Der Sonntag ist jetzt sicher nicht Everybody’s Darling, aber ab und an geht das schon mal klar, vor allem wenn es ans Böllenfalltor geht, beziehungsweise ins Jonathan-Heimes-Stadion am Böllenfalltor. Für diese Saison hat ja der Namenssponsor (bin mal gespannt, wie viele Leser überhaupt wüssten, wer der Sponsor ist) auf seine Rechte verzichtet, damit das Stadion für eine Spielzeit nach dem verstorbenen Fan Johnny benannt sein kann.
Auch nach dem Umbau kommt das Bölle noch immer recht schmuck daher und gerade die Gegengerade mit ihren Stehplätzen lässt das Herz des Fußballromantikers höher schlagen. Recht sympathisch, dass die Darmstädter beim Umbau keinem Größenwahn erlegen sind, sondern eher auf die Schiene „Klein aber fein“ gesetzt haben. Wenn man da nach Aachen oder in andere Orte schaut, kommt einem ja das kalte Grausen.
Allein daran, wieviel jetzt schon über das Stadion geschrieben wurde, sieht man ja, dass es doch noch einen besonderen Reiz hat hier zu spielen. Ob unsere elf Mannen auf dem Rasen, das genauso sahen, darf ob der Leistung jedoch ein wenig bezweifelt werden. Das war ja Mini-Max-Prinzip in Reinkultur und echt kein Spaß zum Zuschauen. Ein Traumtor reichte dann schlussendlich, aber die Begegnung ließ einen trotzdem etwas sorgenvoll auf’s Red Bull Spiel blicken. Mittlerweile wisst Ihr alle, dass selbiges mehr als gut über die Bühne ging. Somit können wir das Darmstadt-Spiel als FC Bayern-likes Warmspielen betrachten. Kennen wir ja aus der Vergangenheit zur Genüge, dass Bayern-Mannschaften den Motor vor den Big Matches gerne mal ein bisschen schonen.
Nicht geschont wurden in Darmstadt die Stimmbänder. So ganz ohne Dach ist nämlich einiges mehr an Sangeskraft nötig, damit man a) selbst was hört und b) auch was auf dem Spielfeld ankommt. Das gelang eher so medioker. Soweit man die Vorsänger noch hören konnte, war es eigentlich ganz lustig und es wurde munter gesungen. Weiter oben hatte man aber wahrscheinlich gar nicht groß eine Chance zu hören, welche Lieder unten gerade am Laufen waren. Auch der Auftakt zur zweiten Halbzeit, die passend zum vierten Advent mit ein bisschen Feuerschein aus Blinkern und Bengalos eingeleitet wurde, brachte nicht viel neuen Schwung, so dass man schlussendlich wohl von einem „okayen“ Auftritt sprechen kann. In dem geilen Gästeblock hat man halt ohnehin schon einen gewissen Grundspaß, dann fällt die Lautstärke nicht so ins Gewicht.
Der Vollständigkeit halber sei auch noch ein Spruchband von uns in der ersten Halbzeit erwähnt. „Bevor Afghanistan sicher ist, regiert Die Linke Bayern“ spielte auf die von der Landesregierung schon hart gefeierten Abschiebungen nach Afghanistan an, die in der Woche zuvor durchgeführt worden waren. Ein Land, in dem die Taliban, der Islamische Staat Khorasan Provinz und andere bewaffnete Gruppen stetig für Angst und Schrecken unter der Bevölkerung sorgen, Zwangsrekrutierungen vornehmen und ihre Gegner eher mit dem Schwert als der Feder bekämpfen als sicher zu bezeichnen ist schon ein relativ starkes Stück, das Asylrecht soweit zu dehnen, dorthin abzuschieben ein noch viel stärkeres.
Dass Afghanistan kein sicheres Land ist, sieht im Übrigen auch das Auswärtige Amt so, das bei seinen Reisehinweisen nicht von sicheren, sondern nur von verhältnismäßig ruhigen Gebieten spricht.
Nach dem Spiel ging es zurück zu den Bussen, wo man noch schnell auf die Diffidati wartete und sich vor allem von den Freunden vom FC Carl Zeiss Jena verabschiedete. Die Jungs und Mädels vom FCC unterstützten uns trotz der miserablen Kartenlage heute mit einem ganzen Bus. Mille Grazie hierfür. Außerdem gehen Grüße raus an eine Suffnase aus den Reihen von USP, die sich sehr spontan zu einem Darmstadt-Besuch entschied.