Das letzte Wochenend-Heimspiel rief und so ließen die Scharen die Christkindlmärkte links liegen und pilgerten fröhlich gen Fröttmaning.
Dementsprechend war die Kurve auch schon etwas voller als beim Europapokalschlager gegen Atletico ein paar Tage zuvor. Und niemand sollte sein Kommen bereuen, denn nach 90 Minuten grüßte der FC Bayern wieder vom Platz an der Sonne. Red Bull patzte bei einem von den anderen Sinnlosvereinen in der Bundesliga, während unsere Elf ein ungefährdetes 5:0 gegen Wolfsburg einfuhr. Arjen Robben begann die Komplettdemontage der Wolfsburger Hintermannschaft. Nach zwei Lewandowski-Treffern durfte sich dann auch noch Thomas Müller in die Torschützenliste eintragen. Ein richtiges Friede-Freude-Eierkuchen-Spiel.
Die Stimmung war dementsprechend auch ganz in Ordnung, ohne aber wirklich in irgendeiner Form herauszuragen. Man könnte hier wahrscheinlich einfach per Copy&Paste die Sätze aus dem Atletico-Spielbericht einfügen. Wer die schon wieder vergessen hat, soll aber lieber nochmal zurückblättern, dann haben wir hier nämlich etwas mehr Platz, um unser heutiges Spruchband zu erklären.
„No a la reclusione per mancata firma“ ist italienisch, bedeutet so viel wie „Nein zu Haftstrafen wegen fehlender Unterschrift“ und taucht derzeit regelmäßig in den Kurven des Apennin auf.
In Italien ist es üblich, dass sich Stadionverbotler während der 90 Minuten teils mehrfach auf der Polizeiwache melden und eine Unterschrift leisten müssen. Das kann so weit führen, dass Leute Probleme bei einem kurzfristig angesetzten Testspiel bekommen, das sie nicht auf dem Schirm haben und dementsprechend auch nicht auf der Wache erscheinen.
Nun ist es in Italien in letzter Zeit vorgekommen, dass Leute zu horrenden Strafen verdonnert wurden, wenn sie der Unterschriftspflicht nicht nachgekommen sind. Der bekannteste Fall dürfte der von Alessio aus Ancona sein. Sein Verein ist seit kurzem wieder aus den Niederungen des italienischen Fußballs hervorgekommen und spielt momentan in der dritten Liga. Alessio hatte ein Stadionverbot und es ein paar Mal verpasst, seine Unterschriften zu leisten. Die verpassten Unterschriften waren vor allem dem Fakt geschuldet, dass er in dieser Zeit selbst als Trainer und Betreuer eines Breitensportvereins aktiv war und benachteiligte Jugendliche und junge Erwachsene zu ihren Spielen begleitete. Deswegen sitzt er derzeit eine vierjährige Haftstrafe ab. Eine verdammt traurige Geschichte, vor allem wenn man weiß, dass ein weiterer Aktivist aus der Curva Nord Ancona im Oktober für einen ähnlichen Vorwurf zu knapp 10 Jahren Haft und einer fast sechsstelligen Geldstrafe verknackt wurde.
Ein weiteres Spruchband aus dem Hause MRP widmete sich heute den Aussagen unseres Vorstandsvorsitzenden KHR gegenüber dem Kicker, in denen er die Champions League Reform lobte, die für mehr Qualität und Emotionalität sorgen werde. Dass dies aber gleichbedeutend damit ist, immer mehr Mitgliedsverbände um einen Startplatz in der CL zu bringen, wird dabei unter den Tisch fallen gelassen, auch wenn man stets auf die theoretische Chance, sich zu qualifizieren, verweisen kann. Die Reform stärkt also vor allem den Wettbewerb der Mannschaften, die ohnehin schon „wettbewerbsstark“ sind und gibt ihnen die Sicherheit, nicht aufgrund von verbockten Qualifikationsspielen einmal eine Ehrenrunde durch den UEFA-Cup drehen zu müssen.
In Block 111 sah man heute deshalb ein „CL Reform: ‚Wird den Wettbewerb stärken‘ – Grotesk und heuchlerisch.“
Mit 3 Punkten im Rücken, klang der Abend bei einer kleinen Abschiedsparty in und von unseren Räumen aus.
Ein Dank geht noch an unsere Freunde aus Hamburg für ihren Besuch.