SKB Stuttgart 17.12.2023

Vorwort
Südkurve Hilft
FC Bayern – Heidenheim
Köln – FC Bayern
FC Bayern – Kopenhagen
Eintracht Frankfurt – FC Bayern
Wir werden kein Teil eures Deals sein!
Awareness-Konzept
Polizeiarbeit im Kontext der EM 2024
Ultrà Sankt Pauli
Hansa Rostock – FC St. Pauli
Horda Azzuro Jena
Ultramarines Bordeaux
Ultras Empoli
Was hier und da passiert
Termine

Vorwort

Servus Bayernfans,

folgende Worte sollten Euch vor zwei Wochen bereits erreichen, jedoch hat der Wettergott uns einen Strich durch die Rechnung gemacht. Da der Text zu den einleitenden Worten in der heutigen Ausgabe zu finden ist, mach ich mir es einfach und zitiere einfach aus dem (unveröffentlichten) Vorwort:

„„Die Welt zu Gast – fühl dich wie im Knast“ – die Älteren unter Euch können sich vielleicht an den Slogan erinnern, der im Vorfeld zur WM 2006 immer wieder aufgetaucht ist. Die Welt ist kommenden Sommer nicht zu Gast, dafür Europa und es beschleicht so manchen das Gefühl, dass die EM einen Schatten vorauswirft. Die Ereignisse am vorletzten Spieltag in Hamburg, Stuttgart oder Bochum dürfte den meisten nicht verborgen geblieben sein. Nicht nachvollziehbare Bilder und Nachrichten machten ja innerhalb kürzester Zeit über die sozialen Medien die Runde. Vielleicht müssen im Vorfeld der EM noch einmal paar Einsatztaktiken geübt werden oder auf Seiten der Polizei will nochmal Stärke nach außen demonstriert werden. Ich weiß es nicht. Was ich aber weiß, dass die Einsatzleitungen teilweise fernab von jeglicher Realität leben. Oder denkt wirklich wer, dass es eine gute Idee ist, in einen vollen Gästeblock reinzurockern und nachdem das nicht so ganz klappte, von außen einfach wahllos Pfeffer in die Menge zu ballern?! Da könnte vorher ein Affe befragt werden und selbst der wüsste, dass das Vorgehen auf Eskalation abzielt und vermutlich Quatsch ist.“

Nicht mal 24 Stunden nach dem Spruchband in Köln kam es in Frankfurt zu einem weiteren massiven Polizeieinsatz, dem sich die Nordwestkurve entgegenstellte. Dies kommentierten wir bei unserem Gastspiel in Frankfurt mit einem entsprechenden Spruchband. Ansonsten würden die meisten den letzten Samstag vermutlich gern schnell vergessen. Das Gezeigte auf dem Spielfeld war desaströs und leider schaffte es die Kurve auch nicht so ganz, eine entsprechende Reaktion zu zeigen. Wenn es nach 60 Minuten 1:5 steht, sollte es zumindest unser Anspruch sein, erhobenen Hauptes unsere Farben zu präsentieren. Frust über das Ergebnis ist verständlich, aber dann liegt es halt an uns, dass der Tag noch einigermaßen positiv in Erinnerung bleibt. Das gelang uns ehrlicherweise nicht so ganz… Der Wettstreit auf dem Rasen ist eine Komponente des Spieltags, das Duell auf den Rängen eine weitere. Und ob das gewonnen wird, liegt an uns in der Kurve.
Zum letzten Spiel der alten Gruppenphase ging es auf die Insel, wir durften ins Theatre of Dreams. Für die Gastgeber an diesem Abend aufgrund des Ausscheidens eher ein Theatre of Nightmare. Für uns ein lockeres Spiel zum Abschluss mit einem guten Auftritt der Südkurve. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.

Die Vorrunde im Europapokal ist zu Ende gegangen, im Kopf dürfte vor allem die eindrucksvolle Choreografie beim Kopenhagen-Heimspiel bleiben. Ansonsten waren die letzten beiden Spiele aus sportlicher Sicht von geringem Interesse. Aus Kurvensicht war das Heimspiel gegen Kopenhagen schon wichtiger, bei europäischen Begegnungen gibt es ja nicht allzu oft einen Kontrahenten auf der Gegenseite. Das hat die Stimmung in der Südkurve durchaus beflügelt und mit den drei Auftritten bei den europäischen Heimspielen können wir zufrieden sein.

Aber jetzt richten wir die Augen auf den heutigen Spieltag. Spitzenspiel gegen den VfB aus Stuttgart, das hätte vor der Saison vermutlich keiner gedacht. Kamen die Schwaben die letzten Jahre als Abstiegskandidat nach München, sind sie aktuell die Überraschungsmannschaft in der Bundesliga.
Mit der Cannstatter Kurve haben wir auf den Rängen einen Gegner im Gästeblock stehen, der in unserer Beliebtheitsskala sehr weit unten rangiert. Dennoch, bei all der Abneigung, ein respektabler Rivale – ein Gegner, dem wir auf keinen Fall die Hoheit im Stadion überlassen wollen. Die letzten beiden Spiele zuhause gegen Stuttgart waren von der Kurve unterirdisch, dass darf sich heute auf keinen Fall wiederholen. Jeder und jede hier in der Südkurve ist gefragt, 90 Minuten Gas zu geben – damit es auf Rasen und Rängen nur einen Sieger gibt!

Südkurve Hilft

Mit dem heutigen Heimspiel gegen Stuttgart endet unsere Spendensammlung in diesem Jahr. Vielen Dank an alle, die bereits so fleißig gespendet haben – und an alle die es noch tun werden! Bitte verbreitet nochmal fleißig unseren Aufruf und macht andere auf unsere Aktion aufmerksam.

Zudem findet ihr beim Heimspiel gegen Stuttgart mehrere Möglichkeiten hinter der Südkurve Geld zu spenden. Ihr erkennt die Helferinnen und Helfer auf den ersten Blick und könnt euer Bargeld loswerden – jede Spende zählt!

MÜNCHEN HÄLT ZAM!

So könnt ihr spenden:
Bitte gebt immer den Verwendungszweck „Südkurve hilft!“ an.

PayPal:
paypal.me/bayernfanshelfenev (Familie&Freunde!)

Überweisung:
Bayernfans helfen e.V.
IBAN: DE59 7019 0000 0002 4679 33
BIC: GENODEF1M01
Verwendungszweck: Südkurve hilft! (+ ggf. Anschrift für Spendenbescheinigung)

FC Bayern München – FC Heidenheim 4:2

An was glauben Sie in Heidenheim? Zumindest die wenigsten dürften an diesem Samstag daran geglaubt haben, dass der FCH in München etwas mitnimmt. Auch für uns stellte sich die Frage des Siegers nicht. Vielleicht war das ein Grund, warum die Stimmung an diesem Spieltag nicht wirklich überzeugen konnte bzw. erst in Fahrt kam, als es sportlich plötzlich wichtig wurde.

Doch zunächst zurück auf Anfang. Der Spieltag begann mit der üblichen Routine am Südkurvenplatz, wo erst nach und nach mehr Leute eintrudelten. Sehr erfreulich hierbei, dass wir aufgrund der kurzfristigen Spielabsage des FCC etliche Freunde und Freundinnen aus Jena bei uns begrüßen durften, die sich diesen Leckerbissen nicht entgehen lassen wollten. Danke wie immer für eure zahlreiche Unterstützung!

Nach Galatasaray am Mittwoch gastierte also zum zweiten Mal in Folge eine Mannschaft bei uns, für deren Fans dieses Spiel sicher einer der Highlights der Saison ist. Für uns ist dies dann meistens ein eher unspektakuläres Spiel und die Kurve ist umso mehr gefordert, in solchen Spielen den Spaßfaktor hoch zu halten. Die Vorsänger gaben die Marschroute direkt vor, doch irgendwie sollte der Funke heute nicht so recht überspringen. Da müssen wir uns wie immer erstmal selbst an der Nase packen, da das Spiel wahrscheinlich für viele mehr lästige Pflicht war, als alles andere. Zum anderen war aus meiner Sicht aber auch in den oberen Reihen der Südkurve eine extreme Lethargie zu vernehmen. An was das lag mag ich nicht beurteilen, denn besonders bei solchen Spielen sollte es doch fast jedem, der Bock Stimmung hat möglich sein, eine Karte für die Südkurve zu ergattern.

