Stellungnahme der Schickeria München zum Spruchband gegen Dietmar Hopp und der daraufhin entstandenen Kontroverse

Uns war natürlich bewusst, dass unser Spruchband, vor allem in Kombination mit dem darauf folgenden von Red Fanatic München, für Aufsehen sorgen würde.
Das war auch das Ziel.
Von dem Ausmaß des Shitstorms, der seit Samstag tobt, und in dem wir in vielen Fällen als die „Bösen“ dargestellt werden, die den Fußball zerstören wollen, sind allerdings auch wir überrascht.

Mit ein wenig Abstand und nach Einordnung einiger Aussagen, wollen wir uns daher nochmal ausführlich äußern. Dabei geht es uns zum einen um die Vorgeschichte und die Beweggründe für unser Handeln. Zum anderen soll diese Stellungnahme auch eine Replik auf einige der im Nachhinein über uns oder in unsere Richtung getätigten Aussagen sein.

Das Ganze überschreitet den üblichen Rahmen, den wir normalerweise für so etwas wählen. Wir wollen aber vermeiden, an manchen Punkten zu kurz zu greifen, weshalb wir uns für diesen Weg entschieden haben.

Auch danach muss niemand unserer Meinung sein, aber wir hoffen natürlich, dass wir zumindest einige dazu anregen, sich differenzierter mit der Thematik auseinanderzusetzen.

Unser Dank geht an alle Menschen, die das bisher schon getan haben und alle Szenen, die sich, auf welche Art auch immer, ebenfalls kritisch zu DFB und/oder Hopp geäußert haben.

Vorneweg nochmal eine kurze prägnante Zusammenfassung zum Samstag:

  • Unser Spruchband lautete „Alles beim Alten: Der DFB bricht sein Wort – Hopp bleibt ein Hurensohn.“ Auslöser für dieses Spruchband waren andauernde Wortbrüche des DFB, die kürzlich einen neuen Höhepunkt fanden. Nachdem man den Fanszenen 2017 zugesichert hatte, dass es keine Kollektivstrafen mehr geben würde, wurde nun gegen die Dortmunder ein Auswärtsfahrverbot für Spiele in Sinsheim verhängt, weil sie wiederholt Dietmar Hopp beleidigt hatten.
  • Aus diesem Wortbruch des DFB entwickelte sich eine Solidarität der Fankurven. Sprüche und Graphiken der Dortmunder wurden übernommen. Wir zitierten das Reizwort „Hurensohn“ das beträchtlichen Anteil an der Strafe der Dortmunder hatte.
  • Die Privatperson Dietmar Hopp hat uns bis dahin nur am Rande interessiert. Wir sind keine Freunde des von ihm in Hoffenheim etablierten Modells, aber erst als Akteur im Zusammenhang mit der erneuten Kollektivstrafe hat er für uns eine Rolle gespielt.
  • Auch wir fanden das 6:0 unserer Mannschaft grandios. Vielleicht die beste Saisonleistung und auch ohne Lewandowski ein Schützenfest. Ebenso eine famose Stimmung im Gästeblock inklusive einer bunten Geburtstagschoreographie. Es war nie unsere Intention das Spiel abzubrechen und wir können uns auch nicht erinnern, dass jemals ein Spiel wegen eines Spruchbands von uns unterbrochen worden wäre. Eine derart krasse Reaktion auf die provokanten Spruchbänder kannten wir bis dato nicht und haben sie dementsprechend auch nicht erwartet.
  • Ein Großteil der Reaktionen, die am Samstag und Sonntag auf uns einprasselten, sehen wir als mindestens ebenso übertrieben an und die meisten ließen jegliche inhaltliche Einordnung vermissen.

