FC Bayern – TSG Hoppenheim 2:0

Raus aus der U-Bahn, ran an den neuen Streetworkbus und damit auch rein in den Regen. Mal mehr, mal weniger aber heute war das Tröpfeln von oben ein steter Begleiter. Das passende Thema eines Tages, der mit Highlights nicht gerade überladen war.

Das fängt beim Gegner an, der vor ein paar Jahren noch Ziel des Zorns aller Bundesligakurven war. Mittlerweile haben sie einfach die Rolle einer weiteren grauen Maus angenommen, deren Anhänger sich schon nicht mal mehr nach München bequemen, weil es hier für Gästefans mit Verlaub oft nervig und scheiße ist. War wohl zu Regionalligazeiten als 17 Leute im Auswärtsblock standen auch schon. Aber nach diesen Maßstäben müsste man ohnehin viele Bundesligastädte meiden. Die Entscheidung der Hoppenheimer soll jedoch nicht unsere Sorge sein. Mit etwas Glück sind wir die TSG ja im nächsten Jahr los.

Zumindest der FC Bayern hat diese Saison sein Bestes dafür getan. Nach dem Last-Minute-Sieg im Hinspiel gab‘s diesmal ein ungefährdetes aber auch eher langweiliges 2:0 mit einem Lewandowski-Doppelpack.

In der Südkurve begann das Spiel mit einer kleinen Aktion im Rahmen des Erinnerungstags im deutschen Fußball, an der wir uns wie in den Vorjahren beteiligten. Ebenso wie bei den letzten Aktionen in Zusammenhang erinnerten wir an ein Bayern-Mitglied, das von den Nazis verfolgt und ermordet wurde. Max Klar war seit den 1920ern förderndes Mitglied des FC Bayern, als politisch Linker war er bei den Nazis verhasst und starb unter ungeklärten Umständen im Konzentrationslager Dachau. Es ist ein weiteres Schicksal, das zeigt, wohin eine Gesellschaft geht, wenn dem irrationalen Hass und dem Überlegenheitswahn einiger vom Rest der Gesellschaft nicht entgegengetreten wird. Das gilt heute übrigens genauso wie damals. Mehr Informationen über Max Klar findet Ihr in diesem SKB.

Stimmungstechnisch passte sich die Südkurve dann heute leider dem Wetter an. Da muss man dann auch mal nicht viel zu schreiben.

Nach der Winterpause hatten sich jede Menge Themen angesammelt, zu denen sich die Kurve äußern wollte. Den Anfang machte RFM, die den Sponsorendeal mit dem Flughafen in Doha kritisierten. Weniger international waren die Geburtstagsglückwünsche des Club Nr. 12. Seit 25 Jahren gibt es mittlerweile die Münchner Kulturinstitution Backstage, in der auch die Bayern-Fanszene schon einige feucht-fröhliche Abende feiern durfte. Ende des Jahres muss das Backstage leider einen Teil seines Geländes räumen und wie es mit einem neuen Standort weitergehen wird, ist noch nicht ganz gewiss. Fest steht: Das Backstage darf nicht sterben.

Wir schickten derweil ein paar aufmunternde Worte nach Italien, wo ein Fan der Frankfurter Eintracht Probleme mit der Justiz hat und wo mit den Frankfurtern befreundete Bergamasci gerade in Untersuchungshaft sitzen. „Freddy Libero! Lunga Vita alla Bergamo Ultras! (Freiheit für Freddy. Ein langes Leben den Ultras aus Bergamo). Frankfurt war auch Thema beim Spruchband des Inferno, hier ging es allerdings darum, dass die Wächter der Moral vom DFB die Diva vom Main mit einer Sperrung der Heimkurve belegte. Eine Strafe, die auch in anderen Ländern überaus in Mode ist, beispielsweise in Griechenland, wo der Verband den Bereich der berühmten Fangruppe Gate 13 im Stadion von Panathinaikos sperrte: Ob FFM oder Athen – Korruption verbannt Emotion – Freiheit für Ultras!

Ein weiteres Thema, das mittlerweile schon seit Dekaden durch die Medienmeere schwimmt und in den letzten Wochen mal wieder etwas Oberwasser bekam, war die Superliga der europäischen Topclubs. Wird so schnell nicht kommen, wissen wir alle, aber auch andere Ideen wie die Verlegung des Supercups etc. lassen einen schaudern. Deshalb zeigte MRP: “Europäische Superliga, Bundesliga in Asien… Wenn Geld die Liebe zerstört“

Wir adressierten dann nochmal einige Worte nach Italien und zwar zu unserem Freund Sheriffo nach Civitanova, der immer viel für die Freundschaft zwischen uns und den Brigate getan hat. Vor ziemlich genau fünf Jahren hatte er zum letzten Mal ein italienisches Stadion von innen gesehen, da ihn ein Stadionverbot ereilt hatte. Die 59+1 Monate sind jetzt abgelaufen und er darf wieder zurück ins Polisportivo, um dort Spiele seiner Mannschaft zu verfolgen: „Anni Cinque Al Bar – Bentornato Sheriffo“ (Fünf Jahre an der Bar – Willkommen zurück, Sheriffo) Wer ganz genau hinschaut, erkennt vielleicht sogar noch eine unterschwellige Botschaft im Spruchband.

Die letzten Tapeten des Tages gingen rund um die 81. Spielminute nach oben. RFM, IB und wir schickten jeweils Grüße an Mitglieder, die derzeit die Spiele abseits der Stehtraversen verbringen. Durchhalten, Diffidati! Es kommen wieder andere Tage.

Der kurz darauf folgende Abpfiff wurde von den meisten wohl herbeigesehnt und durch den Nieselregen ging es die Esplanade wieder nach unten und zurück in Richtung Stadt.

Ein Dankeschön geht an unsere Freunde von St. Pauli und die Partymäuse aus Bochum und Jena, die teilweise schon am Abend vorher den Sperrbezirk unsicher gemacht haben. Kaputte Gehirne.

Hier gibt es die Bilder vom Spiel.