SKB Wolfsburg 12.05.2024

Vorwort
Union Berlin – FC Bayern
FC Bayern – Eintracht Frankfurt
FC Bayern – Real Madrid
VfB Stuttgart – FC Bayern
Real Madrid – FC Bayern
Was hier und da passiert
Termine

Vorwort

Servus Bayernfans,
 
jetzt ist er vorbei, der Traum vom Finale in Wembley… waren die letzten Wochen von der Euphorie rund um den Europapokal und der Vorfreude auf die Spiele gegen Real geprägt, herrscht seit Mittwoch, 23 Uhr, nur noch Leere… Mit Abpfiff im Bernabeu sahen einen nur enttäuschte Gesichter an. Dieser Zustand wird jetzt erstmal anhalten, die Enttäuschung wird uns die restlichen beiden Spiele, und vermutlich auch darüber hinaus, begleiten: Was, wenn Neuer den Ball in der 88. Minute gehalten hätte, so wie er bis dahin alles an diesem Abend gehalten hat? Was, wenn die Szene um de Ligt nicht abgepfiffen worden wäre?! Das sorgt für Kopfkino und in Gedanken werden wir immer wieder zu dem Abend zurückkehren und uns diese Fragen stellen.
 
Nach dem Finale 1999 in Barcelona und dem verlorenen Finale Dahoam ist für mich persönlich die Niederlage in Madrid auf Platz 3 der bittersten Niederlagen einzuordnen. Gerade für die jüngere Generation dürfte der Mittwoch sogar noch zwei Plätze weiter vorne rangieren und viele müssen weiter auf ihr erstes Europapokalfinale warten.
Auch wenn es gerade schwer fällt: die beiden verlorenen Finalspiele 1999 und 2012 – sie waren bitter, sie waren tränenreich, aber dennoch ging es weiter und auf beide Rückschläge folgten kurze Zeit später große Triumphe.
Nächstes Jahr findet das Finale übrigens wieder in München statt und wer weiß, vielleicht haben wir die Gelegenheit, gleich zwei bittere Momente vergessen zu machen.
Wir als Kurve können uns nichts vorwerfen lassen, über 90 Minuten wurde versucht, die Mannschaft nach vorne zu treiben, was über weite Teile gut gelang. Somit haben sich sowohl Mannschaft als auch Fans würdig verabschiedet.
 
Der Rückblick auf die vergangenen Wochen: Frankfurt und Stuttgart, beide Bundesligapartien standen im Schatten des Halbfinales. Das Heimspiel gegen die Eintracht war dann auch nichts, was in Erinnerung bleiben wird. Gerade in Anbetracht eines guten Gästeblocks wäre ein bisschen mehr Gegenwehr aus der Kurve wünschenswert gewesen.
Der 15:30 Uhr Termin ermöglichte der Kurve die erste Zugfahrt nach Stuttgart seit 2016, wobei wir feststellen durften, dass manche Bimmelbahn nicht ausreichend Platz für die Südkurve zu bieten hat. Das war vor sieben Jahren noch etwas anders. Der Auftritt der Kurve war in Ordnung, aber auch Luft nach oben war noch vorhanden.
 
Wenig Luft nach oben war dagegen beim Hinspiel gegen Real. Das war einfach geil, ein krasser Europapokalabend, an welchem die Kurve und das Stadion zeigten, was möglich ist. Klar, so ehrlich müssen wir sein, die Hits waren schon sehr auf Masse ausgerichtet, aber dennoch gab es bei dem Spiel einige Gänsehautmomente.
Gänsehaut hatten einige mit Sicherheit bei der Choreografie zu Ehren eines der größten Spieler unserer Vereinsgeschichte. Die Choreo findet ihr als Poster im Mittelteil der Printausgabe.
Wie ihr seht, haben wir das Design der Printausgabe erstmalig geändert. Anstatt klassisch in schwarz/weiß sind wir auf Farbe umgestiegen. Das ist für uns jetzt ein erster Testlauf. Ob das in der neuen Saison beibehalten wird oder ein Versuch bleibt, wissen wir noch nicht.
 
Jetzt noch zwei Spiele, dann geht es in die Sommerpause. Lasst uns heute und in Hoffenheim nochmal zeigen, wer wir sind und was wir als Südkurve drauf haben. Bringen wir die Saison vernünftig zu Ende und präsentieren unsere Farben mit Stolz und Würde!
 
Immer vorwärts, niemals zurück!