Seit 2005, spätestens aber ab 2008, mit dem Aufstieg der TSG Hoffenheim in die Bundesliga, steht dieses Konstrukt in der Kritik. Auch wir selbst haben diese Kritik zu Anfang geübt, uns dabei aber auf das Konstrukt an sich, die Missachtung der 50+1 – Regel sowie die Tatsache, dass ein Mäzen einfach seinen heimatlichen Dorfverein durch massive Zuwendungen in die Bundesliga und gar den internationalen Fußball katapultiert, konzentriert. Persönliche Beleidigungen gegen Dietmar Hopp kamen durchaus vor, wurden von uns aber nicht forciert oder gar in Form von Spruchbändern geäußert. Jeder, der sich damit auseinandersetzt oder uns gar kennt, sollte also merken, dass die am Samstag gewählte Ausdrucksart nicht unserer üblichen Art und Weise entspricht.
Wir müssen uns eingestehen, dass wir die letzten Jahre das Thema höchstens noch am Rande behandelt haben. Anders gehandhabt wurde dies in der Szene von Borussia Dortmund. Genaue Chroniken des Kleinkrieges zwischen den Dortmunder Ultras und Dietmar Hopp finden sich an anderen Stellen zur Genüge.
Ausschlaggebend für uns war, dass die Fanszene von Borussia Dortmund vom DFB erst auf Bewährung, und nun vor kurzem endgültig zu einem Zuschauerausschluss verurteilt wurde. Eine Kollektivstrafe entgegen der 2017 vom Verband gemachten Zusage. Grund dafür waren beleidigende Äußerungen gegen Dietmar Hopp. Und wir sollten nun die ersten Gästefans in Sinsheim nach dieser Entscheidung sein.

Doch kommen wir zunächst noch einmal zu den Beleidigungen gegen Hopp und allgemein in Fußballstadien.

Beleidigungen sind im Fußball gang und gäbe und Fankurven sind keine Gerichtssäle, in denen jedes Wort wohlüberlegt verwendet wird. Fankultur ist bunt und laut, manchmal aber auch archaisch und dreckig. Und das ist gut so.
Viele der üblichen Beleidigungen kann man stumpf und pubertär finden, eine ganze Menge ist auch uns als Gruppe zu blöd, manches kommt uns in emotionalen Situationen aber dann doch über die Lippen. Beispiele dafür gibt es zur Genüge.
Die Gesänge „XYZ – Arschlöcher“ oder „…Hurensöhne“, das in vielen Stadien verwendete „Arschloch, Wichser, Hurensohn…“ gegenüber dem Torwart, der einen Abschlag ausführt (engl. Hahaha – you’re shit – wie so vieles also kein rein deutsches Phänomen), „Schiri, du Arschloch“, „Timo Werner ist ein Hurensohn“ (was ja auch in Hoffenheim bereits erklungen sein soll).
Anders als von vielen Kommentatoren der letzten Tage behauptet, gibt es keinen Unterschied zwischen diesen Beleidigungen und den Beleidigungen gegen Dietmar Hopp. Es gibt auch sonst zur Genüge Aussprüche, die sich nicht kollektiv gegen eine Gruppe Menschen richten, sondern Einzelpersonen herausgreifen. Wer etwas anderes behauptet, war entweder noch nie beim Fußball oder ignoriert diese Tatsache bewusst, um die eigene Argumentation aufrecht zu erhalten.
Der Unterschied ist, dass Dietmar Hopp sich von Anfang an dagegen gewehrt hat (mit dem unsinnigen Argument, das sei Diskriminierung, aber dazu später mehr). Er hat dabei den stillen Konsens vieler Beteiligter des Profifußballs nicht mitgetragen, dass Beleidigungen eben eine unvermeidliche Begleiterscheinung eines Geschäfts sind, das von den Emotionen der Zuschauer lebt. Natürlich ist das sein gutes Recht, aus unserer Sicht war es aber wenig verwunderlich, dass dies nicht zu einer Einstellung der Beleidigungen führte. Zudem wird er, und das ist nun wirklich abenteuerlich, dafür vom DFB und weiteren Fußballfunktionären regelmäßig in Schutz genommen, ganz im Gegensatz zu anderen Betroffenen.

