SKB Union Berlin 02.11.2024

Vorwort
Mainz – FC Bayern München
VfL Bochum – FC Bayern München
Barcelona – FC Bayern München
Ultras Empoli
Was hier und da passiert

Vorwort

Servus Bayernfans,

Bundesliga hui – Europapokal pfui. So könnten die letzten beiden Wochen aus sportlicher Sicht gut zusammengefasst werden. Während es in der Bundesliga in zwei Spielen 9:0 Tore gab, war der Ausflug nach Barcelona weniger erfolgreich. War auf alle Fälle ein ordentlicher Dämpfer, jedoch ist es für Krisenstimmung noch viel zu früh. Klar, der offensive Ansatz des neuen Trainers hat jetzt schon ab und an nicht so funktioniert, jedoch machen die Spiele als Fan wieder deutlich mehr Spaß. Und die Mannschaft scheint ja auch überzeugt zu sein, zumindest wirkt das in Interviews so. Bekanntlich ist die Stimmung in der Mannschaft ja nicht ganz unwichtig, es soll ja schon Trainer gegeben haben, die aufgrund einer verlorenen Kabine ihren Job verloren haben.

Wie ihr merkt, fehlt der Pokal in der sportlichen Bewertung. Aufgrund des Feiertags am gestrigen Freitag musste das SKB bereits am Mittwoch in den Druck gehen. Und da wir erst Mittwochabend in Mainz gespielt haben, konnte das keine Berücksichtigung mehr finden. Heute gegen Union, Mittwoch wieder Königsklasse gegen Benfica: zwei Siege sollten es schon sein. Und dazu wollen wir, die Südkurve, unseren Teil beitragen. Dann geht es vor der nächsten Länderspielpause noch nach Hamburg.

Vielleicht schaffen wir in den drei Spielen noch den ein oder anderen Ausreißer nach oben. Die vergangenen Spiele waren von der Kurve nicht schlecht, jedoch fehlten ein bisschen die Kracher-Momente. Stuttgart war ein Heimspiel, das etwas über dem Durchschnitt war, in Barcelona wurde aus den Möglichkeiten das Optimum rausgeholt und in Bochum war es ganz gut. Zu mehr als „guter Durchschnitt“ oder „ganz gut“ hat es aber dann auch nicht gereicht. Das ist natürlich kein Weltuntergang und wir wollen nicht immer nur meckern. Aber irgendwo ärgert es einen dann doch, wenn klar ist, dass mehr drin gewesen wäre. Vielleicht gelingt uns das gegen Union und/oder Benfica.

Viele von euch haben es vielleicht beim letzten Heimspiel oder bei einem der anschließenden Auswärtsspiele gesehen: seit kurzem gibt es ein Südkurven-Trikot, welches im Design des Trikots von 1974 gehalten ist – oder dem von 2001, wie man es nimmt. Auch das Wembley-Jersey ging in die Richtung. Ihr merkt, ein roter Faden in der Historie des Vereins und nachdem das diesjährige Heimtrikot nicht den Vorgaben Rot und Weiß entspricht, wurde von der Südkurve ein eigenes Trikot produziert. Wer es noch nicht hat, schaut am besten bei einem der nächsten Heimspiele am SK-Platz vorbei und sichert sich ein Exemplar.

Zum Schluss noch etwas Werbung in eigener Sache: zur nächsten Ausgabe gegen Augsburg erwartet euch wieder ein etwas umfangreicheres Südkurvenbladdl. Neben den Spielberichten aus der aktuellen Saison werfen wir einen Blick auf den vor kurzem stattgefundenen Sicherheitsgipfel. Ebenso wollen wir das Thema „Rot-weiße Trikots“ in den Fokus nehmen. Wir verteilen die Ausgabe gewohnt kostenfrei, würden uns aber aufgrund der nicht gerade geringen Druckkosten über eine kleine Spende freuen. Die Möglichkeit zur Spende gibt es bei den jeweiligen Verteilerteams.

IMMER VORWÄRTS FC BAYERN!

Mainz – FC Bayern München 0:4

Runde 2 im Pokal und die Losfee „beglückt“ uns mit Mainz 05 auswärts. Cool ist was anderes, aber jammern bringt ja nicht viel, wir können es nicht ändern. Drittes Auswärtsspiel innerhalb von 7 Tagen, noch dazu die verlängerte Rückfahrt aus Bochum, um Mainz da noch was gutes abzugewinnen: es hätte auch deutlich weitergehen können als in die rheinland-pfälzische Hauptstadt. Also doch gewissermaßen Glück im Unglück. 

