Wow, what a match! Gestockter Atem, Ausgleich in letzter Minute, harte Tor-Pogos. Das war Europapokal in seiner reinsten Form. Das sind die Momente, in denen einseitige und langweilige Bundesligakicks keine Rolle mehr spielen.
Wahrscheinlich ist mittlerweile schon alles geschrieben worden, was man über die 120 Minuten Fußball zu Papier bringen kann. Über Defensivschwächen, kluge Wechsel, schlechte Wechsel und natürlich Arturo Vidal. In Form von blauen Flecken, die wir uns beim Torjubel nach Thomas Müllers 2:2 holten, bekam auch jeder noch sein persönliches Souvenir mit nach Hause.
Wie eigentlich immer nach solch legendären Europapokalnächten ist es müßig, hinterher noch an der Kurve oder irgendetwas anderem herumzumäkeln. Eine zu Beginn durch eine schlichte Aktion in rot-weiße Streifen getauchte Südkurve hatte heute nämlich weniger zum grandiosen Spielverlauf beigetragen als sie könnte. Am Liedgut sollte es nicht gelegen haben, das war nämlich sicher auch an die Leute angepasst, die ihre Jahreskarte sonst meistens weitergeben und nur noch zu den Kracherspielen wie eben an diesem Mittwoch in die Kurve kommen. Wirklich Leben in die Bude kam dann aber trotzdem erst ab dem Anschlusstreffer, wobei das im Zuge der nervenaufreibenden Schlussminuten auch schnell wieder abflachte.
An sich deshalb auch egal, aber das Zünglein an der Waage waren wir heute eben nicht. Da braucht man sich nichts einbilden. Das merkte man schon allein daran, wie oft die Bianconeri in der Südkurve zu hören waren (okay, bei einer 2:0 Führung singt sich‘s auch leicht).
Bemerkbar machen wollten wir uns nach den Ereignissen in Turin auch nochmal gegenüber der italienischen Öffentlichkeit und dabei auf die Zustände aufmerksam machen, die einem als Fußballfan auf dem Stiefel begegnen können. Deshalb gab es bei uns heute noch zwei Spruchbänder auf italienisch. Übersetzt stand dort zu lesen „Das Problem des Fußballs sind nicht die Ultras, sondern die Polizei und das Osservatorio“. Das Osservatorio ist dabei am ehesten mit unserer ZIS zu vergleichen, spielt aber auch in der Öffentlichkeit eine wesentlich größere Rolle. An die gleichen Adressaten ging auch die zweite Botschaft: „Ihr wollt die Logik der Ultras brechen und zerstört dabei den Fußball – Ultras wird es aber immer geben“.
Ansonsten hatte MRP noch die stets angebrachte „No to matches behind closed doors“-Fahne im Gepäck. Die Chance war ja gar nicht so gering, dass es uns im Achtelfinale noch einmal mit einem Geisterspiel erwischt. Die Strafenpolitik und Bigotterie der UEFA wurde dann auch nochmals in einem weiteren Spruchband aufgegriffen: Sanctioning Fans and Clubs, but paying court to corrupt officials! UEFA MAFIA!
Ein Dankeschön nach diesem famosen Fußballabend geht diesmal noch an Gäste aus Jena, Hamburg und Civitanova, mit denen der Sieg im Anschluss noch heftig begossen wurde. Falls Ihr noch paar Urlaubstage übrig habt, nehmen wir Euch auch gerne als Glücksbringer mit nach Lissabon.
Eine Reise nach Portugal kommt uns ohnehin sehr gelegen. Der Buschfunk munkelt nämlich, der Mob hätte schon wieder Bock auf Super Bock. (Einfach ein fantastischer Reim)
FC Bayern – Könige von Europa