Da sind wir wieder an dem Punkt angelangt, an dem aus meiner Sicht noch viel Arbeit vor uns liegt: Die Südkurve als eine lebendige Fankurve zu etablieren in der 90 Minuten gesungen, gesprungen und geklatscht wird. Vor allem in den Mittelblöcken sollte dies absolute Grundvoraussetzung sein. In meinen Augen gibt es einfach immer noch zu viele Leute, die in der Südkurve stehen, weil es eben günstig oder Kult ist dort zu stehen. Dazu müssen dann natürlich auch die Ultras als Motor der Kurve funktionieren, was heute leider nicht der Fall war.

Der Spielverlauf in der ersten Halbzeit bot eigentlich genug Möglichkeiten mal den Fokus auf den Spaß in der Kurve zu legen und so brachte uns mal wieder Kane komfortabel mit 2:0 in Führung. Unsäglich an dieser Stelle auch wieder der wiederholte Videobeweis, bei dem keiner wusste, was sich die Herrschaften vom DFB da wieder angeschaut haben. Wahrscheinlich ein Foul fünf Minuten vor Erzielung des Tores.   

Die zweite Halbzeit ist schnell erzählt: Das Spiel plätschert vor sich hin, die Mannschaft ruht sich auf ihrer vermeintlich bequemen Führung aus und innerhalb von drei Minuten steht es plötzlich 2:2. Da kocht bei mir der Ärger wieder hoch, denn ähnlich wie in Saarbrücken bringt man sich wieder total unnötig um den Lohn, indem man nicht konsequent auf eine höhere Führung geht. Diesmal geht es gut und wieder mal retten uns die Joker Tel und Choupo. Am Ende der Saison fragt keiner mehr, wie solche Spiele gewonnen wurden, und so konnte man heute als positiven Aspekt vermerken, dass die Südkurve gerade nach dem 2:2 eine angemessene Reaktion auf den Ausgleich zeigte und ihre stärksten Minuten hatte, als die Mannschaft sie am meisten brauchte. Nur leider sind zehn gute Minuten noch lange nicht genug, um heute zufrieden mit dem eigenen Auftritt zu sein.

Auch bei den Spruchbändern wechselten sich Freud und Leid heute ab. So gab es ein Soli-Spruchband für die Bevölkerung in der Toskana, die von schweren Überschwemmungen heimgesucht wurde. Leider schon fast Gewohnheit, dass Italien hiervon betroffen ist. Unter anderem auch unsere Freunde aus Empoli sowie viele Ultras anderer Vereine fuhren in die betroffenen Regionen und packten dort unmittelbar mit an. 

Wenige Worte muss man über das zweite Spruchband verlieren: Hitlerpusch und Reichspogromnacht sollten jedem einen Schauder über den Rücken laufen lassen. Ein Mensch mit gesundem Menschenverstand weiß: Diese Scheisse wollen wir nie wieder und alles, was sich in diese Richtung bewegt, gehört bekämpft!

Einziger erfreulicher Anlass in puncto Spruchband war heute unser Bochumer Freund Willinger, der sich nach einem Sturz wieder zurückgekämpft hat.

Ein abschließender Dank geht fast schon routinemäßig an unsere Freunde und Freundinnen aus Hamburg, die sich mal wieder nicht gescheut haben, etliche Kilometer zu schrubben.

Bilder vom Spiel

FC Bayern München – 1. FC Köln 1:0

Köln ist ja grundsätzlich eines der interessanteren Spiele einer Saison, geht es doch zumindest zu einem Traditionsverein mit einer Fanszene, die auch nicht gerade ganz oben auf der Beliebtheitsskala steht. Einem coolen Ausflug stand also nur noch die DFL im Weg, die diese Aufgabe auch mit Bravour meisterte und uns freitags nach Köln schickte. Immerhin nach Karneval, aber halt trotzdem nervig. Aufgrund einiger Verzögerungen erreichten wir also erst relativ kurz vor Spielbeginn das Müngersdorfer Stadion, was einem das Aufstellen im Block ja auch nicht unbedingt leichter macht. So starteten wir dicht gedrängt mit „Wenn ich nachts nicht schlafen kann“ mit einem unserer meiner Meinung nach besten Lieder ins Spiel, was auch ganz ordentlich geklappt hat. Bis zur Mitte der ersten Hälfte wurden – so zumindest mein Eindruck – ungewohnt viele Lieder gesungen, was jetzt aber nicht unbedingt der Stimmung abträglich war. Danach gings wie so oft leider bergab und wie die Mannschaft machten wir es uns mit zunehmendem Spielverlauf vielleicht ein bisschen zu gemütlich. Dass man da jetzt als Spieler gegen den Tabellen 18. nach früher Führung nicht mehr die allergrößte Motivation hat, ist ja auch irgendwo verständlich, was unsere Elf auf dem Rasen die zweiten 45 Minuten ablieferte, kann aber schon als fahrlässig gewertet werden. Wenn da nicht eine ziemlich blinde Mannschaft auf der anderen Seite gestanden hätte, hätte das auch Böse in die Hose gehen können. Ein Guardiola hätte seine Mannen nach so einem Spiel aber sowas von zum Straftraining einbestellt. Aber wie man so schön sagt, ein gutes Pferd springt eben nur so hoch, wie es muss. Ob wir da elf und mehr wirklich gute Pferde auf dem Rasen stehen haben oder das ein oder andere knappere Spiel der Saison doch nur mit Glück gewonnen wurde, wird man hoffentlich nach den großen Spielen im Frühjahr positiv beantworten können. 

Auch im Gästeblock plätscherte die Stimmung in der zweiten Hälfte so vor sich hin, wirklich zufriedenstellend war das nicht. In Druckphasen kam dann nochmal etwas Atmosphäre auf, so richtig war das aber weder Fisch noch Fleisch. Da hatten wir schon bessere Auftritte. Per Spruchband äußerten wir uns ebenso wie die Kölner noch zum Aktionsspieltag der Polizei am vorherigen Spieltag, mehr dazu könnt ihr weiter oben lesen. In der zweiten Halbzeit präsentierte die Wilde Horde außerdem eine Schwenkfahne unserer Freund*innen aus Bordeaux, die 2018 in der Heimkurve entwendet worden war. Begleitet wurde dies durch zwei Spruchbänder, die einen Konflikt zwischen einer Führungsperson der Ultramarines und der Wilden Horde thematisierten. 

Ein Dank geht zum Abschluss wie immer an die anwesenden Freund*innen aus Hamburg, Bochum und Jena sowie an unsere Stadionverbotler, die sich auch auf einen Freitag nicht zu schade sind, mit uns durch Deutschland zu touren. 

Fotos aus Köln

FC Bayern München – FC Kopenhagen 0:0

Vielleicht ist es ein klein wenig Selbstüberschätzung, aber das eigentliche Highlight des heutigen Spiels gab es direkt vor Anpfiff zu bewundern. Allergrößten Respekt an die Leute, die sich wieder die Tage und Nächte um die Ohren geschlagen haben, um die Südkurve im Glanze des Europapokalsiegs von Wembley erstrahlen zu lassen. Drei überdimensionale Wimpel breiteten sich vom Oberrang nach unten aus: Don Jupp mit dem Pokal, die Mannschaft nach der Übergabe und der berühmte Torjubel von Arjen Robben. Dazu fand sich der Liedtext „Wir haben den Cup gewonnen, den Thron erklommen, der Arjen hat’s gemacht“ auf den Stoffbahnen wieder. Das Finale in Wembley sehen sicher viele Leute, die aktuell im Herzen der Kurve stehen als ihr Finale an. Ein Finale, bei dem man schon in die Fankurve hineingewachsen war, einen Finalsieg, den wir und die Mannschaft sich nach den vorherigen Niederlagen redlich verdient hatten. Umso schöner, dass dieser Tag zum 10-jährigen Jubiläum nun auch mit einer prächtigen Choreo verewigt wurde. Vielen Dank an Helferinnen und Helfer.

Ansonsten steht der erste Advent vor der Tür und das Wetter hatte sich schon voll der Jahreszeit angepasst. Nicht das allerangenehmste Fußballwetter und für unsere Mannschaft kam dann noch ein Gegner dazu, mit dem sie sich offensichtlich nicht ganz leicht tut. Also nicht falsch verstehen, bis auf ein paar Momente, in denen Kopenhagen vor unser Tor kam, was sich auf diesem Niveau wohl kaum komplett verhindern lässt, spielte unsere Elf eine total kontrollierte Partie. Wir ließen kaum etwas zu, dominierten den Gegner, fanden dafür aber auch selbst kaum den Weg in den Strafraum. 0:0 ist dann vielleicht auch einfach mal das passende Ergebnis und spiegelt zwei extrem diszipliniert spielende Mannschaften wider.

