Vorwort
Mainz – FC Bayern
FC Bayern – Manchester City
FC Bayern – Hoffenheim
FC St.Pauli – Braunschweig
AC Milan – Empoli
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Was hier und da passiert
Termine
Servus Bayernfans,
haben wir vor zwei Wochen hier noch verkündet, dass wir in der Bundesliga wieder in der Spur sind, mussten wir spätestens letzten Samstag feststellen, dass dies überholt ist. Nach der Niederlage in Mainz ging die Tabellenführung wieder nach Dortmund. Dazu das erwartbare Aus im Europapokal, sodass wir zum Ende der Saison „nur“ noch die Chance auf die Meisterschaft haben, hatten vermutlich vor ein paar Monaten nicht viele erwartet. Der Trainerwechsel mitten in der Saison hatte zumindest keinen positiven Effekt und die Fallhöhe für die Verantwortlichen natürlich erhöht. Es bleibt spannend, wie es in den nächsten Wochen weitergeht, sowohl in Bezug auf die Mannschaft wie auch die Führung unseres Vereins.
Erfreulicher als das Geschehen auf dem Rasen war hingegen das Auftreten der Südkurve. Hoffenheim war sicher kein Knaller, aber ein Heimspiel, das zumindest auf den Rängen Spaß gemacht hat. City zuhause war von der gesamten Kurve bis zum endgültigen KO sehr gut und in Mainz lag es mit Sicherheit nicht an der Unterstützung aus dem Gästeblock, dass es sportlich nichts wurde. An die vergangenen Auftritte gilt es auch heute gegen die Alte Dame anzuknüpfen. Die Kurve gibt 90 Minuten Vollgas, egal was auf dem Rasen passiert!
Immer vorwärts FC Bayern!
FSV Mainz 05 – FC Bayern München 3:1
Obwohl Mainz bei vielen wahrscheinlich nicht das Lieblingsreiseziel ist, mag ich’s eigentlich doch ganz gerne… Jaja ich weiß, enger Gästeblock, langweiliges Stadion und eben Mainz… aber irgendwie mag ich’s. Die Anreise erfolgte Mainz-klassisch mit der Regio, was vermutlich mit der Hauptgrund für meine Sympathie ist. Ich hätte da jetzt nicht jedes Wochenende Bock drauf, aber bringt eben doch so ein, zweimal Abwechslung zum sonstigen Busfahren und man weiß halt doch nicht ganz genau, was einen bei so einer Fahrt so erwartet.
Getreu dem Motto „Der Zug hat keine Bremse, oder vielleicht auch doch?“ ging es dann Samstagfrüh vom Münchner Hauptbahnhof auf nach Mainz. Das altbekannte Quer-durchs-Land-Ticket, welches sich meistens einen Wagon weiter aufhielt, ermöglichte eine Studenten freundliche Anreise, bei der man das Geld dann auch in wichtigere Dinge investieren konnte. Bei diesem Wetter soll man ja auch viel Flüssigkeit zu sich nehmen 😉
In Mainz angekommen ging es dann weiter mit Shuttlebussen zum etwas außerhalb gelegenen Mainzer Stadion. Vorm Stadion wurde dann vom C12 wie immer ordentlich aufgegrillt und so ging es dann frisch gestärkt in den Gästeblock. Zu Beginn der Partie zeigte das Colegio anlässlich ihres 15-Jährigen Jubiläum eine feine Choreografie, bei der Ihr Gruppenlogo in der Mitte des Gästeblocks von roten Folienfahnen umgeben in Szene gesetzt wurde. Auf dem Platz starteten unsere Bayern dominant und nachdem Mane zunächst wiedermal vom VAR zurückgepfiffen wurde, konnte er wenige Minuten später zum 0:1 einköpfen. Arrogant wie man eben ist, dachte ich, dass hier heute nicht mehr wirklich was anbrennen kann, da hab ich allerdings nicht mit dem Auftritt unserer Mannschaft in der späteren zweiten Hälfte gerechnet. Keine Ahnung was da los ist, aber in der zweiten Halbzeit schien es eher nicht so, als möchte da irgendjemand Meister werden. So kam es, wie es kommen musste und durch ein Tor, welches bei mir im Wohnzimmer vermutlich meinen Playstation Controller zerschellen lassen würde, glich Mainz in der 65. Minute aus. Eieieiei war das n Ding. Keine 10 Minuten später dann wieder wenig bis keine Gegenwehr und zack 2:1. Die Entscheidung folgte dann rund fünf Minuten später und letztendlich verlor der FC Bayern mit 3:1. Da machst am Mittwoch ein doch sehr starkes Spiel gegen Manchester City und dann lässt man sich gegen Mainz 3 Buden einschenken… Besonders in dieser Phase der Saison. Naja, wird jetzt eben spannend die letzten Wochen.
Die Stimmung im Gästeblock hingegen war in meinen Augen sehr gut, ab der ersten Minute eigentlich durchgehend laut und eine ordentliche Mitmachquote. Aufgrund eines Notarzteinsatzes auf Mainzer Seite stellten wir den Support in der zweiten Halbzeit für mehrere Minuten ein. Sah nicht ganz so gut aus da drüben. Gute Besserung an dieser Stelle. Ansonsten hörte man den Heimanhang eher weniger, nach dem 3:1 wurde es dann natürlich schon ordentlich laut und der Sieg wurde ausgiebig gefeiert. Das 3:1 dämpfte zwar die Stimmung, trotzdem war es immer noch ein guter Auftritt und so wurde auch der Mannschaft nochmal gezeigt, dass wir immer hinter Ihnen stehen, sie aber jetzt doch noch mal den Arsch hochbekommen müssen, damit wir in ein paar Wochen wieder an der Spitze von Deutschland stehen.
Zurück am Mainzer Bahnhof wurde sich dann klassisch für die Rückfahrt eingedeckt und bis nach Aschaffenburg ging es dann in dem vermutlich kleinsten Zug der Welt. Bis auf ein kleines Toiletten- Problem in zufällig allen Zügen, die wir ab dann benutzten (immerhin gab es einen Umstieg in der größten Toilette Bayerns) kam es dann zu keinen besonderen Vorkommnissen mehr.
Abschließend natürlich noch vielen Dank an unsere Freunde aus Hamburg für die Unterstützung.