Am Hinweg wurde die Meldung von einem findigen Journalisten gelesen, dass die letzten drei Bayern-Trainer (Flick, Nagelsmann, Tuchel) jeweils in ihrem ersten Zweitrunden-Spiel aus dem Wettbewerb ausgeschieden sind. Ob es dem Kompany ähnlich ergehen sollte, war die Frage des Abends. Wirklich Sorgen werden sich die wenigsten gemacht haben, die Mainzer standen noch ohne Heimerfolg in der Saison da und bis auf die europäischen (Auswärts) Spiele verlief unsere Spielzeit recht ordentlich. 

Denkt man sich im Bus sitzend, eine Anreise nach Mainz sollte problemlos von statten gehen, wurden wir eines Besseren belehrt. Einer der Busfahrer, leider derjenige, der die Buskolonne anführte, nahm nicht die richtige Autobahnausfahrt und bescherte uns somit eine verspätete Ankunft im Block. Wobei verspätet, für den Anpfiff waren wir noch rechtzeitig da, dennoch ist gerade Mainz ein Gästeblock, in dem es nicht schaden kann, ein bisschen früher im Block zu sein. Nicht weil es dort so schön ist oder es Weinschorle gibt, sondern weil es für eine gute Positionierung der Gruppen sinnvoll ist, wenn noch nicht zu viele Leute auf den Sitztraversen unterwegs sind. Hat aber schlussendlich doch alles einigermaßen gepasst und relativ beschwingt startete die Südkurve ins Spiel. “Kiss him Goodbye” fetzte ganz ordentlich und Musiala schoss nach nicht mal zwei Minuten zur Führung ein. Ob es einen Zusammenhang zwischen dem Lied und einem frühen Treffer gibt?! In Kiel haben wir das auf alle Fälle auch gesungen, als wir nach weniger als einer Minute den Treffer erzielten. Das sollten wir zukünftig beobachten. Beflügelt von der Führung war das Niveau in Halbzeit 1 durchgehend auf einem guten Level. Der für uns leider typische Einbruch nach circa der Hälfte der ersten Halbzeit blieb dieses Mal aus und da die Mannschaft zum Ende hin noch drei Tore machte, war mit dem Pausenpfiff das Weiterkommen quasi gesichert. Zumindest hatte niemand im Stadion noch Zweifel daran und somit wurde auf dem Rasen in den Verwaltungsmodus geschaltet. In der Kurve wurde dagegen fleißig weiter gemacht, besonders gefallen hat mir „Forza FCB“ auf eine alte Melodie, welches wir in der Saison wieder ins Liederrepertoire aufgenommen haben, aber auch “Rivers of Babylon” und “Zombie Nation” ließen den Lautstärkeregler nochmals nach oben ausschlagen.

Im Heimbereich wurde das Spiel mit einer kleinen Pyroaktion eingeleitet, ansonsten kam ehrlicherweise wenig bei uns an. In der zweiten Hälfte war, trotz des schlechten Spielverlaufs für die Mainzer, doch noch einiges an Bewegung zu erkennen. Vor dem Spiel übergaben uns Vertreter der Mainzer Ultraszene eine Kondolenzkarte, aufgrund des Todes von Sonja. Eine sehr respektvolle Geste, die an dieser Stelle auf alle Fälle erwähnt werden muss. Wir wollen hier die Chance nutzen und uns bei allen Gruppen bedanken, die uns in den vergangenen Wochen ihr Beileid ausgesprochen und uns Kraft gewünscht haben, ob jetzt im Stadion oder auf anderen Wegen! Ultras sterben nie!

Ohne weitere Vorkommnisse ging der Abend zu Ende und früher als am Montag (Ankunft aus Bochum, 6:00 Uhr) waren wir in München, so dass noch ne Mütze Schlaf vor der Arbeit drin war.

Zum Abschluss ein großes Dankeschön an unsere Freundinnen und Freunde aus Bochum, Sankt Pauli und Jena!