Als Fußballfan ist ein solches Spielergebnis ja aber leider der Feind (Feind Nummer 1 bleibt allerdings die Polizei, wie die letzten Wochen wieder gezeigt haben). Wir leben als Fans ja schließlich etwas von den Emotionen, die Tore auch auf den Tribünen freisetzen. Vielleicht war es deshalb in der Kurve heute auch ein bisschen durchwachsen. Es gab Licht und Schatten, wobei in meiner subjektiven Wahrnehmung die erleuchteten Abschnitte überwiegen.  Mit „Europapokalsieger“ und „Ich hab geträumt von Dir“ starteten wir gut ins Spiel hatten dann aber auch immer mal wieder ein paar Lieder, die mehr so vor sich hingemurmelt wurden. In Halbzeit zwei starteten wir mal mit einem Wechselgesang inkl. Grüßen an die HSVer auf Gästeseite. Holt einen eigentlich ganz gut aus der Halbzeitträgheit raus, könnten wir öfter machen. Ansonsten stach im zweiten Durchgang ein sehr lange gehaltenes Rivers of Babylon heraus. Die Vorsänger hätten wohl schon früher einen Cut gemacht, aber wenn die Kurve zeigt, dass sie Spaß am Song hat und es nochmal lauter wird, dann ist es den beiden oben sicher auch recht. Und da waren in Halbzeit zwei schon ein paar gute Phasen dabei. 

Auf der Gegenseite starteten die Dänen mit der meiner Erinnerung nach größten Pyroshow, die der Gästeblock in der Arena bisher gesehen hat. Überhaupt machten sie optisch einen hervorragenden Eindruck. Irgendwas brannte immer im Gästeblock und auch ständige Bewegung konnten wir erkennen. Sah nach einer ordentlichen Party aus. Lediglich akustisch kam echt wenig an, wenn man das mit von der Größe vergleichbaren Gästemobs in der Bundesliga vergleicht. Gut zu hören allerdings, das „Scheiß Sankt Pauli“ nach Abpfiff. Danke für die Blumen.

An der Stelle können wir dann auch gleich noch ein Dankeschön an unsere Freunde einfügen. Ob’s die verrückten Autofahrer aus Bordeaux, die vielen Jenenser und Jenenserinnen, die Männer und Frauen von USP oder die Ultras aus Bochum waren. Jede und jeder hat ordentlich Kilometer gefressen, um hier mit uns einen geilen Abend zu verbringen und die Südkurve München zu unterstützen. Dafür sagen wir Danke!

Mit Abpfiff war dann das letzte Champions League Gruppenspiel im eigenen Stadion Geschichte. Ab nächstes Jahr erwartet uns statt einer Gruppenphase eine Ligaphase in der 36 Mannschaften in jeweils 8 Spielen um den Einzug ins Achtel- bzw.. 16tel-Finale kämpfen. Die jetzige Gruppenphase hat natürlich ihre Schwächen und wir alle träumen ja ein wenig von der Rückkehr zum alten Europapokal der Landesmeister, in der jede Runde eine KO-Runde war. Allerdings ist die Gruppenphase zumindest transparent und nachvollziehbar. Jeder spielt gegen jeden, auswärts und daheim. Man kann mal Lospech haben und mal Losglück, aber die Tabelle in der Gruppe ist zumindest leicht nachvollziehbar. Nächstes Jahr konkurrieren wir aber vielleicht mit einem Gegner, der nicht einmal gegen die gleichen Mannschaften wie wir gespielt haben. Ist doch irgendwie verrückt und wir glauben, für viele auch nicht mehr wirklich nachvollziehbar, wie das noch ein transparenter, fairer sportlicher Wettbewerb sein soll. Wir zeigten zum Abschied von der Gruppenphase deshalb ein: Good bye group stage, with you we are losing another piece of transparent competition. No to UCL Reform!

In diesem Sinne geht’s dann zum wirklich allerletzten Gruppenspiel in die Pubs von Manchester und das Theatre of Dreams und dann im neuen Jahr in die KO-Spiele und hoffentlich noch einmal bis nach Wembley.

WIR HOLEN DEN LANDESMEISTERCUP….

Hier die Bilder vom Spiel

Eintracht Frankfurt – FC Bayern München 5:1

Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt. So oder so ähnlich wäre dieser regnerische Tag im Dezember recht schnell zusammengefasst. Aber von vorne: das Auswärtsspiel in Frankfurt gehört zu den wenigen verbliebenen Gelegenheiten, bei denen die Südkurve mit dem Zug anreisen kann ohne das komplette Wochenende auf Achse zu sein, was angesichts omnipräsenter englischer Wochen auch mal ganz angenehm ist. Die mittlerweile selten gewordene Terminierung auf einen Samstag um 15:30 Uhr ließ eine Zugfahrt also obligatorisch erscheinen, aber Erstens… usw. Zwar war der Bahnstreik am Samstagmorgen schon wieder vorüber, mögliche Auswirkungen auf die Verbindungen ließen die Südkurve dann aber doch halbwegs spontan sicherheitshalber auf Autos umsatteln.

Der größte Schotterparkplatz der Bundesliga hielt dann auch direkt eine weitere Überraschung in Form eines neuen Gästeeingangs für uns parat. Kannte man den Stichweg aus den letzten Jahren nur als Abkürzung nach dem Spiel wurde dort nun ein separater Eingang für die Gäste installiert. Ob‘s am ersten Bundesligaheimspiel nach dem etwas intensiveren Austausch zwischen Ordnern, Polizei und Nordwestkurve lag oder an der Neuerung an sich, die Einlasssituation gestaltete sich jedenfalls überraschend problemlos und entspannter als in den vorangegangenen Jahren. Auch das hatte man sich im Vorfeld doch etwas anders vorgestellt. Gerne öfter so.

Dass die Auseinandersetzungen zwischen den Eintrachtfans und der Polizei, ausgelöst durch offenbar übermotivierte Ordnungskräfte, durchaus auch mal etwas pointierter kommentiert werden dürfen veranlasste uns dazu die sonst so bekannten Randalemeister ausnahmsweise für ihre Zivilcourage auszuzeichnen. Bundesweit durften die letzten Wochen bereits mehrere Fanszenen ihre Erfahrungen mit übermotivierten Cops machen, der Feind Nummer 1 bleibt die Polizei! Währenddessen überraschte unsere Mannschaft nicht nur uns, sondern wahrscheinlich auch ein wenig sich selbst. Dachten wohl nicht wenige, dass die kleine Zwangspause durch das abgesagte Union-Spiel der Mannschaft notwendige Zeit zur Erholung geben würde, kam es dann doch wieder einmal anders als gedacht. Die große Konstanz ist diese Saison wirklich noch nicht vorhanden aber so unterirdisch aus der kleinen Spielpause zu kommen hätten wohl selbst die kühnsten Buchmacher kaum erwartet. Unsere Roten erwischten einen mehr als gebrauchten Tag und selbst der kleine Hoffnungsschimmer nach dem Anschlusstreffer war kurz nach der Halbzeitpause wieder erloschen.

Bis zu dieser präsentierte sich der Gästeblock an sich recht ordentlich. Klar wurden keine Dezibelrekorde gesprengt aber zumindest die erste Hälfte hatten die mitgereisten Bayernfans noch Lust darauf dem spielerischen Geschehen lautstark was entgegen zu setzen. Aber mit zunehmender Spieldauer flachte auch bei uns das Tempo etwas ab und große „Scheißegal“-Momente, die den Wettstreit auf den Rängen bestimmt hätten gab es nicht wirklich. Dieser Wettstreit wurde heute mit einer umgebauten Nordwestkurve angegangen, deren Ausbau zumindest optisch durchaus was her macht. Akustisch konnte keine allzu große Veränderung wahrgenommen werden, wenngleich sich das von neutralen Positionen sicher objektiver bewerten ließe. Die mehrfach, offenbar von der Kurve angestimmten, Laola-Wellen waren subjektiv dann aber doch ein bisschen zu viel des Guten.

