Vorwort
Mach’s gut, Sonja
FC Bayern München – Bayer Leverkusen
Aston Villa – FC Bayern München
Eintracht Frankfurt – FC Bayern München
Ultras Bochum 99
Videobeweis
Was hier und da passiert
Vorwort
Servus Bayernfans,
drei Spiele sind seit dem letzten Vorwort vergangenen, zwei Unentschieden auf nationaler und eine Niederlage auf internationaler Ebene stehen zu Buche. Keine Ausbeute, mit der wir zufrieden sein können. Positiv bleibt festzuhalten, dass das Auftreten auf dem Rasen ein ganz anderes ist als in der vergangenen Saison und uns in den letzten drei Partien einfach auch ein wenig das Spielglück gefehlt hat. Der offensive Ansatz, der Spaß macht und schön zum Ansehen ist, birgt leider auch seine Gefahren und gerade in Frankfurt war dann halt gefühlt jeder Konter ein Gegentreffer. Aber lamentieren über die liegengelassenen Punkte bringt auch nichts, weiter geht es mit sportlich wichtigen Spielen. Heute gegen Stuttgart, dann geht es nach Barcelona, wo ein Sieg wichtig wäre, um eine mögliche Playoffrunde zu Beginn des neuen Jahres zu vermeiden. Mit Zwischenstopp in Bochum geht es dann direkt nach Mainz. Dort soll das Achtelfinale im Pokal klar gemacht werden, denn es wird mal wieder Zeit, dass die Südkurve zum Pokalfinale fährt. Ihr seht, kilometerreiche Wochen stehen an, die sportlich mit Sicherheit richtungsweisend sind.
Die Kurve präsentierte sich in den vergangenen Wochen etwas analog zur Mannschaft: es waren immer wieder richtig starke Phasen dabei, aber die Konstanz über 90 Minuten hat jedes Mal gefehlt.
Beim Heimspiel gegen Leverkusen war es möglicherweise Wiesn-bedingt weniger gut als die Heimspiele zuvor. Wie bereits in Bremen war es jetzt nicht so, dass die Beteiligung das Problem war, aber es hat der durchschlagende Moment gefehlt. Dass außerhalb der Kurve auch wenig Feuer drin war, war meines Erachtens nach etwas überraschend. Gerade wenn es die Möglichkeit gibt, die sportlichen Verhältnisse wieder etwas gerade zu rücken, ist ja oftmals mehr Leben im Stadion. Das hat an dem Tag irgendwie gefehlt. Auf alle Fälle etwas enttäuschend, nach den vorangegangenen Spielen.
Der Ausflug auf die Insel verlief ebenfalls nur bedingt zufriedenstellend. Immerhin gelang es uns, Megafon und Trommel in den Block zu bringen, was zur Koordination ja immer extrem wichtig ist. Leider machte die Trommel etwas schlapp, ob es aber daran lag, dass wir nicht 90 Minuten lang das Potential abrufen konnten? Immerhin das Einbinden des Unterrangs hat sehr gut geklappt und im Großen und Ganzen kann man auch zufrieden sein. Aber wenn man weiß, dass da auch mehr drin gewesen wäre, bleibt das doch irgendwie hängen.
Das Spiel in Frankfurt verlief sehr ähnlich: viele gute Phasen, die von einigen schwachen Momenten getrübt wurden. Dass in der Nachspielzeit dann die Gegenseite noch einen Jubelsturm erlebt, macht den Ausflug natürlich nicht besser… Aber gut, viel drüber lamentieren müssen wir nicht, wir haben heute die Chance, uns wieder besser zu präsentieren.
Denn heute ist nicht nur die Mannschaft gefragt, viel mehr stehen auch wir in der Pflicht! Für uns als Kurve steht eines, wenn nicht sogar das wichtigste Heimspiel der Saison auf dem Programm. Mit der Cannstatter Kurve ist ein alter Rivale zu Gast und da wollen wir von Anfang an zeigen, wer der Chef im Stadion ist.
Zum Schluss leider noch eine sehr traurige Nachricht: vor wenigen Tagen ist Sonja, ein Mitglied unserer Gruppe, nach langer Krankheit verstorben. Für uns alle eine sehr traurige Nachricht, die uns wieder einmal daran erinnert: Wichtiger als das Spiel ist das Leben!
Sonja, Ruhe in Frieden!
Mach’s gut, Sonja
Vor wenigen Tagen erreichte uns leider die schreckliche Nachricht, dass unsere Freundin und langjährige Wegbegleiterin – Sonja – den Kampf gegen ihre Krankheit verloren hat.
