SKB Wolfsburg 18.01.2025

Vorwort
FC Bayern München – RB
Borussia Mönchengladbach – FC Bayern München

Vorwort

Servus Bayernfans,

zweites Heimspiel im neuen Jahr und zum Rückrundenauftakt erwartet uns mit Wolfsburg ein richtiger „Kracher“. Also ganz ehrlich, wenn du innerhalb von 3 Tagen zuhause gegen Hoffenheim und Wolfsburg spielst, dann kommen bezüglich der Attraktivität der Bundesliga doch ganz schöne Zweifel auf. Vor allem war das Heimspiel vor Weihnachten gegen RB… Dass viel zu viele Vereine in Liga 2 sind, die wir uns als Gegner wünschen würden und andersrum 50 % der Bundesliga in die 2. Liga oder tiefer gehören würden (oder wie RB gar nicht zum Fußball), ist keine Neuigkeit, aber wenn das die Heimspielgegner sind, dann realisiert man es nochmal ein bisschen mehr. Ok, WOB nehmen wir da etwas raus, attraktiv sind sie trotzdem nicht.

Aber wir können es nicht ändern und wenn natürlich bei solchen Spielen ein Gegner auf den Rängen fehlt, heißt es für uns als Kurve nicht etwa einen Gang zurückzuschalten, sondern erst recht zu zeigen, weshalb Vereine mit einer gewachsenen Fankurve mehr Attraktivität ausstrahlen als „Vereine“ wie RB. 

Das neue Jahr startete in Gladbach erfolgreich. Insbesondere da Leverkusen am Vortag drei Punkte holte, war der Sieg enorm wichtig. Vielleicht hat Uli H. die Meisterschaft doch etwas voreilig vergeben. Denn die kleine Schwächephase von Bayer aus dem Herbst scheint vorbei und daher sollten wir uns keine Ausrutscher erlauben. Das heißt, dass sowohl Mannschaft als auch Kurve bei jedem Spiel ihr Bestes geben.

Neben der Bundesliga gilt es auch im Europapokal weiterhin, dass wir unsere Hausaufgaben machen müssen. Die Chance auf die direkte Qualifikation ist noch da, aber dazu müssen wir die zwei ausstehenden Spiele gewinnen. Die Zwischenrunde zu vermeiden ist das erste (Zwischen-)Ziel in dieser Europapokal-Saison. Das ganz große Ziel ist natürlich der Gewinn des Europapokals in unserem Stadion. Ich denke, ich spreche für uns alle, wenn ich sage, das ist unser großer Traum.

Auch abseits des Platzes hat das Jahr 2025 einiges zu bieten. An allererster Stelle ist dabei das Jubiläum unseres Vereins zu nennen. In knapp 1,5 Monaten ist es so weit, 125 Jahren FC Bayern München. Mit der neuen Hymne ist ja bereits ein Geschenk der Kurve in Planung, das sich gerade in der finalen Phase befindet und am 27.02. veröffentlicht wird. Darauf und das Drumherum um den Geburtstag können wir uns alle freuen.

Jetzt aber erstmal 90 Minuten Fußball und 90 Minuten Gas geben.

IMMER VORWÄRTS FC BAYERN!

FC Bayern München – RB 5:1

Die Vorfreude auf Spielberichte gegen die Werbemannschaft des österreichischen Getränkeherstellers hält sich vermutlich aus Leser- genauso wie aus Autorensicht in Grenzen und allen wäre es wohl lieber, wenn der Konzern unserem „Rasenballsport“ ferngeblieben wäre. Leider ist dieser Zug aber schon vor vielen Jahren abgefahren und dadurch muss sich jetzt mit den laufenden Werbetafeln und deren Fans arrangiert werden. Glücklicherweise reicht das in unserem Falle einmal im Jahr, nachdem wir das Spiel in Leipzig nach wie vor boykottieren. Auch im Nachhinein aus meiner Sicht die richtige Entscheidung und das Ziehen einer roten Linie in Zeiten, in denen das auch oftmals schwerfällt.

Aber zurück zum heutigen Spiel. Genauso, wie schon bei der ersten Begegnung 2018, wurde das Spiel auf den letzten Spieltag vor Weihnachten gelegt und genauso wie damals, wusste sich die Kurve heute doch recht gut mit den Auswechselspielern zu arrangieren, sodass sich die Abneigung gegen das Produkt und dessen Vertreter in dutzenden Bier- und Glühweinbecherwürfen und Schimpftiraden über die komplette Breite der Kurve entlud.