Zu viel des Guten sind auch die ständigen, oftmals kurzfristigen Auswärtsfahrverbote in unserem Nachbarland Frankreich, in dem sich Behörden und Politik im Sicherheitswahn mit ihren Maßnahmen mal wieder zu überbieten scheinen. Erneut traf es dabei auch unsere Freund*innen aus Bordeaux, sodass auch wir nochmals mittels Spruchband unseren Unmut darüber zum Ausdruck bringen wollten. Im Gegensatz zur letzten 1:5-Niederlage in Frankfurt brach sich nach dem Spiel dieses Mal nicht der ganz große Unmut der Mannschaft gegenüber Bahn, vielmehr versuchten wir lautstark den Spielern nochmal die Besonderheit unseres Trikots und unserer Farben deutlich zu machen, in der Hoffnung und Erwartung, dass sie dieses in Zukunft wieder mit mehr Stolz tragen werden. 

Deutscher Meister wird nur der FCB!

Die Bilder vom Spiel gibt es hier zu sehen

Manchester United – FC Bayern München 0:1

Letztes Spiel der Gruppenphase und bereits vorher stand fest, dass wir diese als Erster abschließen werden. Dennoch gibt es sicherlich deutlich weniger interessante Spiele als eines im Old Trafford. Besonders dann, wenn das letzte Spiel dort fast zehn Jahre zurückliegt. Diejenigen Gesichter, die man nicht eh schon in der relativ überschaubaren Innenstadt von Manchester in den Pubs antraf, bekam man spätestens an der Tramstation des Old Trafford zu Gesicht.  Diese riefen wir vor der Partie als Anlaufpunkt für alle Bayernfans aus. Von hier aus ging es nach kurzer Wartezeit per Fußmarsch und einigen Gesängen Richtung Gästeeingang. Besonders nervig waren heute Hunde der Bullen, die zwar erkenntlich für Pyrotechnik abgestellt waren, aber auf alles zu reagieren schienen, was ihnen nicht gefiel und bereits vor dem Eingang durch die Menge geführt wurden.

Im Gästeblock stellte sich schnell ein guter Haufen auf. So blieb immerhin genug Zeit, denjenigen, die zum ersten Mal ein Spiel mit aktiver Fanszene zu sehen schienen, und – fast obligatorisch – Ordner*innen zu erklären, dass das mit der Platzzuteilung und dem Stehen hier heute ein wenig anders läuft als sonst in England üblich. Was heute wenig anders lief, war das für die Insel typische Verbot sämtlicher Tifo-Materialien. Aber auch da schafften es immerhin einige kleine Fahnen, Doppelhalter und ein Megafon durch die Kontrollen. Das eine Trommel fehlte, schien sich heute nur wenig auf den Auftritt auszuwirken: das war schon zeitweise richtig gut. Umso bitterer, wenn man dann doch realisiert, was mit einer Trommel noch drin gewesen wäre. Trotzdem: gute Mitmachquote bei Schal-, Hüpf- und Klatscheinlagen, die sich fast über den gesamten Gästeblock erstreckten und eine ebenso gute Lautstärke. Besonders das „Immer vorwärts FC Bayern“ auf „Montagne Verdi“ in den letzten 10 Minuten vor dem Halbzeitpfiff ging heute besonders gut und einheitlich von den Lippen, die mich die etwas schlechteren Phasen in Halbzeit zwei fast vergessen ließen. Neben den bereits erwähnten Materialien schafften es auch zwei Spruchbänder ins Stadion. Denn ähnlich wie die Hunde der Bullen am Einlass, scheinen auch diejenigen der UEFA nicht so besonders auf Pyrotechnik zu stehen. In Reaktion auf unseren Auftritt in Kopenhagen, verhing die UEFA, neben der obligatorischen Geldstrafe, einen Ausschluss der Bayernfans beim kommenden Europapokal-Spiel, der auf zwei Jahre zur Bewährung ausgesetzt und am Vorabend des Spiels kommuniziert wurde. Eine Antwort in Form des ersten heute gezeigten Spruchbands ließ nicht lange auf sich warten: „Pyro is not a crime – Fuck UEFA!“. Ein zweites Spruchband von MRP richtete sich gegen den heutigen Kartenpreis von umgerechnet 59€, an den man sich im Europapokal leider schon fast gewöhnt hat. Umso wichtiger das Spruchband: „50£ Glazers‘ overkill – twenty is plenty!“. 

Gegen den Ball wurde dann heute auch getreten. Neben unserem gefestigten ersten Tabellenplatz, ging es für Manchester United immerhin noch um den Verbleib in Europa – im Zweifel über den dritten Platz in der Europa-League. Davon war allerdings selten etwas zu sehen und ManU kam nur dann gefährlich in die Nähe des Tores, wenn einer unserer Spieler auch den Pass dazu gab. Die erste große Chance unsererseits vergab Leroy Sane, in einem sonst von vielen Zweikämpfen geprägten Spiel. In der 70. Minute konnte Kingsley Coman den entscheidenden Treffer erzielen. Und irgendwie hat das Spiel ja dann zumindest sportlich so viel Geschichte, dass es schlimmeres gibt, als Manchester United bereits in der Vorrunde in ihrem eigenen Stadion aus dem Europapokal zu kegeln. Um es mit der Band Steam zu sagen: na na na, hey hey, goodbye. 

Bei anderen fiel es hingegen deutlich schwerer, uns wieder von ihnen – spätestens nach dem ein oder anderen Pint im Pub danach – verabschieden zu müssen: Ein fettes Dankeschön an alle anwesenden Freund*innen aus Bochum, Jena, Hamburg und Empoli. Durch ganz Europa mit Euch! 

FC Bayern – wir holen den Cup nochmal!

Die Bilder vom Spiel in Manchester findet ihr hier

Wir werden kein Teil eures Deals sein!

Das Ergebnis der DFL-Vollversammlung hinsichtlich des Investoreneinstiegs stellt einen Dammbruch für die Bundesliga dar. Wenig ist von der während der Pandemie beschworenen Demut des Profifußballs geblieben – stattdessen entschieden sich die windigen Vereinsvertreter in einem äußerst intransparenten Prozedere für den Weg des Geldes. Wenig überraschend stehen nun auch besonders zweifelhafte Investoren schon mit einem Fuß in der Tür, wodurch sich die viel zitierte Nachhaltigkeit und gesellschaftliche Verantwortung endgültig als reine Floskeln entpuppen.

Dass für Entscheidungen dieser Tragweite eine Zustimmung der Mitgliederversammlungen der Vereine zwingend notwendig sein sollte, scheint offenbar nicht mit dem Demokratieverständnis vieler Clubvertreter vereinbar zu sein. Wir als das scheinbare Fußvolk sollen durch die herbeigefaselten „roten Linien“, die die Einflussnahme durch die potenziellen Investoren angeblich begrenzen, ruhiggestellt werden. Doch was eine realistisch bevorstehende Zerstückelung der Spieltage oder gar die Austragung von Topspielen im Ausland angeht, sollten wir Stadiongänger uns dennoch nicht blenden lassen! Ein Vertrag, der über zwei Jahrzehnte abgeschlossen wird, öffnet auf lange Sicht die Büchse der Pandora, die weitere Investoreneinstiege nicht ausschließt – ganz im Gegenteil. Seid euch sicher, die unbändige Gier nach Profit wird sich mit der Zeit nicht legen und gleichzeitig aber die finanziellen Zwänge in wirtschaftlich schwierigen Zeiten nur noch mehr zunehmen. Die unwirsche Aufforderung an Kritiker, sich der Entscheidung zu unterwerfen und den „Deal“ nicht zu gefährden, zeugt nur von dem fortschreitenden Realitätsverlust in den Gremien der DFL.

Dass wir ein nicht unbedeutender Teil des Produkts Bundesliga sind, das mit all seinen stimmungsvollen und gut gefüllten Stadien glänzt, ist uns durchaus bewusst. Auch wir können uns nicht davon freisprechen, wöchentlich die Fernsehzuschauer mit großen Choreografien und beeindruckenden Gästeauftritten vor die Mattscheibe zu locken. Während der Alltag auf den Rängen in anderen europäischen Topligen oft einem Trauerspiel gleicht, dient die lebendige Fankultur in Deutschland als ein Alleinstellungsmerkmal. Doch gerade deswegen ist unsere Teilhabe an dem Produkt Bundesliga zugleich auch unsere größte Waffe! Wir haben unseren Anteil am Wert des Profifußballs in den eigenen Händen. Nicht nur bei der Abschaffung der Montagsspiele oder der Aussetzung von Kollektivstrafen konnten wir bereits in der Vergangenheit unsere Stärke als Gemeinschaft der Fanszenen unter Beweis stellen. Die Freiheit unserer Kurven und damit auch die der Vereine, denen wir unermüdlich folgen, ist für uns unverhandelbar! Der angebliche Dialog auf Augenhöhe mit der Basis war schon lange eine leere Worthülse – nun müssen wir uns anderweitig Gehör verschaffen! Und um gehört zu werden, wird man von uns nichts hören. Zumindest die ersten zwölf Minuten der Spiele am kommenden Wochenende nicht. Wir sind nicht bereit, dem Ausverkauf des Deutschen Fußballs tatenlos zuzusehen. Um zu verdeutlichen, dass der vielbeschworene 12. Mann bundesweit nicht bereit ist, als Teil der Verhandlungsmasse des DFL-Deals mit dubiosen Investoren herzuhalten, werden wir zwölf Minuten schweigen.