FC Bayern München – Manchester City FC 1:1
Die Fahrt nach Istanbul können wir uns jetzt also sparen. Ein Verein mit autokratischem Besitzer passt ja irgendwie eh besser in ein autokratisch regiertes Land wie die Türkei. Da ist die Tour nächstes Jahr nach London sowieso viel schöner und unproblematischer. Und kurz nach der Wahl gibt’s bestimmt auch entspanntere Länder als die Türkei… wenn’s nur so einfach wäre.
Zwar hat sich nach dem Hinspiel wirklich fast niemand ernsthaft Hoffnungen auf ein Weiterkommen gemacht, aber man wäre dann halt irgendwie doch kein Fußballfan, wenn man nicht anfangen würde zu rechnen. Ein Tor in der ersten Viertelstunde… ein zweites vor der Halbzeit… dann geht heute was! Und dann hat der Sané halt echt die Riesenchance nach ca. einer Viertelstunde und haut die neben das Tor. In solchen Spielen muss sowas sitzen. Klar, wahrscheinlich eine der Top 5 Stammtischphrasen, aber gegen Spitzenvereine bekommst eben nicht dutzende solcher Chancen und dann muss das, was man bekommt, auch rein ins Tor.
Dass der – wirklich schwache – Schiedsrichter gut 20 Minuten später auf den Punkt zeigte, war dann natürlich erstmal ein Schock, umso größer dann die Freude, dass Haaland den dann drüber setzt. Generell hätte man den Engländern wirklich gegönnt, so richtig auf die Schnauze zu fliegen, was für ein unfassbar unsympathischer Verein. Allein schon Ederson, wie er nach 20 Minuten anfängt, auf Zeit zu spielen. Bei einem Spielstand von insgesamt 3:0.
Eingeleitet wurde die Partie wie auch schon gegen Paris mit einer Choreografie über alle drei Ränge der Südkurve. Wie so oft ein großes Danke an die Helfer*innen!
Zwar ist mir völlig schleierhaft, wie ein durchschnittlich intelligenter Mensch es schafft, einen Zettel mit vielleicht vier Sätzen nicht vollständig zu verstehen, sodass einige Folien leider schon wieder vor Anpfiff in den Unter- bzw. den Mittelrang geworfen wurden, was aber dem Gesamtbild zum Glück nicht allzu sehr geschadet hat.
Die Stimmung in der ersten Hälfte hat gepasst, das war durchaus gut und dem Spiel größtenteils angemessen. Zwar wurde ausschließlich auf Gassenhauer zurückgegriffen, aber das muss bei einem solchen Spiel (leider) nun mal so sein. Diese flachte dann zur zweiten Hälfte doch stark ab, was vermutlich auch daran lag, dass jetzt nur noch die kühnsten Optimisten ein mögliches Weiterkommen in Betracht zogen, womit es dann gegen Spielende doch nochmal etwas melodischer und textlastiger wurde. Dass Upamecano kurz vorm Führungstor durch Haaland ausrutschte, war durchaus bezeichnend, fehlte uns doch über die gesamten 90 Minuten das Glück. Allerdings muss man auch eingestehen, dass über 180 Minuten der Qualitätsunterschied zu groß war und City somit verdient ins Halbfinale einzieht.
In der Südkurve wurden außerdem noch mehrere Spruchbänder gezeigt, von denen eins doch etwas mehr Aufmerksamkeit erhielt: „Ziele dürfen verfehlt werden, die Werte des Vereins nicht: Führungspolitik hinterfragen“. Wir wollen das hier gar nicht groß platt treten. Inhaltlich für viele nachvollziehbar, war die Nagelsmann-Entlassung in der Art und Weise, wie sie öffentlich wurde, sicher unterirdisch. Da es sich beim Profifußball ja aber eh um ein dreckiges Geschäft handelt, hätte das allein sicher keine große Reaktion der Kurve hervorgerufen. Gemeinsam mit anderen Entwicklungen ist es aber Mosaikstein und Sinnbild für einen Verein, der Gefahr läuft, die wenigen Alleinstellungsmerkmale, die ihn noch positiv von anderen recht seelenlosen europäischen Topclubs abgehoben haben, zu verlieren.
Neben dem obligatorischen „Twenty is plenty” Spruchband solidarisierten wir uns außerdem noch mit unseren Freund*innen aus Jena, die am vorherigen Wochenende Opfer von Polizeigewalt wurden. Mittels „BFE Berlin ihr zugerotzten Schweine – ihr seid Hunde ohne Leine. ACAB!“ sendeten wir somit Grüße an die Berliner Polizei und insbesondere die BFE Blumberg, die für ihr brutales Vorgehen berühmt-berüchtigt ist. Weiter hinten im SKB findet ihr auch noch die Erklärung der Blau-Gelb-Weißen Hilfe dazu.
Ein großes Dankeschön an unsere Freund*innen aus Hamburg, die sich den Schmarrn drei Tage vor ihrem Derby gegeben haben und zum Erscheinen der Ausgabe hoffentlich auf drei Punkte an den hsv herangerückt sind. Hamburg ist braun-weiß!
