SKB RB 22.08.2025

Vorwort
FC Bayern – Gladbach
Hoffenheim – FC Bayern
50+1 & RB
EIN TRIKOT – GRÖSSER ALS ALLE ANDEREN


Vorwort

Servus Bayernfans,

es geht wieder los – endlich wieder Bundesliga, endlich wieder Bayernspiele, endlich wieder zusammen in der Kurve stehen. Zugegeben, im Mai freut man sich jedes Jahr dann doch ein klein bisschen, wenn mal ein paar Wochenenden ohne Spiel auf dem Plan stehen, doch spätestens ab Ende Juni ist die Sehnsucht wieder da.

Mit einer Woche Verspätung starten wir in die Saison: Der Nachteil Deutscher Meister zu sein, ist ja seit ein paar Jahren, dass die erste Pokalrunde nicht vor dem ersten Spieltag stattfindet, sondern nachgeholt wird. Somit geht es für uns gleich mit einer englischen Woche in die neue Spielzeit, wobei es uns mit Wiesbaden einigermaßen glimpflich getroffen hat. An einem Mittwoch direkt ganz in den Norden hätte vermutlich für noch weniger Begeisterung gesorgt. Beschissen ist es natürlich trotzdem, ein Umdenken auf offizieller Seite hat bislang nicht stattgefunden. Ehrlicherweise juckt es einfach auch kaum eine deutsche Fanszene, da die Problematik nur wenige Vereine betrifft und nach Saisonbeginn auch wieder aus dem eigenen Fokus verschwindet. Ein großangelegter Protest wie beim Investoreneinstieg ist also utopisch und somit ist zu befürchten, dass das Supercup-Spiel am DFB-Pokalwochenende zur Gewohnheit wird.

Und gleich weiter zum nächsten Ärgernis: War im letzten Sommer der Ärger über das neue Heimtrikot groß, so sorgt auch die diesjährige Heimbekleidung mehrheitlich für Kopfschütteln. Klar, die Kernforderung rot-weiße Trikots wurde umgesetzt, die Optik sorgte dagegen schon für einiges an Irritationen. Das es besser geht, zeigt das Torwart-Trikot im Europapokal, welches exakt dem Wunsch vieler Fans entspricht: ein schlichtes rotes Trikot, mit einem weißen Kragen und dann drei Streifen von Adidas – das Design, in welchem große Triumphe gefeiert wurden und unserer Meinung nach das Standard-Heimtrikot sein sollte. Da wir die Problematik die vergangenen Jahrzehnte bereits öfter hatten, wird es ab sofort eine Kampagne mit dem Motto „Ein Trikot größer als alle anderen“ geben, die zum Ziel hat, dass es in naher Zukunft nur noch DAS eine Heimtrikot geben soll.

Innerhalb der Südkurve gibt es ebenfalls Neuigkeiten: fand im vergangenen Jahr bereits eine größere Umstrukturierung statt, wechselt zur neuen Saison das Colegio aus dem Block 113 in den Block 110 und die Rebels stehen ab sofort im Block 116. Somit verbreitern die aktiven Gruppen die Südkurve und der Traum einer Südkurve von Eckfahne zu Eckfahne rückt wieder einen Schritt näher. Wir hatten zu Beginn der vergangenen Saison große Ziele formuliert, welche wir mit Sicherheit noch nicht erreicht haben. Dennoch war eine Verbesserung bei Heimspielen wahrnehmbar. Mit den Änderungen in den vergangenen zwei Sommerpausen haben wir die Weichen für die Zukunft gestellt – jetzt liegt es an uns allen, dass wir weiter in die richtige Richtung gehen.

Fangen wir heute damit an! Auch wenn das Konstrukt von RB nicht der ideale Gegner für einen würdigen Saisonauftakt ist, lasst uns gemeinsam zeigen, was unseren Verein von dem heutigen Gegenüber unterscheidet: eine geschichtsträchtige Kurve, die laut und stark voran geht.

Immer vorwärts FC Bayern!