Den Investoreneinstieg sehen wir als einen elementaren Angriff auf den basisorientierten Volkssport Fußball hierzulande. Die Funktionäre mögen Medienrechte verscherbeln können, doch gleichwohl können wir unsere eingebrachten Anteile am Produkt Bundesliga selbst beeinflussen. Unsere Ressourcen im Kampf gegen die Profitgier und Willkür der DFL werden wir kollektiv bündeln. Noch könnten die Geschäftsführer der Liga das verhängnisvolle Investmentprojekt stoppen. Wir werden diesen Weg genauestens im Visier behalten!

Die Fanszenen Deutschlands im Dezember 2023

Wer sich noch mehr über das Thema informieren möchte, dem empfehlen wir den folgenden Podcast:
https://open.spotify.com/episode/6QF78WgOzDHaH5gYHbbal8?si=wtOdrcHlQtSctHxVvRCGEw

Das Awareness-Konzept für die Südkurve ist online!

Vor einiger Zeit hat sich aus der Kurve heraus ein Team gefunden, das ein Awareness-Konzept erarbeitet hat und umsetzt. Dieses Angebot gilt sowohl bei Veranstaltungen als auch im Fanalltag und richtet sich an alle, die sich im Umfeld der Südkurve bewegen.

Vielleicht sind euch bei verschiedenen Veranstaltungen, (zum Beispiel beim Kurt-Landauer-Turnier oder zuletzt im Sonderzug nach Dortmund) bereits die Plakate aufgefallen, die auf das Angebot während dieser Veranstaltungen hingewiesen haben. 

Zudem sind weiterhin die Mailadressen aktiv, an die ihr euch jederzeit wenden könnt. 

Ab heute könnt ihr das Konzept dazu unter www.suedkurve-muenchen.org/awareness einsehen und euch weiter über das Thema informieren. 

Ihr findet dort natürlich auch die Kontaktmöglichkeiten, unter denen ihr das Awareness-Team jederzeit anonym und vertraulich erreichen könnt.

Denn egal ob in der Kurve, im Alltag oder auswärts: unsere Orte sind Freiräume, in denen sich jede*r wohlfühlen soll.

Polizeiarbeit im Kontext der EM 2024

„Vereint im Herzen Europas“ lautet das Motto für die kommende EM 2024 in Deutschland, von der sich DFB und viele Fußballfans eine Neuauflage des „Sommermärchens“ 2006 erhoffen. Abgesehen von den erfreulichen und weniger erfreulichen Effekte, die das Turnier auf die Menschen, den Fußball und die Städte, in denen gespielt wird, hat, steht schon jetzt fest, dass sich die Folgen der EM-Vergabe an Deutschland für die aktiven Fanszenen fast ausschließlich aufs Negative beschränken. Mit wachsender Sorge beobachten wir, was sich schon letzte Saison angedeutet, in den letzten Monaten aber massiv verschärft hat: der Umgang der Polizei mit uns aktiven Fußballfans. 

Wie auch schon an anderer Stelle beschrieben, sind wir uns absolut bewusst, welche Aufgabe die Bullen in diesem System haben und dass es Situationen gibt, in denen aus Exekutivsicht eingegriffen werden muss. Wir sind die Letzten, die dann „Polizeigewalt“ rufen und heulend zum/zur nächsten Journalist*in oder Politiker*in rennen. Wir wissen aber auch: Es gibt mehr als genug Situationen, die erst durch das Auftreten der Polizei eskalieren oder einzig und allein aufgrund des besonnenen Verhalten von Fans beruhigt werden können. Und diese Momente sind keine Einzelfälle, sondern haben System. In der Art und Weise, wie Polizeiarbeit in diesem Land funktioniert, sind sie folgerichtig und dem Konstrukt Polizei inhärent. 

Das ist alles nichts Neues und würde uns vermutlich nicht dazu veranlassen, dieses Thema ausschweifender als sonst zu behandeln. Insbesondere der vorletzte, aber auch der letzte Spieltag, stehen dabei aber sinnbildlich für eine Entwicklung in den letzten Monaten, die uns Sorge bereitet. Gleich in drei Städten wurden die Bullen ziemlich massiv aktiv, an anderen Stellen wurde ironischerweise schon von einem „Aktionsspieltag“ der Polizei gesprochen. Und dieser Eindruck drängt sich tatsächlich auf, wenn man sich vor Augen führt, was vor zwei Wochen in Hamburg, Bochum und Stuttgart sowie letzte Woche in Frankfurt passiert ist. Wir wollen uns dabei gar nicht allzu sehr in den Einzelheiten verlieren, sondern verweisen hier einfach auf die Stellungnahmen der jeweiligen Fanhilfen von Hannover (https://fanhilfehannover.blogspot.com/2023/11/pressemitteilung-wenn-das-spiel-zur.html ), Köln (https://www.suedkurve.koeln/unverhaeltnismaessiger-polizeieinsatz-am-einlass-zum-bochumer-gaesteblock/) , der Gruppen der Cannstatter Kurve (https://www.cc97.de/stellungnahme-vfbbvb/) sowie der Fanhilfe Frankfurt (https://www.der-13te-mann.de/)In aller Kürze: am Millerntor hat die Polizei aus fadenscheinigen Gründen den Gästeblock betreten und soll zwischenzeitlich sogar einen Schusswaffeneinsatz in Betracht gezogen haben. In einem Fußballstadion, gegen Fans. Dass ein Polizeieinsatz in einem vollbesetzten Block so gut wie immer zu einer Eskalation führt, hat die Vergangenheit gezeigt. Es muss also eigentlich auch der Einsatzleitung bewusst gewesen sein, welche Folgen der Einsatz haben würde. Dass die Ereignisse im Nachhinein von der Polizei ausgeschlachtet werden, um neue Befugnisse oder eine Kostenbeteiligung der Vereine an Polizeieinsätzen zu fordern, überrascht da schon nicht mehr. In Bochum gab es massive Probleme am Einlass und daraus resultierend Übergriffe der Polizei, in Stuttgart knüpfte die Polizei an ihr eskalatives und provokantes Verhalten der letzten Monate an und verbreitete im Nachhinein in gewohnter Art und Weise nur die halbe Wahrheit – im besten Falle. Auch in Frankfurt gab es Auseinandersetzungen, in deren Rahmen die Bullen nicht gerade durch unabhängige und richtige Berichterstattung glänzten, also eigentlich alles wie immer. 

Diese drei Fälle sind Auslöser, aber nicht Ursache für diesen Text und für das Spruchband, das wir in Köln gezeigt haben. Denn genau solche Dinge passieren jede Woche in deutschen Fußballstadien. Nicht immer in diesem Ausmaß, selten mit dieser medialen Aufmerksamkeit, aber doch geschieht es. Kaum eine Szene ist in den letzten Monaten von ähnlichen oder anderen (schlechten) Erfahrungen mit der Polizei verschont geblieben. Seit Anbeginn der organisierten Fankultur müssen sich Fanszenen mit steigendem Repressionsdruck auseinandersetzen, aber kurioserweise intensivieren sich die Bemühungen der Strafverfolgungsbehörden just dann, wenn ein großes Fußballturnier seine Schatten vorauswirft. Übrigens nicht nur in Deutschland, sondern auch in Frankreich, Russland und überall dort, wo eben heutzutage so Fußballturniere stattfinden. Wieso? Darüber können wir nur spekulieren. Ob die Gelegenheit genutzt wird, um neue Einsatztaktiken auszutesten und weitreichendere Befugnisse durchzusetzen? Ob es darum geht, negative Schlagzeilen im Vorhinein des Turniers zu vermeiden und den Fans durch die Maßnahmen prophylaktisch zu verdeutlichen, dass mit einem nicht gut Kirschen essen ist? Wir wissen es nicht, aber an Zufall können und wollen wir nicht glauben. 

