Spielbesuch in Bordeaux
Die besten Zeiten einer Gruppe sind die kommenden Zeiten. Ultramarines für immer!
Girondins Bordeaux – Olympique Marseille 1:0
25 Jahre Ultramarines
Nach den ereignisreichen und anstrengenden Tagen rund um das Derby gegen den Glubb machte sich noch am Derby-Tag gegen Mitternacht eine Autobesatzung auf den Weg nach Bordeaux. Nach einer strapaziösen aber freak-mäßig durchgeknallten Fahrt durch die Nacht – warum heißt der Radiosender „Music“, wenn die ganze Zeit nur gequatscht wird … ohnehin waren Radiosender ein großes Thema der Fahrt – erreichten wir am frühen Nachmittag Bordeaux und das Lokal der Ultramarines. Hier war einiges los, deutlich mehr als üblich. Unser Besuch war ja auch in vielerlei Hinsicht kein normaler Freundschaftsbesuch. Zum einen hing heute das erste Mal die Fahne unserer Gruppe am Zaun der Virage Sud. Eine große Ehre für uns, schließlich haben die Ultramarines eine große, 25-jährige Geschichte vorzuweisen, führen eine bekannte und gute Kurve und wir schätzen sie in hohem Maße für ihre Freundschaft und ihre Mentalität. Was eine solche Geschichte einer Gruppe ausmacht, lässt sich erahnen, wenn man den älteren Generationen der Gruppe begegnet, die an diesem Tag besonders präsent waren, und die Wertschätzung der restlichen Kurve, nein des ganzen Stadions und des Vereins für die Gruppe mitbekommt. Dazu später mehr. Denn der zweite Aspekt, der unseren Besuch besonders machte, war, dass die Ultramarines Bordeaux an diesem Tag ihr 25-jähriges Jubiläum begingen. Auch gegenüber dieser Hausnummer ist Respekt angesagt.
Vom Lokal ging es dann mit Pyro und Gesängen unterlegt zum Stadion. Dort angekommen wurde hinter der Heimkurve in einer Straße mit Cafès verweilt, oder die anreisenden Gäste aus Marseille begutachtet. Wir entschieden uns für letzteres. Das Verhältnis ist nicht gerade gut, was erklärt, warum unsere Gastgeber nicht gerade erfreut waren, dass sich 30 CU84-Mitglieder in einer Stadion-nahen Bar eingefunden hatten. Die Polizei hatte dies aber schon vorher bemerkt und war sehr präsent. Hinter der Gästekurve verkauften Mitglieder der Southwinners Karten für den Heimbereich. Selbst bei einem Auswärtsspiel war der Schwarzmarkt in der Hand der Winners. Dazu gab es unter der Hand alles was das Herz begehrt. Ich nehm mal das per Spruchband von den Ultramarines gezeigte passende Statement vorweg: Marseille ist das Mouvement Business – Ihr werdet nie die Nummer Eins sein.
Für uns ging es dann noch vor Öffnung ins Stadion, wo die Vorbereitungen der Kurve in vollem Gange waren. Wir bestaunten die Heimzaunfahne der Ultramarines, die über die gesamte Kurve (das Stadion hat eine Laufbahn!) ging, eine Foto-Ausstellung mit Bildern aus den 25 Jahren Gruppen-Geschichte hinter der Kurve und die Möglichkeiten der Entfaltung im Stadion für die Ultras an sich. Choreo aufbauen – keinerlei Probleme. Verkaufsstand – kein Ding. Diverse Materialien in allen Größen und eine Lautsprecher-Anlage im Block – Alles klar. Am Eingang der Kurve wurde an dem Tag übrigens eine offizielle Tafel mit Glückwünschen zum 25ten angebracht. Direkt neben der Tafel, die der Vereinspräsident zum 20ten gestiftet hatte. Noch Fragen?
Anschließend wurde unsere Fahne am Zaun aufgehängt. Eine große Ehre, aber ich wiederhole mich. Außer unserer Fahne hing noch eine Fahne der Magic Fans Saint Etienne, von Herri Norte Bilbao und auch das erste Mal von den Deviants aus Münster.
