FC Bayern – VfB Stuttgart 2:0

Nach grade mal zwei Bundesligaspielen verhinderte die Länderspielpause, dass man sofort wieder richtig in Tritt kommt. Aber kein Problem, das Heimspiel gegen Stuttgart war schließlich der Startschuss zu drei englischen Wochen nacheinander. Die Begegnung gegen die Schwaben, das kann man vorne weg nehmen, blieb aus Fansicht ohne große Höhepunkte. Hoffen wir mal, dass es die Ruhe vor dem Sturm war, denn die nächsten Heim- und Auswärtsspiele sollten wir stimmungsmäßig doch wieder eine Schippe drauflegen. Erste Sahne war das diesmal nicht gerade, was wir da ablieferten. Klar, ein paar gute Passagen waren schon dabei, wie üblich gab es auch viel Gepöbel gegen die Stuttgarter und grade über die ersten zwanzig Minuten gibt’s eigentlich nix zu meckern. Der Rest der ersten Halbzeit war dann aber eher Marke „zum Vergessen“. Das ist auch ein weiteres Mysterium unserer Kurve. Eine richtig ordentliche Anfangsphase wird abgelöst von einem Totentanz, den erst der Halbzeitpfiff beendet, bevor dann in der zweiten Hälfte ganz langsam wieder Fahrt aufgenommen wird – passiert uns wirklich regelmäßig.

Dass es gerade beim VfB-Spiel so eklatant zu Tage trat, ist dabei eigentlich recht erstaunlich, denn meistens rockt die Kurve bei langweiligen Kicks ja ziemlich ab. Und dieses Prädikat hatte die Partie allemal verdient. Stuttgart konnte nicht, wir wollten nach dem 1:0 nicht mehr unbedingt. Zwischen den beiden Toren erstreckte sich abgesehen von den zwei Pfostentreffern eine gar ewig scheinende Ödnis. Einen Franck Ribery später war es dann so gegen 17:15 Uhr wenigstens endgültig entschieden und man musste sich nicht noch Sorgen um ein dämliches Gegentor in der 92. Minute machen. Taktikfüchse mögen da ja auf ihre Kosten gekommen sein, aber ich glaub den meisten Leuten geht’s dann doch so, dass sie lieber ein Fußballspiel sehen, bei dem sich zwei Mannschaften mit offenen Visieren und beschwingtem Offensivfußball duellieren. Na ja, Hauptsach‘ bleibt ja, dass Bayern g’winnt.

Wenn wir schon bei älteren Fan- und Vereinsliedern sind, leiten wir an dieser Stelle gleich mehr oder weniger geschickt zu unseren Jubiläumsglückwünschen an die Red Munichs über, die gemeinsam mit Munich’s Red Pride überbracht wurden. Hierfür bedienten wir uns der Textzeile „Dem FC Bayern sind wir treu, wir sind bei jedem Spiel dabei“. MRP präzisierte das Ganze dann mit „Seit 9169 Tagen für den FC Bayern um die Welt, 4 Kontinente, 46 Länder, über 1900 Profispiele. Alles Gute Red Munichs, auf die nächsten 25 Jahre“. Wir gratulieren dem wohl respektiertesten Fanclub in der Südkurve auch nochmal auf diesem Weg zum 25. Jahrestag. Auch ein anderer, früher berühmt berüchtigter, Fanclub stieß an diesem Samstag auf ein Jubiläum an. „35 Jahre Red Angels – Prost von den Ultras“. Und die Glückwunschspruchbänder rissen nicht ab. Es wurde ja schließlich nicht nur in München gefeiert, sondern letzte Woche auch schon tief im Westen dieser Republik. Zu 15 Jahren Ultras Bochum gab’s ein „Ois Guade“ von Red Fanatic sowie ein „15 Jahre Suff und Ravertöne – Bayern Bochum Hurensöhne – Ois guade Ultras Bochum.“ Von uns gab es in Halbzeit eins noch einen kurzen Gruß nach Italien an die Freunde aus Civitanova, wo die Kurve gerade aufgrund interner Streitereien durch eine schwierige Zeit geht. Während die Situation in Civitanova außerhalb Münchens wohl nur den interessiertesten Italien-Kenner erreicht hat, lief eine andere Nachricht aus dem Mutterland der Ultras auch in Deutschland über die Newsticker. In der Nacht vom 4. zum 5. September wurde Davide Bifolco im Alter von 17 Jahren von einem Carabineri erschossen. Die Polizei spricht wieder von einem Unfall, einem Versehen. Wie schon im Fall Gabriele Sandri soll versucht werden zu vertuschen, dass ein Polizist einfach zu „Trigger-happy“ war und mit dem Finger viel zu schnell am Abzug. Es sind in Italien in den letzten Jahren leider nicht nur in diesen beiden Fällen junge Menschen von Polizisten, zum Teil in Polizeigewahrsam getötet worden – die Geschichten dazu haarsträubend und erschütternd. Wir fragten deshalb wieviele Opfer es denn noch geben solle? „Federico, Stefano, Gabriele, Davide – Quanti ancora?“