FC Bayern München – Borussia Mönchengladbach 2:0

Es gibt wohl nur wenige Spieltage, bei denen schon im Voraus feststeht, dass das Sportliche nur eine Begleiterscheinung des Stadionbesuchs sein würde. Im letzten Heimspiel der Saison 2024/25 war das aber definitiv der Fall. Thomas Müller absolvierte seine letzte Pflichtspiel-Partie in München – ohne Zweifel einer der emotionalsten Tage in der Vereins-Historie. 

„Seit 25 Jahren alles für unsere Farben“ lautete der Schriftzug unserer Choreo vor Spielbeginn, in deren Vordergrund ein großes Bild und viele kleinere aus der Karriere unseres Rekordspielers den Namen THOMAS MÜLLER schmückten. All seine Verdienste in einer einzigen Choreografie unterzubringen, ist quasi unmöglich – die Emotionalität Müllers und seine Leidenschaft für den FC Bayern brachten wir hier aber klar zur Geltung. Akustisch verliehen nicht nur die vielen „Thomas Müller“-Sprechchöre der Bayernfans diesem Tag einen würdigen Rahmen. Auch unsere neue Hymne „Immer vorwärts FC Bayern“ klang besonders eindrucksvoll, denn Jonas Kaufmann, einer der besten Tenöre der Welt, sang diese live vom Spielfeld. 

Der Start der Südkurve mit einer Hüpfeinlage war gut, ebenso „Auf geht’s FC Bayern, wir woll´n dich heute feiern“ und „Allez allez FCB“. Man merkte aber eben auch bald, dass angesichts einer langen Saison und keinerlei sportlicher Relevanz des Spiels das Energie-Level beim Großteil der Kurve etwas abgenommen hatte. So waren die melodischen Lieder wirklich zäh, vor allem im oberen Bereich der Südkurve war hier zu wenig los. Die ersten guten Chancen auf dem Rasen hatte indes der Gast aus dem Rheinland, Neuer parierte hier aber mehrmals stark. Etwas besser wurde unsere Lautstärke erst mit Zombie Nation, was aber auch durch die Freude über den Führungstreffer bedingt war: Harry Kane lenkte einen Schlenzer von Olisé aus kurzer Distanz ins lange Eck per Kopf über die Linie. Insgesamt aber war der erste Durchgang in meiner Wahrnehmung nicht zufriedenstellend.

Für viel Aufmerksamkeit sorgten wir mit folgender Aussage, adressiert an die Verantwortlichen des FC Bayern und Ausrüster Adidas: „Eure Trikotdesigns sind seit Jahren eine Schande für unseren Verein – hört auf die Fans zu verarschen!“, zeigten wir auf einem Spruchband, das sich über die gesamte Länge der Südkurve erstreckte und so die Ansicht nahezu aller Bayernfans repräsentierte. Die genauen Hintergründe und die unsäglichen Trikot-Designs sind euch wahrscheinlich bestens bekannt und bedürfen keiner genauen Ausführung mehr. Wenn ihr diesen Text lest, ist das Heim-Trikot der Saison 2025/26 schon längst im Verkauf und wird ein extrem negatives Echo erzeugt haben. Stand heute, da ich diesen Text schreibe und es bereits Leaks gibt, soll es zwar rot-weiß sein. Jedoch ziert ein „Muster“ die Vorderseite, das aussieht wie ein Defekt des Druckers oder der Kölner Dom. Dass wir an diesem Spieltag zudem im neuen Auswärts-Trikot aufliefen, dessen Design ebenso für Unmut sorgt, fasst das leidige und peinliche Thema Trikot-Designs des FC Bayern perfekt zusammen.

Für Unmut sorgte außerdem der Bayerische Fußball-Verband, der ohne Häme auf Kollektivstrafen setzt und Würzburg nun ein Geisterspiel auferlegt hat: „Letztes Jahr Punktabzug, dieses Jahr Geisterspiel – sonst kann der BFV nicht viel. Fickt euch und eure Kollektivstrafen!“

Drei erfreuliche Anlässe würdigten wir jedoch auch: Einen Freund aus Bochum hießen wir nach seinem Stadionverbot wieder zurück. Unser Triple-Trainer und Legende Jupp Heynckes feierte im Mai seinen 80. Geburtstag. „Ois Guade zum 80., Don Jupp!“ Außerdem gratulierten wir unseren Frauen zum Gewinn von Meisterschaft und Pokal: „Glückwunsch zum Double, Mädels!“

