Eine kleine Meisterfeier in Berlin gehört spätestens seit 2010 zu einem beliebten Zeitvertreib bei allen Bayernfans und auch wenn schon klar war, dass eine ähnliche Party wie 2010 nicht drin sein würde, wäre das Berliner Ambiente perfekt gewesen, um den 26. Titelgewinn zu besiegeln. Sonnenschein, ein geiles Stadion, DHSR-Fahrt mit vielen jungen Leuten und schon vor Anpfiff die ersten Freudenfeuer – es war eigentlich alles angerichtet, nur die Dortmunder spielten nicht mit und gewannen souverän mit 3:0 gegen den VfB.
Bevor aber das runde Leder über den Rasen des Olympiastadions rollte, engagierten wir uns wie schon in den Vorjahren erstmal für den guten Zweck. Die Ostkurve Hertha BSC sammelt in Erinnerung an ihren verstorbenen Freund Benny jährlich Geld für eine wechselnde wohltätige Einrichtung. Dafür sammeln Helfer u.a. einmal pro Jahr Pfandbecher und Spenden im ganzen Stadion. Natürlich beteiligten auch wir uns wieder an der Aktion und unterstützten die Herthaner mit ein paar Sammelstationen im Gästebereich. Wir bedanken uns deshalb auch bei allen Bayernfans, die dazu beitrugen, dass „Spendet Becher, Rettet Leben“ erneut ein großer Erfolg wurde. Die Spendensumme aus dem Vorjahr wurde sogar um über 10.000 Euro übertroffen. Die „Stiftung für junge Erwachsene mit Krebs“ darf sich auf über 33.000 Euro freuen.
Eine klasse Sache, die die Berliner da jedes Jahr auf die Beine stellen.
Als es dann auf dem Spielfeld zur Sache ging, feuerte der Gästeblock angefacht von der Pyroshow gleich zu Beginn einige Lieder in sehr guter Lautstärke raus. Der Berliner Auswärtsblock hat sich irgendwann vor ein paar Jahren von einem Stimmungsgrab zu einem Hotspot der Auswärtsstimmung gewandelt. Hier machen die Auftritte irgendwie immer Spaß, insbesondere wenn auch ein neues Lied wie „Südkurve München sind wir“ auf so viel positive Resonanz trifft.
Außerdem schickten wir zusammen mit dem IB und der aMr unseren Freunden aus Italien ein paar herzliche Glückwünsche zum Aufstieg in die dritte Liga. Wir hoffen, die Aufteilung der Ligen wird Magica Samba nächste Saison einige spannende Gegner auf Augenhöhe bescheren.
Gute-Laune-Spruchbänder gab es auch auf der anderen Seite. Die Ostkurve präsentierte zwei Spruchbänder zum Jubiläum, das Deutschland an diesem Wochenende in seinen Bann gezogen hatte. Okay, zugegebenermaßen kein großer Unterschied zu all den anderen Wochenenden in den vergangenen 500 Jahren, aber das bayrische Reinheitsgebot von 1516 darf man durchaus mal hochleben lassen und so wurden die Spruchbänder zu Beginn der zweiten Halbzeit mit „Bier, Bier Bier“-Gesängen gewürdigt.
Bis dahin hatten die Akteure auf dem Rasen noch wenig Highlights gesetzt. Ein bisschen bezeichnend hierfür, dass auch die beiden Tore in der zweiten Hälfte durch Fernschüsse erzielt wurden, wobei gerade der zweite durchaus Tor des Monats-Charakter hatte — ganz feines Ding.
Alles in allem hätte es also ein richtig netter Tag werden können, hätte nach dem Spiel nicht jemand noch ordentlich Bock auf Krawall gehabt. Das waren in diesem Fall die Cops und die hatten heute einen feinen Hooligan-Haufen am Start. Das darf man ruhig wörtlich verstehen, denn bei den Aussagen, die manche Bullen da trafen, wusste man genau, dass die an dem Tage nicht mit dem Wunsch aufgestanden waren, einfach einen ruhigen Dienst zu schieben.
Wir wissen natürlich, dass es nach einer Pyroshow zu Festnahmen kommen kann und im Endeffekt ist das ja auch etwas, das jeder Pyromane in Kauf nimmt. Nun haben wir aber auch schon ein paar Festnahmen beim Fußball gesehen und die wenigsten sahen so aus, dass die Cops von zwei Seiten in 20-Mann Breite auf den Haufen draufrennen und einfach auf alles draufknüppeln, was nicht rechtzeitig bei Seite gesprungen ist. Dass sich Leute, denen unvermittelt eine drauf gegeben wird oder die sehen, wir ihre Kumpels grade auf dem Boden ordentlich bearbeitet werden, dann auch die Contenance verlieren, darf dann eigentlich niemand verwundern. Dass die Polizei die Scharmützel dann immer weiter in die Länge zieht, indem sie, nachdem die Situation sich halbwegs beruhigt hat, immer wieder Angriffe auf die Fans fährt, hingegen schon. Diese Taktik steht wahrscheinlich auch nur im Lehrbuch, das sicher vor den Augen der Öffentlichkeit im Giftschränkchen verwahrt wird.
Gerade hier kam es dann zu absolut willkürlichen Festnahmen und Gewaltanwendung, auch gegen bis dahin unbeteiligte, die einfach nur das unverhältnismäßige Vorgehen kritisierten. Das absolut unnötige Maß an Gewalt, welches die Bullen bei einigen Festnahmen anwandten, unterstrich dann nochmal den Eindruck, den man von dieser Einheit sehr schnell gewonnen hatte. Krank, was da ablief.
Großer Respekt und Dank geht an dieser Stelle noch nach Berlin an Ostkurve und Fanprojekt für die klasse Unterstützung. Ultras!
Ein Dank geht außerdem an unsere Freunde aus Bochum und St. Pauli, die uns in Berlin unterstützten.