VfL Bochum – FC Bayern München 0:5

Das zweite Spiel dreier Auswärtspartien in sieben Tagen führte uns in den Ruhrpott zu unseren Freund*innen vom VfL Bochum. Nach dem Ausflug nach Barcelona nun also wieder ehrlicher Bundesliga-Fußball und die Gelegenheit, Zeit mit den Bekannten aus Bochum zu verbringen. Um der erneut fan-unfreundlichen Ansetzung an einem Sonntag (bereits zum dritten Mal in Folge, wenn wir nach Bochum müssen) ein wenig entgegenzusteuern, wählten wir die Verbindung per Schiene. Ein Blick in frühere Spielberichte verrät, dass die letzte ICE-Reise der Südkurve mittlerweile fünf Jahre zurückliegt. Dass die große Vorfreude über eine späte Abfahrt und frühe Rückankunft noch großer Ernüchterung weichen sollte, ahnten wir morgens noch nicht…

Um 05.32 Uhr startete unser ICE am Hauptbahnhof mit dem Reiseziel Köln, wobei die zuvor gewonnene Stunde Schlaf  durch die Zeitumstellung vielen wohl entgegenkam. Auch die zweite Zug-Tour dieser Saison begann bei manchen mit wahlweise Schlaf, Bier oder Ratschen. Die Bordgastronomie freute sich jedenfalls über die vielen Weißbier-Enthusiasten, die pünktlich zur Eröffnung des Bistros um 6 Uhr für den ersten Umsatz sorgten. Trotz der frühen Uhrzeit waren alle gut gelaunt, schließlich bietet der ICE dann doch mehr Komfort als der Sonderzug vor ein paar Wochen. Die fünf Stunden Fahrt vergingen schnell und die beliebten Kabarett-Witze über die Pünktlichkeit der Deutschen Bahn wären für diese Fahrt gänzlich unangebracht gewesen, denn – Obacht – unser ICE rollte auf die Minute pünktlich im Kölner Hauptbahnhof ein. Chapeau, DB! Unseren Anschluss nach Bochum erreichten wir also problemlos und die letzten Kilometer wurden stehend im Regio gefahren. 

In Bochum wurden wir schließlich von unseren Freund*innen begrüßt (Vielen Dank!) und nach einer kleinen Stärkung ging es gemeinsam zu Fuß durch die Stadt an die Castroper Straße. Für mich ist es immer ein Highlight, das Ruhrstadion mit seinen markanten Betonpfeilern und Flutlichtmasten inmitten eines Wohngebiets zu erblicken! Am Stadion machten wir uns auf zum Gästeeingang, während UB weiter zur Ostkurve ging. Wie auch beim letzten Auftritt in Bochum postierten wir uns mit den anderen Gruppen im Sitzplatzbereich des Gästeblocks, während sich RFM im Stehblock einfand. An der Stelle Respekt an die Vorsänger, die mit teils waghalsigen Manövern den Zaun bestiegen haben! Als zu den Klängen von Herbert Grönemeyers „Bochum“ das gesamte Stadion die Schals hob und Bayern wie Bochumer mitsangen, blickte ich in viele strahlende Gesichter. Diese Hymne ist, wie ich finde, einfach die beste der Liga!

Die sportliche Ausgangssituation könnte klarer kaum sein: Während wir an der Tabellenspitze stehen, wartet der VfL noch auf den ersten Dreier der Saison. Gerade nach der Niederlage in Barcelona war für uns ein Sieg heute jedoch Pflicht. 

Der Gästeblock startete mit „Wenn ich nachts nicht schlafen kann“ stark ins Spiel und sah, wie wenige Meter vor uns Bochum beinahe das frühe 1:0 erzielte, Kim aber auf der Linie rettete. Ein Doppelschlag durch einen Traum-Freistoß von Olisé und ein Kopfballtor von Musiala beruhigten die Nerven der Bayernfans jedoch wieder. Bis zur Pause war das ein solider Auftritt von uns, ohne die großen Ausreißer. Nach der Halbzeit sorgte die Mannschaft für klare Verhältnisse, wobei die Südkurve vor allem zu Zombie Nation eine gute Lautstärke zeigte. Zwar konnten wir durch unsere Positionierung die Stimmung in der Breite verbessern, die oberen Reihen waren aber heute weniger begeisterungsfähig. Da wäre deutlich mehr gegangen! Optisch hatten wir eine Neuerung dabei: ein rot-weiß gestreiftes Banner entlang des Gästeblocks unterhalb der Zaunfahnen wertete das Erscheinungsbild gut auf. Die Ostkurve kritisierte per Spruchband das Handeln einiger Vereinsfunktionäre, das mit der Entlassung des Trainers und des Sportdirektors für viel Unruhe sorgte. Wir drücken euch die Daumen, dass da bald wieder Ruhe einkehrt und ihr die Klasse haltet!