Die Bilder zum Spiel kommen demnächst auf https://suedkurve-muenchen.org/fotos/2022-2023/
FC Bayern München – TSG Hoffenheim 1:1
Beim Check der Wettervorhersage am Freitagabend kam erstmals an dem Wochenende Frust auf: Regen und Temperaturen, bei denen manche überlagen, ob sie nochmal die Winterjacke aus dem Schrank holen sollen. Keine idealen Bedingungen für einen schönen (Fußball-) Samstag. Ob es am Wetter oder am Gegner lag, am Südkurvenplatz waren weniger Menschen zugegen als bei anderen 15:30 Uhr – Spielen. In der Kurve war ebenfalls mehr Platz als in den letzten Wochen und ich würde das dann doch auf den unattraktiven Gegner zurückführen. Auch nach 15 Jahren in der Bundesliga (so lang sind die tatsächlich schon da), ist die TSG halt einfach sinnlos und niemand, wirklich niemand will sie in der Bundesliga haben. Sah es vor paar Wochen so aus, als würde dieser Wunsch in Erfüllung gehen, hat sich Hoffenheim mit 9 Punkten aus den letzten drei Partien etwas Luft im Abstiegskampf verschafft und wird uns aller Voraussicht nach erhalten bleiben. Denn auch in München konnten sie einen Punkt im Abstiegskampf mitnehmen, der vorher vermutlich nicht einkalkuliert war. Für uns natürlich ein sehr ärgerlicher Punktverlust, da der BVB in Stuttgart zeitgleich eine 2 Tore Führung verspielte, konnten die zwei Punkte Vorsprung ´verteidigt´ werden. Das Geschehen auf dem Rasen (hier kam dann zum zweiten Mal dieses Wochenende Frust auf) machte jedoch wenig Hoffnung, dass es am Mittwoch zum Wunder von München kommen wird und wir City aus dem Europapokal werfen. Klar, anderer Gegner, andere Einstellung usw., dennoch stellt sich die Frage, wer die mindestens drei Tore machen soll. Wie schon im Pokalspiel gegen Freiburg waren wir die überlegene Mannschaft aber wirklich zwingend wurde es vor des Gegners Tor selten. Etwas bezeichnend ist auch, dass die letzten drei Tore von Innenverteidigern geschossen wurden. Gab es in der Geschichte des FC Bayern vermutlich auch nicht allzu oft.
Die Kurve (mit Unterstützung aus Bochum und Hamburg, vielen Dank dafür!) zeigte sich dagegen heute von ihrer guten Seite. Im Vorfeld eines solchen Spiels sind die Erwartungen meistens nicht ganz so hoch, aber oftmals wird man eines Besseren belehrt. Mit Sicherheit war es keine Tifo-Bombe, über die 90 Minuten war das Niveau jedoch gut und der obligatorische Abfall der letzten Wochen blieb aus. Bei der Liedauswahl wurden paar Songs aus der Kiste geholt, die nicht allzu oft auf der Playlist stehen, gerade auf ´In Schwabing früh am Morgen´ schienen die Leute sehnlichst gewartet zu haben. Die Wechselgesänge mit der Nordkurve schepperten ebenfalls mit einer ordentlichen Lautstärke durch das Stadion, gerne öfter so. Die letzten zehn Minuten konnten aufgrund der Spannung die beiden oberen Ränge der Südkurve gut mitgenommen werden, leider blieb der erlösende Torjubel trotz mehrerer Ecken zum Schluss aus. Waren wir früher oft die Last-Minute-Bayern habe ich den Eindruck, als wäre uns diese Stärke (neben vielen anderen) abhandengekommen. Aber vielleicht heben wir uns das ja für den letzten Spieltag in Köln auf, zumindest deutet aktuell alles auf eine Meisterschaftsentscheidung an diesem Spieltag hin.
Hagelt es aus der Südkurve oftmals Spruchbänder, gab es abgesehen von der Gedenkaktion zu Beginn der zweiten Hälfte dieses Mal nichts mitzuteilen. Wie ihr dem Wort Gedenkaktion schon entnehmen könnt, ist mal wieder ein Freund unserer Gruppe von uns gegangen und wie immer viel zu früh. Hugo, Mitglied der Ultramarines und einer der maßgeblichen Träger der Freundschaft der beiden Gruppen, hat uns vor kurzem verlassen. Ihm zu Ehren zeigten wir sein Konterfei mit dem Spruch „Sur les Murs, dans la Rue et dans la virage – ton nom sera à jamais associé à cette amitie!“ (An den Wänden, auf der Straße und in der Kurve – Dein Name wird auf ewig mit dieser Freundschaft verbunden sein).
Ruhe in Frieden Hugo!
Die Spieltagsbilder erscheinen demnächst hier: https://suedkurve-muenchen.org/fotos/2022-2023/
FC Sankt Pauli – Eintracht Braunschweig 1:2
Da Bayernfans bekanntlich geil auf Siege sind und unser Verein damit gerade ziemlich geizt, machten sich 10 FC Bayern Ultras gemeinsam mit einigen Ultras des FCSP nach dem ernüchternden 1:1 gegen Hopps TSG auf den Weg in die Hansestadt, um dem mutmaßlich erfolgreichsten Profiteam Europas und dem dargebotenen Fußballzauber beizuwohnen. Mit dem Sieg in Heidenheim wurde der Siegesserienrekord des KSC aus der Saison 86/87 eingestellt, mit einem weiteren Erfolg würde sich der FC Sankt Pauli als alleiniger Rekordhalter in die Geschichtsbücher eintragen und nach der samstäglichen Niederlage der Rauten bei Kaiserslautern direkt vor dem Hamburger Derby auf drei Zähler an den HSV und damit den Relegationsplatz heranrücken. Machen wir es kurz, es sollte nicht der 11. Erfolg nacheinander werden, die Monsterserie des magischen FC Sankt Pauli ist gerissen, aber der Reihe nach.
Frühmorgens kam unser Haufen in Hamburg an und überbrückte die ersten Stunden auf einer Dachterrasse mit bestem Blick über den Hafen, bevor es zu einem überragenden Frühstücksbuffet ins Viertel ging. Nach dieser dringend benötigten Stärkung konnten am szeneinternen Treffpunkt und später in der Kurve allerlei Menschen von USP geherzt werden, die erstaunlicherweise ziemlich skeptisch bezüglich des heutigen Spielausgangs waren.
Einerseits gastiert hier das schwächste Auswärtsteam der zweiten Bundesliga mit lediglich einem Auswärtsdreier auf fremdem Rasen in der ganzen bisherigen Saison, wodurch der BTSV nur Platz 15 mit zwei Zählern Vorsprung auf den Abstiegsrelegationsplatz bekleidet. Andererseits zeigt die Formkurve jüngst wieder nach oben mit 7 Punkten aus den letzten 3 Spielen. Dieser Trend sollte sich unglücklicherweise bestätigen, einen Entlastungsangriff über links konnte die Abwehr des FCSP nicht klären und so fand bereits nach 41 Sekunden ein abgefälschter Schuss vom Sechzehner den Weg ins Gehäuse der Braun-Weißen. Sankt Pauli war danach sichtlich bemüht den Druck zu erhöhen und riss das Spiel an sich, die Torraumszenen waren jedoch leider nicht zwingend genug. In der 25. Minute wird dann ein Befreiungsschlag des Braunschweiger (und ehemaligen Bayern Amateure) Keepers Ron-Thorben Hoffmann im Mittelfeld nach links weitergeleitet, der (ebenfalls) Ex-Bayern-Amateure Spieler Manuel Wintzheimer wird nicht richtig angegriffen und stellt mit seinem Schuss von halblinks ins lange Eck auf 0:2 und das Spiel auf den Kopf. Abgesehen von einer guten Chance für Sankt Pauli nach einer Ecke kurz vor dem Pausenpfiff passierte nicht mehr viel und so rieb man sich in der Halbzeit ob des Spielstandes verwundert die Augen.
