SKB Mainz 14.12.2025

Vorwort
Arsenal – FC Bayern München
FC Bayern München – FC St. Pauli
Union Berlin – FC Bayern München
VfB Stuttgart – FC Bayern München
FC Bayern München – Sporting Lissabon

Vorwort

Servus Bayernfans,

letztes Heimspiel im Jahr 2025. Sportlich läuft weiterhin alles wunderbar, auch wenn die vergangenen Spiele, bis auf die Partie in Stuttgart, nicht ganz so souverän waren. Der kleine Dämpfer bei Arsenal war ärgerlich, aber die Gruppenphase sollten wir dennoch unter den besten Acht abschließen.

Dass wir uns bei Union weiter gezittert haben, interessiert heute auch keinen mehr. Und Siege in der 90. Minuten, wie gegen Sankt Pauli, gehören auch mal dazu.

Jetzt treffen bis Weihnachten mit Mainz und Heidenheim zwei Teams aus dem Tabellenkeller auf uns. Die einen mit neuem Trainer und die anderen haben sich zuletzt etwas Luft im Tabellenkeller verschaffen können. Dennoch beides Gegner, die wir schlagen sollten und so die Herbstmeisterschaft schon vor Heiligabend unter Dach und Fach bringen. Und dann schauen wir, was im neuen Jahr sportlich noch so passieren wird.

Großes Thema in den vergangenen Wochen war ja bekanntlich die Innenministerkonferenz, die vergangene Woche in Bremen stattgefunden hat. Die schlimmsten Befürchtungen bewahrheiteten sich nicht und viele Themen sind vorerst beiseite gelegt. Mit Sicherheit ein Erfolg für uns Fans, dennoch dürfen wir uns nicht darauf ausruhen. Das Thema Stadionverbote ist noch nicht vom Tisch. Da heißt es für uns, weiter ein Auge darauf zu haben, denn eine zentrale Stadionverbotskommission ist abzulehnen. Darüber hinaus ist das Thema 50+1 auch eines, das irgendwann wieder auf der Tagesordnung steht. Denn die Menschen, die unserem Fußball und unserer Fankultur schaden wollen, werden niemals aufhören, es zu versuchen. Ihr seht also, eine Schlacht mag vielleicht gewonnen sein, doch der Kampf geht auch 2026 weiter.

Ein Blick auf die Kurve darf natürlich nicht fehlen. Gegen Sankt Pauli war es erfreulicherweise wieder besser als zuvor gegen Freiburg. Da war es ja eher (unter-) durchschnittlich. Gegen die braun-weißen Hamburger hat es dagegen deutlich mehr Laune gemacht und die Kurve präsentierte sich wieder besser.

Zum Spiel bei Union gibt es gemischte Meinungen, es war auf alle Fälle besser als beim Bundesliga-Spiel kurz zuvor, jedoch war insbesondere die zweite Hälfte doch sehr von der Spannung geprägt und der (bange) Blick richtet sich vermehrt auf den Rasen, so dass die Gesänge nicht mehr die Durchschlagskraft hatten.

In Stuttgart war der Schreiber dieser Zeilen insgesamt ein wenig enttäuscht. Da wurde einfach deutlich mehr erwartet und dass wir es im Gästeblock des Neckarstadions besser können, haben wir ja schon des öfteren gezeigt. Aber die letzte Konsequenz, die letzte Entschlossenheit hat dem Auftritt gefehlt.

Lasst uns heute nochmal zeigen, was wir als Kurve drauf haben. Klar, ein eher unattraktiver Gegner, Sonntagabend ist auch beschissen, aber immerhin blieb genug Zeit, sich auf dem Südkurven-Christkindlmarkt auf das Spiel einzustimmen. Gerade heute und auch nächste Woche in Heidenheim können wir uns selber einen schönen Jahresabschluss bescheren.

Immer vorwärts FC Bayern!