Sonja war ein absolutes Original – stark, liebevoll, loyal und stets für andere da. Ihre herzliche, fröhliche Art und ihr unermüdlicher Einsatz für die Gruppe und den FC Bayern machten sie zu der, die sie war. Ihre Leidenschaft für den Fußball, ihre Begeisterung für die Ultras und ihre unerschütterliche Treue zu ihren Liebsten haben uns unvergessliche Momente beschert.
Besonders in schweren Zeiten konnte man sich immer auf Sonja verlassen. Sie war eine echte Freundin – immer bereit zu unterstützen, zuzuhören oder einfach nur da zu sein. Mit ihrem Humor, ihrer Lebensfreude und ihrer Ehrlichkeit hat sie viele Menschen berührt. Für viele von uns war sie nicht nur eine Freundin, sondern auch eine „Fußballmama“.
Wir sind dankbar für die gemeinsamen Jahre, die schönen Erinnerungen und die zahllosen Augenblicke, die Sonja mit uns geteilt hat. Sie wird uns in Gedanken und in unseren Herzen begleiten; wir werden sie niemals vergessen.
Unser tiefes Mitgefühl gilt ihrer Familie und allen, die sie kannten und liebten. In dieser schweren Zeit finden wir Trost in der Vorstellung, dass Sonja nun an einem Ort ist, an dem es ihr besser geht.
In unseren Herzen wird sie für immer weiterleben – als Freundin, Wegbegleiterin, Ultrà und als Mensch, der unser Leben bereichert hat.
Ultrà per sempre! Mach’s gut, Sonja
FC Bayern München – Bayer Leverkusen 1:1
Mit dem Duell gegen Leverkusen stand für uns das in diesem Jahr einzige Heimspiel während der Wiesn an. Dementsprechend wurde der Spieltag auch dort begonnen: Um die 350 Bayernfans, zusammen mit Freund*innen aus Bochum, Empoli und Bordeaux fanden sich in der Augustiner-Festhalle ein, um bei der ein oder anderen Maß einige gemütliche Stunden zu verbringen. Bestens gelaunt und in den meisten Fällen etwas angeheitert, ging es per U-Bahn nach Fröttmaning, wo am Südkurvenplatz bayerische Schmankerl und Wiesnbier kredenzt wurden.
Etwas früher als sonst machte sich der Haufen von der Esplanade auf zum Stadion, womit wir den Blick nun auf das Sportliche richten wollen. Zum ersten Mal seit der Saison 2012/13 empfing der FC Bayern den amtierenden Deutschen Meister, was für Spieler wie Fans eine ungewohnte, aber ebenso reizvolle Aufgabe darstellte. Kassierten die Leverkusener bereits ihre erste Saisonniederlage, gingen wir noch ohne Punktverlust in ein Topspiel, das diesen Namen, zumindest vor Anpfiff, verdient hatte.
Dem Großteil des Publikums schien die Bedeutung des Spiels auch bewusst zu sein, denn das Stadion erhob sich zum Anpfiff und begann ein Bayern-Echo, das sich durchaus hören lassen konnte. In der Kurve hingegen war ein Mix aus positiver Anspannung bei einem Teil und etwas zu hohem Alkoholpegel beim anderen Teil spürbar. Natürlich ist es niemandem zu verdenken, vor dem Spiel Bier zu trinken, schon gar nicht während der Wiesn. Der Stimmung tut das allerdings weniger gut, denn die letzten Prozent Hingabe beim Singen und Hüpfen ließ die Südkurve heute vermissen. Auf dem Platz startete unsere Mannschaft mit ähnlicher Dominanz wie in den letzten Spielen und zog diese auch das gesamte Spiel über durch. Dennoch waren es die Leverkusener, die nach einer Ecke in der 31. Minute durch einen Distanzschuss in Führung gingen. Die Mannschaft zeigte sich davon jedoch unbeeindruckt und kam wenige Minuten später zum Ausgleich: Aleks Pavlovic schoss den Ball nach sehenswerter Brustannahme aus 20 Metern volley ins Kreuzeck – Marke „Tor des Monats“! Ein Spieler aus dem eigenen Nachwuchs, gebürtiger Münchner und auf bestem Wege zur Identifikationsfigur – der Junge macht zur Zeit richtig Spaß! Der anschließende Torjubel war entsprechend ausgelassen. Trotz anhaltender Dominanz und einiger – teils hundertprozentiger – Chancen verpassten wir den Sieg und ein Statement an den Rest der Liga. Sei`s drum, die Leistung stimmt definitiv wieder! An dieser Stelle sei erwähnt, dass der Kompany-Fußball doch deutlich ansehnlicher als der unter Thomas Tuchel ist. Im Wissen, dass die Saison jung ist und die großen Aufgaben noch kommen, ist das vorerst nur eine Momentaufnahme, aber ich persönlich finde das Auftreten unserer Mannschaft sehr erfrischend. Ob wir wirklich „besser als unter Guardiola“ sind, wie Lothar Matthäus es im Nachgang des Spiels sagte, müssen wir abwarten. Die altgewohnte Dominanz scheint aber ein Stück weit zurückzukehren.