Wir verraten euch sicherlich kein Geheimnis, wenn wir sagen, dass wir die Polizei nicht besonders gut leiden können. Sie uns übrigens mindestens genauso wenig. Da ist das Kind schon vor Jahren, wenn nicht vor Jahrzehnten, in den Brunnen gefallen, dafür ist unser Lebensstil zu konträr gegenüber dem, den der Rest der Gesellschaft verfolgt. Dafür scheint aber auch auf Seiten der Polizei entweder zu viel Interesse am „Feindbild Fußballfan“ zu bestehen oder grundsätzlich einfach eine falsche Herangehensweise vorzuherrschen. Oder auch beides. Fest steht, dass die Polizei eben auch politischer Akteur ist und nicht nur vermeintlich objektiv zur Tat schreitet. Auch sie verfolgt gewisse Interessen, muss rechtfertigen, wieso sie stets nach mehr Personal und Befugnissen ruft. 

Die Ampel-Regierung muss endlich die Koalitionsvereinbarungen umsetzen und unabhängige Beschwerdestellen sowie eine Kennzeichnungspflicht für alle Beamt*innen einführen, um den Grundstein für Veränderung am System Polizei zu legen. Dass diese ersten Schritte zu einer grundlegenden Verbesserung der Lage führen würden? Können wir uns ehrlich gesagt nicht vorstellen, dafür sitzt der Fehler viel zu tief im System. Dafür haben wir schon zu viel erlebt. Was ein Ausweg aus diesem Dilemma sein könnte? Wir wissen es auch nicht. Was wir aber wissen: Jeder neue „Einzelfall“, jedes wegen euch verpasste Spiel und jede Ladung Pfefferspray lassen uns Ultras näher zusammenrücken – ob in München, Hamburg, Bochum, Stuttgart oder Frankfurt. Vereint im Hass auf euch!

Ultrà Sankt Pauli

Der letzte Bericht über unsere Freund*innen aus St. Pauli liegt – Schande über mein Haupt – schon einige Zeit zurück.

Seither hat der FC St. Pauli 10 Ligaspiele bestritten, von denen 6 gewonnen wurden und 4 mit einem Unentschieden endeten. Auch die Tordifferenz in diesen 10 Spielen spricht mit 22:11 klar für die Braun-Weißen.

Nach nun 16 absolvierten Spielen in der Hinrunde steht der FC St. Pauli mit 32 Punkten (punktgleich mit den Störchen aus Kiel) auf Platz 1 der Zweitligatabelle. Allerdings ist der FCSP die einzige Mannschaft der Zweiten Liga, die in dieser Saison noch ungeschlagen ist.

Bevor es in der Zweiten Liga in die Winterpause geht, steht am heutigen Sonntag noch das Heimspiel gegen den Retortenverein aus Wiesbaden an. Die Chancen stehen also wirklich gut, dass der FC St. Pauli als Hinrundenmeister 2023/2024 der Zweiten Liga in die Winterpause geht.

Auch im DFB-Pokal hat sich seit dem letzten Bericht einiges getan. In der 2. Runde wurde der FC Schalke 04 im heimischen Millerntor mit 2:1 nach Verlängerung aus dem Pokal geschmissen und im Achtelfinale setzte man sich beim FC 08 Homburg aus der Regionalliga Südwest mit 1:4 durch und zog ins Viertelfinale de DFB-Pokals ein. Dort wird es Ende Januar im Millerntor zu einem Duell mit dem Ligakonkurrenten Fortuna Düsseldorf kommen.

USP + SM!

FC Hansa Rostock – FC St. Pauli 2:3

Es sind wahrlich interessante und umtriebige Wochen beim FC Sankt Pauli. Sportlich läuft es aktuell formidabel, man ist als einziges Team der 2. Liga noch ungeschlagen und grüßt von der Tabellenspitze. Das torlose Remis gegen Hannover 96 vor der Länderspielpause sorgte auch abseits des Rasens für Schlagzeilen und nun stehen mit dem FC Hansa Rostock und dem Hamburger Derby innerhalb von sechs Tagen zwei wesentliche Standortbestimmungen für Mannschaft und Kurve an. Schnell war nach Terminierung der Spiele klar, dass wir unsere Freund*Innen in dieser wegweisenden Phase der Saison zur Seite stehen und dafür auf die ein oder andere Stunde Schlaf verzichten.

So konnte man der bescheidenen Terminierung unseres Auswärtsspiels in Köln auf einen Freitagabend zumindest etwas Positives abgewinnen (DFL – MERDA!) und mit knapp 40 Leuten nach Abpfiff gen Norden aufbrechen. Kurz die Taschen abgelegt, sich frisch gemacht und schon ging es mehr oder weniger nahtlos zum Treffpunkt und weiter zum Bahnhof. Da an der Bahnstrecke gerade gebaut wird musste man auf eine frühere Verbindung mit mehr Umstiegen in kleineren Zügen ausweichen, das Fortbewegungsmittel glich zeitweise einer Sardinenbüchse und so war man doch ziemlich froh schlussendlich am Rostocker Hauptbahnhof frische Luft zu schnappen. Aufgrund der frühen Ankunftszeit musste man dort jedoch in einem irren Bullenkessel ausharren, bis die Shuttlebusse einem zur Stadionöffnung ans Ostseestadion transportierten. Bis auf die zahlreichen und zugegebenermaßen auch qualitativ hochwertigen Wandmalereien und Bilder war vom FCH bis dahin nichts zu sehen, was aber bei dem zusammengezogenen Bullenaufgebot nicht weiter verwunderte. Da wurde wirklich alles versammelt, was ne Uniform trägt, die Einsatzkosten sprengen sicherlich sämtliche Vorstellungen. Also schnell die Kontrollen passiert und rein in den Gästeblock.

Die Südtribüne Rostock eröffnete das Spiel mit einer Choreographie, welche offiziell dem 13-jährigem Bestehen der Gruppe „Plattenbau Rostock“ gewidmet war. Neben zugehörigem Banner erhoben sich mehrere Plattenbauten über welchen ein halbtransparenter F.C. Hansa Schriftzug mittels Seilkonstruktion nach oben gezogen und durch diverse Fackeln erhellt wurde. Natürlich entblödete sich die FCH-Fanszene auch dieses Jahr nicht, das Sonnenblumenhaus von Rostock-Lichtenhagen als Stilelement einzubauen. Vielen Leser*Innen hier werden die rassistischen Ausschreitungen vom August 1992 ein Begriff sein, bei welchem ein wütender Mob die Zentrale Aufnahmestelle für Asylbewerber und ein Wohnheim für vietnamesische ehemalige Vertragsmitarbeiter*Innen im Sonnenblumenhaus ungehindert und unter Jubel der Anwohner*Innen angriffen und in Brand steckten. Dass im Zuge dessen rein zufällig direkt über dem stilisierten Sonnenblumenhaus der Choreographie mehrere Fackeln weit abseits des zu erhellenden FCH-Schriftzugs abgebrannt wurden währenddessen selbiges spiegelverkehrt nicht passierte mutet dabei mehr als zynisch an. Wiederholt mit einem der bis dahin schlimmsten fremdenfeindlichen Übergriffe der Nachkriegsgeschichte zu kokettieren, hat dann auch nichts mehr mit Provokation zu tun, sondern ist einfach nur selbstentlarvende, menschenfeindliche Scheisse. Abseits dessen hat die Rostocker Kurve keinen bleibenden Eindruck hinterlassen. Klar, die Schalparade zur Hymne im ganzen Stadion weiss zu überzeugen, auch die Mitmachquote bei Klatscheinlagen war spielstandsunabhängig – soweit ich das erkennen konnte – sehr hoch. Akustisch kam jedoch – auch bedingt durch die Lage der Heimkurve neben dem Gästeblock, wo voneinander weggesungen wird – nicht viel an. Selbst beim 1:0 Führungstreffer in der 9. Minute nach Handelfmeter für die Heimseite blieb die große Stimmungsexplosion aus. Der gegenüberliegende Fascho-Sektor um Block 9A und Konsorten blieb komplett blass und entzog sich somit meiner Beachtung. Unterm Strich einfach nicht mein Stil, da ändern auch die Hartz IV, Workless Class Hansa und Späher-Fahnen, die in Richtung des Gästeblocks angeflaggt werden, nix dran. 