Der Gästeblock zeigte zum Einlaufen ein Fahnen-Intro hinter einem „Nordkurve Mönchengladbach“-Banner und einem Balken-Muster mit Spruch. Schlicht, aber solide. Unterstützung hatten die Gladbacher von Timisoara und zeigten einen akustisch ordentlichen, aber nicht ihren besten Auftritt in München. Respekt zollen wir den Gästen ohne Frage dafür, dass ein Großteil beim zentralen Moment des Spiels, so wie das gesamte Stadion, applaudierte:

In der 80. Minute, um 20:10 Uhr, verließ Thomas Müller den Platz. Unter Standing-Ovations, langem Applaus und vielen lauten „Müller“-Rufen endete die Heimspiel- Karriere eines Spielers, der ohne Zweifel in einer Reihe mit Gerd Müller und Franz Beckenbauer steht. 751 Pflichtspiele absolvierte die Nummer 25 für den FC Bayern, wurde zweimal Triple-Sieger, 13-mal Deutscher Meister und sechsmal Pokalsieger. Einen wie ihn wird es wohl nie wieder geben – seine urbayerische Art und das Herz auf der Zunge. Identifikationsfigur für mehrere Generationen. Danke für alles, Legende Thomas Müller!

Auf den Rängen wurden in der zweiten Halbzeit keine Bäume ausgerissen, gerade der Einstieg war etwas träge. Insgesamt war aber mehr Lockerheit vorhanden, die gerne auch schon früher einsetzen hätte dürfen. Ein Highlight war das „Auf geht´s, Müller, schieß ein Tor“, das auch die Sitzplätze gut mittrugen. Schade nur, dass es mit dem Müller-Tor nicht mehr klappte. Gegen Spielende kam noch einmal mehr Schwung auf, „Rivers of Babylon“ konnte sich hören lassen. Auf dem Platz erzielte Michael Olisé kurz vor Abpfiff den 2:0-Enstand.

Die Schalen-Übergabe nach Spielende war natürlich nichts Neues für uns, ein bisschen mehr Freude als in den Vorjahren kam aber angesichts der einjährigen Unterbrechung schon auf. Auch wenn es am Ende „nur“ die Meisterschaft wurde, war es schön zu sehen, wie ehrlich sich zum Beispiel unser Eigengewächs Aleks Pavlovic oder auch Harry Kane über ihren ersten Titel-Gewinn freuten. 

Abschließend gehörte die Bühne noch einmal Thomas Müller, besser gesagt, das Podest. Denn ein letztes Mal ergriff dieser dort, die Schale im Arm, unser Vorsänger-Mikrofon und animierte die Südkurve zur besten Leistung des Tages: Welcher Gesang passt wohl besser als „Ich geb´ mein Herz für dich!“? Müller sang vor, die Kurve antwortete brachial. Stark! Ausgestattet mit einem ordentlichen rot-weißen Trikot, designet von der Südkurve, und einem Schal mit der Aufschrift „Ultras“ richtete Müller Worte des Danks und Abschieds an die Kurve, die davon merkbar emotionalisiert wurde.

Die Südkurve feierte die Meisterschaft mit einem Marsch über die Leopoldstraße und einem langen Abend in den Kneipen Schwabings. Das letzte Heimspiel der Saison 2024/25 endete also mit vielen Emotionen und Dankbarkeit für einen der größten Spieler in der Geschichte des FC Bayern München. 

Danke für alles, Thomas Müller!

Die Fotos vom Spiel

Hoffenheim – FC Bayern München 0:4

„Saisonabschluss in Hoffenheim – was gibt es schöneres? … Und dass es bei diesem Spiel vor allem um die goldene Ananas gehen würde, war auch schon längst klar. 