Insgesamt war das heute leider die schwächste Leistung der Südkurve in dieser Saison. Die anfängliche Euphorie wich schnell einem zu routinierten und wenig enthusiastischen Auftritt. Gerade in der zweiten Halbzeit gab es zu wenig Ausreißer nach oben. Schade, denn das Potenzial der Kurve kam in den vergangenen beiden Heimspielen deutlich besser zum Vorschein!
Per Spruchband positionierten wir uns heute gegen das grau-schwarze Wiesn-Trikot des FC Bayern, das ein unsägliches Vereinswappen ziert und rein gar nichts mit dem Traditionellen zu tun hat: „Kein rot-weißes Trikot, ein verschandeltes Wappen – euer „Mia san mia“ ist nur Fassade!“. Damit kritisierten wir auch, dass im dritten Heimspiel nicht das eigentliche Heimtrikot, sondern zweimal das Europapokal- und einmal das Wiesn-Trikot getragen wurde. Ein Heimtrikot in schwarz und rot, statt rot und weiß ist dann nochmal eine eigene Problematik. Gruppenübergreifend forderten wir außerdem: „Gerechtigkeit und Freiheit für die Ultras aus KA“, um den Karlsruhern unsere Solidarität im Kampf mit der Justiz zu zeigen.
Abschließend ein großes Dankeschön an euch, liebe Freund*innen aus Bochum, Empoli und Bordeaux für euren Besuch. Dass die Ultramarines trotz der schwierigen Situation ihres Vereins den weiten Weg auf sich nehmen und uns in großer Abordnung besuchen, ehrt uns sehr und verdient größten Respekt! Nous sommes avec vous, Ultramarines!
Aston Villa – FC Bayern München 1:0
“We are the Killah of Aston Villa” oder wären es zumindest gewesen… Zweimal kreuzte der FC Bayern bisher in einem Pflichtspiel die Klingen mit dem Birminghamer Verein, beide Male gingen die Villans mit 1:0 als Sieger vom Platz. 1982 bescherte ihnen das den größten Triumph ihrer Vereinsgeschichte. Peter White schoss sie in Rotterdam zum Europapokal der Landesmeister. Damals hatte zumindest ein Bayernfan für das Duell mit den englischen Hooligans sogar einen Revolver im Gepäck – verrückte Zeiten. Heutzutage käme Gott sei Dank in München niemand mehr auf die Idee, bewaffnet auf Reisen zu gehen und – trotz Medienmeldungen und den Peaky Blinders – ist das heute auch nicht mehr nötig. Der ehemalige „Workshop of the World“ präsentiert sich uns als nicht besonders sehenswerte, aber auch eigentlich entspannte Stadt, die in Deutschland oft unter dem Radar läuft. Zurecht, könnte man sagen. Das Treiben im Nachtleben an einem Mittwochabend ist aber zumindest eine Erwähnung wert, ob es eine lobende ist, muss dann jeder selbst entscheiden.
Wir waren ja aber wegen des Fußballs hier und es hätten noch mehr Bayern-Fans mitkommen können. Klar, ein Monat ist jetzt nicht viel Planungszeit, aber bei einem Gästekontingent von ca. 2400 Karten überraschte es doch, wie viele Tickets am Ende übrig blieben. Irgendwie zumindest erstaunlich, es dürfte mit Bayern ja quasi niemand schon mal hier gewesen sein und der Wunsch nach neuen Gegnern im Europapokal ist ja an sich sehr groß. Aston Villa war eigentlich ein richtig geiles Los. Lag es am Ende vielleicht an den wenigen direkten Flugverbindungen? Dann möchte ich mal sehen, wie es bei uns aussehen würde, wenn wir in der Conference League antreten müssten oder wie andere Vereine den langen Weg durch die Qualifikation und zu den gern beschriebenen Exoten antreten müssten. Ist ja per se nicht schlimm, wenn der Gästeblock mal nicht ausverkauft ist, aber wenn man ihn zu so einem Spiel nicht vollmacht, braucht man sich auf die generell hohen Auswärtsfahrer-Zahlen im Europapokal halt auch nichts einbilden bzw. ist dann manchmal das Gejaule von manchen, wenn Kartennot ist, vielleicht auch nicht so sehr berechtigt. Wie immer geht es hier nicht um den Einzelfall. Die eine ist vielleicht gerade hochschwanger, beim anderen ging es von der Arbeit aus wirklich nicht. Aber es gibt doch nicht so wenige Bayernfans und bei Spielen mit deutlich höherem Kontingent sind die Karten wieder rarer als Gold.