Zumindest auf dieser Ebene war also erfreulicherweise keine Abstumpfung gegenüber dem Konstrukt festzustellen. Auch die Stimmung konnte zumindest phasenweise an die erste Begegnung anknüpfen, in der die Kurve eine gute Figur abgab. Ob das an dem Willen dem Konstrukt ein Stück ehrliche Fussballkultur zu zeigen, der sportlichen Relevanz, die das Duell leider mittlerweile hat, oder doch nur an der extra Portion Enthusiasmus durch den Frei-Glühwein lag, sei mal dahingestellt. Spruchbänder gab es auch, allerdings nicht zum Konstrukt, sondern für die Playboys der Kurve: 35 Jahre Red Munichs! Inspiration dafür lieferte ein Zitat aus einem Interview, das die Gruppe vor 25 Jahren im Playboy gegeben hatte. Weniger erfreuliche Anlässe sich zu äußern, boten Entwicklungen in Frankreich, wonach das Innenministerium angeblich plane, verschiedene Ultragruppen zu verbieten sowie ein kürzlich gefälltes Urteil im Fall Mouhamed Dramé, der 2022 in Dortmund von der Polizei erschossen wurde. Für mehr Informationen zu dem Vorfall und Verfahren lohnt sich ein Blick ins SKB vom RB Spiel, das ihr online findet.

Auch nach dem Spiel konnten die Gäste keine Sympathiepunkte sammeln. Nachdem sich nach und nach herumsprach, dass es in Magdeburg wohl einen Anschlag gegeben hat und Jan-Christian Dreesen ansetzte, das Stadion über die Geschehnisse und damit einhergehend die Absage der Weihnachtsfeier zu informieren, setzten einige Spieler von RB trotz mehrfacher Aufforderung durch das Stadionmikro, bitte für die Verkündung der Geschehnisse in Magdeburg innezuhalten, ihr Auslaufen fort. Das pietätlose Verhalten der Leipziger brachte das ganze Stadion nochmal ordentlich in Wallung, sodass sie das Feld unter einem gellenden Pfeifkonzert verließen. Alles andere als pietätlos verhielt sich ausnahmsweise unser Verein, der mit der Absage der Weihnachtsfeier die einzig richtige Entscheidung traf und für eine andächtige Stimmung sorgte. Somit endete das alte Jahr denkbar traurig und mit Gedanken bei allen Betroffenen des feigen Anschlags.

Spieltagsbilder

Borussia Mönchengladbach – FC Bayern München 0:1

Nach der gefühlt kürzesten Winterpause in den letzten Jahren (zwei spielfreie Wochenenden, ich kann mich spontan an keine kürzere erinnern), hielt der Spielplan einen Klassiker bereit: die Elf vom Niederrhein, 1965 gemeinsam mit uns in die Bundesliga aufgestiegen, erwartete uns. Ein Gegner, der uns in den letzten Jahren des Öfteren mehr Probleme machte als uns das lieb sein konnte. Somit ging es mit einer gewissen Portion Pessimismus Richtung niederländische Grenze. Neben dem Faktor, dass wir von dort öfter als Verlierer nach Hause fahren, gehört das Stadion bzw. der Gästeblock zu einem der Gründe, warum Spiele gegen Gladbach bei mir sehr weit hinten in der Beliebtheitsskala liegen. Vielleicht wäre es auf dem Bökelberg noch anders, dort war ich leider nur einmal und die Erinnerungen daran sind doch schon ein bisschen verblasst. Woran ich mich aber erinnern kann, ist, dass ich den neuen Block bereits bei unserem ersten Spiel 2004 beschissen fand und daran hat sich bis heute nichts geändert.

Erfreulicherweise war die Motivation bei den Mitreisenden trotz allem vorhanden und eine ordentliche Buskolonne begab sich auf den Weg. Die bayrische Grenze wurde noch nicht einmal überquert, da war schon klar, dass es mit einer frühzeitigen Ankunft nichts werden würde: einer der Busse hatte einen Reifenplatzer und dies hatte zur Folge, dass auf dem Standstreifen der Austausch des Reifens stattfinden musste. Ging dann aber doch recht schnell vonstatten und passiert ist glücklicherweise auch niemandem was. So ein platzender Busreifen bei voller Fahrt ist sicher nichts Ungefährliches, aber da hatten wir einfach Glück. Überhaupt erstaunlich, wie selten schlimmere Unfälle im Zusammenhang mit unseren Fahrten, ob Bus oder Auto, passieren. Bei dem, was wir an Kilometern runterreißen. Wollen wir hoffen, dass das so bleibt.