Aufgrund der Ausgangssituation war für uns klar, dass von uns eine Reaktion kommen musste. Kollektivstrafen widersprechen nicht umsonst dem Schuldprinzip im Strafrecht. Lediglich in der Paralleljustiz, die sich der DFB geschaffen hat, sind solche Strafen möglich. Für uns sind sie klar abzulehnen. Insofern war es natürlich ein Erfolg, dass es das Zugeständnis gab, solche Strafen nicht mehr auszusprechen. Dann kam aber die Rolle rückwärts, und das wegen Beleidigungen, die im Fußball seit Jahrzehnten alltäglich waren, ohne bei irgendjemandem für große Diskussionen gesorgt zu haben.

Nun zum entscheidenden Punkt: Wieso diese Wortwahl? Wir wollten uns mit der Fanszene des BVB solidarisieren und zwar ganz bewusst ohne den Spielraum zu lassen, unsere Kritik zu ignorieren oder anders als die der Dortmunder zu bewerten. Wenn der DFB sich nun zum Ziel setzt, dass Kurven sauber sein müssen und vom DFB reguliert werden können, dann wird das Widerstand hervorrufen.
Wir haben bewusst dieselbe Beleidigung gewählt, die zur Verurteilung geführt hat, und das obwohl es eigentlich nicht unsere Art ist und wir den Fans vom BVB nicht freundschaftlich verbunden sind.

Dabei geht es aber eigentlich nicht um Dietmar Hopp und seine Familie. Es geht lediglich darum, sich diese Form von Sanktionierung für solche Beleidigungen nicht gefallen zu lassen und sich nicht vorschreiben zu lassen, wie es in der Kurve zuzugehen hat. Dabei geht es uns nicht darum, dass Kurven rechtsfreie Räume sein müssen, sondern, dass Kurven, wie auch in der Vergangenheit bewiesen, durchaus in der Lage sind, nicht tolerierbare Ausfälle selbst zu regulieren. Dass es dem DFB nicht nur um diffamierende Äußerungen geht, wurde ja schon am Sonntag deutlich. Auch bei Spruchbändern, die offensichtlich keine Beleidigung enthielten, wurde Stufe 1 des 3-Stufen-Plans aktiviert. Der DFB versucht offensichtlich durch das Setzen neuer Maßstäbe jegliche Kritik in eine verbotene Ecke zu stellen. Es ist aus unserer Sicht nur eine Frage der Zeit, bis Äußerungen zu Red Bull, Kartenpreisen oder, wie in unserem Fall, zu der Zusammenarbeit mit Katar, auch unterdrückt werden. Also alles, was Zweifel an der Maschinerie der Geldvermehrung ausdrücken soll.

Wer uns deshalb Selbstdarstellung vorwirft (Grüße gehen raus an Herrn Keller), der verkennt die Tatsache, dass es uns nicht um uns geht.

Mit dem Vorwurf, dass wir unsere Anliegen über die des Vereins stellen, müssen wir uns hingegen auseinandersetzen. Uns ist sicherlich nicht daran gelegen, Spiele abzubrechen oder Punktverluste zu riskieren. Auch das sollte aus der Vergangenheit bekannt sein. Und auch wir fanden natürlich den Auftritt unseres geliebten FC Bayern bis zur Unterbrechung der Partie grandios und haben ihn entsprechend gefeiert.
Sachliche Kritik oder normale Gespräche scheinen gerade beim DFB aber nicht mehr zu funktionieren, sodass wir hier den bewussten Tabubruch gewagt haben. Ehrlicherweise muss man aber auch sagen, dass es für uns bis Samstag unvorstellbar war, dass ein Spiel ernsthaft wegen Spruchbändern abgebrochen werden könnte. Wir denken, so wird es den meisten anderen Stadionbesuchern auch gehen. Niemals wollten wir den Erfolg der Mannschaft riskieren.