Mit Verwunderung bis hin zu abgrundtiefer Verachtung wurden auch die samstäglichen Vorfälle am Berliner Hauptbahnhof aufgenommen, als unsere Freund*innen vom FC Carl Zeiss Jena auf ihrem Weg zum Auswärtsspiel beim SV Lichtenberg 47 von der berüchtigten und in Konsumthemen wohl nicht unbewanderten Bundespolizeieinheit Blumberg sowie einer BFE- Einheit nach allen Regeln der Kunst misshandelt wurden. Der fadenscheinige Anlass, die Fans des FCC hätten sich das Delikt des schweren Raubs zu Schulden kommen lassen und sich einer Identitätsfeststellung widersetzt, mutet hierbei zynisch an, da einerseits nichts gefunden wurde, andererseits die Bullenschweine ein Spalier bildeten und dabei exzessiv auf die durchschreitenden Fans des FCC eindroschen. Ein polizeilicher Gewaltexzess, den viele unserer Freund*innen so noch nie erlebt hatten, wobei deren diesbezüglicher „Erfahrungsschatz“ leider alles andere als klein ist. Wer genaueres zu den Vorfällen lesen will, dem/der sei die Stellungnahme der Blau-Gelb-Weißen Hilfe (BGWH) vom 16. April 2023 ans Herz gelegt. USP schickte in der Halbzeit hierzu per Spruchband solidarische Grüße nach Jena: „Schlechtes Koks + Berliner Polizei = Polizeigewalt“.
Auf den Rängen brauchte man indes einige Zeit, um den Schock des frühen Rückstandes abzuschütteln, jedoch wurde es mit jedem gescheiterten Ansturm auf das Braunschweiger Gehäuse lauter und mit überwiegend simplen Liedern versuchte man den ersten Treffer für die Guten zu erzwingen.
Nach der Pause dann dasselbe Bild. St. Pauli biss sich an der kompakten Braunschweiger Abwehr und dem starken Ron-Thorben Hoffmann die Zähne aus, Braunschweig fand spielerisch nicht mehr statt und war nur noch selten – wenn dann aber gefährlich – vor dem Tor der Gastgeber zu finden. Ein vermeintlicher Treffer für Sankt Pauli in der 59. Minute wurde wegen Abseits aberkannt, ein mögliches Handspiel im Braunschweiger Strafraum in der 82. Minute nicht geahndet. So dauerte es bis zur 85. Minute, bis ein von Marcel Hartel zurückgelegter Ball endlich durch Jakov Medic seinen Weg zum Anschlusstreffer ins kurze linke Eck fand.
Auf den Rängen hatte das 1:2 den Effekt eines Befreiungsschlages und ließ das Millerntor nochmal richtig auf Touren kommen. Südkurve, Gegengerade und die Nordkurve trieben die Mannschaft nochmal lautstark nach vorne, doch leider konnte der Ausgleich nicht mehr erzwungen werden und der Schiedsrichter besiegelte 30 Sekunden vor Ablauf der eigentlichen Nachspielzeit die erste Niederlage von Sankt Pauli in der Liga seit dem 5.11.2022 in Düsseldorf. Da nützen dann auch 7:2 Torschüsse, 69% Ballbesitz und Überlegenheit in fast allen anderen relevanten Spielstatistiken nichts. Mit einem entsprechenden Pfeifkonzert wurde das Schiedsrichtergespann infolgedessen in die Kabine verabschiedet.
Vor dem anstehenden Derby muss der engagierten Mannschaft angesichts der gezeigten Leistung jedenfalls nicht bange sein. So wurde das Team nach Abpfiff trotz der Heimniederlage bejubelt und auch die Vorsänger richteten aufbauende, motivierende Worte in Richtung Rasen. Sollte das anstehende Derby im Volksparkstadion gewonnen werden, hat man bei besserem direktem Vergleich lediglich drei Zähler Rückstand auf den HSV und den Aufstiegsrelegationsplatz und wäre somit noch voll im Rennen, die Sensation zu schaffen!
Der glückliche Auswärtssieg für Braunschweig verschafft ihnen nun etwas Luft auf die Abstiegsränge und Platz 12, was vor allem nach Abpfiff vom angereisten Gästeanhang um Cattiva Brunsviga lautstark zelebriert wurde. Während des Spiels stach der Gästeblock akustisch nur infolge der erzielten eigenen Treffer hervor. Optisch kann die durchgängige Nutzung von mehreren Schwenkfahnen sowie die große „Braunschweiger Turn- und Sportverein“ Fahne zwischen Unter- und Oberrang positiv hervorgehoben werden. Dagegen sorgt das an die bekannte ULTRAS Zaunfahne angrenzende „Freistaat Braunschweig“ Banner sowie die „Hooligans“ Zaunfahne mit Deutschland-Überhänger immer wieder für Kopfschütteln. Ihr bleibt halt einfach Bauern.
So verließ die Kurve doch ziemlich enttäuscht das Stadion, um im Viertel noch gemeinsam Zeit zu verbringen. Für unsere Reisegruppe ging es alsbald Richtung Bahnhof, standen auf den Sonntagabend ja nochmal gut 750 km Heimreise im üblichen Bahnchaos an, was natürlich nicht auf sich warten ließ und man so erst mit über einer Stunde Verspätung heimische Gefilde erreichte.