Arsenal – FC Bayern München 3:1

Als der Computer Ende August unsere Gruppengegner bekannt gab, löste das „Los“ FC Arsenal auswärts ehrlicherweise wenig Freude in mir aus. Wieder London und dann auch noch schon wieder Arsenal. Umso erstaunter war ich, als einige Wochen vor dem Spiel die Nachricht rumging, dass es bei dem Spiel zu Kartenknappheit kommen sollte. Wie Arsenal keine Karten?! Wer will denn da noch hin? Klar, London ist immer eine Reise wert, mit der entsprechenden Planungszeit sind Flüge einigermaßen preiswert, doch der Gegner ist maximal unattraktiv. Beim genaueren Nachdenken wurde dann doch langsam klar, dass es für eine komplette Fangeneration die erste Begegnung im neuen Highbury war, denn die zuvor fand im März 2017 statt. Aufmerksam Lesende wissen natürlich, dass es 2024 ebenfalls gegen Arsenal ging, jedoch damals ohne Gästefans und so fanden sich zum Viertelfinale nur ca. 100 Bayernfans im Stadion ein. Also doch kein so schlechtes Los, außer man war halt schon die vier Spiele vorher dort. Aber alles lamentieren bringt an der Stelle auch nichts, das Los entscheidet, wohin es geht und die Südkurve machte sich auf Reisen. Fuhr 2017 noch ein Bus zum Spiel, sind wir davon mittlerweile weit entfernt. Der Großteil stieg in den Flieger und einige Fans nutzten den Landweg als Reisevariante. Ob das dann im Endeffekt günstiger als Fliegen ist, sei jetzt mal dahingestellt, aber ja, ich feiere es, wenn sich Leute in Auto, Neuner oder Bahn setzen, um den Weg auf sich zu nehmen. Genauso kann ich jede*n verstehen, der/die noch Zeit in einer Stadt wie London verbringen will.

Egal wie die Anreise erfolgte, spätestens am Spieltag um 17 Uhr waren alle beim Treffpunkt. Dass Pubbesitzer und Bullen auf der Insel manchmal bisschen eigen sind, war an den Pubs rund um unseren Treffpunkt zu beobachten. Irgendwie anstrengend und damit fanden wir ehrlicherweise nicht so den richtigen Umgang, so dass es teilweise schon sehr nervig war. Entspannt war dagegen der Weg zum Stadion: Die örtlichen Sicherheitskräfte entschieden, dass die Route über eher kleinere Straßen führen sollte und mit ein paar Gesängen ging es zum Gästeblock. Auch hier zeigte sich, dass die britischen Sicherheitsbehörden schon organisiert sind, aber in einer umständlichen Art, die bei vielen nur Kopfschütteln auslöste. Erfreulicherweise war eine Trommel erlaubt und ein Megafon schaffte es ebenfalls ins Stadioninnere. Somit waren die Voraussetzungen für den eigenen Auftritt schon mal besser als bei etlichen Spielen zuvor. Neu war ebenfalls die Aufteilung der Gruppen der Südkurve, da sich erstmal mit RFM, Colegio und Rebels drei Gruppen auf der anderen Seite des Mundlochs positionierten. 

Als dann alle bereit und auf Position standen, sorgten ein paar übermotivierte Ordner und Bullen für etwas Aufregung. Mit Gegenwehr wurde anscheinend nicht gerechnet, relativ schnell waren einige Leute im Innenraum, was leider auch direkt eine Verhaftung zur Folge hatte. Auf diese folgte in der Halbzeitpause eine weitere. Wenig ideale Voraussetzungen für den Start in die 90 Minuten. Als die Situation sich etwas beruhigt hatte, schafften wir es relativ einfach, die Stimmungshoheit im Stadion zu erlangen – einfach erschreckend, wie wenig bei Arsenal geboten ist und selbst als das Spiel zu ihren Gunsten entschieden war, war das eher Totentanz. Ok, die Leute, die sich dort jetzt auch Richtung Ultras orientieren, befanden sich auf der gleichen Tribüne, so dass von diesen wenig bei uns ankam. Aber einfach mal wieder Highbury the Library. Bei uns war auch viel Luft nach oben, paar Momente waren schon gut, aber in der Gesamtheit hätte mehr kommen können. Insbesondere nach dem 3-1 wäre es wünschenswert gewesen, wenn die Kurve nochmal eine starke Reaktion gezeigt hätte. Sportlich war der Abend ebenfalls nicht zufriedenstellend, auch wenn die Niederlage kein Beinbruch ist. Sollten die beiden ausstehenden Heimspiele siegreich gestaltet werden, dürfte die direkte Qualifikation fürs Achtelfinale klappen und das ist in der Gruppenphase ja Ziel Nummer 1.

