Rückblick: „Blut muss fließen – Undercover unter Nazis“ von Peter Ohlendorf

Kinovorstellung der Schickeria München am 04.11.2012

Obwohl die Gruppe erst am Morgen aus Hamburg zurückkam und der Film nicht zum ersten Mal in München gezeigt wurde, war das Arena Filmtheater im Glockenbachviertel bis zum letzten Platz besetzt, als der Regisseur Peter Ohlendorf seinen denkwürdigen Dokumentarfilm präsentierte. Darunter waren nicht nur Fußballfans, sondern auch Menschen aus dem Kafe Marat und ganz normale Bürger_innen.

Welcher Gefahr sich Thomas Kuban, jener Journalist, der konspirativ mit versteckter Kamera bei mehr als 50 Neonazi-Konzerten filmte und recherchierte, aussetzte, um an die Öffentlichkeit zu bringen, was mitten unter uns fast jedes Wochenende passiert, ist unermesslich. Extreme Vorsicht, makellose Verkleidung und das ständige Gebot, auch bei den ekelhaftesten Liedern und Gesängen die Contenance zu bewahren, waren Voraussetzung, um nicht aufzufallen und damit in letzter Konsequenz sein Leben zu riskieren.

Einerseits zeigt der Film Aufnahmen von den Konzerten, die für sich selbst sprechen.

Die immer wiederkehrenden Klassiker, die auf jedem Konzert gespielt wurden und immer deren Höhepunkt waren, sind extrem menschenverachtend und antisemitisch. So heißt es dort zum Beispiel: „Adolf Hitler steig hernieder und regiere Deutschland wieder“ oder auch: „Wetzt die langen Messer auf dem Bürgersteig, lasst sie flutschen in den Judenleib“.

Andererseits beleuchtet der Film den skandalösen (Nicht-)Umgang seitens der Politik und der Gesellschaft sowie deren Nicht-Bewusstsein für die Gefahr, die von Nazis heute ausgeht. Dies wird besonders in einer Szene deutlich, in der Thomas Kuban den bayerischen Spitzenpolitiker Beckstein mit den Nazi-Konzerten konfrontiert, die auch in Bayern regelmäßig stattfinden. Dieser reagiert mit Desinteresse und Leugnung des Unverkennbaren. Lieber engagiert man sich in Bayern wohl gegen linke, antifaschistische Strukturen, Fußballfans und alles als “fremd“ gebrandmarkte.

Im Anschluss an die Filmvorführung luden wir noch zu einer Gesprächs- und Diskussionsrunde mit dem Regisseur ins Kafe Marat ein. Dort konnten noch einige offene Fragen beantwortet und über zukünftige Strategien gegen Rechts diskutiert werden.

Uns bleibt die Hoffnung, dass die mediale und öffentliche Auseinandersetzung mit der Thematik nicht nach dem NSU-Prozess aufhört, sondern weiterhin stattfindet. Für uns ist klar: Ob im Stadion oder anderswo, wir werden uns immer rechtem Gedankengut und seinen Vertreter_innen entgegenstellen!

Wir wünschen dem Regisseur und Thomas Kuban für die Zukunft weiterhin den Mut und die Entschlossenheit sowie Durchhaltevermögen in ihrem Projekt.

Vielen Dank auch an das Fanprojekt München für ihre Spende und Unterstützung.