Genug der allgemeinen Anmerkungen: Der Villa Park steht gerade am Anfang einer größeren Renovierungsphase, also ganz gut, dass wir jetzt noch vor Ort waren. Im Oberrang bezogen wir mit Megaphon und Trommel Platz. Beide Hilfsmittel waren inseltypisch wieder verboten, fanden aber trotzdem ihren Weg hinein.
Gespannt waren wir natürlich auch, ob uns heute ein ordentlicher Roar der Heimfans erwarten würde, es war schließlich ihr erstes Spiel in der Königsklasse seit Ewigkeiten und auch ansonsten ist Europapokal hier kein Alltag. Dafür fand ich es dann verhältnismäßig mau. Klar, wenn gesungen wurde, supergeil. Aber das war halt wirklich selten der Fall. Vielleicht lag‘s auch daran, dass wir im Oberrang thronten. Für die Sicht aufs Spielfeld war das natürlich ein perfekter Platz und gesungen haben wir auch halbwegs ordentlich und der Unterrang zog oft gut mit. Ich hätte eigentlich erwartet, dass wir unter dem Dach noch ein bisschen mehr herausholen können und gerade in Halbzeit zwei hatte ich teilweise das Gefühl, es singen nur noch 200 Leute, dann kam aber dennoch immer schnell wieder Schwung rein.
Es war natürlich auch etwas ernüchternd, das Spiel anzusehen. Wir machten durchgängig das Spiel, richtiger Dominanz-Fußball, aber auch ein Gegner, der gut stand und seine Nadelspitzen setzte. Dass der Emery ein Fuchs ist, wissen wir ja aus den letzten Jahren. Der hat uns schon zweimal wehgetan. Zusätzlich fehlte bei uns vorne vielleicht ein wenig die Kreativität oder die notwendige Spritzigkeit, gute Chancen wurden liegengelassen und dann stand der eigene Torwart einmal zu weit draußen. Bayern Munich – it happened again.
Weltmeister im Verhöhnen sind die Engländer ja, dementsprechend gab es nach Spielende nochmal etwas Aufregung, die die Polizei in bester englischer Manier nochmal verstärkte. Aber gut, wirklich wild war es auch nicht und als 15. der Tabelle traten wir den gut organisierten Rückweg in die Stadt an
Eintracht Frankfurt – FC Bayern München 3:3
Während es für die letzten beiden Auswärtsspiele noch an die Weser oder Ostsee ging, mussten wir uns heute mit den Pfützen auf dem Frankfurter Gästeparkplatz zufriedengeben. Nachdem die zahlreichen Autobesatzungen schließlich ihren Weg zum Waldstadion gefunden hatten, ging es zügig Richtung Gästeblock, der, anders als in den Vorjahren, aufgrund seiner Verbreiterung dem*der Einzelnen mehr Platz bot. Auch heute merkte man eine gewisse sportliche Anspannung vor dem Spiel, denn die Frankfurter waren sportlich sehr gut in die Saison gestartet und so wartete an diesem Sonntagnachmittag wieder ein direkter tabellarischer Verfolger auf uns. Zusätzlich hatte unser Team einige Tage zuvor die erste Saisonniederlage einstecken müssen und, neben dem hohen Saisonauftaktsieg vor mehr als zwei Jahren, musste man hier in den letzten Jahren auch zwei herbe Auswärtsniederlagen einstecken.