Abschließend wie immer vielen Dank an unsere Gastgeber*Innen für einen (zumindest außerhalb des Stadions 😉) schönen Tag im Mikrokosmos Sankt Pauli. Wir wissen zu gut, dass es richtig nervt, wenn Siegesserien reißen. Aber zum Glück ist das ja gleichbedeutend damit, eine neue Erfolgswelle einläuten zu können. Fangen wir damit gleich am Freitag bei den Rauten an, wir werden wieder an eurer Seite sein und unseren Erfolgsdurst hoffentlich erst im Volkspark und tags darauf in Mainz stillen können!
ULTRA‘ SANKT PAULI + SCHICKERIA MÜNCHEN!
AC Milan – Empoli FC 0:0
„Eigentlich fing alles ganz gut an…“ Wenn Texte so beginnen ist bereits davon auszugehen, dass in der Nachbetrachtung nicht alles ganz gut lief, aber von vorne.
Für das Spiel fanden sich 9 FC Bayern Ultras zusammen, die unsere Freunde aus Empoli beim haushohen Favoriten aus Mailand unterstützen wollten.
Persönlich blickte ich dem Spiel mit viel Vorfreude entgegen, da unser Aufeinandertreffen gegen Inter Mailand im September aufgrund eines Stadionverbots mit internationaler Wirksamkeit vor den Stadiontoren verfolgt werden musste, zwei weitere Diffidati ließen sich die Möglichkeit ebenfalls nicht nehmen, das historische San Siro diese Saison zumindest einmal von innen gesehen zu haben. Begünstigt durch den Feiertag verlief die Anreise vergleichsweise entspannt und mit der Wiederentdeckung des von Matze Knopp komponierten Hits zu Ehren Luca Tonis, „Numero Uno“ war der Soundtrack für die Fahrt geliefert, und selbst Tage danach sollte dieser Ohrwurm die Reisebesatzung noch verfolgen.
Aufgrund von Problemen des Fahrers mit der italienischen Streckenführung und Stau verkürzte sich der zuvor aufgebaute Puffer zum Treffpunkt merklich und musste spontan auf den Gästeparkplatz verlegt werden.
Dort machte bereits die Nachricht die Runde, dass der Neuner der Ultras Empoli in einen Unfall verwickelt war, und vorerst wohl nicht auftauchen würde. Als nach einiger Zeit der Bus, mit dem diese kollidierten, vorfuhr, ließ dies nichts Gutes erahnen. Glücklicherweise waren bis auf kleinere Blessuren keine Verletzungen zu beklagen, insbesondere wenn man bedenkt, dass keiner der Insassen einen Gurt trug und der Fahrer mit seinem Kopf die Windschutzscheibe zum splittern brachte, ein kleines Wunder. Das Gefährt war trotzdem herüber und den Rückweg traten die Ultras Empoli im Anschluss im Bus der Desperados an.
Ihrer Gastfreundschaft tat der Zwischenfall aber keinen Abbruch und so wurden wir am Gästeparkplatz wie selbstverständlich mit Bier und Campari versorgt.
Unter den knapp 70.000 Zuschauern fanden sich ca. 100 im Gästeblock ein, wovon etwas mehr als die Hälfte zum Stimmungskern zusammenkam und um Unterstützung bemüht war.
Aufgrund der Zahlenverhältnisse selbstredend ein schier unmögliches Unterfangen gegen die Curva Sud und den Rest des Stadions anzukommen, wovon sich die Empolesi allerdings nicht beirren ließen und ihr Ding durchzogen.
Den eigenen Support würde ich den Umständen entsprechend als passabel bezeichnen, forderte auch das knappe Spiel seinen Tribut und der nahende Punktgewinn gegen die Mailänder sorgte eher dafür, dass dem ein oder anderen nochmal der Atem stockte, als dass es sich positiv auf den Support auswirkte.
Insbesondere die letzten 15 Minuten machten aber doch nochmal ordentlich Spaß, da nun alles geboten war.
Ließ Empoli im gesamten Spiel wenig zu, wurde es gegen Ende der zweiten Hälfte nochmal richtig brenzlig, so bekamen die Mailänder erst einen Elfmeter zugesprochen, welcher wieder aberkannt wurde und machten tatsächlich in der 89. den Siegtreffer, welcher allerdings ebenfalls durch den VAR aberkannt wurde, was sowohl den Heim- als im Anschluss auch den Gästehaufen zum Toben brachte und schöne Pöbeleinlagen nach sich zog.
Der Auftritt der Mailänder war insgesamt ganz gut, besonderes herausragend ist er mir allerdings auch nicht in Erinnerung geblieben, wahrscheinlich lag dort der Fokus aber auch mehr auf dem wichtigen Halbfinalspiel gegen Neapel. Das in den Sozialen Medien derzeit allgegenwärtige „Sarà perché ti amo“ kurz vor Anpfiff war sicherlich ein beeindruckender Moment, wenngleich es auf mich den Eindruck machte, dass viele im normalen Publikum den Moment für sich selber medienwirksam zelebrierten nur um danach 90 Minuten ihr Konsumentendasein zu fristen.
Die Curva Sud zeigte mehrere Spruchbänder, zum einem um von Repression betroffenen Ultras in ihren Reihen Solidarität zuzusprechen, zum anderen um Neugeborene in der Familie willkommen zu heißen und ein letztes dessen genauer Zusammenhang mir unbekannt blieb in dem die Stärke der Ultras beschworen und Repression gegen diese kritisiert wurde.
Nach Spielende wurde die Blocksperre abgesessen und sich herzlichst voneinander verabschiedet.
Im Normalfall würde ein Spielbericht hier bereits enden, wie eingangs erwähnt meinte es das Schicksal heute aber nicht zu gut mit uns. Gegen halb 2 gab die Kupplung unseres Gefährts den Geist auf und wir blieben in der italienischen Schweiz liegen. Die Umstände taten ihr übriges zur misslichen Situation dazu, waren keine Abschleppdienste zu erreichen oder nur des italienischen mächtig (dann aber selbstverständlich nicht für uns zuständig), erbarmte sich doch noch ein Abschleppdienst und beförderte unser Vehikel nach 2 1/2 Stunden warten in seine Werkstatt. Von dort ging es statt wie ursprünglich geplant nicht nach München, sondern via Bus und Zug direkt nach Freiburg.
Alles in allem ein sehr intensiver Ausflug, bei dem man sich abschließend auch wieder nur für die Gastfreundschaft bedanken kann und der allen Beteiligten noch länger im Gedächtnis bleiben wird.
