ULTRA‘ SANKT PAULI:
Es ist geschafft, der FCSP bleibt in Liga zwei! Durch ein starkes 5:1 gegen Eintracht Braunschweig und die gleichzeitigen Niederlagen von Aue und Dresden ist Sankt Pauli gerettet. Nach furiosem Start stand es bereits nach elf Minuten 2:0 für die Braun-Weißen. Bemessen an der Anzahl der Torchancen hätte es noch vor der Halbzeit deutlich mehr Tore geben können. Diese folgten dann allerdings erst in Halbzeit zwei, Braunschweig gelang kurz vor Schluss nur noch der Anschlusstreffer. Mit in der Kurve standen auch wieder zwei Ultras, deren Stadionverbote, die sie aufgrund der Vorfälle beim Schweinske-Cup erhalten hatten, nach fast einem Jahr aufgehoben wurden!! Diffidati con noi!Nun geht es am Sonntag zum, sportlich nicht mehr wichtigen, Auswärtsspiel nach Kaiserslautern.
VfL BOCHUM:
Auch der VfL bleibt in der Zweiten Liga! Zum wichtigen Spiel beim FSV Frankfurt waren 3500 Bochumer gereist. Unterstützt von knapp 40 Bayernfans, in und vor dem Stadion, sahen die mitgereisten Blau-Weißen eine 2:1- Niederlage ihrer Mannschaft, welche vor allem durch eine schwache erste Halbzeit zu Stande kam. Durch die bereits erwähnten Patzer von Aue und Dresden, reichte es aber auch ohne Punkt zum Klassenerhalt. In der Kurve gab es zu Spielbeginn eine kleine Choreo von UB und anschließend eine Pyroaktion mit blauem Rauch. Auch in der zweiten Halbzeit brannte es nochmal im Gästeblock, diesmal wurden einige Fackeln gezündet. Am Sonntag steht nun zum Saisonausstand das Heimspiel gegen Union Berlin an, auf der Bank wird Peter Neururer mit blau-weißen Haaren sitzen, diese hat er sich aufgrund des Klassenerhalts nun unter der Woche in den Vereinsfarben gefärbt.
Bayern & der VfL!
Fotos gibts wie immer auf http://www.1848er.eu/.
HORDA AZZURO ULTRAS:
Letzten Samstag spielte der FCC beim Torgelower SV Greif. Zu Spielbeginn gab es eine kleine optische Aktion mit Vereinsfahnen, anschließend sahen die knapp 200 mitgereisten Zeisser ein eher langweiliges Spiel, welches mit 1:1 endete. Am vergangenen Mittwoch gastierte dann die zweite Mannschaft von Union Berlin im Ernst-Abbe-Sportfeld. Der FCC konnte nach gutem Spiel und trotz schlechter Chancenverwertung die Partie mit 1:0 für sich entscheiden. Damit ist der FCC momentan Tabellenzweiter, drei Spiele stehen noch aus. Am Sonntag gegen Leipzig, nächsten Mittwoch geht es dann zu Optik Rathenow bevor, leider am selben Tag wie das Europapokalfinale, die Reise zur zweiten Mannschaft von Energie Cottbus ansteht.
Fotos von beiden Spielen sind bereits auf http://www.fotopage.horda-azzuro.de online.
ULTRAS SAMB:
Wie Ihr bereits letzte Woche hier lesen konntet, ist Samb aufgestiegen. Hier nun ein Erlebnisbericht eines Schickeria-Mitglieds, dass diesen besonderen Tag miterlebt hat.
Bevor der eigentliche Bericht beginnt, noch ein kurzer Rückblick auf die Woche zuvor, damit allen Lesern die Ausgangsituation klar ist. Samb hatte daheim Isernia mit 3:2 bezwungen, während Citano dem bisherigen Tabellenführer San Cesareo, trotz 45 Minuten Unterzahl, ein 0:0 abgetrotzt hatte. Damit lag Samb vor dem letzten Spieltag auf Platz 1, einen Punkt vor San Cesareo. Diese spielten daheim während Samb zu Recanatese, dem Tabellen – 16. musste. Es war also alles angerichtet für ein spannendes Saisonfinale.