Den Pessimisten zum Trotz konnte die Mannschaft die ersten 20 Minuten erstaunlich dominant gestalten und eine zwei Tore Führung wäre zu diesem Zeitpunkt mehr als verdient gewesen. So resultierte lediglich eine 0:1-Führung und es folgte, was folgen musste: die Eintracht, und deshalb war es eben ein sportliches Verfolgerduell, konnte das Spiel, wie aus dem Nichts, innerhalb weniger Minuten zu ihren Gunsten drehen. Im Gästeblock starteten wir schwungvoll mit mehreren guten Durchläufen zu ‚Lady in Black‘ in die Partie. Auch die Hüpfeinlage und die Lieder danach gingen gut von den Lippen. Die Frankfurter Führung sorgte dann allerdings dafür, dass sich hier der erste Hänger einschlich und so plätscherte die erste Halbzeit im Gästeblock vor sich hin. Auch der noch vor der Pause erzielte Ausgleich zum 2:2 sorgte nicht dafür, dass die Südkurve an die guten ersten 20 Minuten anknüpfen konnte und es schien ein wenig so, dass sich viele nach der turbulenten ersten Hälfte nach einer Pause sehnten. Auf dem Rasen ging das Spiel ähnlich dominant weiter und so konnte Olise die Partie erneut zu unseren Gunsten drehen. Nachdem es kurzzeitig den Eindruck machte, die Halbzeitpause im Gästeblock würde heute knapp 23 Minuten dauern, wurde der Lautstärkepegel im Osten des Waldstadions endlich wieder ordentlich in die Höhe geschraubt. Besonders das ‚Bayern‘ zu ‚Brasil‘ war gut abgepasst und die mehrmaligen Anläufe sorgten für neuen Schwung. Auch das ‚Oh FCB‘ konnte daran anknüpfen. Besonders der Zusatz ‚Scheiss SGE‘ konnte auch die Sitzplätze mitreißen, wobei die Leute auch beim Rest des Liedes hätten mit einstimmen dürfen, auch wenn mir die Pöbelwilligkeit schon ein Grinsen ins Gesicht zauberte. Da das Spiel, beim Stand von 2:3 für uns, zu diesem Zeitpunkt nach wie vor offen war, merkte man dann auch wieder zunehmend im Auftritt des Gästeblocks und es gelang danach weniger an die guten und spaßigen Momente anzuknüpfen. Auf dem Rasen gelang es den 11 Spielern in Rot ebenso wenig, die über lange Zeit der zweiten Hälfte passiv agierenden Frankfurter mit dem vierten oder sogar fünften Tor zu bestrafen. So steht in diesem Bericht erneut ein „es folgte, was folgen musste“- die Eintracht fand zum dritten Mal die Lücke in der Abwehr und – mit einem fast identischen Angriff – den Weg ins Tor hinter Manuel Neuer. Danach gab es zwar nochmal die Möglichkeit, die drei Punkte mitzunehmen, Müller fehlte aus spitzem Winkel allerdings etwas Glück, um die Partie erneut zu unseren Gunsten zu kippen. Schade, dass es erneut nicht klappte, die Dominanz in drei Punkte umzuwandeln. Die Einstellung auf dem Rasen passte aber auch heute. Und nach einem eher schwachen Auftritt der Südkurve gegen Leverkusen und einem ordentlichen Auftritt bei Aston Villa, war das Gastspiel bei der Eintracht heute eine Mischung aus beidem.
In Form eines Spruchbandes äußerten wir uns heute augenzwinkernd noch zu der vom DFB ausgesprochenen Strafe gegen Sven Ulreich, dessen eigentlich für den Fußball typische verbale Äußerung gegenüber Leverkusens Geschäftsführer Sport Simon Rolfes mit einem Spiel Sperre versehen worden ist: „DFB du Rolfes – Ulle einer von uns!“. Zudem gedachten wir in den letzten Minuten wieder unserem Josef, dessen Konterfei anlässlich seines Todestages über unserer Fahne hing – you are always in our hearts!
Nach dem Spiel waren die Sachen schnell zusammengepackt und die Abreise vom Gästeparkplatz gelang glücklicherweise relativ schnell. Sodass sicher jede*r froh war, nach der Europapokal-Woche daheim ausreichend Schlaf zu bekommen, um halbwegs ausgeschlafen in die neue Woche starten zu können. Außerdem, durch die Länderspielpause noch etwas verschnaufen zu können, bevor in den kommenden Wochen gleich drei englische Wochen anstehen. Ein riesiges Dankeschön geht an dieser Stelle noch an die anwesenden Freund*innen aus Jena, Bochum und Hamburg, die ihre spielfreien Sonntage ebenfalls für einen Ausflug nach Frankfurt nutzten und uns heute unterstützten.
Ultras Bochum 99
25 Jahre Ultras Bochum. Unsere Freund*innen befinden sich mitten in ihrem Jubiläumsjahr und im Rahmen dessen stand im September die Party zu diesem Jubiläum an. Zu ebendieser machte sich auch eine knapp dreistellige Zahl unserer aktiven Szene auf den Weg ins Ruhrgebiet. Angekommen ging es mit einer gemütlichen Begrüßung in einem Biergarten los. Nach den ersten Fiege Pils stand dann der nächste Programmpunkt an und es ging rein in die Ostkurve im Ruhrstadion zu einem gemeinsamen Gruppenfoto. Dabei wurden natürlich auch einige Lieder auf die Ultras Bochum 99 gesungen und auch die Freundschaften kamen nicht zu kurz. Anschließend machte sich die Meute auf zur Partylocation. Nach dem offiziellen Teil, bei dem auch die Gruppen der Südkurve zu Wort kamen und ihre Geschenke übergaben, startete die Party. Bei guter Musik und vielen guten Gespräche wurde ordentlich auf das 25. Jubiläum unserer Freund*innen angestoßen. Danke an UB99 für die Gastfreundschaft und die gelungene Party! Auf die nächsten 25.
