehr gut.
Geknickt und enttäuscht ging es auf den ereignislosen Heimweg. In München wurde der Abend bei ein paar Frustbier ausklingen gelassen. Leider diesmal kein Derbysieger FCB.
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