Union Berlin – FC Bayern München 1:5

Spieltag Nummer 30 und seit 6 Tagen stand fest, dass der FC Bayern erstmals seit knapp 12 Jahren nicht Deutscher Fußballmeister sein wird. Für viele, vor allem der jüngeren Generation, sicherlich gewöhnungsbedürftig. Auch wenn dadurch das heutige Spiel etwas an Bedeutung verlor, war doch einiges geboten. Der Morgen startete 600 km südlicher, die es zunächst zurückzulegen galt. Eine längere Busfahrt, die vor allem dadurch besonders wurde, dass uns auf etwas mehr als der Hälfte der Strecke ein verrückter Mob Jenenser überraschte. Auf einem Rasthof wurden wir mit Gesang und Pyro empfangen und bekamen anschließend allerhand Essen und Getränke serviert. Unfassbar, was ihr dort für uns auf die Beine gestellt habt – so, dass alles, was hier stehen könnte, niemals reichen würde, um diesen Empfang auch nur annähernd zu beschreiben (-: Vielen Dank dafür.

So ging es mit einem fetten Grinsen im Gesicht und gut genährt, die restlichen Kilometer gen Köpenick. Hier war ordentlich Arbeit angesagt, denn es fehlten einige Karten. Den Vormittag im Hinterkopf war es umso schmerzhafter, dass viele unserer Freund*innen, eigene Mitglieder und Bayernfans heute draußen bleiben mussten, da sich die Situation nicht wirklich entspannte. Auch die Kontrollen und Einlasssituation waren alles andere als entspannt und vom sich selbst so bezeichnenden fanfreundlichen Verein Union Berlin war auch bei unserem Gastspiel nichts zu spüren. Dass das Ganze Normalzustand zu sein scheint, unterstreichen Berichte aus anderen Fanszenen, wobei erst kürzlich Ultras aus Bremen für das harmlose Sitzen auf dem Zaun ein Stadionverbot ausgesprochen bekamen. Das „Business as usual“ der Bundesliga scheint also auch in Köpenick angekommen zu sein.

Den Einlass hinter sich gebracht, starteten wir wieder relativ gut ins Spiel, auch wenn da noch Luft nach oben war. Und auch die Mannschaft brauchte etwas Anlauf, um ins Spiel zu finden, sodass die ersten Torraumszenen zugunsten der Heimmannschaft zu sehen waren. Die ersten dreißig Minuten überstanden, netzte dann Leon Goretzka zum 0:1 ein. Auch wenn das Ergebnis heute eher zweitrangig war, schien das ein wenig Schwung in die Hütte zu bringen und auch auf den angrenzenden Sitzplätzen ein paar Bayernfans zu aktivieren. Kurz vor der Pause konnte Kane per Freistoß erhöhen und mit dem Stand von 0:2 für uns ging es in die Pause. Nach dieser kam dann etwas Feuer in den Gästeblock – sowohl im übertragenen wie eigentlichen Sinne. So zeigten wir zu Beginn der zweiten Spielhälfte eine Rauchaktion, die, aufgeteilt in den Farben Rot, Weiß und Bordeaux und den passenden Windverhältnissen, ein gelungenes Bild abgab. Und auch gesanglich ging dann einiges: das „Oh Du mein FCB“ wurde enthusiastisch und lautstark bestimmt über 20 Minuten getragen, womit bei vielen spätestens jetzt das Grinsen vom Mittag zurück war. Das war schon eine Freakshow, die da abging und– ohne zu übertreiben – eine der wohl besten Phasen in einem Bundesliga-Auswärtsspiel in dieser Saison, ähnlich wie bereits in Heidenheim vor zwei Wochen. Schön zu sehen, was möglich ist, wenn die Gedanken mal hinter das Herz gestellt werden. Auch auf dem Rasen war diese Lockerheit eingekehrt und zwischen Minute 53 und 66 erhöhte die Mannschaft von 0:2 auf 0:5 und konnte das Spiel damit endgültig zu ihren Gunsten entscheiden. Nach der Freakshow lag der gesangliche Fokus auf dem kommenden Europapokal-Halbfinale gegen Real Madrid und der damit einzig verbliebenen Chance auf einen Titel und die Möglichkeit, eine weitere Wembley-Nacht folgen zu lassen. Der Treffer für die Eisernen ging schließlich im „Wenn ich nachts nicht schlafen kann“ unter, was heute ebenfalls Spaß gemacht hat und eine richtig gute zweite Hälfte abrundete. 

Die Heimseite startete mit einer Jubiläumschoreo für die Hammerhearts in den Spieltag. Anschließend wurden Fackeln gezündet, die eine 20 ergeben sollten, wobei die Verteilung der Fackeln sicher nicht ganz optimal war. Die Heimseite war, auch nach dem deutlichen Rückstand, mehrmals im Gästeblock zu vernehmen und konnte oft weite Teile des Stadions, über die Waldseite hinaus, in die Unterstützung mit einbeziehen. 

