ULTRA‘ SANKT PAULI:
VfB Stuttgart – FC Sankt Pauli
Saisonauftakt in Liga 2. Wie gewohnt ging es bei unseren Freund_innen bereits 2 Wochen vor dem Pokal los und gleich zu Beginn wartete mit dem Absteiger VfB Stuttgart ein sehr interessanter Gegner auf Rasen und Rängen, jedoch gleichzeitig auch eines der weitesten Auswärtsspiele der Saison. Da freust du dich dann besonders, wenn du am 1. Spieltag gleich mal Urlaub brauchst, damit du die knapp 700km ins Schwabenländle gemeinsam mit deiner Gruppe zurücklegen kannst. Auf der anderen Seite waren fanfreundliche Terminierungen in letzter Zeit ja eh nicht so das Ding der DFL, weswegen die Ansetzung auf Montag leider auch nicht wirklich überraschte. Nichtsdestotrotz machten sich 2 Busse aus Hamburg auf gen Süden, um kurz vor Stuttgart noch einen Zwischenstopp an einem Badesee zu machen. Dort stieß auch der Großteil der heute anwesenden 27 Münchner_innen dazu. Dank etwas Verspätung der Busse hielt sich die Dauer des Badevergnügens leider in Grenzen, aber schließlich wartete das heutige Highlight ja noch.
Knapp 9 Monate ist es her, als die Fanszene des FC Sankt Pauli mit 83 Stadionverboten belegt wurde. Nun wurden diese nach den Einstellungen der meisten Verfahren zu Saisonbeginn auf Bewährung ausgesetzt. Schon beim Betreten des Blocks war die Vorfreude der Betroffenen spürbar. Beim ersten Einsingen war ein Knistern zu merken, was sich dann mit Anpfiff in pure Freude entwickelte. Es war einfach wunderschön anzusehen, wie freudestrahlend die Gesichter der ehemaligen Diffidati waren, wie viel es ihnen bedeutet, wieder für ihre Farben und ihre Sache in den Blöcken dieses Landes singen zu können.
Dementsprechend ausgelassen war dann auch der Tifo. War es zu Beginn schon gut, wurde sich spätestens nach dem 0:1-Führungstor in einen Rausch gesungen. Lieder, die minutenlang getragen wurden, wechselten sich mit Klatschrhythmen und Wechselgesängen ab, alles in allem kam das meiner subjektiven Optimalvorstellung schon gut nahe. Wie viel davon in der Heimkurve ankam, kann ich nicht beurteilen, jedoch dürfte sich das ein oder andere Lied durchaus Gehör verschafft haben. Spaß hat es gemacht und ein Freund meinte, dass es – ebenfalls natürlich subjektiv – einer der besten Auswärtsauftritte des FCSP in der 2. Liga gewesen sein dürfte. Eine konstant hohe Mitmachquote und die damit einhergehende Lautstärke sprechen dafür.
Auf die Cannstatter Kurve waren heute einige gespannt. Die Schwaben starteten traditionell mit der ‚Karawane Cannstatt‘ in ihren Spieltag, welche auf Fotos wieder durchaus beeindruckend wirkte, was die Masse angeht. Die Karawane stand dieses Mal ganz unter dem Stern der Proteste gegen Montagsspiele, auch im Stadion folgten einige Aktionen zu dieser Thematik. Beispielsweise war zwar der Aufruf des CC97 an das gesamte Stadion, sich weiß zu kleiden, was auch ziemlich flächendeckend funktionierte, jedoch packte das Commando Mitte der ersten Halbzeit rote Shirts aus, die einen traurigen Smiley bildeten und mit einem ‚Montags seh ich rot‘-Spruchband unterstrichen wurde. Weitere Spruchbänder wurden unter anderem zum Thema Red Bull und Spieltagsterminierungen gezeigt. (Bilder hierzu)
Stimmungsmäßig war es schwer, den Auftritt der Heimkurve einzuordnen. Immer wieder die üblichen Pausen, die sich dann aber auch mit einer überzeugenden Mitmachquote abwechselte, wenn denn mal gesungen wurde. Nach dem Gegentor war schon eher Flaute, nachdem der VfB das Spiel allerdings so spektakulär noch zum 2:1-Heimsieg drehte, stieg das gesamte Stadion mit ein und es wurde schon gut laut. Irgendwie aber trotzdem ein typischer Stuttgart-Auftritt.
