FSV Mainz 05 – FC Bayern 1:3

Mainz auf den Freitag? Geht ja noch sagt man da, zumindest besser als Bremen. Und dann stehst Du da auf der Autobahn und rechnest nach, ob man das noch pünktlich schaffen kann, und dann gehst Du die letzten beiden Kilometer zu Fuß an Mainzer Kartoffeläckern vorbei und rechnest nach, ob man das noch pünktlich schaffen kann.

Danach stehst Du am Auswärtsdauerkartenschalter und rechnest nach, ob man das noch pünktlich schaffen kann. Ist das der Moment, eine neue Freitagstradition zu beginnen und der Fanbetreuung ein schmackiges „Absagen! Absagen!“ entgegenzuschleudern? Na ja, so wild ist das Ganze auch wieder nicht (auch am Freitag zuvor drohte übrigens kein Weltuntergang). Manch andere Fanszenen kommen mehrmals pro Saison deutlich zu spät. Als Bayernfans sind wir das natürlich nicht gewohnt, weil wir normalerweise schon eine Stunde vor Stadionöffnung auf Deutschlands hübschesten Betonwüsten aufschlagen und uns bei eisiger Kälte auf Gästeparkplätzen in Gladbach, Sinsheim und Mainz die Beine in den Bauch stehen.

Im Endeffekt dürften dann die wenigsten groß zu spät gekommen sein und da die bereits anwesenden Bayernfans ganz vorbildlich viel Platz in den unteren Reihen freigelassen hatten (Danke dafür) konnte eigentlich auch relativ zügig mit dem Tifo gestartet werden. Ein lautes „In München, in ganz Deutschland, in Europa…“ brachte uns direkt auf die richtige Bahn und vom Gefühl her hätte es uns auch nicht von der selbigen geworfen, wenn Robert Lewandowski den Führungstreffer der Mainzer nicht sofort egalisiert hätte.

Arjen Robben brachte uns wenig später in Front und auch die Stimmung blieb auf Kurs.

Zur zweiten Halbzeit hatten wir anlässlich des 15jährigen Jubiläums von Sammy Kuffours Siegtreffer im Weltpokalfinale von Tokio eine kleine Aktion vorbereitet. Die alte Sammy Deluxe Blockfahne aus der Saison 04/05 wurde herausgekramt und läutete gemeinsam mit einem entsprechenden Spruchband den zweiten Durchgang ein.

Auf der Gegenseite spielten derweil die Mainzer ein paar Spielchen mit dem eigenen Verein. Dort ist ja momentan eher Konfrontationskurs zwischen Ultras und Verein angesagt und eigentlich ist es recht respektabel, wie eine so kleine Szene für ihre Interessen einsteht. Dass man dabei nicht nur mit der Brechstange vorgeht, sondern wie eben beim Spiel gegen uns mit einer kleinen Aktion die Vereinsfunktionäre auch einfach mal nur etwas foppt, gehört da dann eben auch zum Konfliktrepertoire. Selbst wir hatten kurzzeitig geglaubt, dass unter den hochgezogenen Fahnen gleich die Bengalos angehen würden, am Ende leuchteten aber nur weihnachtliche Wunderkerzen.

Im Gästeblock zeigten wir in den nächsten 45 Minuten noch zwei Spruchbänder. Eines für einen Freund aus Jena, der nach Wochen im Krankenhaus endlich entlassen wurde und dem wir für die Regeneration alles erdenklich Gute wünschen.
Die zweite Tapete war Münchens heißestem Popstar gewidmet, den die Schmier von der großen Bühne Stadion verbannt hat. „Kopf hoch sexy Justin – dein Comeback wird kommen“. Zur 81. Minute folgten auch noch Grüße an alle anderen Freunde vor den Stadiontoren, bevor Robert Lewandowski mit einem sahnigen Freistoß den Gästeblock nochmal richtig zum Jubeln brachte. Wo soll denn das noch hinführen, der trifft ja wie er will.

Mit einem Sieg im Rücken und einem ganzen Wochenende zur freien Verfügung ging es raus auf den Parkplatz, wo sich noch bei den Freunden vom VfL Bochum bedankt wurde und die vier anwesenden Bordelais direkt in die hinteren Busreihen verfrachtet wurden. Wir spielten heute mal Taxi für sie und fuhren sie direkt nach Hause an den Atlantik, wo knapp 50 Schickeristen am nächsten Abend dem Heimspiel von Girondins Bordeaux gegen Lille beiwohnen durften.

Bilder vom Spiel gibt es hier