Eigentlich hatte ich nicht daran gedacht, das Spiel zu besuchen, da eine Anreise per Auto sehr knapp geworden wäre, aufgrund unseres Spiels am Vorabend in Dortmund. Zwei Freunde vom Inferno Bavaria hatten allerdings schon einen recht günstigen Flug Sonntag Morgen von Frankfurt-Hahn nach Pescara gebucht, der Rückflug ging Montag früh zurück. Nach kurzer Überlegung selber noch gebucht, sodass wir uns dann zu dritt auf die Reise machten. Auch eine kurze Übernachtung und Fahrservice zum doch etwas entlegeneren Flughafen waren gleich geregelt, vielen Dank nochmals! Nach Ankunft in Pescara wurden wir direkt abgeholt und nach einem schnellen Kaffee ging es nach San Benedetto ins Old Spirit, einem, von zwei Ultras geführten, Pub, den es seit 2011 gibt.
Immer wieder sehr schön dort, die Wände sind dekoriert mit allerlei Trikots, Schals, Wimpeln und anderen Schmuckstücken von Samba, seinen Ultras, aber auch befreundeten Gruppen und deren Vereinen sowie tollen Bildern aus den letzten Jahrzehnten des italienischen und europäischen Fußballs. Bei jedem Besuch kann man Sachen entdecken, die man noch nicht kennt und zu trinken gibt es eine große Auswahl bester internationaler Biere. Man könnte also stundenlang verweilen, für den Moment tranken wir aber nur ein schnelles Bier, bevor es auf einen Platz in der Nähe ging, wo sich geschätzt 120 Ultras mit Autos trafen um nach Recanati zu fahren, das sich knapp 30 km südlich von Ancona befindet.
Nachdem wir die Autobahn verlassen hatten, sammelten sich alle Autos, um dann im Konvoi zum Stadion zu fahren. Bereits 500 Meter vor dem Stadion hatten die Bullen die Straße komplett gesperrt und kontrollierten bei allen Insassen der Autos Eintrittskarten und Personalausweise. Verkauft wurden die Karten ausschließlich personalisiert, 500 gingen nach San Benedetto, der allergrößte Teil an die Ultras. Eigentlich hätte das Spiel im Stadion in Civitanova stattfinden sollen, dann wären vermutlich an die 3000 Sambenedettese zum Spiel gereist. Da die Gastgeber aus Recanati allerdings ihre Chancen vor dieser Kulisse sehr schlecht einschätzten, es für sie aber noch gegen den Abstieg ging, wurde darauf bestanden, dass das Spiel im heimischen Stadion stattfindet. Wobei Stadion eine übertriebene Bezeichnung für den Spielort ist. Dort befindet sich ein Kunstrasenplatz umgeben von Grashügeln. An einer der Geraden befindet sich das Vereinszentrum und die Umkleidekabinen, auf der anderen Seite ein kleiner Heimblock und eine Stahlrohrtribüne, die als Gästeblock diente.
Beachtet man die Knappheit der Karten, war es also eine besondere Ehre für uns drei, überhaupt eine Karte zu bekommen und bei diesem Spiel dabei sein zu dürfen. Am Sportplatz angekommen merkte man, dass die Stimmung im Vorfeld bei unseren Freunden sehr unterschiedlich war. Während die einen sehr vorsichtig mit Mutmaßungen waren und eher abwarten wollten, gab es andere, die schon voller Euphorie die ersten Feuerwerksbatterien in den Himmel schossen. Mit ersten Gesängen und einigen Fahnen im Gepäck ging es dann hinein. Drinnen sammelten sich dann, meiner Schätzung nach, ca. 700 Rot-Blaue.
Viele, insbesondere Jüngere, überstiegen einfach an Stellen, wo die Bullen es nicht sehen konnten oder wollten, die Zäune, sodass zu Spielbeginn die Tribüne sehr gut gefüllt war und sich auch auf dem anliegenden Hügel ein kleiner Haufen bildete. Vorne an den Zaun zum Spielfeld wurde die große „ULTRAS“-Fahne gehängt, daneben die Schickeria-, sowie die Samb e Monaco-Freundschaftsfahne. Gleichzeitig wurden kleine rot-blaue Plastikschwenkfahnen im Gästeblock verteilt, welche zu Spielbeginn geschwenkt wurden.