Nach Abpfiff verließen wir zügig den Gästeblock und gingen im Eilschritt Richtung Bahnhof, um von dort mit dem Regionalexpress nach Essen zu fahren. 

Aber dort nahm das Unheil, aka Deutsche Bahn, seinen Lauf.  Die ursprünglich vorgesehene Route der Rückfahrt war aufgrund eines SEV-Zwischen-Stücks nicht zu erreichen. Das DB-Servicezentrum in Bochum war geschlossen, also musste man sich selbst um eine Alternativroute kümmern und wählte die Verbindung über Essen.Wegen unterschiedlicher Ansichten über die Gültigkeit der Gruppentickets verwehrte uns der Schaffner die Abfahrt aus Essen. Er argumentierte, er nehme keine Fußballfans und schon gar keine Ultras mit. Diese seien eh nur betrunken und würden randalieren. Wahnsinn! Der Herr Schaffner legte lieber den gesamten ICE lahm als uns einfach mitzunehmen. Dass der ICE dann komplett gestrichen wurde, hat die DB auch eben jenem Herrn zu verdanken. Nicht einmal die Anweisung der Polizei, uns mitzunehmen, konnte den Sturkopf beeinflussen. Als er schließlich behauptete, er habe jetzt Feierabend, platzte manch einem der Kragen. Die anfängliche Freude über einen komfortablen Heimweg war also Ernüchterung und Wut gewichen. Horrorszenarien, wie eine Nacht irgendwo im Pott, oder gar keine Heimkehr mehr, spukten durch die Köpfe der Reisegruppe. Zumindest einige schienen ihren Humor nicht verloren zu haben, was daran erkennbar war, dass plötzlich Frank Zanders “Nur nach Hause geh’n wir nicht” durch die Gänge hallte. Zwei Stunden verbrachten wir im ICE in Essen, ohne einen Meter zu fahren. Nach dem reibungslosen Hinweg war das dann also die übliche Farce, die man von Bahnreisen kennt. Warum sollte es auch einfach mal auf Hin- und Rückweg funktionieren? Trotzdem mussten wir ja nach München kommen. Die neue Reiseroute führte uns mit einem weiteren ICE nach Köln, wo wir nach 1,5 Stunden Wartezeit Gott sei Dank einen Nacht-ICE bekamen. Dieser nahm uns freundlicherweise auch mit und genehmigte uns ein paar Stunden Schlaf. Das Flaggschiff der Deutschen Bahn rollte mit leichter Verspätung um kurz nach 6 Uhr in München ein. Geplante Ankunft unserer ursprünglichen Verbindung: 0:20 Uhr. Für die meisten ging es folglich entweder direkt in die Arbeit oder nach Hause, um sich von diesem Trip zu erholen. 

Zuletzt geht noch ein großer Dank an alle, die über Stunden mit der Bahn verhandelten und für unsere Heimfahrt sorgten! 

Bayern und der VfL!

Barcelona – FC Bayern München 4:1

„Auf unseren Touren durch Europa sind wir nur noch in Fliegern unterwegs und diese Tour war wie eine Zeitreise für mich. Die Kilometer auf der Straße, die Vorzüge der italienischen Autobahnraststätten, das Gefühl den Brenner zu passieren und zwischen den Berghängen talwärts zu fahren, der Blick auf das Mittelmeer von der Autobahn aus, die Sonne durch die Autoscheibe, wechselnde Landschaften durch das Fenster… Viele werden es nicht verstehen, wenige verstehen es umso mehr – das ist Leben und Freiheit.“

Mit diesen Worten endete ein Junggesellenabschied im Sommer 2024, welcher uns an vier Tagen fast 5.000 Kilometer in einem 9er zusammenbrachte. Und es stimmt, die Zeiten, in denen wir als Gruppe viel auf den Landweg als Reisevariante setzen, ob jetzt Bus oder Neuner, sind seit einigen Jahren vorbei. Ich erinnere mich, dass wir 2007/2008 im UEFA-Cup bei allen Spielen auf dem Landweg anreisten (und in Summe einmal um die ganze Welt gefahren sind) und auch die Jahre danach gab es auch zu Spielen, ob Spanien oder auch England, oftmals einen Bus. 