Ankunft im Gästekäfig damit natürlich deutlich später als geplant, sprich ohne großen Aufenthalt auf dem Parkplatz, ging es direkt rein. Gerade für die Gruppen RFM und Colegio, die in den angrenzenden Sitzplatzbereich wechselten, war es sicher nicht optimal, dass da schon Bayernfans auf ihren Plätzen waren. Aber es schien dann alles einigermaßen geklappt zu haben,

Auch wir hatten eine Neuerung im Gepäck, die wir gerne im Block getestet hätten, bevor das Spiel losging: anstelle der normalen Megafone hatten wir für die Hauptvorsänger zwei größere Megafone angeschafft, die als Art kleine Anlage aufgebaut wurden. Der Sinn dahinter ist natürlich, dass wir versuchen wollen, möglichst viele Bayernfans im Gästeblock zu erreichen. Mit dieser Art Megafone hatten wir vor vielen Jahren schon einen Versuch gestartet, hatten damals aber technische Schwierigkeiten. Ganz frei von technischen Problemen war das Ganze auch dieses Mal nicht, aber insgesamt lässt sich ein positives Fazit ziehen. Und wenn an ein paar Stellschrauben noch gedreht wird, ist das für größere Gästeblöcke ein probates Mittel.

Vor allem der Beginn war lautstark, „Immer vorwärts FCB“ knallte gut raus und der Auftritt in den ersten 45 Minuten war insgesamt ordentlich. Klar, mehr geht meistens, aber in Schulnoten gesprochen, würde ich uns ein 2- geben.

Eine weitere Neuheit sollte es in der zweiten Halbzeit geben. Wobei, so ganz neu war das ja nicht. Auf die Melodie „Enola Gay“ haben wir seit Jahren einen Song (ich würde sagen seit ca. 2006), der es bislang aber selten ins Stadion geschafft hat. Wieso, weshalb, warum – ich weiß es nicht. Die Idee, das mal wieder auszuprobieren, war schon länger da, umgesetzt wurde es dann doch nie. Dieses Mal waren wir vorbereitet, es wurden Liedzettel in die Hand gedrückt und mein erster Eindruck war, dass es ganz gut anlief. Klar, die Melodie ist vielleicht eher den Italo-Kennern bekannt und ein bisschen mehr Text ist es auch, aber wenn wir da am Ball bleiben, kann das funktionieren. War ja bei „Wie eine Droge“ ähnlich, auch das schlummerte schon Ewigkeiten in der Liederkiste, wurde irgendwann rausgeholt und dann ging es auf einmal durch die Decke. Mal schauen, wie das die nächsten Wochen läuft. Insgesamt war der zweite Durchgang ähnlich wie der erste: ein paar Ausreißer nach oben, keine nach unten, aber zu wenig, um von der 2- Benotung abzurücken.

Auf dem Spielfeld lief es eigentlich ganz ordentlich, dennoch wurde ein Elfmeter benötigt, um die drei Punkte einzutüten. Was gerade in den letzten Minuten an Chancen liegen gelassen wurde… Wahnsinn. Normalerweise rächt sich das ja, dieses Mal glücklicherweise nicht und somit wurde der Vorsprung auf Leverkusen gewahrt. Aber die etwas hitzige Schlussphase hätte man sich sparen können, wobei die eigentlich ganz geil war. Aber auch nur, weil wir am Ende gewonnen haben.

Während wir uns mit drei Punkten auf den Nachhauseweg machten, hieß es für die heimische Nordkurve in Mönchengladbach bleiben. Dass die Borussia das Größte der Stadt ist, war jetzt nicht wirklich überraschend. Wenn es Fußball nicht gäbe, würde vermutlich niemand außerhalb von NRW die Stadt kennen (ok, Formel 1 Fans der 90er Jahre kennen die Stadt vielleicht noch wegen Heinz-Harlad Frentzen). Hatte ich letzte Saison den Eindruck, dass die Nordkurve einen Schritt nach vorne gemacht hat, hatte ich dieses Mal wieder einen gegenteiligen Eindruck. Aber klar ist das immer nur eine Momentaufnahme und das obligatorische Sottocultura-Bashing spar ich mir. Wobei, eine Sache brachte mich doch zum Schmunzeln: bei der Einfahrt Richtung Gästeparkplatz ist ein Stromkasten mit ULTRAS CURVA NORD. Also sorry, Gladbach hat mit Italien ähnlich viel zu tun wie die Blauen mit Liga 1…

Für uns ging es glücklicherweise zurück in die nördlichste Stadt Italiens. Wobei auch die Heimfahrt ein kleines Bus-Malheur mit sich brachte. Aber siehe oben, viel passiert ist nicht und vielleicht bleiben wir die restliche Saison von Buspannen verschont.

Zu guter Letzt: Vielen Dank an die Südkurve Jena für die Unterstützung!

Die Fotos vom Spiel