Beim Verlassen des Stadions war die Situation aufgrund der Vorfälle zu Spielbeginn natürlich äußerst angespannt. Letztlich schafften es die Bullen, noch zwei weitere Leute zu verhaften bzw. eine Person wurde verhaftet und eine ins Krankenhaus befördert, wo sie dann am nächsten Tag verhaftet wurde. Am nächsten bzw. übernächsten Tag waren alle wieder auf freiem Fuß, auch wenn eine Geldstrafe fällig wurde.

Je nach Anreisevariante ging der Weg entweder in den Pub, nach Stansted oder auf die Autobahn Richtung Fähre. Ein Gruß geht raus an alle Freunde, die uns an diesem Abend unterstützten.

Die ganze Welt hasst die Polizei!

FC Bayern München – FC St. Pauli 3:1

Da ist man einmal unaufmerksam und schon merkt man zwei Tage vor dem nächsten Heimspiel, dass sich für die oben genannte Begegnung kein Schreiber eingetragen hat. Damit bleibt als einzige Option, dass man sich selbst an den Rechner setzt und im Kopf die Erinnerungen an das Spiel rauskramt. Ist ja nicht so, dass es seitdem nicht noch weitere drei Spiele gab. Aber gut, versuchen wir das Beste, aber seht es bitte nach, wenn es weniger ausführlicher als sonst wird.

Ausführlicher als sonst war dagegen die Zeit am Südkurvenplatz. Dass wir seit vielen Jahren eine Freundschaft zu Ultra Sankt Pauli pflegen, dürften die Lesenden wissen. Dass die wenigen direkten Aufeinandertreffen ausführlich zelebriert werden, sollte ebenso wenig überraschen. Wie bei der letzten Begegnung wurden unsere Freunde*innen von Sankt Pauli mit einem großen kulinarischen Angebot am Südkurvenplatz begrüßt. So gab es zum Beispiel Rahmschwammerl mit Schupfnudeln erinnern, Suppe und verschiedene belegte Semmeln. Auch für die Zechschweine auf beiden Seiten soll es auch Angebote gegeben haben. Somit ging es gut gestärkt den Weg zum Stadion hoch. Es ist Winter und da ist es am Stadion gleich nochmal einen Tick ungemütlicher als woanders in der Stadt. So zumindest mein Empfinden, aber im Vergleich zur Vorwoche war es nicht ganz so kalt bzw. wir hatten uns etwas besser akklimatisiert. 

Der Auftakt in die Partie war ähnlich trist – zwei schweigende Fankurven, die nochmals zwölf Minuten zeigten, worauf sich Fußball-Deutschland einstellen kann, wenn die IMK ihre Forderungen durchsetzen würde. Begleitet wurde das Schweigen von beiden Seiten mit Forderungen an den jeweiligen Innenminister: „IM J. Hermann: Populismus können wir genauso. Unschuldsvermutung auch für Fans statt nur für CSU-Amigos.“ Nach zwölf Minuten legten beide Seiten los und wie in der Vorwoche verkündete die Anzeigetafel einen Rückstand für die Heimmannschaft. Wobei, gegen Freiburg fiel der Gegentreffer kurz vor dem Einstieg in die Gesänge. Der Gästeblock legte unter diesen Umständen direkt gut los und konnte das Niveau beinahe über 90 Minuten halten. Vermutlich einer der besseren Gästeauftritte in der diesjährigen Spielzeit, das sah und hörte sich ganz ordentlich an.

