Der Ball rollt wieder und zum x-ten Mal in letzter Zeit geht’s an einem Werktag nach Hamburg, zum x-ten Mal ist es arschkalt.
Der Gästeblock schweigt die erste Minute. Uwe, ein bekannter Bayern-Fan und Vorsitzender des Fanclubs Berliner Bajuwaren ist traurigerweise in der Winterpause verstorben. Um ihm ein angemessenes Gedenken zu bereiten, hängt während des Spiels eine kleine RIP Uwe Fahne am Zaun.
Danach startet die Südkurve sehr unterdurchschnittlich in die Rückrunde. Auch wenn die untersten beiden Reihen über weite Teile des Spiels ihren Spaß haben, ist die Stimmung eigentlich richtig mies. Anders kann man es nicht sagen, ob’s am beschissenen Gästeblock liegt oder woran auch immer, es ist unser Fluch vom Volksparkstadion.
Bei der Mannschaft ist auch noch ordentlich Sand im Getriebe und nach der Führung durch einen Foulelfmeter bringt ein Fehlpass von Xabi Alonso sogar nochmal kurzzeitig Spannung ins Spiel. Da natürlich aber auch auf der Gegenseite nicht fehlerfrei agiert wird, gibt es noch einen zweiten Lewandowski-Treffer, der dem großen FC Bayern die nächsten drei Punkte auf dem Weg zur Meisterschaft beschert.
Die Heimfans ärgern sich wohl über eine verpasste Chance, uns eins auszuwischen, haben vorher aber auch keine Bäume ausgerissen. Gleichzeitig war aber auch schon wieder deutlich mehr auf der Nordtribüne los als bei unserem letzten Gastspiel. In Ermangelung eines Derbys nutzt der Pöbel hinter der Hamburg Süd-Fahne die Chance für einen Diss gegen Sankt Paulis Street-Art-Aktivisten und auch bei Poptown holt man die gute alte Gangster Network Fahne raus. Wurde komischerweise über die Jahre auch nicht lustiger.
Dafür präsentieren die HSVer aber noch zwei vernünftige Spruchbänder zu einer seit 2006 bestehenden Polizei-Datenbank, die den Namen „Gruppen- und Szenegewalt“ trägt. Damit sind natürlich weder kriminelle Gruppen noch die Türsteher- oder Rockerszene gemeint, sondern die Datei enthält allerhand Informationen über Fußballfans. Anfang des Jahres waren dort die Daten von über 2000 Personen gespeichert, darunter auch etwas über 20 Bayernfans. Von der heutigen Gegenseite sind es über 1000 Personen. Die Polizei sammelt dabei aber nicht nur Daten zu Einzelpersonen, sondern vermerkt auch gerne mal „Kontakt- und Begleitpersonen“ im persönlichen Profil. Fast ein bisschen wie Facebook mit Real Life Freunden und mal wieder alles andere als cool, da man weder informiert wird, wenn man in die Datei aufgenommen wird, noch welche Infos über einen gespeichert werden. Löschfristen gibt es keine und auf eine kleine Anfrage eines Abgeordneten des Hamburger Senats, durch die die Datenbank erst ans Tageslicht gezerrt wurde, konnte die Polizei nicht beantworten, wieviel Prozent der geführten Personen überhaupt jemals wegen einer Straftat verurteilt wurden. Die zwei ironischen Spruchbänder von Poptown waren da mehr als angemessen.
Sonst gibt’s von diesem bitterkalten Abend aber auch nicht viel zu berichten. Ein Dankeschön geht an die Freunde aus Bochum, Jena und vom FC Sankt Pauli, bei denen wir nach dem Spiel noch auf eine formidable Beachparty eingeladen waren. Merci hierfür.
Und die Moral von der Geschicht: Endlich wieder Bundesliga!