Dann endlich Anpfiff, mit unglaublicher Intensität wurde die Mannschaft von der Kurve nach vorne gepeitscht und klar gestellt, dass sie dieses Spiel gewinnen müssen. Auf dem Spielfeld dominierte Samb das sehr hart geführte Spiel, hatte ungewöhnlich viele Torchancen, konnte aber vorerst keine davon nutzen. Vor der Halbzeit noch dann ein Kopfball, der eigentlich aussah, als könnte er gar nicht reingehen, aber das Ding zappelte im Netz, 1:0 für Samb. Kranker Torjubel und bis zur Halbzeit wurde in immenser Lautstärke das starke, magische Samba besungen.
In der Halbzeit wurden vom Stadionsprecher dann die Ergebnisse aus den anderen Stadien verlesen und der Konkurrent San Cesareo lag mit 0:1 zurück, was die Stimmung in der Kurve natürlich nochmals steigerte. Der Wiederanpfiff verzögerte sich dann um ein paar Minuten, da den Verantwortlichen, die aufgrund von zwischenzeitlichem Regen sehr rutschige und nicht allzu stabile Stahlrohrtribüne nicht sicher genug erschien, nachdem sich aber sämtliche Tifosi weigerten diese zu verlassen, lies es der Schiedsrichter gut sein und die zweite Halbzeit begann.
Nach kurzer Spielzeit Freistoß für Recanatese, die Flanke segelte in den Strafraum, keiner kam so richtig ran, der Torwart irriert, reagierte nicht, und der Ball landete im langen Eck. Kurzer Schock, dann war die Kurve sofort wieder voll da. Weiter, weiter, weiter. In der Folge wurde das Spiel noch härter, teilweise üble Fouls wurden nicht geahndet. Samb spielte weiterhin stark, aber ohne zwingende Torchance. Gleichzeitig geisterten immer wieder, auch falsche, Ergebnisse vom anderen Spiel durch den Block, San Cesareo liegt weiter hinten, führt, hat doch ausgeglichen, letztendlich wusste niemand wirklich, wie es dort steht und gleichzeitig stand es immer noch Unentschieden. Die Gesänge weiterhin sehr laut, wurden aber deutlich verzweifelter. Die reguläre Spielzeit war um, keiner weiß, wie lang die Nachspielzeit genau geht, da das Spiel ja auch später wieder angepfiffen wurde. Torchance für Samb – Latte, der Gästeblock richtig am verzweifeln und ausrasten. Irgendwie, ich kann bei aller Anstrengung mich zu erinnern nicht mehr sagen wie, kam der Ball nochmal in den Strafraum und auf einmal stand ein Spieler von Samb ohne sein Trikot im Strafraum, sein Gegenspieler hatte es ihm vom Leib gerissen. Gleichzeitig gab es noch ein weiteres Foul im Strafraum, der Schiedsrichter entschied folgerichtig auf Elfmeter und verteilte eine rote und eine gelbe Karte an zwei Spieler von Recanatese. Die gesamte Mannschaft von Recanatese war daraufhin natürlich am Protestieren und bedrängte den Schiedsrichter. In der Kurve währenddessen die Gewissheit, dass San Cesareo nur Unentschieden gespielt hat (Endergebnis: 3:3).
Samb war damit aufgestiegen und die Feierlichkeiten begannen, der Lautstärkepegel stieg nochmals an. Bevor nun nach fast 10 Minuten der Elfmeter ausgeführt werden konnte, entzündeten sich bereits die ersten Fackeln und die ersten erklommen die Zäune. Dann Elfmeter, der Ball landete im Kreuzeck, Eskalation, die ersten Ultras auf der Tartanbahn, Recanatese weiter wild am Protestieren, Pyrotechnik an vielen Ecken, das Spiel wurde nicht mehr wieder angepfiffen, Sieg also wirklich in letzter Sekunde. Auf einmal ging die Mannschaft aus Recanati geschlossen pöbelnd Richtung Kurve und teils auf die Spieler von Samb los. Daraufhin ließen sich auch einige Ultras Samb nicht lange bitten und attackierten die andere Mannschaft, was dann auch die Bullen wieder auf den Plan rief, die sich allerdings recht gemächlich Richtung Tribüne bewegten.