Der eigene Auftritt (mit Unterstützung der Südkurve Jena, vielen Dank!) ist bei mir selbst unter „guter Durchschnitt“ abgespeichert worden. Es war auf alle Fälle besser als in der Vorwoche und insgesamt hatte ich den Eindruck, dass die Kurve wieder mehr Freude am Singen hatte. Dass dieser Eindruck nicht exklusiv ist, wurde im Anschluss an die Partie bei Gesprächen deutlich. Aber ihr merkt schon, wirklich viel ist nicht hängen geblieben. Während die Stimmung nicht einfach irgendwo nachgeschlagen werden kann, können die gezeigten Spruchbänder anhand von Bildern nachvollzogen werden, denn ansonsten wäre es auch sehr mau geworden. Zum einen richteten wir ein Spruchband an Uli H., der in der Vorwoche die 50+1-Regel und ihre Sinnhaftigkeit in Frage stellte. Dabei sollte doch allen klar sein, dass 50+1 den Fußball hierzulande schützt und bei einem Fallen der Regelung schlimmstes zu befürchten ist. Der Blick in andere europäische Länder sollte dafür genügen! Ob es am Tegernsee jemals ankommt, dass der deutsche Fußball nur mit 50+1 vorstellbar ist? Wir wissen es leider nicht. Was wir sicher wissen: Im Europapokal gibt es regelmäßig von übermotivierten Ordnern oder Cops auf die Mütze. Zudem regiert in einigen Ländern (Grüße an unsere niederländischen Nachbarn oder nach Italien) der Behördenirrsinn. Freiheit für Fußballfans – auch in Europa wurde somit von uns gefordert. Gleichwohl wissen wir, dass es beim nächsten Spiel auf der Insel oder in den Niederlanden genug inkompetente Entscheidungsträger geben wird, die uns das Leben schwermachen. 

Auf dem Rasen hatten wir etwas Glück, nach dem frühen Rückstand konnte noch vor dem Halbzeitpfiff ausgeglichen werden, aber im Laufe der zweiten Halbzeit wurde sich eigentlich schon mit einer Punkteteilung abgefunden. In der Nachspielzeit konnte dann jedoch noch zweimal eingenetzt werden, weshalb die drei Punkte letzten Endes doch in München blieben. Für Sankt Pauli natürlich ärgerlich, da nach einem guten Saisonstart jeder Punkt im Abstiegskampf helfen würde. Geholfen haben beim Verarbeiten des Spiels möglicherweise die Biere, die abends noch gemeinsam getrunken wurden, bevor sich USP und Co wieder auf den Heimweg machte.

Union Berlin – FC Bayern München 2:3

Endlich wieder Pokal, endlich wieder nach Berlin. Für viele außerhalb unserer Blase wohl schwer zu glauben, aber es herrscht tatsächlich sowas wie ein gewisser Hunger nach einem Pokalfinale, ist die Beteiligung der Südkurve bei solchem doch mittlerweile schon geschlagene sechs Jahre her. Doch halt, es ist ja erst Dezember. Also doch noch keine frühsommerlichen Temperaturen, zwei Kurven mit Choreos und Mitzittern im weiten Rund des Olympiastadions. Nein, Achtelfinale ist angesagt und das auswärts bei Union. Hätten viele von uns vor einigen Jahren sicher mit Kusshand genommen, doch nachdem wir gerade erst wenige Wochen zuvor dort auftischen durften, hielt sich die Vorfreude eher in Grenzen.

Der Individualverkehr bei einer dennoch reisefreudigen Südkurve, gepaart mit einem Stadion, das kaum Parkplätze bereit hält, sorgte dann für ein gemeinsames Parken rund 4,5 Kilometer entfernt von der Alten Försterei. Weiterer Abzug auf der Vorfreudeskala. Aber hilft ja alles nichts und im nass-dunklen Vorabend boten die menschenleeren Straßen zumindest die Möglichkeit, sich recht zügig den Weg zu bahnen. Fahnen ausgepackt und direkt wieder eingerollt, stand doch auch dieser Spieltag erneut im Zeichen der (mittlerweile vertagten) Pläne der Innenministerkonferenz. Pünktlich zum Ende der zwölf Minuten Schweigen klingelte es bereits im Köpenicker Tor und alles sah nach einem entspannten Durchmarsch aus.

