Heureka, da hat man sich grade den Frust im Schalke-Bericht von der Seele geschrieben, da wird man mit dem kompletten Gegenteil des letzten Samstags konfrontiert. Eine Kurve, die aus einem eher unattraktiven einen spaßigen Abend macht. Eine Kurve, die laut singt und bei fast jedem Lied voll dabei ist. Beim Beatles-Klassiker „Hey Jude“ brach dann ja fast schon ein bisschen Euphorie aus.
Sehr cool, wobei man sich da dann auch die Frage stellt, wieso es bei diesem Bummskick (und was anderes ist es in den Augen der meisten Fans nicht, sonst würde man die Karten nicht dermaßen nachgeschmissen bekommen) super läuft und wir bei einem Heimspiel gegen Schalke dermaßen verkacken. Liegt‘s am Gegner auf den Rängen? Eigentlich sollte es doch andersrum sein. Egal wo auf der Welt man Fußball schauen geht, fällt einem auf, dass es die Kurven motiviert, wenn auf der Gegenseite auch gesungen wird. Da werden wir ja hoffentlich nicht die nicht so goldene Ausnahme darstellen.
Nach 20 Minuten hatten wir noch ein Spruchband, das sich auf aktuelle Vorkommnisse bei unseren guten Bekannten von Rayo Vallecano bezog. Rayo hat zum Ende der Transferperiode noch einen Spieler von Betis aus Sevilla ausgeliehen. Der Ukrainer Roman Zozulya war zu Saisonbeginn von Dnepr Dneprotrowsk nach Spanien gewechselt, bei den grün-weißen Andalusiern aber eher nicht zum Zug gekommen. Für Rayo die Chance, einen ukrainischen Nationalspieler als Verstärkung im Abstiegskampf der zweiten Liga an Bord zu holen. Nun entdeckten die Fans von Rayo allerdings enge Verbindungen von Zozulya zu rechten ukrainischen Gruppierungen und paramilitärischen Gruppierungen wie dem Azov Battaillon, das sich in seinem alten Logo dem Sonnenrad bediente, das von der SS verwendet wurde und heute ein Erkennungszeichen der Rechtsextremen ist. Auch das aktuelle Wappen kommt nicht ohne Anspielung auf die SS aus, es beinhaltet die sogenannte Wolfsangel, die auch die SS-Division „Das Reich“ auf dem Abzeichen trug. Wer nun die zweifellos unübersichtliche und komplexe politische Situation heranziehen will, um Zozulya in Schutz zu nehmen, sollte wissen, dass es auch auf seinem privaten Twitter-Account Bilder gibt, auf denen er mit einem Schal mit dem Abbild von Stepan Bandera zu sehen ist, einem Nazi-Kollaborateur, der sehr aktiv an der Verfolgung von polnischen und ukrainischen Juden beteiligt war. Dass sich solche Sympathiebekundungen nicht mit der weltoffenen und alternativen Haltung in Rayos Heimviertel Vallekas verträgt, bedarf wohl keiner expliziten Erklärung, weshalb Rayos Fans schon bei den ersten Gerüchten über die Verpflichtung Zozulyas mit Protesten reagierten und es mittlerweile schafften, dass der Vorstand die Leihe wieder rückgängig machte. Auch wir zeigten unsere Solidarität mit ihrer Kampagne. „Throw Nazis out of football! Zozulya, hau ab!
Auf dem Feld hatte kurz zuvor Douglas Costa die Mannschaft für eine ordentliche Anfangsphase belohnt und in Führung gebracht. Ab jetzt wurde es aber ziemlich zäh für alle Zuschauer. Der Kicker fasste es mit „eine Stunde Langeweile“ zusammen. Eine recht adäquate Beschreibung, die die Fachpresse da gefunden hat. Und ohne exzellente Torhüterleistung hätten wir uns das Gegurke noch eine halbe Stunde länger antun müssen, denn Wolfsburg kam noch mehrfach gefährlich vors Tor.
So bekommen wir aber nochmal die Chance, uns in anderthalb Wochen bei einem Schalke-Heimspiel nochmal ordentlich zu präsentieren. Einfach an heute anknüpfen, Südkurve!