Die Konsequenzen daraus werden wir – wie immer – tragen, ohne uns unterkriegen zu lassen.

Nichtsdestotrotz gibt es noch ein paar Themen, zu denen wir uns nochmal ausführlicher äußern wollen.

Zum einem wäre da das Thema Diskriminierung/Rassismus. Uns erschreckt es, wie eigentlich intelligente Menschen die Beleidigung eines reichen Mäzens als Diskriminierung auslegen wollen. Weder ist Dietmar Hopp Teil einer benachteiligten Minderheit, noch erfährt er eine nachteilige Behandlung aufgrund Ethnie, Religion, Herkunft, Sprache, Äußerem, Abstammung, Geschlecht, sexueller Orientierung, Alter oder Behinderung. Er wird beleidigt, nicht mehr und nicht weniger.
Manch einer geht noch weiter und stellt unser Verhalten auf dieselbe Stufe wie Rassismus oder gar in eine Linie mit dem Anschlag von Hanau.
Hierzu bleibt uns nur eins zu sagen: Fickt euch! Während die meisten von euch sich nicht um Rassismus, Sexismus und Homophobie geschert haben, kämpfen wir seit Jahren aktiv für eine diskriminierungsfreie Kurve, Stadt und Gesellschaft. Jetzt zu behaupten, wir hätten das gleiche Mindset wie jemand, der aus rassistischen Motiven wahllos Menschen tötet, macht uns sprachlos.
Damit sind nicht nur irgendwelche Idioten in Social Media gemeint, sondern auch ganz bewusst Journalisten und Funktionäre unseres und anderer Vereine, inklusive Hansi Flick und Everybody‘s Darling Christian Streich, die sich am Samstag mit Aussagen hervorgetan haben, für die uns nur ein Kopfschütteln bleibt. Wenn Streich seinen eigentlich sinnvollen gesellschaftlichen Appell in eine Reihe mit den Spruchbändern in den Stadien am Wochenende stellt, redet er einfach an der Sache vorbei. Wenn die Zeiten der Weimarer Republik wirklich wiederkommen sollten, wissen wir auf welcher Seite wir stehen.

Auch der DFB-Präsident durfte sich, ohne kritische Nachfragen, am Samstag im ZDF – Sportstudio äußern und Deutschland den tollen 3-Stufen-Plan erklären und dabei munter mit ähnlichen Aussagen um sich schmeißen, wobei Herr Keller vor allem offenbarte, dass er von Rassismus in Deutschland keine Ahnung hat.

Das Verhalten des DFB ist sowieso an Scheinheiligkeit nicht zu überbieten. Wann in den letzten Jahrzehnten hat sich der DFB jemals so entschieden gegen eine Sache gestellt wie gegen die Beleidigung seines Premium-Partners?
Wir sparen uns die zur Genüge genannten Beispiele, wo das nicht der Fall war. Alleine die Tatsache, dass am Freitag noch ein Treffen mit DFB/DFL in Frankfurt stattgefunden hat, um den 3-Stufen-Plan explizit auf Schmähungen gegen Dietmar Hopp auszudehnen, sagt alles. Nachdem er ja eigentlich schon eine Weile existiert, hätte er ja auch öfter angewandt werden können (z.B. bei den rassistischen Äußerungen gegen Torunarigha). Das erste Mal flächendeckend zum Einsatz kam er aber erst am vergangenen Wochenende. Unsere Schlussfolgerung daraus: Wer genug Geld bezahlt, der wird geschützt, diejenigen, die es nötig hätten, nicht.
Der DFB wird seit Jahren seiner gesellschaftlichen Verantwortung nicht gerecht und versteckt sich hinter Kampagnen und Plänen. Aber Hauptsache es ist genug Geld da, um sich die eigenen Taschen voll zu machen und wehe einer aus ihrem Klüngel wird attackiert.
Ganz nebenbei hat der DFB sich, auch das kritisieren wir nicht zum ersten Mal, eine Paralleljustiz aufgebaut. Gedeckt vom Verbandsrecht wurde ein Rechtssystem installiert, das eigentliche Rechtsgrundsätze wie eben die Unzulässigkeit der Sippenhaft ignoriert und außerdem munter Vergehen sanktioniert, für die eigentlich ein ordentliches Gericht zuständig wäre.
Der DFB ist auch für die Ausnahme von der 50+1 – Regelung für Dietmar Hopp verantwortlich, die Begründung ist bekannt, 20 Jahre nicht unerhebliche Förderung der TSG „1899“ Hoffenheim. Ob die nicht unerhebliche Förderung des DFB nicht auch ein Grund ist, werden wir wohl nie erfahren.