Auch die Südkurve präsentierte sich deutlich lockerer als noch beim Bundesligaspiel wenige Wochen zuvor und der Gästeblock hatte gerade in der ersten Halbzeit durchaus seine spaßigen Momente. Harry Kane erhöhte auf 2:0 und nicht wenige dürften gedanklich schon beim Rückmarsch gewesen sein. Jäh aus den Träumen erwacht, herrschte dann kurz vor der Halbzeit maximale Verwirrung auf Rasen und Rängen, pfeift der Schiedsrichter doch auf Elfmeter für Union – während fast alle im Köpenicker Strafraum stehen. Da helfen auch keine tollen Bodycams, Durchsagen oder aufwendige Schiri-Dokus: Diesen VAR bekommst du nicht mehr gut verkauft, das Ding ist durch und nervt in dieser Form einfach nur noch.

Der Anschlusstreffer für Union schien in seiner Wirkung erstmal maximal zu verpuffen, hauten sich die Köpenicker doch kurze Zeit später den Ball wieder selbst zwischen die Pfosten. Also rein in die zweite Hälfte und plötzlich fängt das Spiel an zu kippen. Erneuter Elfmeter für Union, erneuter Anschlusstreffer. Vor wenigen Monaten hätte sich unsere Mannschaft vielleicht davon noch endgültig verunsichern lassen, doch dieses Mal bissen sich unsere Rot-Weißen durch und brachten den Sieg über die Zeit. Dass dadurch in der zweiten Hälfte oftmals auch der Blick deutlich gespannter Richtung Spielfeld ging und der Gästeblock etwas weniger konstant frei drehte, ist keine Überraschung. Insgesamt hat es gepasst und war eine Verbesserung zum Bundesliga-Auftritt und am Ende zählt natürlich das Weiterkommen. Denn nicht nur im Dezember soll es Richtung Hauptstadt gehen. Olympiastadion, wir sehen uns!  

VfB Stuttgart – FC Bayern München 0:5

Stuttgart, Samstag 15:30 Uhr – ein großes Dankeschön an die DFL für die Terminierung, denn nicht die wenigsten hatten mit dem Samstagabendspiel gerechnet. Somit ergab sich für die Südkurve nach über 1,5 Jahren (Augsburg im August 2025 ausgenommen) die Möglichkeit, gemeinsam per Regionalbahn auf Reisen zu gehen. Die Zuganreise bietet Vorteile, aber auch Nachteile. Vorteil ist, die Fahrt ist kostenneutral und im Gegensatz zum Bus oder Auto kommt man mit verschiedenen Leuten in Kontakt. Jedes Mal umsteigen mischt die Besatzung durch und die Unterhaltungen finden auch mal außerhalb der eigenen Bubble statt. 

Als Nachteil ließe sich anführen, dass die Züge aufgrund der großen Masse an Fußallreisenden an ihre Kapazitätsgrenzen kommen, da ja bekanntlich Samstagvormittag auch andere Menschen die Bahn benutzen. Ebenfalls ist die Versorgungslage immer von Umsteigezeiten und ein bisschen von den Bullen abhängig. Da wir als Kurve viel Zeit in Bussen verbringen, ist es meiner Meinung nach eine gelungene Abwechslung im Bundesliga-Alltag. Auch wenn ich jetzt noch die kritischen Stimmen von der Rückfahrt im Ohr habe. Aber dazu später mehr…

