So, dann geht’s also wieder richtig los. Woran man das merkt? Zum Beispiel daran, dass man an einem x-beliebigen Rastplatz in Deutschland aus dem Bus aussteigt, wo bereits 300 bekannte Gesichter die Anlage bevölkern, mit Kunstwerken verschönern, Biere trinken und die Erlebnisse der Sommerpause Revue passieren lassen. Gute Laune auf allen Wegen und die Tatsache, dass unsere Stadionverbotler in der Kneipe demnächst wieder ein paar Sitzplätze weniger benötigen, versprühte auch noch eine gewisse euphorisierende Wirkung.
Im Stadion wurden unsere zurückgekehrten Diffidati dann auch gleich nochmal per Spruchband begrüßt. Ein gutes Gefühl, Euch auch wieder während der 90 Minuten an unserer Seite zu haben. Mit Preußen Münster hatte uns die Losfee auch wirklich einen Leckerbissen zugelost. Geile alte Bruchbude und eine interessante Heimszene – Fußballherz, was willst Du mehr.
Zum Einlaufen der Mannschaften hatten wir eine kleine Choreo unter dem Motto „Immer Vorwärts FCB“ vorbereitet. Das bekannte Rot-Weiß-Bordeaux-Muster wurde mit Fähnchen und Folienpimmeln in die Kurve gemalt. Dazu gab es etwas Konfetti in unseren Vereinsfarben. Wir wissen nämlich alle, dass es dann doch am meisten Spaß macht, wenn man was rumwerfen darf.
Bevor die Kurve dann aber auch gesanglich voll durchstarten konnte, wurde eine kurze Schweigeminute für Rudi Schulz, einen ehemaligen Stürmer der Preußen, eingelegt. Der Vizemeister von 1951 war in der Vorwoche verstorben. Beide aktive Parteien in der Heimkurve gedachten seiner mit einem Spruchband.
Die Südkurve starte anschließend gut ins Spiel, wobei sich über die gesamte Spielzeit keine wirkliche Zufriedenheit einstellen sollte. Es gab zwar immer wieder starke Phasen und sowohl beim Hit der letzten Saisonspiele „Immer Vorwärts FCB“, wie auch beim „Wir sind München“-Wechselgesang blitzte mal das große Potential auf, das heute eigentlich in der Kurve steckte. Die meiste Zeit blieb man aber hinter dem Optimum zurück. Am Ende ging’s dann nochmal etwas freakiger zu und gerade die Leute, die eigentlich immer mit uns unterwegs sind und bei uns stehen, sollten das ruhig als Einladung sehen. Springt rum, tanzt, schaltet den Kopf aus, führt Euch so auf, wie Ihr es Euch beim Weggehen niemals trauen würdet. Singt laut und genießt die Zeit. Wenn Leute, die fast Eure Väter sein könnten, so aus sich rausgehen können, könnt Ihr das sicherlich auch. Denkt mal an Freiburg letzte Saison. Das war eine geile Freakshow, das wollen wir öfter.
In der Fiffi-Gerritzen-Kurve kramten dann ein paar Italien-Fahrer noch schnell ihre Sprachkenntnisse hervor und präsentierten ein „Samba Merda“ mit hervorgehobenen S und M.
Kurze Aufregung auf unserer Seite, dann erstmal kurz beim Nebenmann nachgefragt: “Zu wem haben die in Italien Kontakt? Pescara, oder?“ und sich dann aber auch schon an den Kopf gefasst. Für diejenigen, die sich in Italien nicht ganz so auskennen, sei kurz erklärt, dass unsere Freunde von magica Samba und die Pescaresi eine innige Feindschaft verbindet. Was wir hingegen nicht sagen können, ist, ob sich die Fiffi-Gerritzen-Kurve rausnehmen sollte, sich einerseits Ultras auf die Fahnen zu schreiben und andererseits gegen eine respektierte italienische Kurve mit über 30jähriger Geschichte zu pöbeln. Für uns selbst würden wir es jedenfalls verneinen und kämen im Leben nicht auf die Idee, ein Spruchband gegen Brescia, Catania oder Cesena zu machen, um einem Konkurrenten in der Bundesliga auf die Nerven zu gehen. Ob das jetzt mehr über uns oder über die Kapazitäten aus Münster aussagt, kann der geneigte Leser ja selbst entscheiden.
Ein Spruchband hatten auch wir im Gepäck: „Verbote und Zensur sind keine Lösung“ richtete sich an die Münsteraner Vereinsfunktionäre, die die eigene Kurve vor der Saison mit massig Einschränkungen wie Doppelhalterverbot, Fahnenpasszwang und einem Verbot eines Infostands belegten. Teilweise wurden diese Maßnahmen zwar bereits wieder revidiert, aber gerade die Einschränkung der Informationsmöglichkeiten der Fanszene besteht weiterhin und zeigt, dass der Verein weiterhin kein Interesse an einer ehrlichen Auseinandersetzung mit der eigenen Fanszene hat.
Auf dem Feld testete Pep derweil heute mal die 3er-Kette unter Wettbewerbsbedingungen. Wir Fans freuten uns natürlich besonders darüber, Holger Badstuber von Anfang an auflaufen zu sehen und wünschen uns, ihn bald wieder in alter Bestform auf dem Rasen zu sehen. Ansonsten konnte mit fünf Weltmeistern auf dem Platz natürlich nicht viel anbrennen. Mario Götze und Thomas Müller machten da weiter, wo sie in Brasilien aufgehört hatten und so führten wir zur Halbzeit 2:0 und somit waren die Segel auf Berlin schon frühzeitig gesetzt. Ungefährdeter Sieg, der zum Ende hin den Elfmeter-Fetischisten unter uns auch noch etwas Unterhaltung bot, auch wenn diese nicht die Bedeutung hatten, welche sich der Außenseiter vor dem Spiel vielleicht gewünscht hätte.
Auf schnellstem Weg ging es im Anschluss ans Spiel zurück in den Süden. Ein Dankeschön geht noch an unsere Freunde aus Hamburg und Bochum, die uns wieder zahlreich unterstützt haben.
1. Pokalrunde abgehakt. Bleiben noch 52 Pflichtspiele diese Saison.
Bilder vom Pokalerfolg in Münster findet Ihr hier.