Reisebericht Trainingslager und China-Reise

FC Bayern – Trentino Auswahl 11:0

Wie jedes Jahr gab es im Rahmen des Trainingslagers in Arco diesen Schaukick gegen eine Regionalauswahl. Wie die Jahre zuvor gibt es aus unserer Sicht auch diesmal nicht viel aufregendes zu berichten. Eine kurze Sondierung der deutschen Medienlandschaft zeigte, dass die Presse im Gegensatz zum Vorjahr heuer mit dieser Meinung konform ging.

 

Das Spiel haute jetzt natürlich niemand aus den Socken. Mario Mandzukic und ein paar Jugendspieler erzielten ihre ersten Tore für die Profimannschaft des FC Bayern und die Trentino-Kicker bemühten sich vergeblich um den Ehrentreffer.

Derweil ließen es die angereisten Bayernfans auf der Tribüne recht locker und ruhig angehen. Nur wenige Autobesatzungen aus Deutschland waren zu den ungefähr 30 Trainingslagerfahrern gestoßen, so dass die Anzahl an Leuten aus der Fanszene heute überschaubar blieb. Während ein Teil davon einfach die Sonne genoss und das Spiel verratschte, versuchten wir uns an neuem Liedgut. Sind wir mal gnädig und resümieren, dass ein paar Sachen noch etwas Feinschliff bedürfen und wiederum andere wahrscheinlich zum ersten und letzten Mal bei einem Bayernspiel gesungen wurden. Lustig war’s auf jeden Fall und lustig sollte es weiter gehen mit:

FC Bayern – SSC Napoli 2:3

Sicher einer der vom Namen her hochkarätigsten Tespielgegner in den letzten Jahren. Dementsprechend früh begann natürlich das Rätseln, ob für dieses Vorbereitungsspiel auch eine signifikante Anzahl Fans aus Napoli anreisen würde. Der Veranstalter deklarierte den Kick auf jeden Fall schon mal als Sicherheitsspiel. Es wurde ein separater Eingang für die Napoli-Fans angelegt und die Gegengerade wurde mit einem festinstallierten Gitter vom Rest des Stadions abgetrennt, die Parkflächen in der Stadt wurden jeweils einem Verein zugewiesen. Die Münchner Polizei wies die örtlichen Behörden angeblich auch nochmal mit Nachdruck auf den besonderen Charakter des Spiels hin.

Sowohl von behördlicher, als auch von Fanseite aus war schlussendlich alle Aufregung umsonst. Zwar hing auf der Gegengerade die Curva A-Fahne, allerdings hatten die wohl die Kids von ein paar Exil-Neapolitanern auf ein Bettlaken gemalt. Stilsicher wurde daneben auch noch ein Juve-Merda geflaggt.

Während die Neapolitaner Sommer und Sonne lieber an der Amalfi-Küste genossen, nutzten die heute zahlreich angereisten Bayernfans den Gardasee zur temporären Abkühlung vor dem Spiel. Wirklich hitzig wurde es dann auf der kleinen Hintertortribüne, die von den jungen Gruppen der Südkurve als Standort auserkoren worden war zwar nicht, aber es wurde mal mit mehr, mal mit weniger Ernst und Esprit durchgängig gesungen. Testspiel halt.

Pyro gab’s auch ein kleines bisschen. Ein Teil der Fankultur und an sich begrüßenswert, ob man jetzt aber unbedingt am hellichten Nachtmittag auf ’nem Dorfplatz im Trentino bei einem Spiel, das zugegebenermaßen die wenigsten großartig emotional berührt hat, zwei Bengalen und nen Blinker auf den Boden schmeißen muss, damit’s halt gebrannt hat, bleibt mal dahingestellt. Sparen können hätte man sich definitiv die Leuchtspur zum Einlaufen der Mannschaften.

