Manchester ist halt Routine. Wenn man fünfmal in viereinhalb Jahren an mehr oder weniger gleicher Stelle aufschlägt, verliert die Faszination Europapokal ein wenig von ihrem Glanz. Jeder geht bekannte Wege. Bekanntes all-you-can-eat, bekannte Läden, bekannter Pub und den Weg zum City of Manchester-Stadion findet mittlerweile auch jeder ohne Zuhilfenahme des Smartphones.
Der Ground selbst ist uns ja entsprechend bekannt und die Stimmung auf City-Seite gestaltete sich ebenfalls ähnlich wie bei den vorherigen Gastspielen. Im Sektor neben dem Gästeblock wurde regelmäßig gesungen und bei den Torjubeln entsprechend übereinander gepurzelt. Dort war es auch, wo vor dem Spiel die orangenen „Respect Fans“ hochgehalten wurden, die bei uns schon gegen Roma und auch eben heute wieder zum Einsatz gekommen waren. Auch die Citizens waren ja von einem Geisterspiel in Moskau betroffen. Leider wurde ihnen von der russischen Polizei untersagt, das bekannte Hochhaus zu nutzen und auch Versuche, ins Stadion zu gelangen waren wesentlich schwerer als bei uns, da britische Zivis dabei halfen, die Leute zu identifizieren, die sich eine Zugangsberechtigung besorgt hatten und damit dafür sorgten, dass diese wieder vor die Tür gesetzt wurden. Auf unserer Seite gab es zusätzlich vom Club Nr. 12 und MRP im Rahmen der „Respect Fans“-Kampagne noch ein Spruchband: „Against Matches behind closed Doors!“
Stimmung auf unserer Seite war dann nicht unbedingt der Brüller, aber auch nicht schlecht. Man beschreibt’s wohl am besten mit dem altbekannten „Gute und schlechte Phasen wechselten sich ab“. Der Oberrang war glücklicherweise sehr motiviert, was dem Support natürlich recht gut tat.
Zum Spiel selbst könnte man einiges erzählen. Rein sportlich war die Partie für uns zwar ohne Bedeutung, aber dafür kam sie ziemlich ansehnlich daher und wenn wir mal von den beiden Aussetzern am Ende absehen, beeindruckte unsere Elf damit, wie stark sie in Unterzahl gegen City agierte, zwei Tore erzielte und selbst nur wenig zuließ. Dass sich ein Kun Aguero die beiden Einladungen am Ende nicht nehmen lässt, ist in einem solchen Spiel dann auch zu verkraften. Lieber die Fehler passieren jetzt als wenn es um die wirklichen Big Points geht.
Ob der Niederlage nicht groß geknickt, ging es raus auf den Busparkplatz, um die knapp 18 Stunden Rückfahrt in Angriff zu nehmen. Die meisten saßen dann auch auf ihren Plätzen, als die Cops plötzlich anfingen, Leute festzunehmen. Ob es jetzt der Punkt war, dass sie nicht verstehen konnten, dass Spezi kein Alkohol war oder es ihnen auf die Nerven ging, dass ein paar Leute noch ratschtend herumstanden, auf jeden Fall war plötzlich einiges los. Schlagstöcke surrten durch die Luft, behandschuhte Fäuste flogen und die Bullen ritten mit den Pferden mehrfach in den Haufen rein. Bilanz des Ganzen ein paar Kratzer auf unserer Seite (im Polizeibericht würde man hier jetzt andersrum von verletzten Polizisten lesen) und alle Festgenommenen waren nach einer halben Stunde wieder auf freiem Fuß. Hätte den Bullen ja auch nichts gebracht, sie da zu behalten. Denn wo nichts war, kann ja nicht mal CCTV etwas aufzeichnen. Obwohl wir wissen ja aus eigener Erfahrung, dass die Polizei sich schnell mal Ereignisse zusammen konstruiert, die so nicht stattgefunden haben und auch immer einen Richter findet, der ihr glaubt. Die Engländer hatten daran aber wohl kein Interesse. Trotzdem etwas überraschend, dass die ansonsten recht relaxten Cops jetzt auch auf der Insel auf einmal total am Rad drehen.
Na ja, vermutlich sind wir ja nächstes Jahr wieder da. Mal schauen, was dann so abgeht bei den Mancs.
Hier gibt es die Bilder vom Spiel auf der Insel.