Sportlich läuft es aktuell leider nicht wirklich rosig für die Jungs von der Castroper Straße. Man hat noch nicht wirklich Fuß gefasst im vierten Jahr in der Bundesliga und so steht man auf dem letzten Platz der Tabelle, mit lediglich einem Punkt. Es wird sich zeigen, ob die Länderspielpause Besserung bringt. Bereits am übernächsten Spieltag steht dann auch schon unser Auswärtsspiel in Bochum auf dem Plan. Bereits zum dritten Mal in Folge dürfen wir uns an einem Sonntag auf den Weg nach Bochum machen, milde gesagt ist das fürn Arsch. Zumindest bietet es sich an, das ganze Wochenende gemeinsam zu verbringen, was bestimmt auch einige wieder nutzen werden.
Es wird sich zeigen, was die nächsten Wochen beim VfL so alles passiert, wir halten euch auf alle Fälle auf dem Laufendem.
Ultras Bochum x Schickeria München
Videobeweis
Eigentlich hätten wir diesen Text vor sieben Jahren schreiben müssen. Damals, zu Beginn der Saison 2017/18, wurde der sogenannte Video Assistent Referee (VAR) in der Bundesliga eingeführt. Was das insbesondere für die Stadiongänger, aber auch für die Fernsehzuschauer bedeutet, haben wohl so gut wie alle Fanszenen und Fußballfans in Deutschland massiv unterschätzt. Sonst wäre der Protest vermutlich deutlich heftiger ausgefallen. Man lehnt sich dabei wohl nicht zu weit aus dem Fenster, wenn man diese ausgebliebene Protestwelle als das größte Versäumnis der Fanszenen Deutschlands in den letzten Jahren ansieht.
Spieltag für Spieltag sehen wir alle, was der VAR für einen Schaden anrichtet. Anstatt die Tore seines Vereins zu bejubeln, geht der erste Blick nach so gut wie jedem Tor in Richtung Schiedsrichter. Hält er sich die Hand ans Ohr? Gab es vielleicht zwei Minuten vorher ein nicht geahndetes Foul oder befand sich der Torschütze einen halben Zentimeter im Abseits? Die meisten werden sich noch an das verrückte Zagreb-Heimspiel erinnern. Wie viel Zeit hat der Schiedsrichter vor dem Bildschirm verbracht? Und Hand aufs Herz: Wie sehr habt Ihr euch noch über die restlichen Tore freuen können? Oder ging der Blick da dann doch zuerst in Richtung Schiedsrichter, statt ungehemmt zu jubeln?
Der Videobeweis war nicht die erste technische Neuerung, die die Arbeit der Schiedsrichter erleichtern sollte, sicherlich jedoch die einschneidendste.
Das Versprechen, dass der VAR nur bei klaren Fehlentscheidungen des Schiedsrichters zum Einsatz kommen solle, ist mittlerweile zur Farce verkommen. Aber wie sollte es auch eingehalten werden? Was ist denn überhaupt eine klare Fehlentscheidung? Situationen, die in Echtzeit eindeutig scheinen, erwecken in Zeitlupe oder aus einer anderen Perspektive einen völlig anderen Eindruck. Wonach soll denn der Schiedsrichter auch entscheiden? Ist nun seine Perspektive auf dem Feld oder die Frontale in Zeitlupe ausschlaggebend? Selbst vermeintliche de facto Entscheidungen wie ‚Abseits oder nicht‘, sind in der Realität nicht immer eindeutig zu bestimmen. Und selbst wenn, ist es wirklich so entscheidend, dass ein Stürmer mit der Nasenspitze im Abseits war? Sind solche Nuancen uns den Preis, denn der VAR fordert, nämlich unsere Emotionen, wert?