Eine Anreise mit einem Entlastungs-/Sonderzug scheiterte leider. Per Wochenendticket auf Reisen zu gehen (das es ja nicht mehr gibt aber im Fußballkosmos werden Regionalzugfahrten noch lange Zeit so betitelt werden) ist aufgrund der Größe und der doch überschaubaren Kapazitäten der Bahn nicht möglich. Beim Bus stimmt das Preis-Leistungs-Verhältnis nicht und somit wurde das Auto als Anreisemittel auserkoren. Nicht optimal, da zwar das Auto den Vorteil hat dass man schnell unterwegs ist, aber der Kern einer Auswärtsfahrt – gemeinsam unterwegs sein – bleibt da natürlich auf der Strecke. Vielleicht kann ja bei der DFL beantragt werden, dass nur noch Vereine in Liga 1 spielen dürfen, die über eine Zuganbindung verfügen, mit der größere Szenen anreisen können. Die letzte Bimmelbahn zwischen Heilbronn und Sinsheim ist ja ein totaler Witz…

Vom Treffpunkt machte sich der Südkurven-Mob über einen besseren Feldweg auf den Weg Richtung Stadion. Siehe meine Ausführung oben: können solche Käffer in der Bundesliga nicht einfach verboten werden? Da kommt halt eher Totopokal- als Bundesliga-Feeling auf.

Wie in den letzten Worten des Spielberichts von Mai 2024 angekündigt, kann die Einleitung von damals einfach wiederverwendet werden. Zweimal hintereinander dort am 34. Spieltag zu spielen ist schon hart, dass ich dann auch zweimal das Vergnügen habe, davon zu berichten ist noch härter… Seht es mir also nach, dass ich mich einfach selbst zitiere und ich mir nichts Neues einfallen lasse, um meinen Unmut über den letzten Spieltag in Sinsheim zu äußern.

Anders als im Vorjahr fuhren wir wieder als Meister ins Kraichgau und hatten zum Abschluss der Saison noch die Chance, die TSG in Richtung Relegation zu schießen. Großes Thema in diesem Zusammenhang war die Ibiza Reise einiger Bayern-Spieler, die ja möglicherweise zu einer Wettbewerbsverzerrung führen hätte können. Na ja, wie das Spiel ausging wissen wir ja (und wer es nicht mehr weiß, liest nochmal die Überschrift) und an uns lag es nicht, dass die TSG nicht in die Relegation musste.

Sportlich unbedeutende Spiele zum Saisonabschluss bieten zumindest die Möglichkeit, dass sich die Kurve nochmals voll und ganz auf sich selbst konzentrieren kann. Und das gelang uns an diesem Tag durchaus ganz gut. Mit dabei hatten wir mal wieder unsere „Auswärtsanlage“: Nach anfänglichen Schwierigkeiten mit den größeren Megafonen, haben diese sich im Laufe der Rückrunde als echter Mehrwert erwiesen. Stilistisch machen die Teile natürlich weniger her als die normalen Megafone, doch in ein bisschen höheren (oder größeren) Gästeblöcken ist dadurch schon ein deutlicher Unterschied festzustellen. 

Somit präsentierte die Südkurve nochmal einen bunten Mix aus dem eigenen Liederrepertoire, sowohl mit mehr Text (bspw. „In München, in ganz Deutschland, in Europa“, „Oh FC Bayern München du Stolz unserer Stadt“) und Songs, die vor allem einen Lalala Part haben („Rivers of Babylon“, „Peru“, Schlümpfe). Frei von jeglichen sportlichen Ambitionen wurden die Lieder von Lautstärke und Länge ordentlich vorgetragen und sorgten für zufriedene Gesichter. Vielleicht lagen die zufriedenen Gesichter aber auch am Konsum von Bier und Weinschorle, denn vor allem in Halbzeit 2 schienen die Ströme zum Getränkestand nicht abreißen zu wollen. Schon irgendwie „beeindruckend“, wie voll einige Menschen im Gästeblock (egal welche Fankategorie) zum Spielende hin waren. Da bewahrheitete sich mal wieder, dass gerade die kurzen Anreisen dafür sorgen, dass die Leute betrunkener sind. Ob das dann natürlich immer dazu passt, die eigenen Farben, die eigene Kurve, würdig zu vertreten?! Bier und Fußball gehören ja irgendwie zusammen, dennoch sollte der Fokus an Spieltagen nicht sein, möglichst voll zu sein, sondern in erster Linie, die rot-weißen Fahnen hochzuhalten und eine gute Zeit zu haben. 

