Vorwort
FC Bayern München – FSV Mainz
Verbandsstrafen abschaffen
Vorwort
Servus Bayernfans,
Seit Sonntagabend, 19:23 Uhr ist es amtlich: der Deutsche Meister 2025 heißt FC Bayern München. In Anbetracht der letzten Wochen natürlich keine große Überraschung und eigentlich war es Samstag schon fix, ber rechnerisch hätte uns Bayer noch abfangen können. Damit wurde der Titel letztlich auf der viel zitierten Couch gewonnen. Mit Sicherheit die uncoolste Art, Meister zu werden. Für Mannschaft und Fans wäre es sicher schöner gewesen, wenn wir heute den Titel klar gemacht hätten, aber gut, wir können es nicht mehr ändern. Immerhin kommt die Schale nach einem Jahr Pause wieder dahin, wo sie hingehört.
Nun stehen noch zwei Spiele um die goldene Ananas an, wobei heute ein emotionaler Tag werden dürfte und das nicht nur aufgrund der gewonnenen Meisterschaft. Thomas Müller wird zum letzten Mal bei einem Heimspiel auf dem Rasen stehen und bereits die vergangenen Spiele war zu erahnen, welche Emotionen durch ihn hervorgerufen werden. Die Vermutung liegt nahe, dass es nochmals deutlich mehr wird. Und unbestritten, der Spieler mit der 25 auf dem Rücken ist eine absolute Legende und reiht sich ein in die Galerie großer Spieler in unserer Vereinshistorie.
Aus unserer Sicht wäre es wünschenswert, wenn die Karriere wirklich endet und nicht noch ein, zwei Jahre USA drangehängt werden. Müller würde damit in den Zirkel der Spieler aufsteigen, die ihre ganze Karriere bei einem Verein verbracht haben. Mir würde da in den letzten Jahrzehnten lediglich Sepp Maier und Klaus Augenthaler einfallen, von Athletic Bilbao wird solchen Spielern seit einigen Jahren der „One Club Award“ verliehen. Ob Thomas Müller den Preis mal gewinnen sollte, wird die Zukunft zeigen, heute heißt es erstmal für alle Abschied nehmen.
Nächste Woche geht es noch nach Hoffenheim – und bei Didi Hopps TSG kann es je nach Verlauf des heutigen Spieltags die Chance geben, den Gegner in die Relegation zu schicken. Auch wenn es bei fünf Punkten Vorsprung unwahrscheinlich ist, soll es nicht an uns scheitern. Daher sollten sich die Spieler weiterhin meisterlich zeigen.
Wenig meisterlich war dagegen das Auftreten der Südkurve beim Heimspiel gegen Mainz. Das war von Anfang bis Ende ein grottenschlechter Auftritt, der mit Abstand der schlechteste in dieser Saison war. Woran es gelegen hat, konnte im Nachgang niemand sagen, an dem Tag war einfach der Wurm drin. Um jedoch mit einem guten Gefühl in die Sommerpause zu gehen, sollte die Kurve heute nochmal zeigen, dass Mainz nur ein Ausrutscher war und wir ein anderes Niveau für uns beanspruchen. Die Voraussetzungen sind eigentlich ideal, die feststehende Meisterschaft, der Abschied von Müller – da sollten die Gesänge locker von den Lippen gehen.
Auf gehts Südkurve, heute und nächste Woche nochmal Gas geben und dann geht es in die wohlverdiente Sommerpause.
Deutscher Meister ist nur der FCB!
FC Bayern München – FSV Mainz 05 3:0
Mit der theoretischen Möglichkeit, sich heute zum Deutschen Fußballmeister zu krönen, hätte dieser Text unter ganz anderen Vorzeichen entstehen können. Doch schon am Südkurvenplatz war heute zu merken, dass deutlich weniger los war als in den Wochen zuvor. Am kulinarischen Angebot hat es heute sicherlich nicht gelegen, denn das war gewohnt top. Vielleicht ist dieser Bericht dann immerhin mal ein guter Zeitpunkt, allen Helfer*innen, Gruppen, Sektionen und Freundeskreisen zu danken, die sich an verschiedensten Ecken des Südkurvenplatzes, über diese und vergangene Spielzeiten hinweg, bemühen, die Fröttmaninger Betonlandschaft zum Leben zu erwecken und uns allen schöne Stunden im Kreis der Kurve zu ermöglichen – Merci allen Beteiligten!