Die Anreise verlief entspannt mit einem Umstieg in Ulm und passenderweise wurde ein Zwischenhalt für den Regio in Untertürkheim eingeplant, so dass wir uns einen Umstieg in Esslingen sparen konnten. Ab Untertürkheim lassen die Bullen mittlerweile alle Fanszenen laufen, die mit dem Zug anreisen, was anhand der Aufkleber entlang der Wegstrecke zu erkennen ist. Die Zeiten, in welchen am Cannstatter Bahnhof das Commando und Co zum Pöbeln bereitstanden und es zu dem ein oder anderen Scharmützel kam, sind leider vorbei. Da wird man etwas nostalgisch, trotzdem freue ich mich immer auf das Duell mit der Cannstatter Kurve. Gerade wenn die nächsten Gegner Mainz, Heidenheim oder Wolfsburg heißen…

Frühzeitig erreichten wir den Gästeblock, erfreuten uns auf dem Weg an den Weihnachtsgrüßen und widmeten uns den Tifo-Vorbereitungen. Erfreulicherweise war die Kartenlage entspannt, das sah im Februar noch anders aus. Voraussetzungen also ideal und nachdem die IMK keine krassen Entscheidungen getroffen hatte, wurde auch ab Minute 1 wieder das gemacht, wofür wir ins Stadion gehen: Die eigenen Fahnen hochhalten und die Farben unseres Vereins und der Stadt besingen. Das gelang die ersten 25 Minuten auch ganz gut, dann kam es aber zu einem unerklärlichen Einbruch, der bis zum Halbzeitpfiff andauern sollte.

Auf dem Rasen entwickelte sich Halbzeit 1 ein interessantes Spiel (mit einem Tor des Monats von Laimer) und die Führung zur Pause war nicht unverdient, wobei gerade mit dem durch ewig lange VAR-Intervention zurückgenommenen Ausgleich und der riesengroßen Chance des VfB vielleicht doch etwas glücklich. In den zweiten 45 Minuten ließen die Spieler in Rot und Weiß dem Gastgeber aber wenig Chancen und Harry Kane erzielte innerhalb von 30 Minuten einen Hattrick. 

Dem Gästeblock gab das natürlich noch einmal ordentlich auftrieb und zu „Kiss him goodbye“ und „We´re not gonna take it“ wurde die Lautstärke nochmal nach oben getrieben. Zuvor war es ehrlicherweise viel Stückwerk, wie schon geschrieben, die ersten 25 Minuten kann noch als gut eingeordnet werden aber danach bis zum Torreigen der Schlussphase war es eher durchschnittlich. An so einem Tag, gegen einen solchen Gegner natürlich nicht unser Anspruch, das war bei vielen zu wenig Leidenschaft, sondern zu viel gelangweiltes Vor-sich-hin-murmeln. Erwähnenswert noch die gemeinsam Spruchbandaktion (Europäische Wettbewerbe: Königsklasse der Repression! Reisefreiheit für Fans!) mit der Heimseite, die von einem Wechselgesang gegen die UEFA begleitet wurde

Die Cannstatter Kurve dürfte auch schon bessere Tage erwischt haben. Ich fand es persönlich gar nicht schlecht, aber andere Stimmen berichteten, dass es einer der schlechteren Auftritte gewesen sei. Aber vielleicht auch aufgrund des Spielverlaufs verständlich. Das Abarbeiten an der Thematik, dass eine Gruppe der Südkurve enge Kontakte nach Karlsruhe pflegt, scheint ihnen wirklich Spaß zu machen. Ist Zeit mal wieder ein neues Fass aufzumachen, vielleicht etwas mit einem Bayernschwein?! Ein Schwein hatten sie zwar, aber es war weder ein Bayernschwein, noch Uli H., sondern die Ehre erhielt der Bürgermeister der niederländischen Kleinstadt, der den Stuttgartern große Schwierigkeiten bereitete. Zum Einlaufen zeigte die Heimkurve zudem „Kein Dialog – keine Kompromisse! Nein zur zentralen SV-Kommission“ – eine Forderung, der wir uns nur anschließen können.