Dass da dann paar Bierchen getrunken werden, ist klar und wenn mal über die Stränge geschlagen wird, auch in Ordnung – aber an dem Spieltag war es schon extrem. Vielleicht besteht ja auch ein Zusammenhang zwischen den mittlerweile sehr häufigen Unterbrechungen, weil kurz jemand umkippt oder leichte Probleme hat. Nicht falsch verstehen, wenn wirklich jemand ein Problem hat, dann ist es sinnvoll, wenn wir kurz unterbrechen und abwarten, was Sache ist. Aber aktuell geschieht das schon sehr inflationär. Und was man so aus anderen Kurven mitbekommt, scheint es die Problematik dort ebenfalls zu geben. Vielleicht fühlen sich manche Lesende angesprochen. 

Aber nochmal zum Geschehen auf dem Rasen zurück: Das 100. Saisontor wurde kurz vor Schluss knapp verpasst. Wäre natürlich cool gewesen wenn wir zum dritten Mal in der Historie die Marke geknackt hätten. Aber „Ich-wechsle-den-Berater“ Sane vermochte es nicht, den Ball am Torwart vorbei zu legen und somit blieben wir zweistellig. Und nicht unerwähnt bleiben sollte der endgültige Abschied von unserer Nummer 25: 

Zum letzten Mal bei einem Bundesliga-Spiel lief Thomas Müller im Trikot unseres Vereins auf und verabschiedete sich nach der Partie noch ausführlich von den angereisten Fans. Viele Worte gibt es dazu nicht mehr zu sagen, außer dass Müller genau das war, was wir uns wünschen: ein Spieler, der seine ganze Karriere bei einem Verein verbrachte, von dem er bereits als Kind Fan war. Aus fußballromantischer Sicht gibt es nicht schöneres. Und dass er dabei noch eine solche Karriere hingelegt hat, führt letztlich dazu dass er zu den größten Legenden unserer Historie aufgestiegen ist.

Um den Bericht nicht unvollständig zu lassen: Spruchbänder gab es an diesem Tag ebenfalls. Zum einen zum wiederholten Male „Strafen zünden nicht – Verbandsstrafen abschaffen“ und zum anderen ein Soli-Spruchband für die Südkurve Jena (welche uns an dem Tag unterstützten, vielen Dank dafür!): „Südkurve Jena unbeugsam. Wir stehen hinter euch“. 

Dann war die Saison zu Ende, wir packten unsere Sachen zusammen und über den oben erwähnten Feldweg ging es zurück zu den Autos. Und wir hofften alle, dass es nächstes Jahr am 34. Spieltag nicht wieder nach Sinsheim geht.

Spieltagsbilder

50+1 & RB

Neun Jahre ist es nun her, dass das RB-Konstrukt aus Leipzig zum ersten Mal in München gastierte. Damals protestierten wir auf vielfältige Weise: eine inhaltliche Auseinandersetzung durch diverse Spruchbänder und Texte, das Überhängen unserer Heimzaunfahne durch die „Gegen den modernen Fussball“-Fahne und auch durch ausufernde Pöbeleien gegen die verhassten Gäste. Dass diese Intensität nicht auf ewig zu halten sein werde, war zu erwarten. Dennoch haben wir damals eine rote Linie gezogen, der wir uns auch heute noch verpflichtet fühlen und die wir nach wie vor für die für uns Beste halten: ein Auswärtsspiel bei diesem Konstrukt zu besuchen und es dadurch zu einem normalen Spiel wie jedes andere aufzuwerten, kommt nicht in Frage. 

Während RB für uns also immer noch ein Neuling in der Liga ist und niemals ein normaler Verein sein wird, gehört zu der Wahrheit aber auch dazu, dass es mittlerweile selbst in unserer Gruppe Menschen gibt, für die RB nun einmal Teil der Bundesliga ist – sie kennen es schlichtweg nicht anders. Allerhöchste Zeit also, sich mal wieder inhaltlich mit dem Konstrukt auseinanderzusetzen. 

Praktischerweise gab es im Juni dieses Jahres eine Entscheidung des Bundeskartellamts zum Thema 50+1, welches unweigerlich eng mit dem RB-Konsortium verbunden ist, sodass wir einen passenden Aufhänger dafür haben, uns mal wieder mit der Thematik zu beschäftigen. Aber von vorn.