Als das Stadion seine Tore öffnete, füllte sich die Kurve recht schnell. Beeindruckend, wie präsent das freiverkäufliche Material der Ultramarines war, die deutlich erkennbar die Kurve prägen. Über die Lautsprecher-Anlage wurden jetzt immer wieder Anweisungen für die Choreos wiederholt. Die erste Aktion gab es dann auch schon, als die Mannschaften zum Warmmachen auf den Platz kamen. In der ganzen Kurve waren runde Pappen mit ca. 80 cm Durchmesser verteilt. Auf jeder Seite war je ein Logo von Verein, Gruppe oder Stadt gedruckt. Eine Seite blau hinterlegt, die andere weiß. Insgesamt gab es acht verschiedene Motive. Die Heimkurve war in vier Bereiche unterteilt. Als die Pappen hochgehalten wurden, ergab sich also von weitem gesehen weiß-blau-weiß-blaues Bild. Auf Kommando wurde dies durch Herumdrehen der Pappen mehrmals zu einem blau-weiß-blau-weißem Bild und zurück gewechselt. Bei näherer Betrachtung konnte man in jedem der Bereiche je ein Logo je hunderte Male sehen. Wurden die Pappen gewendet, jeweils ein anderes. Vom Dach des kleinen Oberrangs hing vor selbigem eine riesige „Mentalita Ultramarines“-Fahne. Darüber hing ein „IDS (das französische Stadionverbot) presents“.
Zu Spielbeginn gab es dann bereits die zweite Aktion: eine riesige, drei-geteilte Blockfahne über die gesamte Kurve. Diese wurde über drei Wochen in intensiver Arbeit erstellt. Darauf waren verschiedene Logos der Gruppe abgebildet. Dazu gab es den oben genannten, wie ich finde sehr schönen Spruch „Die besten Zeiten einer Gruppe sind die kommenden Zeiten. Ultramarines für immer!“ Der Verein gratulierte nochmal auf der Anzeigentafel und das ganze Stadion (ohne Gästeblock) applaudierte!
Noch in der ersten Halbzeit wurde von den Ausgesperrten außerhalb des Stadions mit einer Raketen-Batterie die Pyro-Show eingeleitet. In der Kurve folgten dann diverse Blinker, Rauch und Bengalos. War gut! Die Stimmung auch. Wie gesagt, die älteren Generationen der Gruppe und auch die Gründer waren präsent und griffen den nicht gerade jungen Vorsängern immer mal wieder unter die Arme. Diese standen auf drei Podesten und hatten jeweils ein Mikro der Anlage. Der Respekt der Leute in der Kurve vor den Gründern war greifbar. Die Stimmung entsprechend gut. Wenn die Kurve ab und an ein bißchen nachließ, fanden die Vorsänger die richtigen Worte, mit passenden Ansagen die Leute wieder zu motivieren. Zwischendrin gab es auch die ein oder andere Ansage bezüglich des Jubiläums. Die jüngere Generation bedankte sich mit einem Spruchband und einer Rede während des Spiels bei den Gründern und die ganze Kurve applaudierte. Gänsehaut! Das ist Respekt!
Zur zweiten Halbzeit gab es die letzte Aktion. Alle stülpten sich Überzieher aus weißer Folie über. In der Mitte der Kurve war mit blauen Folienschals eine riesige 25 ausgelegt. Auf Kommando der Vorsänger wurde erst die 2, dann die 5 und schließlich die 25 hochgehalten. Da die Kurve recht flach ist, kamen die Zahlen nicht ganz so gut rüber. Trotzdem eine gute Aktion.
Im Gästeblock waren ca. 900 Marseille-Fans. Am Zaun hing u.a. CU84, Winners, Dodgers, Fanatics, MTP. Die Akustik ist nicht gut, wir haben kaum was mitbekommen, aber es hat optisch schon was hergemacht und es ist davon auszugehen, dass der Auftritt ordentlich war. Einige Gästefans ließen nach dem Spiel noch ihre Bauchtaschen in Bordeaux. Samt Geld, Papiere, Schlüssel … Andere Länder, andere Sitten …
Wir blieben noch bis Dienstag Nacht in Bordeaux und genossen die herzliche und betonenswerte Gastfreundschaft unserer Freunde, bevor das Auto sich auf den Weg nach Valencia machte, wo das erste Mal die Fahne der Ultramarines über der unsrigen hing.
Montag blieb noch etwas Zeit für eine Stadtbesichtigung, da noch nicht alle von uns da waren und Bordeaux wirklich viele sehenswerte Ecken zu bieten hat. Alle Eindrücke der Reise in Worte zu fassen, wäre nicht möglich gewesen. Ein Dank an unsere Freunde, für die Ehre, die sie uns zu Teil haben kommen lassen. Aber auch für ihre Herzlichkeit und Gastfreundschaft. Merci!