Im Endeffekt kann ich die meisten schon verstehen, ein paar Tage in Barcelona oder anderen europäischen Städten sind ganz cool. Fliegen ist immer noch zu günstig, Bus und 9er dagegen werden immer teurer. Dennoch, irgendwie finde ich es sehr schade, dass der Landweg mittlerweile dermaßen vernachlässigt wird. In meinen Augen ist die Anreise per Bus, Neuner oder Auto immer noch die reinste Form der Auswärtsfahrt. Aber ich nehme ja mittlerweile auch öfter den Flieger, um zum Spielort zukommen. 

Inspiriert von dem oben beschriebenen JGA wurde sich für Barcelona schnell für eine Anreise auf dem Landweg entschieden. So wurde auch dem Buchungs-Stress nach der Terminierung aus dem Weg gegangen und wie 2022 gab es ein günstiges Neuner-Angebot. Da hatten wir sogar die Option, zwei Plätze unbesetzt zu lassen, ohne uns in finanzielle Unkosten zu stürzen.

Dienstagnachmittag ging es dann los, im Bewusstsein, die nächsten 48 Stunden mit den 6 Mitreisenden auf engstem Raum zusammen zu sein. Aber wie oben zitiert und auch wenn es sich komisch liest: das ist Freiheit. 

Insgesamt verliefen die 1.400 Kilometer, inklusive kleinem Schlaf-Stopp im Süden Frankreichs (jaja, wir werden alt), sehr kurzweilig und unterhaltsam. Bei Sonnenschein erreichten wir das Stadion, in dem 1992 die Olympischen Spiele stattfanden. Wie vor zwei Jahren beim Gastspiel im Camp Nou wählten wir den Trick, unseren Neuner hinter dem einzigen Fanclub-Bus abzustellen. War damals kein Problem, würde dieses Mal schon auch passen. Tja, da hatten wir die Rechnung ohne die spanische Polizei gemacht, denn nach circa 1,5 Stunden erreichte uns die Nachricht, dass um unseren Neuner immer wieder Polizisten herumschleichen würden. Also kurz beratschlagt und entschieden, den Neuner umzuparken und lieber Geld fürs Parken auszugeben, als am Ende den Wagen auf einem Abschlepphof abzuholen (was in der Regel teurer ist, die Erfahrung wurde auch schon mal gemacht). Dass die Entscheidung richtig war, erfuhren wir kurz nachdem wir umgeparkt hatten. Kurz nach unserer Abfahrt war ein Abschleppwagen auftaucht, der dann unverrichteter Dinge wieder abzog. Ein großes Dankeschön an den aufmerksamen Busfahrer!