Nach Abpfiff wieder Fußmarsch nach Untertürkheim, dieses Mal Umstieg in Esslingen. Dieser sollte aufgrund kleinerer Reibereien und einem daraus resultierenden Polizeieinsatz mehr Zeit in Anspruch nehmen als geplant, so dass wir mit ordentlicher Verspätung in Ulm aufschlugen, wo die Bullen den Zugang zu Getränken und Speisen verwehrten. Somit gab es vom Verlassen des Stadions bis zur Ankunft um halb 12 in München keine Versorgungsmöglichkeit. Wasser auf die Mühlen der Zugfahrt-Kritiker, die ihren Unmut mehrfach äußerten. Klar, mit Sicherheit nicht die geilste Situation, aber im Leben eines Fußballfans kann das durchaus mal vorkommen. Schauen wir mal, ob uns nächstes Jahr die DFL Gelegenheit zu einer weiteren Zugfahrt nach Stuttgart gibt.

FC Bayern München – Sporting Lissabon 3:1

Europapokal, Flutlicht, FC Bayern. Heißt: bekannter Ablauf, 17 Uhr Südkurvenplatz und 21 Uhr Anpfiff – so zumindest im Normalfall. Scheinbar muss aber selbst der große FC Bayern auch mal außerhalb der Primetime ran, sodass der Ball heute schon um 18:45 Uhr rollen sollte. Den ein oder anderen erreichte die – je nach (Nicht-) Arbeitssituation – frohe Kunde dann allerdings erst am Vortag oder sogar erst am Morgen des Spieltags selbst. Immerhin war der Treffpunkt derselbe, sodass selbst dem letzten Hänger spätestens beim verfrühtem Abmarsch aufgefallen sein sollte, dass heute ein etwas anderer Zeitplan vorherrscht.

Somit galt es auch nicht ewig die Zeit totschlagen zu müssen, sondern es konnte recht zeitnah ans Eingemachte gehen. Ein Heimspiel gegen Sporting ist an sich zwar nicht das große sportliche Highlight, im Hinblick auf eine weitere Qualifikationsrunde mit zwei weiteren Spielen, die wohl jeder unbedingt umgehen möchte, war beim ein oder anderen aber doch etwas Anspannung auszumachen.

Zu Spielbeginn thematisierten wir nochmal die Ereignisse der vergangenen Wochen und Monate in den europäischen Wettbewerben. Einschränkungen, Übergriffe und Repressionen seitens Politik und Bullen gehören mittlerweile zum Alltag aller Fußballfans, die ihren Verein international begleiten wollen. Wir Bayernfans wurden gleich zweimal innerhalb kürzester Zeit Zielscheibe willkürlicher Maßnahmen: Zum einen mussten Bayernfans in Paris unschöne Stunden aufgrund einer spontanen Allgemeinverfügung der Bullen an einer Mautstelle verbringen, zum anderen gab es in London wirklich unnötigen Stress mit Bullen und Ordnern, in deren Folge mehrere Personen für ein bzw. zwei Nächte hinter schwedischen Gardinen englische Gastfreundschaft genießen durften. Daher wurde noch einmal an die UEFA und die EU appelliert, endlich auf diesem Gebiet aktiv zu werden: UEFA AND EU: GET YOUR SHIT TOGETHER – PROTECT AWAY FANS FROM ARBITRARY MEASURES AND POLICE VIOLENCE!“

Gerne würde ich jetzt berichten, dass wir im Anschluss ein Zeichen für positive und lautstarke Fankultur gesetzt haben, aber jedenfalls in meinem Bereich war das leider nichts. Zumindest aber der Rest der Kurve scheint das ganze deutlich positiver erlebt zu haben. So wurde auch aus anderen Teilen des Stadions berichtet, dass es phasenweise doch recht laut gewesen sein soll und das Spiel mit Blick auf die Akustik im oberen Durchschnitt angesiedelt werden kann. Den obligatorischen Durchhänger in der zweiten Hälfte der ersten Halbzeit können wir aber auch einfach nicht lassen und somit gestalteten sich zumindest diese 15-20 Minuten eher zach. 