Für uns steht die Antwort fest: ganz sicher nicht. Es ist mittlerweile Teil der Normalität, dass der Schiedsrichter fast jedes Spiel mindestens einmal selbst vor den Monitor tritt und dabei mitunter minutenlang für eine Entscheidung benötigt. Wer soll es ihm denn auch verübeln? Der Fehler liegt schließlich im System. Der VAR wurde mit dem erklärten Ziel eingeführt, das Spiel gerechter zu machen. Und völlig unverständlich war die Einführung aus Sicht der Entscheidungsträger auch nicht. Eine Fehlentscheidung kann nun mal eine Stange Geld und unter Umständen im Falle eines Abstiegs auch einige Jobs kosten. Das Ziel der Gerechtigkeit wurde allerdings meilenweit verfehlt. Es wird eine Objektivität suggeriert, die es so nicht gibt. Wird heute wirklich weniger über Schiedsrichterentscheidungen diskutiert? Fühlt sich der einzelne Spieler und Fan heute wirklich fairer behandelt als früher?
Absolute Fairness ist nun einmal eine Illusion und das ist auch gut so. Davon lebt unser Fußball. Daher rührt unsere Emotion. Das mag im Einzelfall bitter sein, aber wenn wir ehrlich zu uns selbst sind, ist doch eines klar: es gibt wenig schönere Dinge, als nach einer vermeintlichen Fehlentscheidung durchzudrehen oder dem Schiedsrichter im Gespräch mit den Arbeitskollegen am Montag nach dem Spiel die Pest an den Hals zu wünschen, weil man sich und seinen Verein wieder einmal ungerecht behandelt fühlt. Das ist doch Teil der Essenz unseres Fußballs und Fehlentscheidungen gehören genauso dazu wie das Toreschießen an sich.
Dies scheinen nach und nach auch immer mehr Leute zu verstehen, in den Fankurven als erste und stärkste Betroffene sowieso. So werden seit Jahren fast überall bei Einsatz des VARs gemeinsame Gesänge gegen eben diese angestimmt und Spruchbänder gezeigt. Bei Entscheidungen zugunsten des eigenen Vereins wird sich mit Jubel betont zurückgehalten, um die konsequente Ablehnung zu zeigen. Egal, ob es im Einzelfall dem eigenen Verein hilft. Manche Dinge sind nun einmal größer als das einzelne Spiel.
Aber auch andernorts regt sich Widerstand. In der Premier League gab es, initiiert von den Wolverhampton Wanderers, im Juni eine Abstimmung zur Abschaffung des Videobeweises. Leider stimmten nur 6 von 20 Vereinen dafür, aber immerhin. Auch in Deutschland äußern sich Spieler und Funktionäre zunehmend kritisch und der Rückhalt des VAR scheint langsam aber sicher zu schwinden. Dafür kostet er zu viel. Noch können wir vermutlich nicht einmal absehen, wie nachhaltig der VAR unseren Fußball verändern wird. Es werden Generationen in die Stadien kommen – oder tun es zum Teil jetzt schon – die noch nie ein Tor ohne den VAR bejubeln durften. Das wird dem Fußball, wenn er das nicht eh schon getan hat, auf kurz oder lang einen Teil seiner Emotion, einen Teil seiner Seele rauben. Vorschläge wie die Einführung eines ‚Challenge-Systems‘, wie es aktuell in Italien erprobt wird und in anderen Sportarten Usus ist, helfen nur bedingt weiter. Unserer Meinung kann es nur eine Lösung geben: die nationalen sowie internationalen Verbände müssen den VAR ersatzlos abschaffen. Darüber, wie realistisch das ist, kann man sicherlich streiten. Aber der Rückhalt wird bei allen Beteiligten weiter schwinden und dann müssen wir das Momentum für uns nutzen, um unsere Utopie (wieder) wahr werden zu lassen: ungezügelte Emotionen in einem Fußball ohne Videobeweis!
Was hier und da passiert
Karlsruhe
Dass der Weg durch die Instanzen für Fußballfans durchaus lohnenswert sein kann, zeigt ein aktuelles Urteil des Bundesverfassungsgerichts.
Lange Jahre mussten sich viele Fans mit der sogenannten „Gewalttäter Sport“ Datei herumschlagen. Wer in dieser gespeichert war, musste mit einschneidenden Maßnahmen wie Ausreiseverboten und ähnlichem rechnen. Dazu reichte in vielen Fällen eine Personalienaufnahme oder Anzeige im Rahmen eines Fußballspiels. Selbst bei Freispruch oder Einstellung wurden viele der gespeicherten Daten weiterhin genutzt und das Leben der Betroffenen somit massiv erschwert.
Diese Praxis hat nun ein Ende, denn das Bundesverfassungsgericht hat das BKA-Gesetz Anfang Oktober für teilweise verfassungswidrig erklärt. Es stellt die Grundlage der umstrittenen Datei dar. Eigentlich hatte sich die Ampelkoalition im Koalitionsvertrag darauf geeinigt, die Datei grundlegend zu reformieren, was bisher allerdings noch nicht geschehen ist. Nun hat das Gericht dem Gesetzgeber bis Sommer 2025 Zeit gegeben, das Gesetz zu überarbeiten.