Was ist 50+1?

Die 50+1 Regel ist in den Statuten der DFL und des DFB festgeschrieben und stellt eine deutsche Besonderheit dar. Sie legt – vereinfacht gesagt – fest, dass kein Investor die Stimmmehrheit in einem (ausgegliederten) Fußballverein übernehmen kann. Es müssen sich also mindestens „50 Prozent zuzüglich mindestens eines weiteren Stimmanteils in der Versammlung der Anteilseigner“ in der Hand des Muttervereins befinden. Dies garantiert, dass (zumindest in der Theorie) letztlich immer der Verein bzw. damit dessen Mitglieder die Zügel in den Händen halten und kein dahergelaufener Investor Schabernack treiben kann. Die sportlichen und teils auch gesellschaftlichen Interessen der Vereine sollen so vor den wirtschaftlichen Interessen eines Investors abgesichert werden. Damit verhindert die Regelung Zustände wie in England, wo Investoren, nicht selten Staatsfonds, Millionen, teils sogar Milliarden, in Vereine pumpen können und dadurch den Wettbewerb verzerren. 

Von dieser Regel gibt es allerdings auch in Deutschland Ausnahmen. In der Bundesliga betrifft das aktuell Bayer Leverkusen und den VfL Wolfsburg (die TSG Hoffenheim seit Ende 2023 nicht mehr). Sie wurden durch eine Sonderklausel ermöglicht, der zufolge der Vorstand des Ligaverbandes Ausnahmen ermöglichen kann, wenn „ein anderer Rechtsträger seit mehr als 20 Jahren den Fußballsport des Muttervereins ununterbrochen und erheblich gefördert hat“. 

Die Entscheidung des Bundeskartellamts

Im Zuge der neuen Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs zum Sportkartellrecht, sah sich auch das Bundeskartellamt dazu veranlasst, die 50+1 Regel näher zu untersuchen. Dabei handelt es sich ausdrücklich nicht um ein Verfahren gegen die DFL, sondern lediglich um eine rechtliche Bewertung, um auch zukünftig Rechtssicherheit für Vereine und Verbände zu gewährleisten. 

Das Kartellamt kam im Juni dieses Jahres zu dem Ergebnis, dass die 50+1 Regel grundsätzlich nicht gegen geltendes Recht verstoße. Allerdings solle die DFL Maßnahmen treffen, um auch zukünftig Rechtssicherheit sicherzustellen, was durch die aktuelle Anwendungspraxis nicht der Fall sei. 

Die DFL müsse die Ausnahmeklausel streichen, aber auch jetzt schon bestehende Förderausnahmen wie Bayer Leverkusen und den VfL Wolfsburg perspektivisch abschaffen.  

Auch müsse bei DFL internen Abstimmungen beachtet werden, dass die Regelung befolgt wird. Damit bezieht sich das Kartellamt natürlich auf den geplatzten Investorendeal der DFL, bei dem Martin Kind entgegen der Weisung des Muttervereins Hannover 96 für einen Investoreneinstieg votierte. In zukünftigen Abstimmungsprozessen müsse die DFL nachbessern, um sicherzustellen, dass im Interesse des Muttervereins gehandelt werde.

Wie die DFL diese Probleme löst, schreibt das Kartellamt nicht vor. Auch in zeitlicher Hinsicht zeigt es sich hinsichtlich der wirtschaftlichen Bedeutung der Maßnahmen großzügig. 

Der Präsident des Kartellamtes Andreas Mundt hält es außerdem für „maßgeblich, dass die DFL bei allen Vereinen […] gleichermaßen für offenen Zugang zur Mitgliedschaft und damit für die Mitbestimmung der Fans sorgt“. Und damit kommen wir zum heutigen Gegner.

Was ist mit RB Leipzig?