Abschließend möchten wir uns bei unseren Freund*innen bedanken, die uns heute trotz der sehr angespannten Kartensituation unterstützt haben. Vielen Dank nach Jena für den krassen Empfang und die Begleitung nach Berlin. Vielen Dank auch an unsere Freund*innen aus Hamburg, die uns vor ihrem Spiel in Hannover auch heute wieder besuchten. Ultras!

Die Bilder vom Spieltag gibt es hier zu sehen

FC Bayern München – SG Eintracht Frankfurt 2:1

Die Vorfreude auf das heutige Spiel dürfte sich bei vielen in Grenzen gehalten haben. Daran, einen Wettbewerb zu Ende zu bringen, ohne eine Chance auf einen Titel zu haben, müssen wir uns nach den letzten zehn Jahren wohl erstmal wieder gewöhnen. In den letzten Spielen wusste sich die Kurve die Highlights selbst zu setzen und zelebrierte die Spiele in Heidenheim und Berlin mit feinsten Freakshows und auch der Heimauftritt gegen die Kölner ging alles in allem schon in Ordnung.  Dass darauf mal wieder ein eher schlechter Auftritt folgen sollte, ist zwar nicht unbedingt zu erklären, meiner Meinung nach aber auch kein Beinbruch. 

Das war über viele Phasen des Spiels heute wirklich zach und man konnte den meisten anmerken, dass sie wohl mit mehr als einem Gedanken schon beim Dienstagabend waren. Das spiegelte sich auch in der Liedauswahl wider und es wurde sich ausgiebig auf den Europapokalabend gegen die Madrilenen eingestimmt. 

Dass es im Gegensatz zu uns für die Gegenseite noch etwas zu holen gibt, ließ einen schon die stattliche Anzahl Frankfurter erahnen, die Ober -und Mittelrang bevölkerten. Ich muss sagen, dass ich Fan dieser Farbkombi bin. Da lässt sich einiges draus machen und sieht oft gut und nicht so affig wie andere Farben aus, wenngleich sich zum Beispiel Gelb natürlich stärker vom Rest des Stadions abhebt. Diese konnten sich auch einige Male lautstark bemerkbar machen und hatten wohl – so ehrlich muss man sein – phasenweise die Stimmungshoheit in Fröttmaning. Bei allem Verständnis für die sportliche Irrelevanz des Spiels, verbunden mit dem bevorstehenden Halbfinale und daraus resultierend geringer Motivation, sollte es uns doch an der Ehre packen, wenn wir einen Rivalen in unserem Stadion lauter hören können, als unsere Kurve? Da sollte doch jeder mit Schaum vorm Mund in der Kurve stehen und durchdrehen, um das zu ändern?! 

Leider mussten wir auch heute wieder mehrere Spruchbänder in der Kurve zeigen. Dabei thematisierten wir die Sportministerkonferenz vom 18.04. in Saarbrücken, die im Vorfeld der anstehenden EM negativ durch die Forderung neuer Repressionsinstrumente auf sich aufmerksam machte. Dabei scheinen die Verantwortungsträger wieder einmal die aktuellen Zahlen vergessen zu haben, die seit vielen Jahren bekannt sind und zeigen, dass Jahr für Jahr Millionen von Zuschauern ins Stadion kommen können, ohne befürchten zu müssen, Opfer von Gewalt zu werden. SMK – Euer Ideal ist ein Polizeistaat! Ein erfreulicherer Anlass war der Grund für ein weiteres Spruchband, das wir über der Südkurvenfahne präsentierten: das 30. Jubiläum der Sups – Alles Gute wünschen die Gruppen der Südkurve! Anlässlich seines Todestages erinnerten wir außerdem an Flo, dessen Konterfei über unserer Zaunfahne hing – du fehlst!

Dass das Spiel heute nicht so wahnsinnig viele brennend interessierte, merkte man auch am ersten Torjubel, der erwartbar eher bescheiden ausfiel. Beim Führungs -und damit auch Siegtreffer blieb er zumindest im unteren Bereich sogar ganz aus, da der Elfmeter erst nach Prüfung durch den verhassten VAR gegeben wurde. Bei der Unwichtigkeit des Spiels zugegebenermaßen auch leicht, sich den Jubel zu verkneifen, aber darf ja dann doch mal positiv erwähnt werden. Erst ausgiebig gegen den Videobeweis zu pöbeln, um dann in Jubelarien zu verfallen passt halt einfach nicht zusammen. Meiner Meinung nach würde uns in solchen Momenten vielleicht auch gut zu Gesicht stehen, das Tor nicht mit den einschlägigen, bekannten Gesängen zu feiern, sondern einfach als Ultras seinen Stiefel durchzuziehen und das zu singen, auf das wir Bock haben. Dass das in einem sportlich wichtigen Spiel vielleicht fehl am Platz ist, kann ich nachvollziehen, aber zumindest momentan, wo uns das Geschehen auf dem (Bundesliga-) Rasen noch weniger emotionalisiert als sowieso schon, ist das, wie ich finde, einen Gedanken wert.