Sportlich war der Test in dieser Phase der Vorbereitung und ohne alle deutschen Nationalspieler auf unserer Seite natürlich bedeutungslos. Ärgerlich auf jeden Fall die Verletzung von David Alaba. Wir hoffen, dass er schnell wieder gesundet und an seine starken Leistungen der ersten Jahreshälfte anknüpfen kann. Positiv kann man aus dem Spiel noch mitnehmen, dass Neuzugang Xherdan Shaqiri anscheinend auch unter Wettkampfbedingungen gute Freistöße schießen kann. Wir lassen uns davon auch gerne nochmal bei einem Pflichtspiel endgültig überzeugen.

Im Anschluss an das Spiel ging’s auf direktem Weg zu den Autos, über dreißig Leute wollten noch weiter zu unseren Freunden nach San Benedetto. Der Rest genoss noch ein heftiges Unwetter über Riva Del Garda und machte Samstag früh zurück nach München, wo sich Sonntagnachmittag eine neukonstituierte Reisegruppe traf, um dem Interkontinental-Knüller

Beijing Guoan FC – FC Bayern 0:6

beizuwohnen. Nach langer Zeit gab es dank des Engagements unseres Kurvenbeauftragten wieder einmal die Möglichkeit, für einen vernünftigen Preis im Mannschaftsflieger Platz zu nehmen. Dankeschön hierfür an Andi und die Vereinsverantwortlichen, die sich dafür ausgesprochen haben.

In China wollte man dann natürlich neben den Spielen des großen FC Bayern auch noch ein paar kulturelle Highlights mitnehmen, also ging es für uns direkt nach Bezug des Hostels auf Entdeckungsreise durch Peking. Standardmäßig wurden der Himmelstempel besichtigt und Peking-Ente verspeist, wobei der Versuch, auch Kopf und Schnabel des Vogels zu verwerten, uns entsetzte Blicke des Kellners einbrachte. Dabei heißt es doch immer, Chinesen würden alles essen. Seine Blicke seien ihm bei einem Bierpreis von umgerechnet 25 Cent aber umgehend verziehen. So standard-tourimäßig, wie der Tag begonnen hatte, so ungewöhnlich endete er: Mit chinesischen Wanderarbeitern saßen wir in einem Pekinger Hinterhof zusammen und lauschten den Klängen ihrer selbstgebauten Instrumente. Für das tolle Konzert und die Gastfreundlichkeit der Menschen bedankten wir uns dann noch mit einer Darbietung der dritten Art. Ich sage nur „FC Bayern-Walzer goes China“. Unsere Gastgeber freuten sich trotzdem, es laufen sicher nicht allzuoft ein paar ausländische Touristen in ihren Hof rein. Auch ohne Möglichkeiten über Sprache zu kommunizieren wurde sich herzlich verabschiedet, Hände geschüttelt und Fotos gemacht. Schöne und etwas skurille Sache.

Nach einer Prise Schlaf sollte dann endlich der Ball rollen. Zuvor stand aber noch die chinesische Mauer auf dem Plan. Die erste Eisenbahn des Tages dorthin sollte das Transportmittel der Wahl sein. Wurde natürlich verpasst, da einer der Mitfahrer seine Hose in der Früh nicht finden konnte. Kein Witz. Grund hierfür war allerdings kein (von anderen Mitfahrern festeingeplanter) One-Night-Stand mit einer australischen Backpackerin, sondern eher die netten chinesischen 0,6 Liter Bierflaschen beziehungsweise deren bekömmlicher Inhalt. Also ging es eben mit dem zweiten Zug nach Badaling, wo wir uns mit vielen Einheimischen gemeinsam die Mauer hinaufquälten, um anschließend mit dem Linienbus zurück in die Stadt zu fahren. Der kleine Trip hat sich definitiv gelohnt und nachdem man auch beim Platz des Himmlischen Friedens und der Verbotenen Stadt das Kreuzerl im Touri-Informer setzen konnte, waren wir mit unserer Sightseeing-Leistung durchaus zufrieden.