Auf den ersten Blick scheint das überraschend, aber: RB Leipzig erfüllt zumindest formal die 50+1 Regel. Zwar hält Red Bull 99% der Anteile, allerdings hat der Mutterverein die Stimmmehrheit inne. Die Krux hierbei ist, dass es nur 23 stimmberechtigte Mitglieder gibt, die entweder Mitarbeiter sind oder geschäftlich mit dem Konzern zu tun haben. Die über 1000 aktiven Sportler sowie Fördermitglieder können zwar an der Jahreshauptversammlung teilnehmen und Fragen stellen, ein Stimmrecht steht ihnen dabei aber nicht zu. RedBull unterläuft hier also systematisch die 50+1 Regel und lenkt im Alleingang die Geschicke des angeblichen Muttervereins, stellt aber rein formal keine Ausnahme von der 50+1 Regel dar. Die Empfehlung des Kartellamts lässt nun hoffen, dass sich die DFL diesbezüglich zu einer strengeren Regelung gezwungen sieht beziehungsweise RB von alleine sein Mitgliedersystem anpasst.

Selbst wenn das geschähe, wäre RB allerdings noch lange kein normaler Verein wie jeder andere. Bei der Diskussion rund um RB handelt es sich nämlich keineswegs um eine rein rechtlich-theoretische, hat sie doch reelle, massiv wettbewerbsverzerrende, Auswirkungen. 

Zum einen ist hier der offensichtliche finanzielle Vorteil zu nennen, den RB durch Red Bull vorzuweisen hat. Der rasante Aufstieg innerhalb von sieben Jahren von der Oberliga bis in die Bundesliga wäre ohne die Millionen vom Mutterkonzern nicht denkbar und hat für eine massive Wettbewerbsverzerrung gesorgt. Als wäre dies nicht genug, führt die Multiclub-Ownership von Red Bull immer wieder zu dubiosen Transfers und Spielertausch zwischen den Angehörigen des RB-Imperiums und häufig quasi namensgleichen Vereinen. 

Auch ideelle Gründe lassen keine andere Wahl, als den Red Bull Werbeträger in Form eines Fußballvereins abzulehnen. Vereine, wie wir sie uns wünschen, sind mitgliedergeführt und nehmen über ihre sportliche Rolle hinaus eine gesellschaftliche Position ein. Sie sind in der Region verwurzelt und setzen sich für ihr Wohl ein und sind sich auch darüber hinaus ihrer gesellschaftlichen Verantwortung bewusst. RB Leipzig verkörpert in allen Belangen das Gegenteil unseres Volkssports, der durch den Red Bull Konzern für kapitalistische Werbezwecke missbraucht wird. Es liegt an uns Jahr für Jahr zu zeigen, dass das Konstrukt für uns niemals ein Gegner auf Augenhöhe sein wird.

EIN TRIKOT – GRÖSSER ALS ALLE ANDEREN

In den letzten Jahren sind wir leider immer mehr einer Trikotgestaltung ausgesetzt, die sich immer deutlicher von den Fans an der Basis und unserer Tradition entfernt. Unser neues Trikot für die Saison 2025/2026 ist zwar in Rot und Weiß gehalten, hinterlässt aufgrund seiner Gestaltung aber dennoch nur Fragezeichen bei den Fans. Bestenfalls kann es als beliebig und kurzlebig bezeichnet werden. Es wird erneut versucht modernen Trends hinterherzulaufen, anstatt eine identitätsstiftende Trikotpolitik zu forcieren, welche dem Wunsch der Basis entspricht und eines FC Bayern würdig ist. Das neue Heimtrikot erzeugt weder positive Wiedererkennung, noch hat es etwas mit unserer Identität als FC Bayern zu tun.

Wir wollen ein rot-weißes Trikot,

… das für unsere Identität steht: Mia san die Bayern!

… das Wiedererkennungswert hat: Einzigartig in Rot und Weiß!

… das unsere Geschichte transportiert, verankert in den Herzen und Erinnerungen ganzer Fangenerationen.

… das für unsere Gemeinschaft steht, als tragende Säule unserer Vereinsidentität.

Wir wollen EIN Trikot

… für die nächsten Jahre und Jahrzehnte.

… wie die anderen großen Vereine, die auf der ganzen Welt auf den ersten Blick am Trikot erkannt werden.

… das als Konstante unsere Vereinsphilosophie widerspiegelt: ein mitgliedergeführter Weltverein.

… in leuchtendem FC Bayern-Rot mit weißen Kragen.

EINZIGARTIG IN ROT UND WEISS
EIN TRIKOT – GRÖSSER ALS ALLE ANDEREN