ULTRA‘ SANKT PAULI
Zum Montagspiel in Würzburg fuhren unsere Freunde mit einem Doppeldecker-Bus. Ein Teil der insgesamt 25 FC Bayern Ultras, die den FC St. Pauli beim Aufsteiger unterstützten, stiegen bereits unterwegs in den Bus ein und fuhren dann gemeinsam mit unseren Hamburger Freunden zum Stadion. Am Dallenbergstadion angekommen entschied man sich dafür, sich vor dem Spiel noch in einer Gaststätte in Stadionnähe zu stärken.
Vollkommen vogelwild wollten die Bullen uns dann aber doch nicht durch die Lande ziehen lassen und begleiteten den Haufen zu einer von ihnen auserkorenen Wirtschaft. Diese Wirtschaft entpuppte sich dann als ruhige und elegant eingerichtete Gaststätte. Dementsprechend wurde der Fußballmob von den bereits anwesenden Gästen auch mit Standing Ovations willkommen geheißen
😉 Relativ zügig wurde für uns aber ein Teil des Gastraums abgetrennt und sogar mit annehmbarer Musik beschallt, so dass man bei einigen Getränken doch eine gesellige Zeit miteinander verbrachte. Als kurz vor dem angedachten Aufbruch Bro Hymn von Pennywise aus den Boxen erklang, wurden der Raum und das Inventar noch einer abschließenden Belastungsprobe durch den tanzwütigen Mob unterzogen, anschließend ging es dann im gemeinsamen Marsch zum Stadion.
Im Stadion selbst verzichtete USP wie bei Montagspielen üblich wieder auf sämtliche Fahnen und Doppelhalter. Leider waren die folgenden 90 Minuten dann sowohl auf dem Rasen als auch auf den Rängen weitestgehend zum Vergessen. Im Mittelbereich des Gästeblocks wurde schon immer wieder Mal eine ordentliche Lautstärke mit einer guten Mitmachquote erreicht. In den Außenbereichen sah das dann oft nicht mehr so toll aus. Wobei es auch nicht unbedingt leicht ist, so einen langgezogenen Block zu koordinieren. Erschwerend kam hinzu, dass bei vielen natürlich auch die Motivation schwindet beziehungsweise die Konzentration eher auf das Geschehen auf dem Rasen gerichtet ist, wenn man in solch einer sportlich prekären Lage steckt und dann auch noch mit ansehen muss, wie der Gegner das Spiel macht. So kam es sehr oft zu Durcheinander-Singen, Kanon-Singen oder unterschiedliche Teile des Gästeblocks sangen unterschiedliche Lieder. Alles in allem ein Tifo, der wohl keinen wirklich zufrieden stellte.
Auch auf dem Rasen lief es leider nicht wirklich gut für braun-weiß. Die ersatzgeschwächten Hamburger überließen den Hausherren immer mehr das Spiel und konnten sich beim starken Torwart Himmelmann bedanken, dass es noch ohne Gegentor in die Pause ging. In der zweiten Hälfte neutralisierten sich beide Mannschaften weitestgehend gegenseitig. Als man sich gerade mit dem Gedanken angefreundet hatte, dass der Magische FC immerhin einen Punkt erkämpft hatte und zum ersten Mal in dieser Ligasaison ohne Gegentor geblieben war, da fiel besagtes Gegentor in der 84. Minute doch noch. Und die Art und Weise des Tores war bezeichnend für die Seuche, die dem FCSP momentan am Fuß klebt: Koglin will mit einem Befreiungsschlag klären, schießt dabei aber seinen Mannschaftskollegen Hedenstad an und von diesem springt der Ball ins eigene Tor
Bisher ist die laufende Saison ein nicht enden wollender Horrortrip für die Braun-Weißen. Es tut einem wirklich im Herzen weh, die Frustration und teilweise fast schon Resignation im Gesicht unserer Freunde sehen zu müssen. Und du selbst stehst daneben, leidest mit und kannst doch nicht viel mehr tun, als die Leute in den Arm zu nehmen und zu versuchen, etwas Trost zu spenden. Zu zeigen, dass Du an ihrer Seite stehst, egal, wie heftig die Stürme sind.
Nach der Länderspielpause empfängt der FC St. Pauli am Sonntag die Fortuna aus Düsseldorf zum Heimspiel. Hoffen wir, dass die Pause bei den Braun-Weißen genutzt werden kann, um die verletzten Spieler wieder an die Mannschaft heran zu führen und so der Kampf um den Klassenerhalt gestärkt aufgenommen werden kann.
Ultrà Sankt Pauli und Schickeria: gemeinsam stehen wir Seite an Seite an Bord, gemeinsam gehen wir durch alle Orkane!
ULTRAS SAMB
Durch die Länderspielpause ergab sich wieder mal die seltene Möglichkeit, mit ein paar Leuten bei unseren Freunden von Ultras Samb vorbei zu schauen. Nachdem das Spiel einigermaßen kurzfristig von Samstag auf Sonntagnachmittag verlegt wurde, schrumpfte unsere Reisegruppe von der ursprünglichen Neunerbesatzung auf ein Auto mit 5 Schickeristen zusammen.
Nach unserer Ankunft in San Benedetto legten wir nur kurz unser Gepäck im Übernachtungsdomizil ab und zogen dann gleich in den Old Spirit Pub weiter. Dort stieß dann auch einer unserer Freunde zu uns und wir wurden erstmal zu einem leckeren Pasta-Essen in ein Restaurant eingeladen. Nach einer Zwischenstation in einer Bar landete man schließlich in den Räumen von Ultras Samb, wo wir zusammen mit unseren Freunden den restlichen Abend verbrachten.