Bei hitzigen Temperaturen ging es nach einer kurzen Pause weiter zum Arbeiterstadion, wo der Verein Guoan Peking seine Heimspiele austrägt. Der Weg zum Stadion war gesäumt von Ständen, die Fanartikel in Grün für den Guoan-Anhang und allerhand FC Bayern Merchandise bereithielten. Alles natürlich Original-Ware. Manche der kopierten Bayerntrikots wären für den Laien aber wahrscheinlich schwer vom Original zu unterscheiden gewesen. Lediglich Preise von teils deutlich unter zehn Euro machten dann auch dem Letzten klar, dass der FCB von einem verkauften Trikot hier keinen Cent sieht. Neben den Fanartikelverkäufern waren auch noch jede Menge Kartenhändler unterwegs. Die Original-Preise schienen mir für hiesige Verhältnisse schon sehr gesalzen. Die billigste Karte dürfte so um die 20 Euro gekostet haben. Wir bekamen freundlicherweise vom FC Bayern für die beiden Spiele Freikarten zur Verfügung gestellt. Auch hierfür nochmal ein Dankeschön.

Das Stadion war mit 42.000 Zuschauern zu zwei Dritteln gefüllt, wobei doch einige tausend mit dem FC Bayern sympathisierten. Es wurde von den chinesischen Bayern-Anhängern auch immer mal wieder ein „Bayern, Bayern“ intoniert. Von unserer Seite gab es kaum Support. Man war zu sehr auf der sehr gut gefüllten Gegengerade verteilt und hatte ohnehin schon genug damit zu tun auf seinem Sitzplatz stehen zu dürfen. Wie schon vor dem Stadion, gab es auch innerhalb des weiten Rundes eine extrem hohe Polizeipräsenz und da sonst nicht viel passierte, waren sie eben damit beschäftigt, die Leute zum Sitzen aufzufordern. Auf Heimseite gab es mehrere Stimmungszentren, darunter einen Block in dem die Ultras von Guoan Beijing stehen. Die Stimmung im Stadion war insgesamt ganz gut. Es wurde immer wieder gesungen, geklatscht und natürlich auch gepöbelt. Und zwar gegen die einheimischen Bayernfans. Die pöbelten munter zurück und auf dem Oberrang gingen dann auch irgendwann die Cops dazwischen.

Zum Spiel gibt’s nicht viel zu sagen. Unsere Elf deutlich überlegen. Drei Tore in der ersten Halbzeit, drei Kisten in der Zweiten. Ein schnelles Erinnerungsfoto im leeren Stadion geschossen und raus. Mittlerweile wurden die gefälschten Trikots auch im Stadion gehandelt und die chinesischen Volunteers versuchten, uns Autogramme der Spieler zu verkaufen, die sie zuvor gesammelt hatten. Sorry Boys, da sind wir nicht die richtigen Kunden.

Im Anschluss sammelte sich der größte Teil der angereisten Bayernfans in einem Pub bzw. je nach Budget auch vor dem danebenliegenden Supermarkt. Nach ein paar Bier gings per Elektro-Riksha zurück zum Hostel.

Am nächsten Tag stand der Weiterflug nach Guangzhou an, wo die chinesischen Behörden mal ein wenig Willkür walten ließen und unseren Flieger kurzerhand anderthalb Stunden auf dem Rollfeld festhielten. Bei der Ankunft wurde man dann umso herzlicher empfangen. Hunderte Chinesen empfingen kreischend und jubelnd den großen FC Bayern. Da fühlt man sich ja fast ein wenig geschmeichelt.

Guangzhou ist den meisten Deutschen wohl eher unter dem alten kolonialen Namen Kanton ein Begriff und hat mittlerweile 12,7 Millionen Einwohner (wikipedia). Die Stadt ist riesig und so brauche man vom Flughafen zum Hostel doch stolze 70 Minuten. Zur Belohnung gab es dann erstmal ein ausführlichstes Festessen an einem der vielen „Du zeigst drauf – der Verkäufer kann Dir nicht sagen was es ist, grillt es aber sehr gerne für Dich“-Stände. Richtig schöne Imbisskultur hier und dazu noch schön fisch- und meeresfrüchtelastig. Da werden auch die größten Sparfüchse plötzlich dekadent und tischen groß auf.