Empoli é Monaco!
Lesen bildet
Zum heutigen Heimspiel gegen die alte Dame aus Berlin haben wir gleich drei Hefte dabei, die ihr am Südkurvenplatz und im Stadion erwerben könnt.
Wir sind schon auf dem Brenner
Neben den beiden neu erschienenen überregionalen Fanzines gibt es auch Neuigkeiten aus den eigenen Reihen. Die Redaktion vom „Wir sind schon auf dem Brenner“ reiste wieder fleißig nach Italien und bringt nun die vierte Ausgabe ihres Heftes heraus. Auf 196 Seiten wird euch ein guter Mix aus Spielberichten und Hintergrundinfos serviert. Lasst euch diesen Blick auf das Mutterland der Ultras, welches für unsere Kurve prägend war wie kein zweites, nicht entgehen. Das Heft gibt es am Südkurvenplatz für 7€ zu erwerben.
Erlebnis Fußball
Auch die Macher von EF legen in ihrer neuen Ausgabe ein besonderes Augenmerk auf Italien. Ein für italienische Verhältnisse sehr ausführliches Interview, ein Reisebericht und viele andere Infos gibt es zu der Curva Sud des unterklassigen Vereins Cavese 1919, die in ganz Italien und darüber hinaus respektiert wird. Besondere Bekanntheit erlangte sie durch das Lied „Dale Cavese“, das von einigen Fanszenen europaweit adaptiert wurde. Außerdem gibt es die typischen Spielberichte aus Italien.
Ergänzt wird die auslandlastige Doppelausgabe durch die mittlerweile etablierte Rubrik „Ultras deine Parolen“ mit den Ultras Düsseldorf und dem HFC Falke, Berichte zu verschiedenen Pokalfinals in Europa und einem Text zum „Reisekader 1. FC Union Berlin“. Das und noch einiges mehr kostet euch schmale 10€.
Blickfang Ultrà
Nach einem guten Jahr gibt es auch Neues aus dem Hause von Blickfang Ultrà, denn die neu aufgestellte Redaktion hat ihre erste Ausgabe veröffentlicht, die unter dem Leitthema des Generationenwechsels steht: mehrere deutsche Ultrasgruppen geben einen Einblick ob und wenn ja wie der Generationenwechsel bei ihnen vonstattengeht. Außerdem gibt es ein Interview mit den Machern des DWIDSwoch Podcasts, einen Rückblick der Freiburger auf das Pokalfinale, zwei kontroverse Leserbriefe, einen Text zu der Freundschaft zwischen Darmstadt und Bern und vieles mehr zu lesen.
Ihr seht also, auch hier mehr als genug Gründe zuzuschlagen! Die 131 vollgepackten Seiten könnt ihr für 5€ erwerben.
Was hier und da passiert
Aussageverweigerungsrecht für Sozialarbeiter*innen
Im Nachgang einer Pyroshow Karlsruher Ultras bei ihrem Heimspiel gegen Sankt Pauli gab es bereits völlig überzogene Hausdurchsuchungen bei vermeintlichen Zündlern, an denen mehr als hundert Beamt*innen beteiligt waren.
Nun wurden außerdem zwei Mitarbeitende des Fanprojekts Karlsruhe als Zeug*innen vorgeladen. Dies stellt das Fanprojekt vor massive Probleme, die eine zukünftige Zusammenarbeit zwischen Fans und Sozialarbeiter*innen gefährden. Im Folgenden daher die Stellungnahme des Stadtjugendausschusses Karlsruhe zu den Vorladungen.
„Der Vorstand des Stadtjugendausschuss e.V. gibt eine Stellungnahme dazu ab, dass seine Mitarbeitenden im Fanprojekt als Zeug*innen in einem Ermittlungsverfahren gegen Fußballfans vorgeladen werden. Das Zustandekommen und die Konsequenzen der Vorladungen sind eine existentielle Bedrohung für die Fanprojektarbeit in Karlsruhe. Im Folgenden macht der Vorstand deutlich, warum das so ist.
Fanprojekte leisten soziale Arbeit im Kontext Fußball. Sie sind sozialpädagogische Einrichtungen der Jugendhilfe. Fanprojekte leisten Jugendarbeit und Jugendsozialarbeit nach den Paragrafen 11 und 13 des SGB VIII – Aufgaben, die gesetzlich definiert und vom Staat zu erbringen sind – und erfüllen somit einen öffentlichen Auftrag.
Die Mitarbeitenden des Fanprojekts haben zur Aufarbeitung des Heimspiels gegen St. Pauli mit den Fans viele Gespräche geführt. Sie haben Dialogformate mit Netzwerkpartnern begleitet und die Kommunikation am Standort mit allen Beteiligten koordiniert. Das ist klassische Soziale Arbeit eines Fanprojekts, die durch den gesetzlichen Auftrag nach SGB VIII legitimiert ist. Diese Begleitung und vertrauensvolle Arbeit mit Fans und dem Netzwerk wird nun von der Polizei in einem Ermittlungsverfahren verwendet. Ein Angebot im Rahmen der Fanprojektarbeit, in den Räumlichkeiten des Fanprojekts und damit im vertraulichen Rahmen wird als Anlass zur Zeug*innenvorladung der Mitarbeitenden genutzt.
Die Angebote der Fanprojekte, Begleitung von Fangruppierungen und viele Gespräche mit Fans beruhen auf jahrelanger Beziehungsarbeit. Vertrauen der Fans von und zu den Sozialarbeiter*innen mit Wertschätzung und gegenseitigem Respekt ermöglichen es kritisch parteilich und konstruktiv miteinander zu arbeiten und zu einem gegenseitigen Verständnis im und für das Netzwerk rund um den Fußball beizutragen. Mit dem Vorgehen der Karlsruher Staatsanwaltschaft wird dieses Vertrauen und die Beziehungsarbeit wissentlich aufs Spiel gesetzt. Werden Angebote, Räume und vertrauliche Gespräche zwischen Sozialarbeiter*innen und ihrer Zielgruppe für Ermittlungsverfahren verwendet, kann diese Arbeit nicht mehr gemacht werden.
Der Stadtjugendausschuss kann das nicht akzeptieren.