Die Beamten trennten dann das Ganze, viele Ultras kletterten zurück in die Kurve und die Feier konnte beginnen. Wie in Italien üblich, wurden die Spieler, dabei nicht nur um ihre Trikots, sondern um nahezu ihre komplette Ausrüstung erleichtert, immerhin die Unterhosen wurden ihnen gelassen. Unterdessen kam der Trainer, Ottavio Palladini mit den Ersatzspielern Richtung Kurve, wurde dabei aber erneut von der Mannschaft von Recanatese angegangen, was nochmals zu einem kleinen Handgemenge führte, zu dem auch wieder einige weitere Spieler von Samb stießen. Auch forderten die Spieler die Ultras auf, nochmal aufs Spielfeld zu kommen, was allerdings aufgrund der inzwischen auf der Tartanbahn präsenten Staatsmacht nicht möglich war. Der Trainer setzte sich allerdings gekonnt zur Wehr, was von den Ultras mit einem lauten „Ottavio – uno di noi“ gefeiert wurde. Dieser kam im Übrigen auch im Anschluss noch in die Kurve, lies sich feiern und schüttelte einige Hände.
Die Bullen begleiteten dann die Mannschaft aus Recanati endgültig vom Feld, was diese nicht daran hinderte noch eine halbe Stunde wild pöbelnd und gestikulierend vor dem Eingang zum Kabinentrakt zu warten, sodass die Mannschaft von Samb am Ende sogar über einen Seitenausgang hinaus gebracht werden musste. Unfassbare Szenen, das war Fußball voller Emotionen, und zwar ohne, dass im Anschluss ein Riesenskandal daraus gemacht wurde, weil diese Reaktionen eben einfach dazu gehören! Anschließend feierte die Mannschaft noch eine Weile vor der Kurve. Besonders oft wurde dabei ein Lied gesungen, das übersetzt „wer nicht hüpft ist ein Ascolano“ bedeutet. Ascoli, Derbygegner von Samb, steht nämlich vor dem Abstieg von der Serie B in die Serie C1, Samb spielt nun, nach dem Aufstieg, in der C2. Momentan ist Ascoli auf einem Relegationsplatz, kann aber auch noch direkt absteigen. Sollte es wirklich so weit kommen, ist es übernächstes Jahr, aufgrund einer Umstellung der Serie C, gar nicht so unwahrscheinlich, dass die beiden Rivalen nach fast 30 Jahren wieder gegeneinander spielen. Unter Umständen ist sogar schon ein Aufeinandertreffen im Pokal in der kommenden Saison möglich.
Irgendwann ging es dann raus aus dem Stadion und zurück nach San Benedetto. Hier herrschte bereits Ausnahmezustand, Sonntag Nachmittag und der Verkehr liegt fast lahm, überall Leute auf den Straßen, die den Aufstieg von Samb feiern, vom kleinen Kind bis zum 80-jährigen Rentner. Die Feier dort begann für uns wieder im Pub, bevor es auf einen großen Platz ging, auf dem die Mannschaft, von mehreren tausend Leuten empfangen und gefeiert wurde. Irgendwann hatten es dann alle auf die aufgebaute Bühne geschafft. Dort sagte jeder Spieler einzeln ein paar Worte und stimmte dann ein Lied der Kurve an, was die Menge immer weiter anheizte. Der Trainer entzündete sogar auf der Bühne zwei Bengalos, die ihm jemand gebracht hatte. Gegen Ende waren auch ein paar Ultras auf der Bühne, und nachdem alle gebührend gefeiert worden waren und die Präsidenten noch eine kurze Rede gehalten hatten ging es zurück Richtung Pub, mit der Mannschaft im Schlepptau. Über Stunden wurde dort, und auf der Straße davor, weiter gefeiert, zu späterer Stunde verlagerte sich das Ganze dann noch in einen Club, zu diesem Zeitpunkt hatten zwei Drittel unsere Reisegruppe, inkl. mir, bereits die Segel gestrichen, um sich zumindest nochmal kurz aufs Ohr zu legen. Der Dritte im Bunde feierte weiter und holte uns dann morgens zusammen mit zwei Freunden ab, die uns zurück zum Flughafen brachten. Im Flugzeug waren wir alle drei KO, gerade nachdem wir ja mittwochs noch in Barcelona und samstags in Dortmund gespielt hatten, gleichzeitig jeder mit einem Grinsen im Gesicht, ob der Erinnerungen vom Vortag.