Am nächsten Früh dann mal eine kurze Überraschung, dass die Cops ’nen Kontrollgang durch unser wiederum exzellentes Hostel machten und stichprobenartig die Gästeliste mit der realen Belegung der Zimmer abglichen. China ist halt doch ein autoritärer Drecksstaat, auch wenn man das als Ausländer wie eigentlich überall auf der Welt kaum zu spüren bekommt.

Der regnerische Nachmittag wurde mit dem Begutachten gefälschter Markenklamotten und Elektronikprodukte verbracht, wobei die Qualität stark schwankte. Vom Amponio Emani-Shirt bis zum I-Pnohe 5 (Keine Tippfehler) war alles dabei. Die Verkäufer versuchten auch bei besten Kopien nicht den Eindruck zu vermitteln, dass es sich um Originale handelte. Man war viel mehr stolz darauf, eine so gute Kopie hergestellt zu haben. Hatten wir zuvor zwar schon öfter wo gelesen oder gehört, erstaunt einen dann aber doch noch etwas, wenn es einem mal so direkt vor Augen geführt wird. Na ja,“same planet, different culture“, eben.

Dann war’s aber auch schon wieder genug mit Shopping, schließlich rief ja ein Testspiel, das man wohl aufgrund der tief verfeindeten und brandgefährlichen Fanszenen nur tausende Kilometer entfernt von Deutschland hatte austragen können. (Einen Kommentar zur Saisonvorbereitung konntet ihr ja schon im Sommerpausen-SKB lesen)

FC Bayern- VfL Wolfsburg 2:1

Von einem Hotel ging es dann per Pressebus zum Olympic Stadium. Das Stadion ist ca. 15 Jahre alt und hat eine markante Dachkonstruktion. Unter den 35.000 Zuschauern (Fassungsvermögen irgendwas um die 80.000) hatte sich auch ein kleiner Fanblock mit chinesischen Bayernfans herausgebildet. Die 500 Leute machten gut was los und waren eigentlich über die 90 Minuten gut am abgehen. Gesungen wurde dabei der Welthit „Stern des Südens“. Dazu ab und an mal ein Schlachtruf und viel klatschen. Nicht schlecht, wobei man sich natürlich durchaus fragen darf, wieso diese Leute nicht einfach eine Mannschaft aus der heimischen Liga unterstützen, zu der sie auch irgendwie einen Bezug haben können. Es ist ja auch nicht so, als ob die chinesische Liga hier keine mediale Aufmerksamkeit bekommen würde und man außer europäischem Fußball gar nichts sehen könnte.

Ich hoffe mal für den Großteil der Zuschauer, dass sie ebenfalls mit Freikarten versorgt waren. Für einen Gegengeradenplatz mussten diesmal laut Aufdruck nämlich umgerechnet über 100 Euro entrichtet werden. Wollten die Autosponsoren da etwa alle Kosten wieder über den Eintritt refinanzieren. Das waren ja mal absolut gesponnene Preise. Und wenn sich der FCB seinen Anhängern im Ausland präsentieren will (über die Notwendigkeit lässt sich ja vortrefflich streiten), dann sollte man schon darauf achten, dass die Eintrittskarten wenigstens halbwegs erschwinglich sind.

Ohne großen Support unsererseits wurde bei tropischer Witterung (man schwitzte schon vom Sitzen) das muntere Spiel verfolgt. Einige Torchancen und es ging stets ein wenig hin- und her. Ein insgesamt unterhaltsamer Vorbereitungskick, den wir durch einen Foulelfmeter von Mandzukic und ein Tor von Arjen Robben für uns entschieden.

Direkt nach Abpfiff ging es wieder zum Flughafen. Ein paar Fußballfans verwechselten noch unseren Bus mit dem der Mannschaft und werden sich mittlerweile sicher fragen, wer diese Typen sind, die sie da fotografiert haben. Fühlt man sich auch mal fünf Minuten wichtig, wenn einem die Leute draußen zuwinken und die Kamera draufhalten.

 Freitag früh hatten wir wieder heimischen Boden unter den Füßen und es hieß Rückkehr in den Alltagstrott.

Mehr Fotos aus Trentino findet Ihr unter http://suedkurve-muenchen.org/?page_id=197