Somit war die Zeit bis zum Treffpunkt mit Umparken gefüllt anstatt mit den eigenen Leuten abzuhängen. Bisschen ärgerlich, aber sei’s drum. Am Plaça d’Espanya wurden Erinnerungen an 2013 wach: Selber Treffpunkt, wieder eine große Masse an Bayernfans, die dem Aufruf folgten. Damals einer der ersten großen Europapokal-Märsche. Im Gegensatz zu vor elf Jahren ging es dieses Mal den Berg nach oben, Richtung Olympiagelände. Insgesamt machte das ganze Areal einen imposanten Eindruck, da haben sie sich damals nicht lumpen lassen, um dem IOC schöne Spiele zu präsentieren. Auch das Stadion als solches war mal eine nette Abwechslung zum altbekannten Camp Nou. Altbekannt war dagegen, was an Fanmaterial erlaubt war, nämlich bis auf Zaunfahnen nichts. Und auch der Gästeblock war eher wenig förderlich für gute Fußballstimmung, sehr langgezogen, und eine leicht milchige Plexiglasscheibe sorgte für weniger gute Sicht aufs Spielfeld. Was dort die 90 Minuten über geboten wurde, war aber auch kein Hingucker. Der Sekundenzeiger hatte noch nicht mal eine Umdrehung hingelegt, da stand es bereits 1:0 für die Gastgeber. Unsere Elf konnte sich dann eigentlich ganz gut ins Spiel zurückbringen, aber mit den zwei Gegentoren kurz vor der Pause war schon eine gewisse Vorentscheidung gefallen. Da war der vierte Gegentreffer in Halbzeit 2 dann auch nicht mehr spielentscheidend. Barca machte halt aus jeder Gelegenheit ein Tor, während wir überlegen gewirkt haben, aber wenig Zwingendes zustande brachten. Sehr ärgerlich, da die zweite Niederlage im dritten Spiel die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass wir am Ende zwischen Platz 9 und 24 landen und damit zwei Spiele mehr auf uns zukommen. Dabei ist das Urlaubs- und Geldkonto durch die Reform eh schon mehr belastet. Daher waren nach Spielende doch einige Leute etwas bedient und es gab unterschiedliche Ansichten, ob die Mannschaft beklatscht werden sollte oder nicht. Mit Sicherheit war die Leistung nichts, wofür es zwingend Applaus geben hätte müssen (zugute halten kann man den Spielern, dass sie so nah wie möglich an den Gästeblock rangekommen sind). Dennoch stelle ich immer wieder erstaunt fest, wie viele Leute schon anfangen zu motzen, wenn es sportlich mal ein bisschen „schlechter“ läuft. Wie geschrieben, keiner hat Bock auf Playoffs, aber in Barcelona gleich die Saison in die Tonne zu treten, ist vielleicht doch etwas voreilig. Ebenso, dass an manchen Ecken schon wieder das Wort Krise auftaucht. Das nervt mich ehrlicherweise so richtig. Klar, 4-1 in Barcelona ist scheiße, aber die Welt geht nicht unter. Das sollten sich alle, ob Medien oder Fans (vor allem die!), mal ein bisschen bewusst machen.

Im Gästeblock wurde mit Unterstützung aus Hamburg, Bochum, Jena und San Benedetto (vielen Dank an dieser Stelle!) über 90 Minuten versucht, die rot-weißen Farben vernünftig zu vertreten, wobei das auch nur semi-gut funktioniert hat. Die äußeren Bereiche des Blocks waren sehr selten eingebunden, was mit Sicherheit auch an der fehlenden Trommel lag. Auch die Koordination zwischen den Gruppen der Südkurve war suboptimal und oftmals war die linke Seite bereits mit einem Durchgang fertig, während die rechte noch in der Mitte des Liedes war. Wir sind sehr verwöhnt, da wir in der Bundesliga eigentlich immer auf die entsprechenden Mittel zurückgreifen können und deswegen Auftritte ohne Megafon & Trommel (und ohne Dach) einfach nicht gewohnt sind. Synchron singen war also an diesem Abend eher schwierig, dennoch gab es auch immer wieder Momente, die Spaß gemacht haben. Gerade die Lieder mit mehr Text haben erstaunlicherweise gut geklappt und konnten auch paar Minuten gesungen werden. War zwar für die zahlreichen Vorsänger mit Sicherheit viel Arbeit, aber das gehört ja irgendwie zu ihrem Job dazu. 

Nach der obligatorischen Blocksperre ging es bergabwärts und wahlweise in eine Kneipe, ins Bett oder eben in den 9er zurück.  

Ultras Empoli

Das Auswärtsspiel in Bologna startete fulminant mit dem 1:0 für Bologna in der zweiten Minute und dem Ausgleich nur eine Minute später. Weitere Tore fielen nicht mehr, sodass es beim 1:1 blieb. Beim anschließenden Heimspiel nach der Länderspielpause konnte gegen Juve ein weiterer Punkt ergattert werden, die Partie blieb torlos. Bei diesem Spiel wurde ein Solidaritätsspruchband für die neuen Stadionverbotler, welche infolge der Auseinandersetzungen mit der Polizei dem Gastspiel in Udine ihr Stadionverbot erhalten haben, gezeigt. Ultras liberi! Zum folgenden Auswärtsspiel nach Sardinien in Cagliari ging es nicht wie in der vorherigen Saison auf eine lange und erlebnisreiche Busfahrt, sondern es wurde im gemütlichen, aber teuren, Flieger angereist. Die in Cagliari anwesenden Empolesi erlebten einen 2:0 Auswärtssieg ihrer Mannschaft.