Nach dem Spiel richteten Vorsänger und Kurve noch ein paar motivierende Worte an die Mannschaft und entließen sie in den Feierabend. Wenn ihr den Spielbericht lest, seid ihr schlauer als ich, habt hoffentlich eure Flüge, Züge, Busse, Autos, Fahrräder und was weiß ich was organisiert und könnt euch vor Aufregung kaum noch auf den Alltag konzentrieren: London calling! 

Die Bilder vom Spiel findet ihr hier

FC Bayern München – Real Madrid 2:2

Bei Begegnungen wie heute lässt der Fußball seine ganze Magie strahlen. Schon Tage vorher spürt man dieses Kribbeln, an arbeiten ist irgendwann nicht mehr zu denken und man sehnt nur noch die Ankunft am Stadion herbei. Ich glaube, da geht es uns Fans nicht anders als den Spielern auf dem Rasen: Für solche Partien leben wir! Es braucht niemand lügen, solche Partien sind in gewisser Weise auch ein Ausgleich für Mittwochabende im Dezember in Wolfsburg. Hier kommt sie, die Euphorie, die das Fansein so wunderschön macht. Als Bayernfan leidet man ja nicht viel, die großen Glücksgefühle erlebt man trotz oder vielleicht wegen der regelmäßigen Triumphe jedoch auch nicht mehr. Aber FC Bayern gegen Real Madrid im Europapokalhalbfinale, das elektrisiert einfach mal wieder die Massen.

Angetrieben vom tiefen Wunsch, nach 11 Jahren wieder ein europäisches Finale erleben zu dürfen, wollten wir der Mannschaft nochmal den letzten Schub Motivation mitgeben und ihnen zeigen, dass sie heute nicht nur für sich, sondern auch für den Traum von zigtausenden Bayernfans spielen. Wir organisierten unter Mithilfe der Fanbetreuung erstmals eine Art Empfang in der Tiefgarage. So bekamen die Spieler schon vor Betreten des Stadions eine Prise der Begeisterung zu spüren, die später auch im Stadion herrschen sollte.

FC Bayern gegen Real Madrid, wie schon gesagt,  das ist so ziemlich die größte Bühne, die der internationale Fußball bereiten kann und es stand deshalb außer Frage, dass die Südkurve genau zu diesem Spiel dann auch nochmal einen der größten Fußballer unseres Vereins ehren und verabschieden würde. „Der Dirigent auf dem Feld, bekannt in der Welt“ stand auf dem Spruchband, während vom Oberrang auf einem großen Wimpel das Bild des Kaisers herunter gegeben wurde, wie er in seiner unnachahmlichen Manier mit dem Ball am Fuß den Blick über das Spielfeld schweifen lässt.

Ein kleiner Schönheitsfehler beim Schriftzug im Mittelrang trübt ein wenig die Freude über ein ansonsten gelungenes Bild. Gleichzeitig war es in unseren Augen trotzdem ein würdiges, letztes Servus an Franz Beckenbauer, die Lichtgestalt des deutschen Fußballs.  

Dann hieß es, geht’s raus und spielt’s Fußball. Vermutlich hat Thomas Tuchel etwas andere Worte gewählt, sie schienen aber definitiv gefruchtet zu haben. Mit Dampf aus der Kabine und einer ersten Torchance holte die Mannschaft direkt das ganze Stadion ab. Etwas schade, dass der eigentlich coole Aufruf des Vereins das Stadion in Rot zu tauchen, nicht ganz so gut funktionierte wie es das an anderen Standorten tut. Es entbehrt aber natürlich auch nicht einer gewissen Ironie, dass wir derzeit ja leider nicht einmal eine Mannschaft in einem größtenteils roten Trikot aufs Feld schicken können, weil die Zeugwarte schlicht keines im Repertoire haben. Es ist daher an der Zeit diese Trikotexperimente endlich zu beenden und wenn möglich in einem roten Trikot mit weißen Akzenten zu spielen. Möchte nicht wissen, was bei Real los wäre, wenn man als Heimspielkleidung plötzlich nicht mehr in einem eher langweiligen weißen Dress auflaufen würde. Unser Spruchband dazu: „Ein Stadion in Rot, eine Mannschaft in Rot-Weiß! Trikotexperimente beenden – Zusagen einhalten“.