Aber weg von der Heimkurve, hin zu dem Auftritt des FC Sankt Pauli auf den Rängen und auf dem Platz. Die Kurve startete mit einer (von mehreren) sehr schicken Pyro-Einlagen, die den ganzen Block einnahmen und von den ersten Gassenhauern akustisch lautstark begleitet wurden. Mit dem Fernschusstreffer von Saliakas in der 15. Minute (Marke Tor des Monats) zum zwischenzeitlichen Ausgleich fuhr dann die letzte Kälte aus den Gliedern und mit dem Doppelschlag von Hartel und Afolayan zwischen der 19. und der 23. Minute zum 1:3 sang sich der Gästeblock in Ekstase, immer wieder erleuchtete der ganze Block in rotem Licht, Fahnen wehten, strahlende Gesichter überall, richtig geil! Sankt Pauli blieb danach auf dem Feld bis weit in die zweite Halbzeit hinein dominant, war aber nicht mehr zwingend genug in den Abschlüssen. Ab der 80.  Minute wurde es nochmal spannend, als ein weiterer Elfmeter für den FCH gegeben und zum Anschlusstreffer verwandelt werden konnte. Im Zuge dessen kam die Kogge noch zu einigen gefährlichen Abschlüssen, jedoch haben die Braun-Weissen neben der spielerischen Klasse dieses Jahr auch endlich das Glück, solche Spiele erfolgreich nach Hause zu schaukeln. So stand am Ende der erste Auswärtssieg im Ostseestadion seit zwölf Jahren zu Buche und der FCSP belegt vor dem Hamburger Derby mit 3 Punkten Vorsprung auf die Rauten den ersten Tabellenplatz. Absolut beeindruckend, hat es letztes Jahr trotz überragender Rückrunde nicht mehr für die Aufstiegsplätze gereicht, so kann es dieses Jahr endlich was werden mit der Rückkehr in die 1. Liga. Im nächsten Jahr mal wieder mit dem FC Bayern am Millerntor zu gastieren, hätte schon was und mit der Leistung wird das Ergebnis sicher geringfügig besser als beim letzten Aufeinandertreffen im Mai 2011, keine Sorge 😉.

Aber zurück in die (vergangene) Gegenwart. Denn die hieß 15:00 Uhr Gästeblock, Ostseestadion. Nach Abpfiff ließen sich noch vereinzelte Hansakrieger zu Pöbeleien hinreißen, wurden aber von eigenen Szeneleuten schnell wieder zurückbeordert. War wohl selbst der Rostocker Kurve zu peinlich, wenn völlig ohne Chance auf Kontakt im Pufferblock gepost wird. So begab man sich mit den Shuttlebussen zurück zum Hauptbahnhof und war einigermaßen optimistisch zeitnah die Verbindung zurück nach Hamburg zu bekommen. Nur leider hatte man da die Rechnung ohne die Polizei gemacht, die spontan verfügte, dass mit dem ersten Zug nur 300 Personen fahren dürfen und der Rest auf die nachfolgende Bahn warten müsse, die eine Stunde später abfährt. Anstatt indes in der Bahnhofshalle verweilen und sich mit Verpflegung eindecken zu können, sperrte die Staatsmacht dabei den Eingangsbereich ab und ließ den Mob bei Temperaturen um den Gefrierpunkt und leichtem Niederschlag die Wartezeit draußen verbringen. Dass diese Ansage nicht auf wohlwollendes Verständnis stieß und dadurch völlig unnötiges Gedränge hervorrief, brauche ich wohl nicht zu erwähnen, da hatte man wohl Bock auf ne Menge bezahlter Überstunden.

Damit der Szenehaufen auch geschlossen abreisen konnte entschied man sich für die spätere Verbindung und organisierte für die draußen wartende Masse noch Essen und Getränke, um knapp 3,5h nach Abpfiff endlich im Zug Richtung Hamburg zu sitzen. So erreichte man schlußendlichnach gut 16 Stunden ziemlich gerädert das Viertel, bevor der Spieltag offiziell sein Ende fand. 

An dieser Stelle tausend dank an USP für die Gastfreundschaft, die gemeinsamen Stunden und die tollen Gespräche! In ein paar Tagen sehen wir uns wieder beim nächsten Sieg des magischen FCSP!

USP + SM – Sempre uniti!

Horda Azzuro Jena

Während die Mannschaft des FC Carl Zeiss Jena etwas im Niemandsland der Tabelle umherdümpelt, haben es ihre Fans derweil wieder geschafft, ihre Spitzenposition in Sachen Vereinspolitik weiter auszubauen. Unter dem Slogan „Strafen zünden nicht“ hat die Horda Azzuro auf der diesjährigen Mitgliederversammlung einen Antrag gestellt, der den Verein dazu verpflichtet, sich proaktiv gegen die Strafenpolitik der Fußballverbände bei Einsatz von Pyrotechnik einzusetzen. Die Strafenpolitik der Verbände spaltet die Vereine, treibt einen Keil zwischen offizielle Verantwortungsträger und die aktive Fanszene. Das Resultat der immer höher ausgeurteilten Strafen kriminalisiert Pyrotechnik, verkennt aber die Realitäten. Die Wahrheit ist, dass der absolute Großteil der Pyro-Kritik innerhalb der Vereine und Anhängerschaften nicht mit der Wirkung auf Stimmung oder einer vermeintlichen Verletzungsgefahr zusammenhängt, sondern mit der nicht lange auf sich warten lassenden Strafe für den Verein. 

Der Antrag der Horda wurde mit einer mehr als deutlichen Mehrheit angenommen. Mit dem FCC hat nun der erste Verein in Deutschland einen offiziellen Auftrag sich dieser fan- und vereinsfeindlichen Politik entgegenzustellen.

Darüber hinaus läuft auch dieses Jahr wieder das Projekt „Blau-Gelb-Weiße Weihnachten“. Bereits vor drei Jahren entstand die Idee, mit Hilfe der Jenaer Fanlandschaft Geschenke für viele bedürftige Familien in ganz Thüringen und darüber hinaus zu sammeln und zu verteilen. Auch dieses Jahr werden wieder über 1000 Päckchen aus dem Projekt unter den Christbäumen im FCC-Gebiet landen.

Fußballerisch geht es ansonsten langsam der Winterpause entgegen. Konnte der Rasen im Ernst-Abbe-Sportfeld vor dem Spiel gegen Meuselwitz dank der Anstrengungen der Fanszene noch vom Schnee befreit und die Partie somit als eine von zweien an diesem Tag in der Regionalliga Nordost angepfiffen werden, fiel die Auswärtsfahrt in der darauffolgenden Woche schon dem Wetter zum Opfer.

Wir wünschen auf diesem Wege schonmal allen Aktivisten und Aktivistinnen der Südkurve Jena eine entspannte Zeit zwischen den Jahren und freuen uns mit dem Karl Schnieke Turnier auf das erste Highlight 2024.

Ultramarines Bordeaux

„Mit 6 Punkten aus 5 Spielen verlief der Start der Saison eher holprig und es bleibt zu hoffen, dass die Mannschaft ihr Potential noch besser ausschöpfen kann“: Mit diesem Satz beendeten wir den letzten Bericht zu unseren Freunden aus Bordeaux im Oktober. Inzwischen ist die Saison 10 Spiele gealtert und auch einige Bordelais dürften in dieser Zeit gefühlt Jahre älter geworden sein beim Blick auf die sportlichen Darbietungen.

Der FCGB liegt nämlich nun nach 17 Spielen mit 18 Punkten auf Rang 17. Es droht nicht weniger als der absolute Supergau in Form eines Abstiegs aus der Ligue 2. Dieser Umstand hat vor allem dazu beigetragen, dass die Ultramarines sich in den letzten Monaten zwangsweise viel mit den sportlich erbärmlichen Leistungen des Teams auseinandersetzen mussten. Dies führte dazu, dass der Support zwischenzeitlich eingestellt wurde und es zu einem Treffen mit Trainer und Mannschaft kam.

Das Ergebnis war die Wiederaufnahme des Supports zum Heimspiel gegen Troyes Anfang Dezember. Doch auch die Aussprache hatte scheinbar nicht die erhoffte Wirkung und so setzte es auch gegen Troyes sowie beim Vorletzten Quevilly eine Niederlage. Aktuell ist somit zunächst keine Besserung in Sicht, ein Aufstieg zurück in die Ligue 1 ist schon jetzt kein Thema mehr. Dies bringt auch mit sich, dass sich die finanzielle Situation des Vereins weiter zuspitzen wird und auch die Ultramarines in der Ligue 2 weiterhin ein tristes Dasein fristen.