Ebenfalls Licht in den dunklen Abend brachte dann im wahrsten Sinne des Wortes die zweite Halbzeit. Nachdem wir vergangene Saison nach einer Pyroshow beim Heimspiel im Achtelfinale gegen Leverkusen (mal wieder) mit einer Bewährungsstrafe belegt wurden, war es für den aufmerksamen Beobachter vermutlich nur eine Frage der Zeit, wann es in der Südkurve wieder blinken und rauchen würde. Mal schauen, wie sich das Ganze in der Zukunft entwickelt. Jede Saison ein FC Bayern-Spiel mit keinen oder wenigeren Zuschauern bestreiten zu müssen, kann eigentlich auch nicht im Sinne der UEFA sein. Aber mit Logik erreicht man dort bekanntermaßen sowieso niemanden, von daher soll das an dieser Stelle nicht unsere Sorge sein. Wir haben unseren Umgang mit der Thematik gefunden und werden uns auch zukünftig von Bewährungsstrafen nicht in der Art und Weise, wie wir unsere Kultur leben, einschränken lassen.

Somit zischte es zu Beginn der zweiten Hälfte über die komplette Breite der Kurve und weiße Bengalen in der Mitte wurden durch Rote auf der linken sowie rechten Seite ergänzt. Zumindest dieses Bild konnte heute absolut zufrieden stimmen. Aus meiner Sicht kleiner Wermutstropfen war lediglich das zu der Aktion gewählte Lied. “FC Bayern, Olé” ist meiner Meinung jetzt nicht unbedingt eines der Lieder, das die Leute krass abholt und zum Freidrehen bringt. Da haben wir auf jeden Fall Passenderes im Liedgut. 

Pyrotechnik gab es auch bei den Gästen, wobei da für mich im Nachhinein ein fader Beigeschmack bleibt. Im Laufe der zweiten Halbzeit explodierte nämlich ein dermaßen asozialer Böller, der einen doch kurz etwas irritiert hinterließ. Nicht umsonst sprach wohl unser Physio, der beim Länderspiel der deutschen Nationalmannschaft 2015 in Paris anwesend war, davon, dass sich der Knall der Bombe damals ähnlich angehört habe. Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, dass ich Böllern nichts abgewinnen kann, in dieser Situation war das aber wirklich einfach nur krass unnötig und hat Unruhe im ganzen Stadion ausgelöst. Definitiv ein Paradebeispiel, warum wir in der Regel auf dieses Stilmittel verzichten.

Nicht unerwähnt bleiben soll außerdem ein Solidaritätsspruchband für die Ultras Hapoel. Schon lange ist die Gruppe der faschistischen israelischen Regierung ein Dorn im Auge und bekommt dies aktuell (wieder einmal) zu spüren. So wurde beim vergangenen Heimspiel spontan und willkürlich ein Materialverbot von der Polizei ausgesprochen und Hapoel Fans drangsaliert, sodass sich Ultras Hapoel dazu entschied, vor den Toren zu bleiben. Nur einige Stunden später wurden die Wohnungen von 20 Mitgliedern der Gruppe gestürmt, die im Anschluss auch über mehrere Tage inhaftiert wurden. Anders als der ein oder andere in den großen weiten Kommentarspalten das vielleicht gerne hätte, ist das selbstverständlich keine politische Positionierung, sondern ausschließlich Ausdruck unserer Solidarität mit Ultras Hapoel, die sich wieder einmal mit extremen Repressionen auseinandersetzen müssen. Nicht mehr und nicht weniger.

Ansonsten gibt es nichts nennenswertes zu berichten. Die frühe Anstoßzeit sorgte für einen entspannten restlichen Abend, der wahlweise dazu genutzt wurde, ausnahmsweise mal früh in die eigenen vier Wände zurückzukehren, sich die Nacht um die Ohren zu schlagen oder aber die Heimreise anzutreten. In diesem Sinne also Grüße nach Jena, Bochum und Hamburg – Danke für euren Besuch!