Der Stimmung tat das heute natürlich nicht direkt einen Abbruch. Bei einer begrenzten Liedauswahl waren heute die Sitzplätze in der Kurve teils durchgängig und auf den Geraden auch regelmäßig voll dabei und peitschten die Mannschaft nach vorne. Auch aus der Nordkurve kamen Gesänge auf und wurden vom Stadion aufgegriffen. Das war alles zusammen schon stark, hätte aber nach dem Gegentor auch gerne noch eine Spur energischer und lauter kommen dürfen. Klar, das war ein Stich ins Herz. Toni Kroos spielte da mal nicht den Querpass, sondern zeigte seine ganze Klasse. Die richtige Antwort wäre  gewesen, wenn das Stadion noch eine Schippe draufgelegt hätte. So mussten wir uns dafür noch bis in die zweite Hälfte gedulden. Vor der Südkurve drehte unsere Mannschaft innerhalb von 4 Minuten das Spiel und ging verdient in Führung. Gerade als Real das erste Mal ins Spiel zu kommen schien, schlug Leroy Sane mit einer Einzelaktion zu. Booom, war das ein Hammer. Und quasi im Anschluss können die Königlichen unseren Jamal Musiala nur per Foul stoppen. Harry Kane verwandelt. 2:1 für den FC Bayern!!! 

Jetzt explodierte die Bude natürlich. “Ein Schuss, ein Tor, die Bayern”, “Ich geb mein Herz für Dich”, “Wir sind Bayern, Wir sind München” – das 2012er Halbfinale ist in der Erinnerung natürlich nicht mehr in totaler Detailtiefe da, aber gefühlt war das heute nochmal eine Nummer mehr, vielleicht die lauteste, eindrücklichste Stimmung, die dieses Stadion bisher erlebt hat. Großes Lob an alle Fans, die heute alles für den Sieg getan haben. Leider blieben die Chancen zum 3:1 ungenutzt und stattdessen schlug der größte Unsympath im Trikot von Real noch einmal per Elfmeter zu.  Wirklich schade, nicht nur für die Chance zum Weiterkommen, sondern weil sich die Mannschaft durch eine gute und sehr gute Leistung  auf fast allen Positionen den Sieg einfach auch verdient gehabt hätte. Vor der Kurve durften sich die Akteure noch ihren verdienten Applaus abholen.  Alles ist offen, alles ist drin. Der Traum von Wembley lebt.

Die Bilder vom Spiel gibt es demnächst hier zu sehen

VfB Stuttgart – FC Bayern 3:1

Erstmal seit acht Jahren wieder per Zug bestritt die Südkurve das Auswärtsspiel  bei den ungeliebten Schwaben. Standesgemäß erfreut sich die Begegnung stets großer Beliebtheit, da meist (wenn denn die Terminierung passt) kostengünstig per Zug angereist werden kann, eine gesunde Brise an Rivalität in der Luft liegt und man sich mit einer der besten Heimkurven der Liga messen kann.

Leider trübte das im Vorfeld ausgesprochene Materialverbot des VfB Stuttgart ein wenig die Vorfreude. Konsequenterweise war damit schon vorab klar, dass es nach dem Heimspiel gegen Arsenal sowie dem Gastspiel bei Union erneut Pyro geben würde. Zusätzlich sollte eine große Schwenkfahne den Weg in den Gästeblock finden. Trotz einiger Versuche scheiterte dieses Vorhaben leider. An dieser Stelle kamen uns die Ultras vom Schwabensturm zur Hilfe und brachten uns vor dem Spiel noch einen großen Schwenker vorbei. Respekt an dieser Stelle für diese Aktion. Anschließend gab es zudem noch Spruchbänder vom CC97 und S02, welche die ausgesprochenen Materialverbote kritisierten. Vielleicht werden auch die letzten Vereine bald kapieren, dass wir Ultras immer gewinnen und Materialverbote einfach nur sinnlos sind. Ebenfalls großen Respekt wollen wir an die beiden genannten Gruppen für ihre „Ruhe in Frieden, Kiste“-Spruchbänder aussprechen, die an unseren verstorbenen Freund von Ultrà Sankt Pauli adressiert waren.

Trotz der feinen Aktion der Heimkurve wurde ihr direkt mitgeteilt, was der Gästeanhang von ihr hält. Genau diese Pöbeleinlagen sind einfach ein elementarer Teil der Auswärtsspiele in Stuttgart, es macht einfach jedes Jahr Spaß, den Heimanhang zu beschimpfen.

Auf dem Feld bot Trainer Tuchel vor dem Duell in Madrid nur eine halbe B-Elf auf. Die Konzentration lag anscheinend bereits auf dem Spiel am Mittwoch. Die Kurve wollte sich dies nicht nachsagen lassen und begann in den ersten 20 Minuten sehr lautstark. Dann traf der VfB zur Führung, doch Kane glich relativ schnell durch einen Elfmeter aus.