Auch USP beteiligte sich per Spruchband an der Montagsspiele-Thematik. Aufgrund des sehr ärgerlich verschenkten Spiels flachte die Stimmung im Gästeblock leider etwas ab, was allerdings nicht heißt, dass sich nicht selbst gefeiert wurde. Nach dem Spiel richtete noch ein Mitglied ein paar Worte an die anwesenden Gäste, in welchen sich für die ausgesprochene Solidarität bedankt wurde, die USP in der schweren Zeit sehr viel Kraft spendete.
Ich denke, wir wissen nur allzu gut, was damit gemeint ist, auch wir haben nach dem Eintreffen unserer Verbote viel Rückhalt von Euch erfahren und können Deine Worte nur so zurückgeben, Cheesy. Solidarität ist eine der wenigen Waffen, die wir im Kampf gegen die Repression haben und daher eines der wichtigsten Güter, die unsere Bewegung vermitteln kann!
Mit den Bussen ging es wieder zum Treffpunkt, wo sich unsere Wege leider trennen mussten. Doch nicht für lang, denn bereits 5 Tage später stand mit
FC Sankt Pauli – Eintracht Braunschweig
das erste Heimspiel an. Auch hier durften wieder 10 Münchner_innen die Gastfreundschaft unserer Freund_innen genießen.
Wie im letzten Jahr hatte Ultrà Sankt Pauli sich etwas Besonderes überlegt und bezog wieder das gesamte Millerntor-Stadion mit ein. Die letzten Wochen der Sommerpause war wieder richtig ranklotzen angesagt, knapp 10.000(!) Fahnen in verschiedenen Farbmustern wurden in Handarbeit seitens USP genäht, in etwa die gleiche Menge kam nochmal von anderen Gruppen, wie zB der Gegengerade und der Nordkurve. So viel zum Thema Plastik-Fahnen.. warum das in Hamburg möglich ist, in München jedoch nicht, weiß wahrscheinlich auch nur eine Person – leider die in diesem Fall entscheidende…
Bevor die Partie jedoch angepfiffen wurde, wurde sich hinter der Südkurve gesammelt, um gemeinsam mit Gesang und Konfetti-Kanonen in den Block einzuziehen. Mit Einlaufen der Mannschaften dann ein beeindruckendes Bild: wirklich das gesamte Stadion – natürlich ausgenommen des Gästebereichs – war in ein braun-weißes Fahnenmeer getaucht, welches auch während des Spiels ab und an mal in Ansätzen wieder auftauchte. Stimmungstechnisch dann ein, etwas überraschend, eher schwächerer Auftritt der Süd, welche zwar stets bemüht war, durchgehend sang, viel probierte, allerdings wollte der Funke nicht wirklich zünden und so konnte keine ansprechende Lautstärke erreicht werden. Das Geschehen auf dem Rasen hatte daran selbstverständlich auch seinen Anteil, ist ein Gegentor kurz vor der Halbzeit und dann in der 70. Minute, mitten hinein in die einzige Phase, in der der Magische FC mal etwas die Kontrolle an sich reißen konnte, dann doch nicht unbedingt förderlich.
Der Gästeblock war am heutigen Tag gut gefüllt, erwischte wohl auch einen recht guten Tag. Über weite Strecken beteiligte sich ein großer Teil des Stehplatzblocks an den Gesängen, in der für die Szene des BTSV obligatorischen 67. Minute dann auch die Sitzplätze. Warum akustisch trotzdem nicht mehr in der Heimkurve ankam, kann ich nicht beurteilen. Optisch muss ich offen sagen, dass der ‚Stil‘ der Braunschweiger bei mir auf wenig Gegenliebe trifft, daran hat sich auch nichts geändert, seit verstärkt auf gelb-blaues und weniger buntes Material gesetzt wird. Abseits des Platzes hatten sich vor dem Spiel wohl ein kleiner Haufen Niedersachsen im Viertel verlaufen, leider verpasste man sich wohl knapp und so kann man nur hoffen, dass die Braunschweiger ihren Weg auch ohne Wegbeschreibung gefunden haben.
Da auch das zweite Saisonspiel verloren ging, kann wohl getrost von einem verkorksten Start des FCSP gesprochen werden. Aber noch ist ja noch lange nicht aller Tage Abend und so wird sich zeigen, wohin der Weg diese Saison geht.