Gerade bei der Feier haben sich Geschichten und Anekdoten abgespielt, die unfassbar faszinierend waren, hier aber den Rahmen endgültig sprengen würden und gleichzeitig auch nicht alle dafür bestimmt sind, veröffentlicht zu werden. Ehrlicherweise ist vermutlich auch die eine oder andere Erinnerung im Rausch dieser Nacht verloren gegangen. Mille Grazie noch einmal an unsere Freunde für die wiedermal fantastische Gastfreundschaft und die Möglichkeit, diesen außergewöhnlichen Tag mit zu erleben!
Samb & Monaco per sempre!
Fotos findet ihr unter http://ultrassamb.altervista.org sowie auch auf der offiziellen Vereins-Homepage und hier lassen sich auch ein paar Videos zum Aufstieg finden.
Wie hier auch schon vor einigen Wochen erwähnt, waren zwei Autos am Gründonnerstag beim Spiel Citano – Samb zu Gast. Bevor, das Vertrösten auf die nächste Woche zum Running Gag wird, hier nun der längst überfällige Spielbericht:
Civitanovese Calcio : Sambenedettese Calcio; 0:2; 28.03.2013
Am Mittwoch, den 27. März machten sich nachmittags acht FC Bayern Ultras auf den Weg nach Italien, um einen ganz besonderen Gründonnerstag zu erleben. Am folgenden Tag stand nämlich das Rückspiel der seit über 30 Jahren eng befreundeten Szenen der Mannschaften aus Civitanova und San Benedetto an. Da wir zu beiden Kurven freundschaftliche Kontakte pflegen, war der Besuch dieses Gemellaggios („Freundschaftsderby“) nicht der erste von dieser Sorte. Leider standen die Vorzeichen für das Spiel eher schlecht, obwohl die Freundschaft landesweit bekannt ist und mögliche Randale somit völlig unvorstellbar sind, verbot man den Jungs und Mädels aus San Benedetto die Unterstützung ihrer Mannschaft. Das lag an angeblichen Ausschreitungen der Leute aus Samb beim letzten Auswärtsspiel in Ancona.
Gegen Mitternacht schlugen wir in Civitanova auf, wo wir zum altbekannten Pub gegenüber der Räumlichkeiten der Brigate Rossoblu geleitet wurden. Dort angekommen, tauschten wir uns bei ein paar Bier über die neuesten Geschichten aus. Nach einer ordentlichen Portion Schlaf ging es am nächsten Tag zum Mittagessen in ein Restaurant eines alten Bekannten in der Straße der Sede. Dort genossen wir wieder einmal die volle Gastfreundschaft bei einem typischen italienischen Pranzo. Mit vollem Magen machten wir uns anschließend auf den Weg ins Jolly Roger, das Centro Sociale inmitten von Civitanova. Dabei handelt es sich um ein alternatives Zentrum, völlig eigenverwaltet von der lokalen antifaschistischen Jugend, in der viele jüngere Mitglieder der Brigate engagiert sind. Dieser Ort bietet sämtliche Möglichkeiten, seinen eigens verwalteten Freiraum völlig auszunutzen. Das lokale Reggae Soundsystem, der Comic Club und viele andere Organisationen nutzen das Jolly Roger, in dem man von fettesten Konzerten zu Grillpartys im Hinterhof wohl alles ausüben kann, worauf man denn gerade Lust hat. Eine Finanzierung hierfür ist nicht nötig, die einzigen anfallenden Kosten sind die für das Telefon und Internet. Für den Gasherd in der Küche wird einfach mal die Heizung der Kirche gegenüber angezapft, sorry Mister Putin. Von solchen Voraussetzungen kann man in München nur träumen…