Die zweite Halbzeit begann mit der angekündigten Pyroshow und sowohl auf den Rängen, als auch auf dem Platz schlich sich ein wenig Lethargie ein. Lediglich das „FCB, scheiß VfB“ konnte nochmal etwas länger gehalten werden. Man hatte das Gefühl, dass sowohl Teile der Fans als auch die Spieler auf dem Rasen mit dem Kopf schon halb in Madrid waren. Insgesamt hatten wir sicherlich schon deutlich bessere Auftritte in Stuttgart als an diesem Samstag. Der Ärger über diesen mittelmäßigen Auftritt währte zumindest bei mir persönlich nicht lange und der Blick wurde sofort nach vorne gerichtet, mit dem Ziel, im Bernabeu die Hütte abzureißen. 10 Minuten vor Ende der Partie kam es dann, wie es kommen musste, und der VfB erzielte die Führung. Sicher immer ärgerlich gegen den VfB zu verlieren, aber in diesem Fall sicher leichter zu verschmerzen.

Nach Abpfiff ging es zügig raus und zurück auf die Schienen, wo man sich leider noch mit den übermotivierten Cops rumärgern musste und dementsprechend später als geplant in München zurückkehrte.

Die Bilder vom Spiel gibt es bald hier

Real Madrid – FC Bayern 2:1

„The winner takes it all“ – die Aussage unseres Trainers nach dem Hinspiel fasste die Situation ganz gut zusammen. Wer im Rückspiel gewinnt, der geht nach Wembley. Das 2-2 im Hinspiel war sogleich Wasser auf den Mühlen der Pessimisten wie aber auch Optimisten. Gehör ich in der Regel der ersten Fraktion an, war ich mir dieses Mal sehr sicher, dass wir den Schritt nach Wembley machen werden. Aber davor sollte es erstmals nach 2018 wieder in die spanische Hauptstadt gehen.

Die Reiserouten waren dabei sehr unterschiedlich, auffällig war jedoch, dass erstmals seit 2012 kein Bus nach Madrid rollte. Aufgrund der gestiegenen Buspreise sind Flüge nicht viel teurer und ehrlicherweise auch einen Tick entspannter. Wir werden halt alle ein bisschen bequem… 

Eine beliebte Flug-Connection war dabei über die Insel Palma. Sowohl mit als auch ohne Aufenthalt. Meiner Reisegruppe wurde die Umstiegsverbindung beinahe zum Verhängnis: aufgrund einer ordentlichen Verspätung beim Abflug in München schmolz unser Zeitpuffer ziemlich zusammen und letztlich gingen die Türen des ersten Flugs auf als das Boarding des Anschlussflugs startete. Dass der Flug erreicht wurde, lag zum einen an einem schnellen Umstieg (sehr zum Ärgernis des Kabinenpersonals von Flug 1) und zum anderen an einem sehr entspannten Boardingprozess bei Iberia. Somit konnten wir den bereits noch im München am Flughafen gebuchten Weiterflug am nächsten Morgen nach Valencia (Flüge nach Madrid am Spieltag waren von Palma aus alles ausgebucht) verfallen lassen und einer planmäßigen Landung in Madrid stand nichts mehr im Weg. Ihr seht, einiges an Aufregung bereits bei der Anreise.

Der Spieltag wurde dagegen in aller Ruhe angegangen. Einigermaßen ausschlafen, frühstücken und dann ging es auch zum internen Vorab-Treffpunkt. Als wir von diesem dann Richtung Plaza de Castilla aufbrachen, war der interne Vorab-Treffpunkt nicht mehr ganz so intern und bei der Policia Nacional auch schon bekannt. So ging es mit einer für uns bereit gestellten Sonderbahn zum Plaza de Castilla. Dort erblickte man eine rote Wand und ich gebe es zu: wie beim Hinspiel sorgte der Aufruf „Alle in Rot“ für ein gewaltiges Bild. Ich bin eigentlich gar kein Fan von „Alle in XY“ und mich graust es bereits ein wenig davor, wenn zum Saisonfinale quer durch die Republik wieder das Motto ausgegeben wird. Aber bei den beiden Partien gegen Real fand ich das ganz cool. 

Die rote Masse walzte dann wenig später Richtung umgebautes Bernabeu, wo uns ein recht unentspannter Ordnungsdienst erwartete. Eigentlich nichts Neues, dennoch immer wieder nervig und wenn sie dann komplett gestresst mit Hunden ohne Maulkorb rumlaufen, trägt das nicht zur Beruhigung bei den Beteiligten bei. Trotz einiger Diskussionen im Vorfeld waren die Zaunfahnen aller Gruppen im Stadion, allen voran unsere Zaunfahne war aufgrund der Größe den spanischen Behörden ein Dorn im Auge. Überraschenderweise wurde im Vorfeld ein Megafon und eine Trommel genehmigt – damit waren die Voraussetzungen für einen guten Auftritt der Kurve gegeben. Ohne Megafon und vor allem Trommel ist die Koordination des großen Auswärtssektors nicht gerade einfach. Durch den Umbau ist die bereits vorher gegebene Trennung zwischen dem „Unterrang“ des Gästeblocks und dem oberen Teil noch offensichtlicher und komischer als früher. Zumindest meinem Empfinden nach.