Im Stadion war die Stimmung vor dem Spiel dann zunächst sehr locker, was ja in der Vergangenheit auch zu einer gewissen Lockerheit in der Südkurve während des Spiels führte. Mit den letzten Auftritten im Hinterkopf hatte man dann doch gute Hoffnungen, daran anknüpfen zu können. Während wir zu ‘Kiss him goodbye’ noch gut ins Spiel starteten, war danach schnell die Luft raus. Statt wie zuletzt in Heidenheim einen spaßigen und soliden Auftritt hinzulegen, war das heute sehr verkrampft und über lange Strecken wenig leidenschaftlich. Der Frust über das Europapokal-Aus hängt offenbar und verständlicherweise noch nach, aber angesichts der sportlichen Voraussetzungen hätte man erwarten können, dass deutlich mehr geht. Die Mannschaft ließ sich davon wenig beeinflussen und spielte ihr Spiel souverän runter, sodass am Ende ein ungefährdeter 3:0-Erfolg auf der Anzeigetafel stand. Das bedeutete jedoch nicht den vorzeitigen Meistertitel, da Leverkusen ebenfalls gewann. Die Entscheidung ist vertagt – möglicherweise sogar auf das Spiel in Leipzig, wo wir bekanntlich nicht anreisen werden.
Ebenso unerfreulich waren die Themen, zu denen wir uns heute per Spruchband äußerten. Das erste war Flo gewidmet: Mit seinem Konterfei und den Worten „Flo unvergessen!“ erinnerten wir an einen langjährigen Wegbegleiter, dessen Todestag sich leider bereits zum 10. Mal jährte. Ein zweites Spruchband thematisierte die Tötung von Lorenz, der in der Nacht auf Ostersonntag durch Schüsse aus einer Polizeiwaffe getötet wurde. Die Ermittlungen führt derzeit die Polizeiinspektion Delmenhorst – genau jene, in deren Gewahrsam im Mai 2021 Qosay kollabierte und ums Leben kam. Beide Fälle zeigen die gleichen Muster: widersprüchliche Angaben, mangelnde Aufklärungsbereitschaft und ein strukturelles Problem im Umgang mit schwarzen und nicht-weißen Opfern tödlicher Polizeigewalt. Der dazugehörige Spruch lautete: „Rassistische Mörderbullen ermitteln gegen rassistische Mörderbullen – Gerechtigkeit für Lorenz!“. Auch der Gästeblock zeigte sich solidarisch und forderte Gerechtigkeit und Aufklärung für Lorenz.
Unterm Strich: sportlich souveräner Sieg, stimmungsmäßig eher mau. Kein Auftritt, den man lange in Erinnerung behalten wird. Dass das heute alles schleppend gewirkt hat, ist nicht unser Anspruch. Die Saison ist noch nicht vorbei, wir stehen kurz davor, uns zum Deutschen Fußballmeister zu krönen und damit den Titel dahin zurückzuholen, wo er hingehört – das dürfen die anderen auch hören. Gerade weil in der öffentlichen Wahrnehmung rund um unseren Verein oft nur zwischen Europapokal-Sieg oder Totalversagen eingeordnet wird, täte uns vielleicht auch etwas mehr Realismus gut. Eine Meisterschaft ist kein Selbstläufer, wie die letzte Saison gezeigt hat. Auch wenn wir uns sicherlich alle erhofft haben, dass die Saison zwei Wochen länger dauert, können wir in den letzten Wochen immer noch dafür sorgen, uns unsere Highlights selbst zu setzen und eine lange Saison bestmöglich zu beenden.
Wir sind Bayern, wir sind München!
Verbandsstrafen abschaffen
Landauf, landab, war in den letzten Wochen vor den Fankurven die Forderung “Verbandsstrafen abschaffen” zu lesen gewesen.
Was verbirgt sich hinter dieser kurzen und prägnanten Forderung?
Die Initiative für diese Kampagne kommt aus der Regionalliga Nordost. Hier gibt es eine hohe Dichte an Vereinen mit großem Zuschaueraufkommen und einer lebendigen Fankultur. Die Fankurven und ihr Spektakel und die Verbundenheit der Leute mit ihren Vereinen sorgen für volle Stadien. Gleichzeitig müssen die Vereine finanziell trotzdem kleine Brötchen backen. Ein paar tausend Euro hin oder her können über die Lizenz entscheiden. Deshalb sind für die Vereine Strafen für den Einsatz von Pyrotechnik und andere Vorkommnisse auf den Tribünen besonders schmerzhaft und teils existenzbedrohend. Am Umsatz der Vereine gemessen sind sie proportional gesehen oftmals ein Vielfaches höher als in der Bundesliga, wenngleich auch in den oberen Ligen die Strafen absurde Höhen erreicht haben. So musste der 1.FC Köln, ein finanziell ohnehin gebeutelter Verein, erst kürzlich wieder über 300.000 Euro an den DFB überweisen.
Bei solchen Summen und Bedrohungsszenarien ist es kein Wunder, wenn sich auch Fans, die vernünftig abgebrannte Pyrotechnik eigentlich toll finden, dagegen aussprechen. Gleichzeitig zückt auf allen Tribünen das Publikum das Handy und beginnt zu filmen Das Problem scheint also nicht die Fackeln zu sein, sondern die Strafe.
Was will die Kampagne erreichen?