Wir weisen hier auf die Gefahren, die Unzumutbarkeit und die möglichen Konsequenzen für alle Mitarbeitenden in Fanprojekten hin. Wir fordern, dass die Empfehlungen des NKSS (Nationales Konzept Sport und Sicherheit) ernst genommen und im gegenseitigen Respekt umgesetzt werden!
Der Stadtjugendausschuss wird mit den verantwortlichen Stellen das Gespräch suchen und dabei verdeutlichen, dass das Handeln von Polizei und Staat das Vertrauensverhältnis, und damit die Arbeitsgrundlage zwischen Sozialer Arbeit und Fans bundesweit bedroht.
Der Stadtjugendausschuss fordert, dass die Fanprojektarbeit respektiert und von der Polizei ernst genommen wird, so wie auch das Fanprojekt die Arbeit ihrer Netzwerkpartner respektiert.“
Auch die Fanszene des VfB Stuttgart äußerte sich am vergangenen Wochenende zu dieser Problematik. Nach Ansicht des Commando Cannstatt müsse eine reife Ultragruppe eigenständig funktionieren und solle nicht auf die Unterstützung des Fanprojektes zurückgreifen, was sie durch das Spruchband „Das Problem früh erkannt & die Lösung benannt – Ultras raus aus Fanprojekten“ unterstrichen. Als zentrales Argument für diese Haltung nennt das CC das nicht vorhandene Zeugnisverweigerungsrecht für Fanprojektmitarbeitende.
Jena/Berlin
Vor zwei Wochen wurden unsere Freund*innen aus Jena Opfer eines völlig überzogenen Polizeieinsatzes. Auf ihrem Weg zum Auswärtsspiel gegen Lichtenberg wollte die Polizei die mitgereisten Fans des FCC am Berliner Hauptbahnhof kontrollieren, Grund für die Maßnahme sei der Angriff auf einige rivalisierende Fans sowie der vermeintliche Raub derer Materialien am Naumburger Bahnhof. Im Folgenden wollen wir euch die Stellungnahme der Blau-Gelb-Weißen-Hilfe ans Herz legen, die ausführlich beschreibt, was geschehen ist und Forderungen aufstellt, die derartige Situationen in Zukunft verhindern und deren Aufklärung erleichtern soll.
„Auch mit etwas zeitlichem Abstand ist es für uns als Blau-Gelb-Weiße Hilfe e.V. (nachfolgend kurz: BGWH) schwer zu realisieren, was Fans des FC Carl Zeiss Jena am Samstag, den 15. April 2023, im Rahmen des Auswärtsspiels ihres Vereins beim Berliner Verein SV Lichtenberg 47 widerfahren ist. Es war ein selten erlebtes Ausmaß polizeilicher Gewalt, welches die FCC-Fans über sich ergehen lassen mussten. Nicht wenige Fans sprachen davon, dass sie so etwas noch nie erlebt hätten. Mit der nachfolgenden Stellungnahme möchten wir unsere kurzen Twitter-Beiträge, welche bereits am Spieltag veröffentlicht wurden, ausführlich untermauern.
Rund 150 Fans des FC Carl Zeiss Jena waren mit dem Zug in die bundesdeutsche Hauptstadt gereist, um dort ihren Klub farbenfroh und lautstark zu unterstützen. Bei Ankunft am Berliner Hauptbahnhof erwartete die FCC-Fans ein großes Polizeiaufgebot (eingesetzt waren eine Einheit der Bundespolizei Blumberg sowie eine Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit, kurz: BFE), welches eine Identitätsfeststellung aller im Zug befindlichen Fans durchführen sollte. Dies begründete die Polizei auf Twitter mit der folgenden Aussage: „Beim Halt in #Naumburg haben Fußball-Fans aus Thüringen mehrere Fans einer sächsischen Elf attackiert & deren Fanutensilien geraubt. Am Berliner Hbf erfolgten daher polizeiliche Maßnahmen. Hier leisteten sie dann Widerstand gegen die [Polizistinnen und Polizisten].“ Vorweg: Wie wir bereits auf Twitter mitteilten, wurden bei den durchgeführten Kontrollen keine Gegenstände gefunden, welche die Maßnahme gerechtfertigt hätten.
Was die FCC-Fans nach Ankunft in Berlin allerdings erwartete, war nicht nur unvorhersehbar, sondern ein Ausmaß eskalativer Gewalt vonseiten der Polizei, welches absolut nicht tolerierbar ist! Umgehend nach Verlassen des Zuges wurden die FCC-Fans von allen Seiten von vermummten Polizistinnen und Polizisten umstellt und durch körperlichen Zwang in Richtung des hintersten Treppenaufgangs an Bahnsteig 8 gedrückt. Die Aussage der Polizei „[hier] leisteten [die Fans] dann Widerstand“ ist dahingehend eine absolute Frechheit! Als Widerstand wurde hier scheinbar interpretiert, dass die Fans sich nicht schnell genug bewegten, was aufgrund dessen, dass sie von allen Seiten gekesselt waren und am vorderen Ende des Kessels von den dortigen Beamtinnen und Beamten mit Gewalt in Richtung Zug zurückgedrängt wurden (!), auch gar nicht möglich war. Bei einzelnen, insbesondere jüngeren Fans entstand bereits hier eine Paniksituation.
Ist bereits dieses polizeiliche Vorgehen zu verurteilen, folgte dann, als die Fans den für sie vorgesehenen Treppenaufgang erreicht hatten, eine weitere Eskalationsstufe, die von der Polizei offenbar bewusst herbeigeführt wurde. Die Treppe sowie die zugehörige Rolltreppe, welche die Fans nach oben gehen sollten, wurden von der Polizei blockiert. Nichtsdestotrotz begannen von drei Seiten (!) Beamtinnen und Beamte, die Fans mit Gewalt zu schieben, um sie zum Hinaufgehen der Treppen zu zwingen. Auch hier wiederholte sich, was bereits wenige Augenblicke zuvor passiert war: Lief man nicht schnell genug (was aufgrund dessen, dass man von drei Seiten durch die Polizei gedrückt wurde, gar nicht möglich war), wurde man umgehend mit Schlägen, teilweise von hinten auf den Kopf, traktiert. Auf der Treppe schubsten Polizistinnen und Polizisten Fans zudem immer wieder nach unten, zogen an ihnen oder drückten gar ihre Köpfe gen Boden. Wieder entstand eine Paniksituation unter den Fans. Und wer glaubt, dies sei schon alles gewesen, wurde erneut eines Besseren belehrt.