Aber gehen wir rein ins Spiel: auf dem Spielfeld gab, im Gegensatz zum Hinspiel, Real von Beginn an den Ton an und war in Halbzeit 1 spielbestimmend. Vor allem unserem Torwart hatten wir die 0 zum Pausenpfiff zu verdanken. Allerdings waren unsere Spieler nicht chancenlos, 2, 3 gefährliche Aktionen gab es von unserer Seite ebenfalls. Die Kurve startete lautstark ins Spiel und konnte das gute Niveau in den ersten 45 Minuten weitestgehend halten. Doch dass wir alle Fußballfans sind, war in einigen Situationen zu merken, als der Fokus kurzzeitig mehr auf Spiel schauen lag als auf Singen. Ist aber denke ich ganz normal und auch auf Seiten der Vorsänger wird bei einem solchen Spiel vielleicht mal etwas öfter der Blick Richtung Rasen gerichtet und in besonders gefährlichen Situationen im eigenen Strafraum abgewartet, wie sich die Situation entwickelt, bevor der nächste Gesang gestartet wird. Bei der Wichtigkeit der Begegnung ganz normal und kein Beinbruch.

Ein 0-0 zur Halbzeit trägt natürlich nicht zur Beruhigung der angespannten Nerven bei und die zweiten 45 Minuten werden mutmaßlich einen vorderen Platz in den dramatischsten Spielverläufen der Vereinshistorie erhalten. Zunächst war auf dem Feld das gleiche Bild wie in Halbzeit 1 zu sehen: Real dominiert, Neuer vereitelt einige Chancen und wir versuchen immer wieder Stiche in der Offensive zu setzen. Und nach knapp 70 Minuten war einer der Stiche erfolgreich – Davies setzt sich auf der linken Seite durch und haut das Ding mit rechts ins lange Eck. Kollektives Ausrasten im Gästeblock, viele wissen gar nicht wohin mit all der Freude. Nach knapp 20 Minuten bis nach Wembley… in den großen Jubel hin fällt der Ausgleich für Real, allerdings nach kurzer Überprüfung durch den VAR, wird der Treffer zurückgenommen. Wieder Jubel in weiten Teilen des Gästeblocks und auch wenn ich den Jubel in einem solchen Moment verstehen kann, ist die Rücknahme eines Treffers aufgrund eines VAR-Eingriffs niemals was, das von unserer Seite bejubelt werden sollte. Das wurde durch die Vorsänger auch kurz klar gemacht, auch wenn das aufgrund der Größe des Blocks bei weiten Teilen des Gästeblocks nicht angekommen sein dürfte. 

Die Kurve drehte dann nochmals auf, Rivers of Babylon wurde lautstark rausgehauen, „Ich geb mein Herz für dich“ und die Minuten auf der Uhr vergingen. Sehr langsam zwar, aber wir näherten uns der 90. Minute und das Finale in Wembley rückte immer näher. Bis zur 88. Minute… die Szene und alles, was danach folgen sollte, kennen vermutlich alle Lesenden und ich erspar mir die Details genauer auszuführen. Das unglückliche 1:1, der zweite Treffer, der zunächst wegen Abseits nicht gegeben wurde, der dramatische Höhepunkt mit dem zu Unrecht abgepfiffenen letzten Angriff. Eine emotionale Achterbahn für uns alle, die am Ende im Tal der Trauer/Tränen endete. Enttäuschte Gesichter auf Rasen und Rängen, für viele jüngere Bayernfans die erste wirklich bittere Niederlage. Und dann darfst du diesem absoluten Abfuckverein von Real und ihrem sinnlosen Publikum auch noch beim Jubeln zusehen. Einfach nur zum Kotzen… 

Frustriert ging es nach einer Stunde Blocksperre raus in die Nacht und anstatt einer rot-weißen Siegesparty im Madrider Nachtleben zersprengte sich der Haufen recht schnell. Somit endet eine erlebnisreiche Europapokalsaison mal wieder im Bernabeu (zum dritten Mal in den letzten sieben Jahren). Aber nächstes Jahr geht es wieder von vorne los. Getreu dem leicht abgewandelten Pinky & Brain Motto: „Und was machen wir denn nächste Saison, Brain?“ – „Das was wir jede Saison machen, Pinky. Wir versuchen den Europapokal an uns zu reißen!“