Kritik an uns bezieht sich auch darauf, dass wir den „Ehrenmann“ Dietmar Hopp zu Unrecht attackieren würden. Geschenkt. Uns ging es, wie ausgeführt, nicht primär um Hopp, er diente lediglich als öffentlichkeitswirksamer Aufhänger. Zwei Anmerkungen seien aber erlaubt. Sein Geschäftsgebaren bietet genug Anhaltspunkte, um an der Darstellung des barmherzigen Samariters zu zweifeln. Wir verweisen an dieser Stelle auf den Umgang mit dem Thema Betriebsrat bei SAP und seine sehr undurchsichtige Rolle in den Football Leaks. Und wer sich durch unser Spruchband in „dunkle Zeiten“ zurückversetzt fühlt, täte gut daran, die Nazi-Verbrechen seines Vaters nicht zu relativieren.

Ein weiterer Punkt, der bei uns für Verwunderung gesorgt hat, sind die gravierenden, öffentlichen Äußerungen unserer Vereinsverantwortlichen.
Wir wollen dabei gar nicht auf jeden einzelnen eingehen. Uns sind die Mechanismen in diesem Sport bewusst, selbstverständlich kann und muss sich ein Verein von Beleidigungen distanzieren. Gerade wenn der FC Bayern ein finanzieller Nutznießer von SAP ist.
Warum aber nach Jahren der sinnvollen Zusammenarbeit direkt wieder mit Superlativen um sich geschmissen werden muss, lässt sich für uns nicht nachvollziehen.
Von der „hässlichen Fratze des Fußballs“ und einem „schwarzen Tag“ zu sprechen, ringt uns ob der vielen anderen Anlässe, die es für solche Aussagen gegeben hätte, nur noch ein müdes Lächeln ab. Lauthals lachen mussten wir dann, als Karl-Heinz Rummenigge sich auch noch dazu genötigt sah, zu äußern, dass er sich notfalls mit Leibwächtern vor uns schützen würde. Nun war das dramatische Narrativ der potentiellen Mörder aus der Kurve, die alle braven Akteure bedrohen und körperlich angehen, vollendet. Fragt sich, ob nicht diese Aussage, die eigentlich menschenverachtende ist. Auch die von Herrn Rummenigge gewählte Metapher der Einbahnstraße, können wir nicht nachvollziehen. Die Richtung, in die sich der Fußball bewegt, ist die des maximalen Profits, ohne dabei große Rücksicht auf die Wünsche der Basis zu nehmen. Dass wir dabei zumindest punktuell versuchen, die Wünsche der Fankurven zu vertreten, stellt, um in der Metapher zu bleiben, maximal eine Bremse der Fahrt, kaum aber eine Umkehr der Fahrtrichtung dar.
Auch der Präsident des FCB, Herbert Hainer, zieht in seiner Stellungnahme den bereits kritisierten Vergleich mit Rassismus, Ausgrenzung und Diskriminierung. Wie schon geschehen, sei an dieser Stelle nochmal daran erinnert, wer auch innerhalb des FC Bayerns in den letzten Jahren die Fahne gegen Diskriminierung hochgehalten hat.