Neben der Treppe gab es eine Rolltreppe, welche von den Fans ebenfalls zum Hinaufgehen genutzt werden sollte. Hier stellten sich nun links und rechts der Rolltreppe Polizistinnen und Polizisten in einer Art Spalier auf, durch welches die Fans einzeln hindurchgehen mussten. Der Sinn dieses Spaliers war, einfach nur ungehemmt Gewalt gegen die FCC-Fans auszuüben! Als Fan hatte man zu dieser Zeit keine Wahl: Man musste durch dieses Spalier hindurch. Die einzige Option, die man hatte, war, sensible Körperteile (insbesondere den Kopf) irgendwie zu schützen. Egal, ob jung, alt, minderjährig, männlich, weiblich: Alle FCC-Fans wurden durch Schläge und Tritte angegriffen, ohne zuvor auch nur irgendeine Form der Gewalt oder des Widerstands angewandt zu haben! Ein Beamter sprang sogar von außen an der Rolltreppe auf diese hoch, um noch Schläge gegen die Fans ausüben zu können! Schockierend ist zudem, mit welcher Präzision insbesondere die Schläge vonseiten der eingesetzten Beamtinnen und Beamten ausgeführt wurden. Durch das bewusste Schlagen gegen die Köpfe der Fans wurden schwerwiegende körperliche Schädigungen leichtfertig in Kauf genommen. Bei zahlreichen Fans dokumentieren Wunden und heftige Schwellungen im Gesichtsbereich dieses völlig irre Vorgehen der Polizei. Überdies ist erwähnenswert, dass einige Beamtinnen und Beamte derart ungehemmt und unkontrolliert um sich schlugen, dass sie Kolleginnen und Kollegen mit ihren Schlägen trafen. Als BGWH wollen wir noch anmerken, dass Zeiten, in denen die Polizei ein Spalier bildet, um gezielt Menschen zu verprügeln und ungehemmt ihre Gewaltfantasien auszuleben (ein Beamter der eingesetzten BFE etwa äußerte später sinngemäß, als Fußballfan wolle man doch genau das und man wisse doch, was mit einem passiere, wenn man den Aufnäher der BFE sehe), in Deutschland eigentlich der Vergangenheit angehören sollten.
Im Anschluss an diesen polizeilichen Gewaltexzess wurde in einem extra abgesperrten Bereich des Berliner Hauptbahnhofs die angekündigte Identitätsfeststellung aller FCC-Fans durchgeführt. An dieser Stelle müssen wir unseren Twitter-Post vom Spieltag um die Information ergänzen, dass unterschiedlichen Fans unterschiedliche Gründe für die durchgeführte Maßnahme genannt wurden. Der ursprünglich genannte Grund „Schwerer Raub“ wurde bei einigen Fans gar nicht genannt, sondern auf den Tatvorwurf „Landfriedensbruch“ verwiesen. Dies ist besonders absurd vor dem Hintergrund, dass die Fans nun als Schuldige dafür ausgemacht wurden, dass sie von der Polizei am Bahnsteig wiederholt anlasslos verprügelt wurden. Das, liebe Polizei, ist – mit Verlaub – ein äußert schwieriges Verständnis des bundesdeutschen Rechts. Die weiteren unwürdigen Umstände der rund drei Stunden dauernden Maßnahme (Toilettengang nur in Begleitung, keine Verpflegungsmöglichkeiten etc.) sind angesichts dessen, was zuvor passierte, fast schon nicht mehr der Rede wert.
Als besonders bitter betrachten wir als BGWH im Nachhinein den Fakt, dass wir leider in einem Land leben, in dem Menschen in Polizeiuniform ungehemmt und ungestraft Gewalt gegen Menschen ausüben dürfen, ohne dass es hierfür einen Anlass gegeben hätte! Wir betonen es gerne nochmal: Ohne dass es hierfür einen Anlass gegeben hätte! Warum ist das für uns bitter? Leider werden die prügelnden Beamtinnen und Beamte nicht zur Rechenschaft gezogen werden (können), da es in Deutschland weder eine flächendeckende Kennzeichnungspflicht bei der Polizei noch eine unabhängige Beschwerdestelle für Polizeigewalt gibt! Die BGWH fordert daher einmal mehr klar und deutlich:
1.) Kennzeichnungspflicht für alle im Einsatz befindlichen Kräfte der Polizei! Ein Aufnäher mit der Aufschrift „BFE“ reicht nämlich nur für die Info, dass man jetzt verprügelt wird.
2.) Einrichtung einer unabhängigen Beschwerdestelle für Opfer polizeilicher Gewalt. Es kann nicht sein, dass die Polizei gegen sich selbst Ermittlungen führen darf!
Abschließend wünschen wir allen verletzten FCC-Fans eine gute Besserung! Bestätigen können wir, dass zwei FCC-Fans im Krankenhaus behandelt werden mussten, unzählige weitere trugen Wunden und teilweise massive Schwellungen, zumeist im Gesichtsbereich, davon (…)“
Genau dieselbe Einheit war übrigens am nächsten Tag auch beim Spiel der Braunschweiger beim FC Sankt Pauli im Einsatz. Neben einem sehr provokanten Auftreten der Polizist*innen sollen unter anderem auch Aussagen wie „Geht mal durch den Zug und mischt die Fans auf“ gefallen sein. Auch die Braunschweiger Fanhilfe hat hierzu eine Stellungnahme veröffentlicht, in der sie fordert, dass besagte Einheit nicht mehr eingesetzt werden sollte.
Termine
Sonntag, 30.04.2023, 15:30 Uhr: FC Bayern – Hertha BSC
Samstag, 06.05.2023, 18:30 Uhr: SV Werder Bremen – FC Bayern
Samstag, 13.05.2023, 15:30 Uhr: FC Bayern – FC Schalke 04
Samstag, 20.05.2023, 18:30 Uhr: FC Bayern – RB
Samstag, 27.05.2023, 15:30 Uhr: 1. FC Köln – FC Bayern