Die Bilder vom Spiel findet ihr demnächst hier

Was hier und da passiert

Augsburg/Berlin

Das letzte Mal für diese Saison wollen wir noch einmal einen Blick über den Tellerrand werfen, bei dem wir uns leider, wie schon viel zu oft diese Saison, mit den Bullen auseinandersetzen müssen. Grund dafür ist der jährliche Fanmarsch der Augsburger*innen, der traditionell am letzten Heimspieltag der Saison stattfindet. In den vergangenen Jahren gab es dabei nie größere Probleme und das Verhalten der Augsburger*innen war nahezu vorbildlich, so wird sich seit Jahren sehr darum bemüht, keinen Müll zu hinterlassen und zum Beispiel keine Glasflaschen kaputt zu machen sowie stets vorab die Route veröffentlicht, um der Stadt die Verkehrsplanung zu erleichtern. 

Wieso sich die Polizei Augsburg also dazu berufen fühlte, im Vorfeld des Marsches eine Stellungnahme zu veröffentlichen, in der sie eine rigorose Linie ankündigt und vor Gewalttätern warnt, obwohl sich keinerlei Störungen abzeichneten, weiß sie vermutlich nur selbst. Vielleicht hat sie sich dabei aber auch nur bei ihren Berliner Kolleg*innen inspirieren lassen, die offensichtlich ebenfalls geschickt darin sind, die öffentliche Debatte zu steuern. So konnte man im Nachgang des Spiels BFC Dynamo gegen Cottbus in einigen Gazetten von unglaublichen 155 Polizist*innen lesen, die im Kontext des Spiels verletzt worden sein sollen. Was sich allerdings erst beim Blick aufs Detail offenbarte: Fast ¾ der Betroffenen wurden durch von der Polizei eingesetztem Pfefferspray verletzt – also quasi durch friendly-Fire. Wieder einmal ein Fall, der zeigt, dass auch die Polizei nicht immer mit offenen Karten spielt. 

Apropos offene Karten. Wie ihr vermutlich wisst, sind Bullen & Co. besonders gut darin, Daten zu sammeln, weniger allerdings darin, diese nach Ablauf der Speicherungsfrist auch wieder zu löschen. Wenn ihr im Laufe der Zeit mit der Staatsmacht in Kontakt gekommen seid, auch unschuldig, dann lohnt sich vielleicht ein Auskunftsersuchen an die ein oder andere Behörde, um einen Einblick in die gespeicherten Daten zu erhalten. Das geht leicht mit folgender Website, auf der ihr alles weitere nachlesen könnt: https://datenschmutz.de/cgi-bin/auskunft

Brüssel

Neben mehreren Spruchbändern in der Südkurve gegen die sogenannte Chatkontrolle konntet ihr auch an dieser Stelle schon etwas zum Thema lesen. In letzter Zeit wurde es rund um die Chatkontrollle allerdings eher ruhig, was an der Uneinigkeit zwischen den verschiedenen Akteuren im europäischen Gesetzgebungsverfahren liegt. 

Die Chatkontrolle ist ein Instrument, das es ermöglichen soll, Unternehmen dazu zu verpflichten, die gesamte Kommunikation von Nutzer*innen zu durchleuchten und mittels KI auszuwerten, um nach Hinweisen auf sexuelle Gewalt gegen Kinder zu suchen. Befürworter*innen erhoffen sich von der Verordnung eine Verbesserung des Kinderschutzes und Verhinderung der Verbreitung von kinderpornografischem Material. Internetprovider wie Facebook waren durch eine Ausnahmeregelung schon jetzt dazu berechtigt, ihre Plattformen nach solchen Inhalten zu durchsuchen. Diese lief jedoch im August aus. 

Die Vorstellungen darüber, wie genau die Chatkontrolle ausgestaltet sein soll, gehen unter den Mitgliedsstaaten weit auseinander und somit stocken die Verhandlungen seit einiger Zeit. Belgien, das zurzeit die Ratspräsidentschaft inne hat, hat nun vorgeschlagen die Chatkontrolle auf Fotos und Videos zu begrenzen, Text- und Audiodateien also nicht zu kontrollieren. Während manche Staaten diesen Vorschlag für zu lasch halten, sorgen sich andere weiterhin um den Datenschutz. Die nächsten beiden Verhandlungsrunden stehen im Juni rund um die Europawahl an, dass sich also unter der belgischen Ratspräsidentschaft noch auf einen Vorschlag geeinigt werden kann, ist mehr als fragwürdig.

Termine

Samstag, 18.05.2024 (15:30 Uhr): TSG Hoffenheim – FC Bayern