In der Zwischenzeit hat St. Pauli das Pokalspiel beim VfB Lübeck mit 3:0 gewonnen und fährt als nächstes in der Liga zum Klassiker nach Dresden.
Auf in eine neue Saison, mit hoffentlich vielen gegenseitigen Besuchen, Seite an Seite!
Sankt Pauli e Monaco! LÜBECKER ARSCHLÖCHER!
ULTRAMARINES BORDEAUX:
Sommerpause! In Bordeaux war man froh, als die vergangene Spielzeit im Mai endlich ihr Ende fand. In der Liga schloss man mit einem unbefriedigenden 11. Platz ab, was bedeutet, dass es wieder eine Spielzeit ohne Europapokal geben wird. Unstimmigkeiten mit dem Verein, besonders in Sachen Transferpolitik, eine größtenteils lustlos auftretende Mannschaft sowie stärkere Repression von Seiten der Staatsmacht im Zuge der EM prägten die vergangene Spielzeit.
Mittlerweile sind die Differenzen mit dem Verein ausgeräumt und es konnten mit Toulalan (Monaco) und Menez (AC Mailand) zwei namhafte Spieler verpflichtet werden. Zudem konnte Top-Torjäger Diego Rolan gehalten und ungeliebte Spieler wie Biyogo Poko (zu Karabükspor) abgegeben werden. Letzterer beförderte sich durch ein Foto im Marseille-Trikot selbst ins Abseits, sodass der Abschied letztendlich von den Ultramarines forciert wurde, die bei Biyogo Poko persönlich vorbeischauten, um ihm klar zu machen, dass er nicht mehr willkommen ist. Personell sollte man also ganz ordentlich aufgestellt sein, um wieder um die internationalen Plätze mitzuspielen.
Neben intensiven Gesprächen mit dem Verein standen für die Ultramarines in der spielfreien Zeit auch wieder diverse Turniere auf dem Programm. Neben ihrem eigenen Copa Ultras, bei dem wieder einige Mitglieder unserer Gruppe vor Ort waren, fuhren die Ultramarines auch zahlreich zum Kurt Landauer Turnier sowie zur 25 Jahresfeier der Magic Fans aus St. Etienne.
Vor 2 Wochen war die Sommerpause allerdings auch schon vorbei und man startete mit einem 3:2 Sieg gegen St. Etienne fulminant in die neue Saison. Die Mannschaft konnte voll überzeugen und führte bis zur 80. Minute mit 3:0, ehe im Schlussspurt etwas die Puste ausging. Auch auf den Rängen war einiges geboten: Die Ultramarines zogen zum Intro eine Blockfahne über Unter- und Oberrang hoch, die auf den 8. August 1986 anspielte. An diesem Tag hing zum ersten Mal eine Fahne mit der Aufschrift „Ultramarines“ bei einem Spiel. Es war der Startschuss für die Ultrabewegung in Bordeaux, die mit der Gründung der Ultramarines 1987 auch in Form einer Gruppe Gestalt annahm. Jene legendäre erste Zaunfahne hing auch während des Spiels am Zaun.
Auch im Gästeblock gab es eine optische Aktion, so gab es grün-weiße Folienbahnen inklusive des Stadtwappens als Blockfahne zu sehen. Aufgrund des positiven Spielverlaufs herrschte teilweise euphorische Stimmung in der Heimkurve, die zum Ende des Spiels noch einmal gedämpft wurde.
Eine Woche später sollte es zum ersten Auswärtsspiel der Saison zum Rivalen nach Toulouse gehen. Frühzeitig machte man sich auf den 250 km langen Weg und ohne Polizeibegleitung erreichte man Toulouse, wo man sich im Pub der örtlichen Szene niederließ und überraschend entspannte Stunden verbringen konnte. Das Spiel war dann ein Spiegelbild aus der vergangenen Saison, am Ende stand ein 1:4. Trotz der schwachen Leistung konnte der Gästeblock über die 90 Minuten durchaus überzeugen und heizte die Stimmung immer wieder mit etlichen Bengalen an.
Mit dem Derby gegen Nantes steht dieses Wochenende erneut ein interessantes Spiel auf dem Plan. Leider wird es uns dank der ungünstigen Ansetzung am Sonntag nicht vergönnt sein, unsere Freunde mal wieder bei einem Heimspiel unterstützen zu können.
5. August 1986 – 5. August 2016! Le historie continue…