Unter der Woche stand ein weiteres Auswärtsspiel, diesmal im Pokal bei Toro, an. Hier konnte Empoli in der 90. Minute den 2:1 Siegtreffer erzielen, weiter geht es in der nächsten Runde bei der Fiorentina. Möglicherweise wird bei diesem Spiel das Gästekontingent eingeschränkt sein, je nachdem wie der geplante Umbau des Stadio Artemio Franchi, in welchem der FC Bayern zuletzt 2010 antrat, vonstattengeht. In der Liga folgte nun auch ein Duell gegen die Fiorentina, welches für unsere Freunde ein Derby darstellt, als Heimspiel. Tags zuvor durften wir noch einige Ultras aus Empoli auf der Wiesn und in der Südkurve gegen Bayer Leverkusen begrüßen, grad schee wars. Direkt im Gegenzug war eine Abordnung unserer Gruppe auch zum besagten Derby gegen die Fiorentina gereist. Sowohl die Maratona als auch der Gästeblock waren komplett voll und sehr gut aufgelegt. Während des Spiels hatten die Gäste sportlich leichte Vorteile, das Spiel endete dennoch klassisch italienisch mit einer 0:0-Punkteteilung. Vielen Dank nochmal an dieser Stelle an die Gastfreundschaft an unsere Fratelli der Ultras Empoli.

Ergebnistechnisch sowie spielerisch tritt Empoli insgesamt in der bisherigen Saison besser auf als im letzten Jahr, bis zum 7. Spieltag war man sogar noch ungeschlagen, ehe man gegen Lazio mit 2:1 verlor. Dieses Spiel verpassten unsere Freunde der Ultras Empoli jedoch aufgrund einer Buspanne.

Was hier und da passiert

Augsburg

Ihr werdet euch an den Vorfall in Augsburg erinnern, als ein USK-Beamter während des Spiels Augsburg – Mönchengladbach im Rahmen einer Wasserschlacht einen Schuss abgab, bei dem nur durch Glück niemand zu Schaden kam. 

Nun wurden nach Abschluss des Gerichtsverfahrens Konsequenzen gezogen und alle Beteiligten aus dem USK entfernt, bis auf den Schützen allerdings nicht aus dem Polizeidienst selbst. Erst einmal muss man ungewohnter Weise auch mal loben, dass Konsequenzen gezogen und die Beteiligten bestraft wurden. Dass wir das hier aber explizit erwähnen müssen, zeigt auch das Problem: es passiert nun einmal viel, viel zu selten, dass Polizist*innen für Fehlverhalten zur Rechenschaft gezogen werden. Und auch in diesem Fall kann man hinterfragen, wieso die Beamten ihren Dienst fortsetzen dürfen, wenn sie anscheinend nicht dafür geeignet sind. Eine kleine Erinnerung: Während der Vernehmungen zum Vorfall hatten sich die Beamten widersprochen und es stand im Raum, dass Aussagen abgesprochen wurden. Wollen wir, dass Leute, die eigene Verfehlungen durch Falschaussagen vertuschen wollen (und dies vermutlich wieder tun würden), weiterhin als Polizisten tätig sein können? Unsere Meinung diesbezüglich ist eindeutig: Nein! 

Münster

Ein Thema, das seit Jahren an vielen deutschen Standorten heiß diskutiert wird, hat nun auch in Münster wieder an Aktualität gewonnen: der Stadionname.  Die Fronten sind bei diesem Thema meist recht klar. Die meisten Fans wünschen sich, dass der traditionelle Name beibehalten wird, während so mancher Funktionär nur das Geld sieht, das ein potentieller Verkauf des Stadionnamens an einen Sponsor einbringen kann. So nun auch in Münster.  Nachdem der Stadionumbau in Münster viele Jahre eher vor sich her dümpelte, wurden nun Nägel mit Köpfen gemacht und das Vergabeverfahren für den Neubau abgeschlossen. In 3,5 Jahren soll das neue Preussenstadion stehen. Ob das allerdings auch unter diesem Namen der Fall sein wird, ist fraglich. Im Rahmen einer Infoveranstaltung lüftete der Verein auf Nachfrage das Geheimnis um den Stadionnamen und siehe da: er soll verkauft werden. Details dazu sind noch nicht bekannt, was nun auch heftig von der Fanszene kritisiert wurde, die im darauffolgenden Heimspiel gegen Elversberg mittels Flyer und Aktion in der Kurve auf das Thema aufmerksam machte. Der Forderung können wir uns dabei nur anschließen: Preussenstadion – jetzt und für immer!