Erfreulichere Nachrichten gibt es jedoch hinsichtlich des Verhältnisses mit der neuen Ultragruppe North Gate Bordeaux (NGB). Hier gab es ebenfalls eine Aussprache, in der die Probleme geklärt werden konnten. So tritt man von nun an auswärts gemeinsam auf und hat hier einen gemeinsamen Konsens gefunden.

Dunkle Wolken ziehen jedoch derweil über der gesamten französischen Ultraszene auf, nachdem am Wochenende beim Spiel Nantes vs Nizza ein Ultra aus Nantes im Zuge von Auseinandersetzungen erstochen wurde. Der letzte Todesfall in Paris hatte damals u.a. die Auflösung beider Kurven zur Folge und weitreichende Konsequenzen für die komplette Ultraszene in Frankreich. Bisher ist es nach dem Vorfall erstaunlich ruhig geblieben und man muss abwarten, was die nächsten Monate bringen werden.

Alles in allem zeigt sich, dass unsere Freundinnen und Freunde der Ultramarines definitiv schon bessere Zeiten gesehen haben. Es kann nur bergauf gehen.

BORDEAUX ET MÜNCHEN ALLEZ!

Ultras Empoli

Nach dem großartigen Derbysieg der Empolesi beim Auswärtsspiel gegen die Fiorentina wurde das anschließende Heimspiel gegen Atalanta deutlich mit 0:3 verloren. Man war also schnell wieder auf dem Boden der sportlichen Tatsachen, dem Abstiegskampf in der Serie A.

Das darauffolgende Auswärtsspiel bei Frosinone wurde auch verloren, mit 1:2. Torschützen für Frosinone waren dabei Marvin Cuni mit einem sehenswerten Hacken-Volley und Arijon Ibrahimovic, zwei Spieler, die dem Nachwuchs des FC Bayern entstammen. Ibrahimovic ist derzeit ausgeliehen, vielleicht stürmt er ja auch bald wieder in der Bundesliga für uns. Der 1:2 Anschlusstreffer für Empoli kam leider zu spät, der Ausgleich konnte nicht mehr erzielt werden. Auch die Gazzetta dello Sport schrieb am nächsten Tag von der „Scuola Bayern“, gegen die Empoli das Nachsehen hatte. Entsprechend pessimistisch waren die Aussichten für das darauffolgende Auswärtsspiel bei Napoli, welche in der Tabelle um die Champions League Plätze kämpfen. Hierbei drehte der immer noch existierende paranoide Sicherheitsapparat in Italien ohne jeden Grund am Rad. Zwar gibt es durch den Wegfall der Tessera prinzipiell wieder mehr Freiheiten als zuvor, jedoch gibt es immer mal wieder Einschränkungen, oft auch kurz vor dem Spieltag, seien es Auflagen, geringere Kartenkontingente oder Gästeverbote. Zu dem Spiel bei Napoli war es lediglich möglich, mit einem Wohnsitz in der Toskana eine Karte für den Gästeblock zu kaufen, eine Entscheidung, die kurzfristig von den Bullen getroffen wurde.  Am Gästeeingang wurde jede Person mit Ausweis in der Hand fotografiert, ohne, dass etwas vorgefallen ist. Ultras liberi!  Dieses Spiel in Neapel gestaltete sich bei strömendem Regen (Wasser, nicht Feuer 😉) als offener Schlagabtausch. Empoli hielt gut mit, deren Torwart Berisha hielt alles. Lange steht es 0:0, bis in der 91. Minute Kovalenko mit halb Flanke, halb Schuss das 1:0 für Empoli schießt. Riesenjubel! Nach wenigen weiteren Minuten ist die Überraschung perfekt, sodass die Gazzetta am nächsten Tag über dem Spielbericht „È festa Empoli“ schreiben kann.  Durch den Sieg konnte Empoli auch endlich die Abstiegsränge verlassen. Wer das Tor mit dem euphorischen italienischem Originalkommentar nachverfolgen will, dem sei die Seite highlights.legaseriea.it ans Herz gelegt. Notiz am Rande: Napoli entließ direkt am Tag nach dem Spiel den Trainer. 

Das anschließende Heimspiel wurde dann allerdings mit 3:4 gegen Sassuolo verloren, darauf folgte ein 1:1 auswärts bei Genoa. Beim Heimspiel gegen Lecce stand wieder ein Besuch einer Abordnung unserer Gruppe an. Bei bestem Speis und Trank konnte sich auf das Spiel eingestimmt werden, welches 1:1 endete. Zunächst erzielte Lecce etwas überraschend die Führung. Doch bezeichnend für den Spielverlauf trafen die Gäste erneut, diesmal jedoch durch eine abgefälschte Flanke ins eigene Tor zum Ausgleich und gleichzeitigem Endstand. Nach dem Spiel ging es zunächst zur gemeinsamen Pasta Party in ein Cafe und statt den Abend gemütlich ausklingen zu lassen wurde anschließend in der extra für uns angemieteten „Casa della Ultras“ die Nacht durchgemacht, ehe es gemeinsam mit einigen Empolesi zum Flughafen und weiter zu unserem Europapokalspiel nach Manchester ging, bei dem uns unsere Freunde unterstützten.

Was hier und da passiert

Freiburg

Bereits mehrmals stellte die Stadt Freiburg Bußgeldbescheide für das Besteigen der Zäune im Stadion aus. So wurden zum Beispiel den Vorsängern des Bremer Gästeblocks einmal 557 Euro in Rechnung gestellt. Nachdem sogar der Verein SC Freiburg sich einschaltete, gab es nun einen Gemeinderatsbeschluss, wonach „fantypische Zaunbesteigungen“ nicht weiter sanktioniert werden sollen. 

Griechenland

Es herrscht mal wieder Chaos in Griechenland. Am vergangenen Wochenende streikten die Schiedsrichter, weil sie sich um ihre Sicherheit sorgten. Somit fanden keine Spiele der ersten Liga statt. Zudem hat die griechische Regierung entschieden, dass alle Spiele zwei Monate lange ohne Fans ausgetragen werden müssen. Gäste sind bei Risikospielen in Griechenland bereits seit mehreren Jahren untersagt. Auslöser für die Entscheidung war ein schwer verletzter Polizist beim Volleyballspiel Olympiakos gegen Panathinaikos. Nun sollen in allen Stadien zudem moderne Kameras und elektronische Zutrittssysteme installiert werden.

Ankara

Der Präsident von Ankaragücü Faruk Koca stürmte direkt nach Abpfiff des Spiels gegen Rizespor auf das Spielfeld und haute den Schiedsrichter mit einem gezielten Schlag um. Er war nicht sonderlich über den Ausgleichstreffer in der 97. Minute erfreut. Als Reaktion wurde zunächst die Liga ausgesetzt und neben Erdogan fühlte sich sogar Gianni Infantino genötigt die Tat zu verurteilen. Koca trat zeitnah von seinem Amt zurück, was natürlich nichts daran änderte, dass er lebenslang gesperrt wurde. Auch zivilrechtlich wird er aufgrund des öffentlichen Drucks sicher nicht mit einer milden Strafe rechnen dürfen. Neben umgerechnet 63.000 Euro muss der Verein fünf Heimspiele ohne Fans austragen. Da die Gewalt ausschließlich von Funktionären ausging, eine völlig ungerechtfertigte Kollektivstrafe.  

Köln

Eine neue Rekordstrafe soll der 1. FC Köln für die Pyroaktion der Südkurve beim Derby gegen Mönchengladbach zahlen. So errechnete der DFB nach dem Strafenkatalog, der 1.000 Euro für jeden pyrotechnischen Gegenstand und 3.000 Euro für jeden abgeschossenen Gegenstand vorsieht, die gigantische Summe von 595.000 Euro. Für die Spielverzögerung von über fünf Minuten verdoppelte sich die Strafe. Den aktuell mit finanziellen Problemen kämpfenden Verein trifft dies hart. Unabhängig davon möchte sich dieser mit Nachdruck für eine sinnvolle Anpassung des Strafzumessungsleitfaden einsetzen, da die Vergabe in dieser Form fernab der Realität der deutschen Fußball-und Fankultur liegt.

Termine

Mittwoch, 20.12.2023 (20:30 Uhr): VfL Wolfsburg – FC Bayern
Freitag, 12.01.2024 (20:30 Uhr): FC Bayern – TSG Hoffenheim