Hamburg/Düsseldorf
Züge, HSV-Fans und die Polizei: in letzter Zeit ein eher unglücklicher Dreiklang. Schon nach einer völlig überzogenen Kontrolle nach dem Auswärtsspiel in Rostock vergangene Saison, ist eine dreistellige Zahl von HSV-Fans erneut Opfer einer großen Kontrolle geworden. Grund dafür war ein eskalierter Streit zwischen zwei anderen Fahrgästen. Grund genug für die Polizei, die Identität aller anwesenden HSV-Fans als potenzielle Zeugen festzustellen. Diese dürften sich allerdings während der mehrstündigen Maßnahme eher als Täter denn als Zeugen gefühlt haben. So wurden Fotos, teilweise sogar von bestimmten Körperteilen, angefertigt, wie es sonst nur bei Beschuldigten der Fall ist. Auch wurden Fans kontrolliert, die explizit in anderen Teilen des Zuges gewesen waren, vom Vorfall also nichts mitbekommen haben. Der Versuch andere Fahrgäste ausfindig zu machen, die sich im betreffenden Teil aufgehalten haben könnten, sei laut der Fanhilfe Nordtribüne nicht einmal unternommen worden. Als Krönung verbreitete der Polizeisprecher auch noch Unwahrheiten, die im Anschluss zu einer reißerischen Berichterstattung über die Fans führte, die jeglicher Grundlage entbehrte.
Die komplette Stellungnahme der Fanhilfe findet ihr hier: https://nordtribuene-hamburg.de/stellungnahme-zum-polizeieinsatz-in-kirchweyhe/
Niedersachsen
Im letzten SKB berichteten wir schon über das Gastspiel der Hannoveraner in Braunschweig, für welches das Gästekontingent reduziert wurde. Daraufhin entschieden sich die Hannoveraner dazu, das Spiel komplett zu boykottieren und die Braunschweiger dazu, keinen organisierten Support auf die Beine zu stellen.
Im Vorfeld des Derbys meldeten beide Fanszenen Demos in der jeweils anderen Stadt an, die schlussendlich auch gerichtlich durchgesetzt wurden. Dies führte also dazu, dass die Polizei zusätzlich zum eigentlichen Spieltag auch noch am Feiertag zwei größere Demonstrationen absichern musste. Da wäre ein normales Gästekontingent wohl weniger Arbeit gewesen… Am Tag des Spiels kam es zudem in einem kleinen Ort nahe des Eintracht Stadions zu einer Auseinandersetzung zwischen Hannoveranern und Braunschweigern. Wenn beide Parteien im Stadion gewesen wären, wäre dies wohl nicht passiert, was den Sicherheitsbehörden erneut die Sinnlosigkeit eines reduzierten Gästekontingents vor Augen geführt haben dürfte.
Paderborn
Mit Trikots, die nur noch wenig mit den Vereinsfarben zu tun haben, kennen wir uns leider allzu gut aus. Dass es aber noch schlimmer kommen kann, zeigt ein aktueller Fall aus Paderborn. Im Heimspiel gegen Regensburg lief der SCP in grünen (!) Trikots auf, womit eine Werbekampagne des Hauptsponsors aufgegriffen werden sollte. Außerdem sollte allen Stadionbesucher*innen ein grünes T-Shirt geschenkt werden.
Für die Fanszene Paderborn wurde damit eine rote Linie überschritten, sodass sie sich konsequenterweise dazu entschlossen hat, das Spiel zu boykottieren. „Ein Sponsor, der keine Grenzen zu kennen scheint und sich als den wichtigsten Akteur im Verein betrachtet, tritt damit die Werte und Traditionen, die uns allen so wichtig sind mit Füßen […] Diese Aktion ist ein Schlag ins Gesicht all jener, die sich mit dem SCP identifizieren und für die unser Verein mehr ist als nur eine Werbefläche. Wir lassen uns unsere Identität nicht nehmen!“, so die aktive Fanszene in ihrem Statement. Bleibt zu hoffen, dass dies eine einmalige Aktion bleibt und uns so etwas beim FC Bayern noch lange, lange Zeit erspart bleiben wird.
Die ganze Stellungnahme findet ihr hier: https://www.supporters-paderborn.de/single-post/stellungnahme-der-ultras-paderborn-zum-geplanten-aktionsspieltag-gegen-regensburg