Als sich dann die ersten Biere und Spinos bemerkbar machten, brachen wir zur Sede auf, in der sich die Brigate vor den Heimspielen trifft. Man merkte allerdings den ganzen Tag über, dass in dieser Liga die Spiele unter der Woche alles andere als Routine sind. Es fehlten doch sehr viele bekannte Gesichter, die noch alle in der Arbeit fest saßen. Trotz des Gästeverbots bei dem Spiel trafen dann auch ein paar Freunde aus San Benedetto ein, worüber wir uns natürlich sehr freuten. Der Plan der Ultras aus Citano war es nämlich, die wenigen Sambenedettese mit in die Heimkurve zu schleusen, damit sie das Spiel ihrer Mannschaft, die in der Tabelle der Serie D einen sehr aussichtsreichen Platz belegen, mitverfolgen können. Eine halbe Stunde vor Anpfiff kam unser Tross dann am Polisportivo hinter der Heimkurve an. Auf der Gradinata positionierte man sich wie gewohnt mit den Gruppen der Curva Nord und den Sconvolts, um den Tifo zu organisieren. Zu diesem Zeitpunkt merkten wir erst, wie wenig Leute doch zum Anpfiff um uns herum standen, was zuerst richtig erschreckend war. Der traurige Blick auf den gesperrten Gästeblock tat dann noch sein übriges zur eher verhaltenen Stimmung. Es wurde mit ca. 40 Leuten trotzdem versucht, sich den Spass nicht nehmen zu lassen und mit dem Tifo losgelegt. Das Lustige in dieser Situation war dann aber, dass im Minutentakt die Leute einliefen und sich freuten wie die Schnitzel, sich zu sehen. Ein jeder brachte ein paar Bier mit, es wurden immer mehr Leute, und so war die anfänglich gehemmte Stimmung auch gleich verflogen. Zum Pausentee war dann die Heimkurve im Vergleich zum Anpfiff gut gefüllt mit 200-300 Tifosi. Verglichen mit vergangenen Spielen der beiden Mannschaften war es trotzdem traurig, wo man doch wusste, was diese zwei Szenen für Potential hätten, ihre Mannschaft zu unterstützen. Auf dem Platz verlief die erste Halbzeit auch eher ereignislos, bis dann zum Anfang der zweiten Hälfte die Rot-Blauen aus San Benedetto mit einem sehenswerten Kopfball zum 0:1 vorlegten. Von da an wachten die Spieler auf und es wurde ein nettes Spiel welches rauf und runter ging. Die Civitanovese fingen sich dann zum Ende des Spiels einen klassischen Konter und somit war das Spiel auch entschieden, 2:0 für Samba. Die derzeitige Tabellensituation wurde damit noch deutlicher. Citano befand sich eher im unteren Drittel der Tabelle während Samba auf dem 2ten Tabellenplatz direkt im Aufstiegskampf mitmischte.
Um auf Fan-Ebene doch noch einen freundschaftlichen Ausklang des Abends zu gewährleisten, wurde das Bistro eines Mitgliedes der Brigate genutzt, um nach dem Spiel mit den wenigen Jungs und Mädls aus Samba zu speisen und zu trinken. Dies zog sich dann auch noch relativ lange, obwohl der Karfreitag in Italien kein gesetzlicher Feiertag ist. Die zweite Nacht in unsrer magischen Unterkunft, einer leerstehenden Wohnung eines Brigate Mitglieds, wurde dann noch zur völligen Extase genutzt. Der Schreiberling der Rubrik „Was gibt’s Neues bei unseren Freunden“ kann glaub ich eine special acoustic Version davon singen, soooo geil! Gut verkatert gings dann am Freitag Mittag wieder zum Essen, bevor wir die letzten Stunden in Citano noch im Jolly Roger verbrachten. Dort hätte abends eine bekannte italienische Punk-Band ein Konzert gegeben, welches noch perfekt in unsren Kalender gepasst hätte, wenn wir nicht am nächsten Tag die Fischköppe vom HSV zu Gast in München gehabt hätten. Mit wiedermal äußerst netten und gastfreundlichen zwei Tagen in Civitanova im Gepäck fuhren wir dann gegen 21:00 Uhr wieder nach München. Beim Fazit der Reise waren wir uns doch alle einig, die italienische Gastfreundschaft und die dort gelebte Mentalità Ultrà wird niemals zur Gewohnheit für uns, doch der äußerst sinnfreie Repressionsapparat in Italien kann auch die friedlichsten Fußballspiele versauen.