Es geht nicht um eine Legalisierung von Pyrotechnik. Das war das Ziel einer vielleicht etwas überambitionierten Kampagne Anfang der 2010er Jahre gewesen. Wie eine Fackel strafrechtlich zu handhaben ist, wird aber natürlich im Strafgesetzbuch und anhand weiterer rechtlicher Vorgaben geregelt. Hier hat der Fußball nur sehr wenig Einfluss. Deshalb geht es eben explizit um die Verbandsstrafen. Diese erlegt sich der Fußball und die Vereine als konstituierende Mitglieder der Verbände quasi selber auf und das, obwohl man durchaus in Frage stellen muss, ob es überhaupt Aufgabe der Verbände sein muss, sich um das Geschehen auf den Tribünen zu kümmern, solange es keinen Einfluss auf das Spielgeschehen hat.
Es geht darum, dass sich die Vereine von den Fesseln der Verbände befreien, dass sie nicht mehr hohe Strafen für etwas bezahlen, das sie nicht verhindern können und das gleichzeitig auch noch gute Werbung für den Stadionbesuch ist. Es geht darum, dass sich die Verbände wieder darauf konzentrieren, was eigentlich ihre Aufgabe ist. Die Organisation des Spielbetriebs.
Ob nebendran bunter Rauch gezündet wird, ein beleidigendes Spruchband gezeigt oder,y um mal ein anderes Beispiel zu nennen, an einen 15-jährigen Bier ausgeschenkt oder ein Frau begrapscht wird, ist Sache des Ordnungsdienstes, der Polizei und weiterer Ordnungsbehörden. Das individuelle Vergehen wird von diesen Institutionen verfolgt und aufgeklärt. Bei den letzten beiden Beispielen mischt sich der Verband bisher auch nicht ein, also muss er es auch nicht bei verantwortlich verwendeter Pyro oder bei Spruchbändern. Das Verbandsgericht müsste nicht wegen jeder Bengale an die Vereine herantreten.
Wie geht die Kampagne vor?
Dass aktive Fans in den Kurven gegen Strafen für Pyro und Co sind, ist nun nichts bahnbrechend Neues und nur auf unser Betreiben hin wird hier vermutlich keine große Änderung zu erzielen sein. Ein Umdenken anzustoßen und eine kritische Auseinandersetzung in Gang zu setzen, ist realistisch betrachtet gerade innerhalb der Vereine, ihrer Gremien und wichtigen Organe (darunter die Mitgliederversammlung) ein entscheidendes Zünglein an der Waage. Vermutlich sogar – so weit möchten wir gehen – hat dieser Prozess schon unlängst stattgefunden. Auch in Gesprächen mit Funktionären hört man regelmäßig, dass sie gegen einen verantwortungsvollen Umgang mit Pyrotechnik nichts einzuwenden haben. Sie selbst genießen diese Kirsche auf der Sahne der Stadionatmosphäre auch. Wir glauben, es ist nicht vermessen anzunehmen, dass dieser Prozess im besten Fall sogar bis in die Verbandsstrukturen vorstoßen kann.
Damit die Vereinsvertreter aber auch selbstbewusst in die Gespräche mit den Verbänden und den entsprechenden Gremien gehen können, brauchen sie eine breite Rückendeckung der Vereinsbasis. Bei bereits elf Vereinen haben die Mitglieder bereits per Mitgliederbeschluss die Verantwortung tragenden Gremien ihrer Vereine dazu aufgefordert, sich kritisch mit der Strafen-Politik der Verbände auseinanderzusetzen und sich mit anderen Vereinen dahingehend zu vernetzen. Die Vereine müssen ihrer Stimme innerhalb der Verbände Gewicht verleihen.
Wie betrifft uns das beim FC Bayern?
Zugegeben ist eine Pyro-Strafe für uns nicht unbedingt existenzbedrohend, für uns sind eher die ständig drohenden Zuschauer-Ausschlüsse der UEFA ein Problem. Irgendwo müssen wir aber anfangen, die Thematik anzugehen, bei der die UEFA dann wohl so etwas wie der Endgegner in ferner Zukunft sein wird. Die ersten Schritte müssen wir auf regionaler und nationaler Ebene gehen. Auch beim FC Bayern können wir prüfen, ob ein Mitgliederbeschluss unserem Vorstand den Rücken stärken kann, sich mit anderen Vereinen beim BFV und DFB für eine Abschaffung des Strafenregimes stark zu machen.
Auch wenn es uns weniger stark betrifft, würde eine Positionierung des FC Bayern auch andere Vereine ermutigen, sich für eine Abschaffung der Verbandsstrafen einzusetzen. Wenn Vereine eine geschlossene Front bilden, haben sie Gewicht und können so auch unserem Verein jedes Jahr einen sechsstelligen Betrag einsparen.
NICHT DIE FACKEL IST DAS PROBLEM, SONDERN DIE STRAFE!