Foggia

Nachdem der italienische Drittligist Foggia Calcio am 13.10 in Potenza gespielt hatte, kam es im Nachgang des Spiels zu einem furchtbaren Unfall, bei dem drei junge Foggia-Fans im Alter von 13, 17 und 21 Jahren verstarben und zwei weitere schwer verletzt wurden. 

Diese Tragödie versetzte ganz Fußball-Italien in Schock und ganz besonders natürlich die Stadt Foggia. Einige Tage später veranstaltete der Verein eine Trauerfeier im Stadion, zu der 10.000 Menschen erschienen, wohlgemerkt in einer Stadt mit 150.000 Einwohnern. Ebenfalls nahmen die Bürgermeisterin, die Mannschaft und weitere Offizielle teil, um den Toten zu gedenken. Außerdem kamen Ultras aus ganz Italien, unter anderem auch von den Rivalen aus Bari und Pescara, um den Toten ihren Respekt zu zollen. Dutzende weitere Kurven und Vereine, auch in Deutschland, kondolierten. Auf YouTube findet ihr einen Stream der extrem krassen Zeremonie, die sicherlich nichts für schwache Nerven ist, aber eindrucksvoll zeigt, wie verbindend der Fußball sein kann.  

Im folgenden Heimspiel gegen Catania beschränkte sich die Kurve darauf, für die Verstorbenen zu singen, was für eine eindrucksvolle Atmosphäre sorgte. Zudem spendete der Verein alle Einnahmen des Spiels an die Familien der Opfer. Ruhet in Frieden!

15 Jahre Stefano Cucchi

Am 22.10.2024 jährte sich der Todestag von Stefano Cucchi zum 15. Mal. Vielen Lesern sagt der Name vermutlich nichts, weshalb wir an dieser Stelle an ihn erinnern möchten. 

Am 15.10.2009 wurde der damals 31-jährige Stefano wegen des Verkaufs von Drogen in Rom festgenommen und anschließend aufs Polizeirevier gebracht – zu diesem Zeitpunkt noch ohne irgendwelche körperlichen Beschwerden. Dort entbrannte eine Diskussion zwischen Stefano und zwei Polizisten, die ihn daraufhin zusammenschlugen. Nachdem er in der darauffolgenden Nacht in Haft bereits über körperliche Beschwerden klagte, aber eine medizinische Untersuchung verweigerte, wurde er am nächsten Tag dem Haftrichter vorgeführt, der entschied, dass Stefano fürs erste in Haft bleiben sollte. Nach der Verhandlung verschlechterte sich seine körperliche Verfassung weiter, sodass er schließlich am Abend des 16.10. in die Notaufnahme eingeliefert wurde, wo diverse Verletzungen festgestellt wurden. Da er nicht im Krankenhaus bleiben wollte, wurde er zurück ins Gefängnis gebracht. Als sich in den folgenden Tagen sein Gesundheitszustand weiter verschlechterte, wurde er schließlich doch noch ins Krankenhaus eingeliefert, wo er am 22.10. verstarb. 

Im Nachgang behaupteten die beteiligten Polizisten, dass seine Drogenabhängigkeit zu seinem Tod geführt habe.  Der Fall erlangte Italienweit und darüber hinaus Aufmerksamkeit und nach jahrelangem Kampf der Angehörigen wurden die Beteiligten zu teils empfindlichen Haftstrafen verurteilt, unter anderem auch Vorgesetzte, die zwar nicht zugeschlagen, im Nachhinein aber versucht hatten, die Geschehnisse zu vertuschen. 

Stefano Cucchi gilt insbesondere in Italien als prominentes Beispiel für Polizeigewalt, sodass ihm in diesen Tagen sowohl in italienischen Kurven als auch von politischen Gruppen und Initiativen gedacht wird. Dabei soll darauf aufmerksam gemacht werden, dass es sich bei dieser Tragödie nicht um einen Einzelfall handelt, sondern, dass Gewalt von Polizisten – wenn auch natürlich nicht in dieser Intensität – ein grundsätzliches Problem darstellt. Dies ist übrigens auch das erklärte Ziel der „Stefano Cucchi Onlus“-Stiftung, die von Stefanos Schwester Ilaria Cucchi gegründet wurde.