Positiv sehen wir, dass der FC Bayern und seine Verantwortlichen am Montag davon abgesehen haben, per Schnellschuss Sanktionen zu verkünden oder ebenfalls Kollektivstrafen zu verhängen. Offensichtlich ist man auch an der Säbener Straße weiterhin am Dialog interessiert, für den wir auch in dieser Richtung jederzeit bereit sind.

Seit Samstagnachmittag erstaunte uns zudem die Welle, die in den deutschen Medien losgetreten wurde, und die bei nicht wenigen den Eindruck vermittelte, wir hätten jemanden umgebracht. Auch hier wollen wir nur exemplarisch ein paar Formate aufzählen, denn der Blödsinn, der zu lesen und hören war, würde sonst die doppelte Anzahl an Seiten füllen.
Da war zum einen das schon erwähnte Sportstudio am Samstagabend, bei der Frau Müller-Hohenstein scheinbar nur anwesend war, um einem schwadronierenden DFB-Präsidenten Stichworte zuzuwerfen.
Ein weiteres Highlight war der Doppelpass am Sonntag. Hier wurde ein Mitglied unserer Gruppe, das lediglich versucht hatte, mit den Spielern und Verantwortlichen zu kommunizieren, als Rädelsführer hingestellt, unverpixelt in Nahaufnahme gezeigt, die abseits der Aktion selbst entstanden ist und von den anwesenden „Experten“ durch den Kakao gezogen.
Den momentanen Höhepunkt stellte dann der Blickpunkt Sport am Sonntagabend dar. Nach einer Welle der Betroffenheit durfte Hopps Anwalt unwidersprochen darüber philosophieren, dass nun Hausdurchsuchungen und kurzzeitige Inhaftierungen zur Abschreckung stattfinden müssten. Wir betonen nochmal: wegen einer Beleidigung. Gegenrede, Einordnung durch einen unabhängigen Rechtsexperten, journalistischer Auftrag – Fehlanzeige! Hier offenbarte sich ein äußerst seltsames Verständnis von Rechtsstaat und Demokratie, zum Glück befinden wir uns nicht in Zeiten, in denen Inhaftierungen wegen Anzeigen, Verdachtsmomenten und unliebsamem Verhalten normal waren. Die ganze Sendung machte den Eindruck, als wären sämtliche Stadionkatastrophen der letzten 40 Jahre auf einen Tag gefallen.

Ein Dank geht an die Medien und Journalisten, die differenziert berichteten und, auch wenn sicherlich wenig Verständnis für die Wortwahl vorhanden ist, erkennen, dass es um mehr ging als Dietmar Hopp zu beleidigen sowie vor allem aufzeigen, dass es in Deutschland und im Fußball wichtigere Probleme gibt, die mit dem jetzt an den Tag gelegten Engagement angegangen werden sollten. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit seien hier folgende Artikel als Beispiele genannt:

Es ist einfach absurd, und damit greifen wir auch unseren Vorwurf aus der ersten Stellungnahme wieder auf, welches Echo die Spruchbänder hervorgerufen haben. Am Sonntag hat die Polizei Mannheim dann noch eine Sonderkommission eingerichtet. Würde uns interessieren, ob das in der Vergangenheit bei Beleidigungsdelikten bereits der Fall gewesen ist.

Abschließend wollen wir unser Wort noch an alle anderen Bayernfans richten. Wir wissen, dass viele von euch anderer Meinung zu den Vorfällen sind. Wie bereits eingangs geschrieben, hoffen wir aber auf eine differenziertere Auseinandersetzung. Wer sich in den Kommentarspalten austoben will, soll das tun, wird aber von uns keiner weiteren Antwort gewürdigt. Wir stehen für Gespräche im echten Leben jederzeit bereit.

KONSEQUENT – GESCHLOSSEN – REBELLISCH – SCHICKERIA MÜNCHEN IM MÄRZ 2020