VfL Wolfsburg – FC Bayern 4:1

Als Herbstmeister gebührte uns wie gewohnt die Ehre, die Rückrunde der Bundesliga mit einem Live-Spiel im öffentlich-rechtlichen Fernsehen zu eröffnen. Damit einher ging auch die Verpflichtung, sich mal wieder freitags auf den Weg zu machen und den Kollegen folglich spätestens zur Mittagspause ein schönes Wochenende zu wünschen.

Das Spiel war für uns diesmal weniger aufgrund der sportlichen Bedeutung von besonderer Natur, sondern weil es die erste Begegnung war, seit uns unser Freund Fabi verlassen hat. Wir wollten uns deshalb auch nochmal im Stadion von ihm verabschieden und seiner gedenken. Wir bedanken uns bei allen Bayernfans, die in Erinnerung an Fabi fünf Minuten mit uns geschwiegen haben. Ein Dank geht auch an die Wolfsburger Ultras für ihre Anteilnahme und das Spruchband. Eine schöne Geste.

Auch der VfL Wolfsburg blieb in der Winterpause nicht von einem Trauerfall verschont. Wie jeder der Presse entnommen haben dürfte, kam Junior Malanda bei einem Autounfall ums Leben. Die Niedersachsen ehrten Junior mit einer Choreo und einer Minute Applaus anstelle der sonst üblichen Schweigeminute.

Im Anschluss spielten die Wölfe dann auf, als wüssten sie, dass ihnen ihr verstorbener Kollege zuschauen kann. Wenn man ehrlich ist, bestand für den FCB hier eigentlich zu keiner Zeit Aussicht auf einen Dreier. Zu gut standen die Wolfsburger, zu viele Fehler waren in unserem Aufbauspiel. Das 2:0 kurz vor der Halbzeit war dann zwar noch nicht die endgültige Entscheidung, aber ein eindeutiges Zeichen, dass es hier heute wohl nicht reichen würde ab der 59. Minute für eine Viertelstunde den Motor hochzudrehen und damit das Spiel herumzubiegen. Das sollte sich dann so bestätigen, nur dass die wirkliche Aufbäumphase diesmal weitgehend ausblieb.

Die Südkurve machte gemessen daran heute gar keine so schlechte Figur. Selbst als das Spiel schon mit Sicherheit verloren war, wurden die Gesänge nicht merklich leiser. Eine schöne Schalparade und ein „Ist der Weg noch so weit…“ markierten einen passenden Abschluss. Die gesangliche Unterstützung an diesem Abend wird trotzdem niemand lange in Erinnerung behalten, dann eher schon das optische Highlight zu Beginn der zweiten Hälfte. Wie in jedem Jahr beteiligten wir uns auch diesmal wieder am Erinnerungstag im deutschen Fußball. Schon vor Spielbeginn hängten wir ein Spruchband zum Jahrestag der Befreiung von Auschwitz vor den Gästeblock: „70 Jahre Befreiung von Auschwitz – Nie wieder!“. Zur zweiten Halbzeit erinnerten wir dann wie schon in den Jahren zuvor mit einer Choreographie an ein Bayern-Mitglied, das besonders unter den Nazis zu leiden hatte. In diesem Jahr zierte die Blockfahne ein Bild von Wilhelm Buisson, dem ehemaligen Vegnügungswart des FC Bayern, der 1940 von den Nazis wegen Landesverrats und Vorbereitung des Hochverrats exekutiert wurde. Buisson hatte ein Attentat auf Hitler geplant. Auch hier nochmal ein Lob an alle Bayernfans, die zum Gelingen der Choreo beigetragen haben. Plakativ konnte so wieder einmal gezeigt werden, dass unsere Kurve nichts übrig hat für Fremdenhass und die Erniedrigung und Ausgrenzung von Leuten, die nicht in jedermanns Weltbild passen.
In der 81. Minute folgte noch ein weiteres Spruchband für einen unserer Jungs, der seit diesem Spiel leider die Reihen der Stadionverbotler auffüllt: „Trotz Repression und SV – Bleib Anti, Fabi“

Zur Heimseite gibt es nix besonderes zu vermelden, außer dass man gegen Ende des Spiels und danach gemerkt hat, dass Wolfsburg doch ein etwas anderer Verein ist. Hätten wir auf Schalke, in Stuttgart oder auch in Leverkusen verloren, wäre das Stadion die letzten fünf Minuten wahrscheinlich komplett gestanden und die Menschen nach dem Spiel sabbernd am Gästeblock gehangen, um uns zu verhöhnen. In Wolfsburg sind sie abgesehen von der Fankurve einfach nach Hause gegangen.

Wir zogen dann auch langsam von dannen und mit der ersten Saisonniederlage im Gepäck ging es auf den Heimweg. Wirklich gejuckt hat die Niederlage diesmal gefühlt die wenigsten Leute. Musste ja irgendwann mal kommen und es gibt einfach auch wichtigere Dinge, als die Frage, ob wir am Ende der Saison drei Punkte mehr oder weniger auf dem Konto haben.

Kalle, Blacky, Fabi – für immer mit uns!

Bilder vom Spiel in Wolfsburg gibt es hier zu sehen.