Am Sonntagmorgen fand man sich dann wieder in den Räumen unserer Freunde ein und überbrückte gemeinsam die Zeit bis zum Aufbruch Richtung Stadion. Bevor es endgültig zum Stadion ging, traf man sich aber nochmal in einer Bar, wo unsere Freunde dann extra wegen uns ein großes Essen mit Unmengen leckerster Pizza auffahren ließen. Dort sickerte dann auch die Nachricht durch, dass Teramo am heutigen Tage mit rund 400 Tifosi kommen würde. Das steigerte natürlich auch bei uns die Vorfreude. Für 3 der 5 FC Bayern Ultras, die vor Ort waren, war es immerhin der erste Besuch bei Magica Samba. Und da ist es dann natürlich immer interessant, wenn beide Kurven gut gefüllt sind
😉
Gut gestärkt machte man sich dann auf den Weg Richtung Stadion. Für die leidgeplagten Augen eines deutschen Stadionbesuchers, der allwöchentlich die immer gleichen 08/15-Arenen mit Charme und Aussehen eines Möbelhauses (alternativ eines roten Gummiboots) vorgesetzt bekommt, ist das Stadio Riviera delle Palme von Sambenedettese Calcio immer wieder eine Augenweide: zwar gut heruntergekommen, aber mit Flutlichtmasten (was man in Deutschland zumindest in den oberen drei Ligen ja kaum noch zu sehen bekommt) und überall an den Wänden richtig coole und schöne teils jahrzehntealte Wandmalereien der Ultras.
Im Stadion selbst blieb der Gästesektor im Gegensatz zur Curva Nord Massimo Cioffi bis kurz vor Spielbeginn weitestgehend verwaist. Kurz vor Anpfiff kamen die Tifosi aus Teramo dann mit einem Schlag in den Gästeblock gestürmt, hängten ihre Fahnen auf und begannen mit dem Tifo. Das sah schon richtig gut aus. Insgesamt werden es etwa 400-500 Fans aus Teramo gewesen sein. Gehört hat man sie zwar fast nie, aber was man so gesehen hat, war das schon ein sehr ordentlicher Auftritt. Auch die Heimkurve legte richtig gut los. Man muss auch bedenken, dass Ultras Samb komplett ohne Trommeln und Megaphon auskommen müssen, weil sie sich weigern, das madige Anmelde- und Genehmigungsprozedere mitzumachen. So einen langgezogenen Sektor, der sich über die komplette Hintertortribüne erstreckt, zu koordinieren, ist nur mit den Stimmbändern der Vorsänger auch nicht immer einfach.
Auf dem Spielfeld legten die Rot-Blauen ordentlich los und bestimmten eindeutig das Spiel. Teramo kam nur zu vereinzelten Angriffen. Trotzdem ging es torlos in die Kabinen. Nach dem Seitenwechsel war das Spiel dann etwas ausgeglichener, aber immer noch mit Vorteilen für Sambenedettese. In der 56. Minute wurden die Bemühungen dann endlich mit dem 1:0 belohnt. Das Tor wurde nicht nur mit einem ordentlichen Torjubel gefeiert, sondern auch mit mehreren Bengalen, die leider nur auf dem Boden liegend abgebrannt wurden. Bereits in der ersten Halbzeit hatte auch Teramo einen Bengalo gezündet, der auch auf dem Boden liegend abgebrannt und dann noch immer brennend aufs Spielfeld entsorgt wurde genau hinter das Tor des eigenen Torwarts. Aber weder war ein hysterisch kreischender Stadionsprecher zu hören, noch rannten die Spieler panisch in die Katakomben oder wurden vom Schiri vom Platz geschickt. In der Curva Nord standen 12 oder 13 Jahre alte Jungs mit Ultras Samb- oder Samb e Monaco-Schal um den Hals neben ihrem Vater, schauten fasziniert auf den nach dem 1:0-Treffer am Boden liegenden brennenden Bengalo und sangen kräftig weiter, ganz ohne Todesangst
😉
Das Tor gab der Heimkurve natürlich nochmal zusätzlichen Aufwind und der Tifo war jetzt richtig laut mit einer extrem guten Mitmachquote. Und auch auf dem Platz drängten die Hausherren auf das zweite Tor. Das 2:0 fiel dann auch in der 92. Minute und wurde natürlich wieder mit einem guten Pogo und Bengalen gefeiert. Circa 20-25 Leute des normalen Publikums auf der Gegengerade hielt es nun nicht mehr auf den Sitzen. Sie rannten über die halbe Tribüne in Richtung Gästeblock. Mehrere Teramo-Fans liefen nun auch ihrerseits durch den halben Block den Heimfans entgegen. Die Ecken des Stadio Riviera delle Palme sind nicht ausgebaut, so dass die beiden Lager ein mehrere Meter breites Loch trennte und ein Herankommen eh nicht möglich war. Es sah aber trotzdem richtig gut aus, wie sich die Kontrahenten minutenlang gegenseitig bepöbelten und auch den einen oder anderen Bierbecher austauschten. Das sind halt echte Fußballemotionen. 😉
Nach Abpfiff mussten wir uns leider sehr schnell verabschieden und aufbrechen, da noch rund 8 Stunden Autofahrt vor uns lagen und am Montag bei einigen wieder die nervigen beruflichen Verpflichtungen riefen
Ein ganz großes grazie mille geht an unsere Freunde von Ultras Samb für ihre wie immer überragende und herzliche Gastfreundschaft. Schade, dass wir nicht länger bei Euch bleiben konnten, aber wir kommen wieder. 😉
Sambenedettese Calcio belegt als Aufsteiger in die Lega Pro, Girone B nach 13 Spielen den 6. Platz mit 24 Punkten, nur 2 Punkte hinter dem Tabellenführer Bassano Virtus. Am Samstag geht es jetzt zum AC Lumezzane.