Bayern in den Niederlanden, da laufen den Freunden des grünen Wunderkrauts die Augen direkt rot an. Gleichzeitig weiß der informierte Kenner aber auch, dass Eintrittskarten eine heiß begehrte Mangelware sind und der Spieltag auch abseits des grünen Rasens und der Tribüne interessant werden könnte. So ähnlich kam es dann auch.
Wer wollte, kiffte sich ordentlich die Birne voll, stillte den Munchies mit allerhand frittierten Köstlichkeiten und irgendwann rappelte es mal kurz mit ein paar wenigen Eindhovener Casuals, die plötzlich meinten, auf dicke Hose machen zu müssen. So weit, so gut, könnte man sagen. Nichts besonders erwähnenswertes passiert.
Etwas weniger dümmlich hätte man dann aber die Bullen in den Niederlanden erwartet. Den drei Einheiten vor Ort war aber zum einen jede Form der Schwarmintelligenz abhanden gekommen – da wusste die eine Einheit nicht, was die andere tut – und zum anderen ist man in den Niederlanden halt auch einfach keine Gästefans mehr gewohnt, die nicht mit Bussen oder gar dem Zug direkt vor dem Gästeblock im Käfig rausgeschmissen werden. Also erstmal Knüppel aus dem Sack und die Leute die Straße entlang treiben, wo es dann alleine aufgrund der Bewegung einer großen Menge von Menschen und dem damit einhergehenden Tohuwabohu vor jeder Kneipe Rempeleien und Grund zum Streit gab. Die Bullen wurden also selbst zum Auslöser für noch mehr fliegende Stühle und Fäuste. Wohin man die Leute treiben wollte, war den Bullen aber wohl selbst nicht ganz klar, Hauptsache erstmal draufhauen. Vielleicht wurde ihnen ihr undurchdachtes Vorgehen ja irgendwann selbst bewusst, weshalb sich dann doch wieder alles beruhigte und es zum Stadion ging.
Dabei setzte die Polizei weiterhin auf Eskalation, kesselte den Haufen eng, machte sinnlose Pausen und verengte und verlangsamte vor allem kurz vorm Stadion nochmal alles dermaßen, dass es nur der Besonnenheit auf Fanseite zu verdanken war, dass nicht nochmal Fäuste und Schlagstöcke zum Einsatz kamen.
Eigentlich muss man sich immer wieder fragen, wieso man sich die ganzen Strapazen antut. Es kostet jede Menge Geld, die Gästeplätze sind im letzten Eck des Stadions und im dümmsten Fall darf man sich von den Bullen noch einen Schlagstock über die Rübe ziehen lassen oder wird gar festgenommen.
Über 200 Bayernfans drückten „zumindest“ keine 50 Euro ab, obwohl sie das sicher gerne getan hätten. Sie mussten ohne Karte direkt vor dem Stadion in einem Polizeikessel ausharren, wo ihnen die Polizei netterweise verbot, Getränke aus den Bussen zu holen und auch mal spontan Strafzettel über 150 Euro für Wildpinkeln ausstellte, wohlgemerkt ohne dass es eine andere Möglichkeit gab, sich zu erleichtern. Da hatten es die Rot-Weißen, die erst gar nicht den Weg von der Stadt zum Stadion gegangen waren, zumindest etwas besser. In den Kneipen floss während des Spiels sicher genug Flüssigkeit Münchner Kehlen hinab.
Wer im Besitz einer Eintrittskarte war und auch die schier endlosen Stufen hinauf unters Dach bezwungen hatte, wurde zumindest mit einer halbwegs ordentlichen Sicht aufs Spielfeld entschädigt, ist ja wie gesagt auch nicht selbstverständlich.
Dadurch wurde man auch Zeuge einer utopischen Show von Robert Lewandowski, der von Eindhoven heute in keiner Weise zu stoppen war. Eigentlich erstaunlich, dass unsere Elf nicht schon früher auch das Ergebnis zu unseren Gunsten drehen konnte. Der Führungstreffer zwanzig Minuten vor Ende war dann aber ein umso schönerer Schlag ins Gesicht einer Stadt, die uns den ganzen Tag irgendwie auf den Zeiger gegangen war.
Die Stimmung war dementsprechend ab da auch nochmal einen Ticken besser als vorher. Zwar wissen wir, dass auf dem Feld so gut wie nichts von unseren Gesängen angekommen ist, aber im Block schepperte es durch das niedrige Dach richtig geil. Außerdem brauchen wir uns für die baulichen und akustischen Gegebenheiten ja keinen Vorwurf machen.
In Erinnerung wird diesmal auch die Blocksperre nach Spielende mit DJ-Beschallung bleiben, wobei der NDW-Hit Major Tom sicherlich nicht nur im Internet das Highlight war. Seien wir mal gespannt, welche Hits der Stadion-DJ in Rostov beim letzten Auswärtsspiel dieser Gruppenphase in petto hat.
Für diesen Spieltag gibts zum Abschluss noch ein besonderes Dankeschön an die Dudes aus Jena und Bochum, die trotz aussichtsloser Kartenlage mit wirklich vielen Leuten vor Ort waren. Danke dafür. Außerdem gehen noch Grüße an unsere beiden Diffidati, die sich auch im Ausland rund ums Spiel keinem Stadion nähern dürfen. Großer Respekt für Eure Präsenz.
Diffidati con Noi Wir holen den Landesmeistercup!