Das letzte Spruchband des Spiels kam dann nochmal vom Inferno für zwei ihrer Diffidati „Maultasche&Superstar – United we stand!“ Auch wir hatten heute leider nicht nur ein kleines Spruchband für einen zurückgekehrten Stadionverbotler, sondern leider auch wieder einen Doppelhalter für einen Freund mit Betretungsverbot im Gepäck, was uns auch wieder zu den Akteuren bringt, die heute eigentlich einen ganz ruhigen hätten machen können, dann aber unbedingt noch ihren Auftritt brauchten. Genau, die lieben Freunde von der Polizei. Als Autor des Spielberichts hätte man jetzt einfach gerne den Bogen zum Spielende, dem Tweet von Basti Schweinsteiger mit dem Dankeschön an die Südkurve für unsere Reaktion auf die Nominierung für die Ice-Bucket Challenge und die entsprechende Aktion und Erklärung verwiesen. Dann wär nämlich diesem Heimspiel Genüge getan gewesen, der Laptop wäre zugeklappt worden und es wär wirklich mal Feierabend gewesen. So fragt man sich aber jetzt wieder, wie man das Erlebte so in Worte fasst, dass es nicht schon beim ersten Durchlesen per se unglaubwürdig klingt, denn auch wenn eigentlich gar nichts großes passiert ist, erschrickt man doch immer selbst, mit welcher Selbstverständlichkeit die Bullen mittlerweile Dinge tun, die einfach nur als Schikane zu bezeichnen sind. Also kurz und knapp: An der U-Bahn Station Kieferngarten verhindert eine Polizeieinheit, dass jemand die Station betritt. Egal, ob Jugendlicher mit Kapuzenpulli oder Famile mit Kind. Begründung ist, dass gleich wohl die Suttgarter mit einer Sonder U-Bahn durchfahren. Okay, soweit so gut. Dass jetzt eine knappe Viertelstunde lang nur leere U-Bahnen die Station passieren, stimmt schon ärgerlich, denn gerne wartet ja niemand. Dass man gleichzeitig aber damit anfängt, Leute zu kontrollieren, die schon auf dem Bahnsteig warten, weil sie da eben schon waren, bevor die Bullen die Station zugemacht haben, ist total unverständlich. Denn es gab mit Sicherheit keinerlei Verdachtsmoment, denn bis dato war an diesem Tag noch gar nichts passiert und die Jungs warteten einfach in Ruhe auf die U-Bahn. Dafür gab es für sie das volle Programm. Taschen leeren, Schuhe ausziehen, abtasten lassen. Vollkommen grundlos. Als die Kontrollen dann abgeschlossen sind, heißt es plötzlich, dass die Stuttgarter ja schon lange durch wären und die Polizeikette wird aufgelöst. Es drängt sich der Verdacht auf, dass man die Leute nur so lange warten ließ, um mal kurz in Ruhe anlassunbezogen zehn junge Leute filzen zu können.

Abschließend bleiben uns dann noch zwei Dinge zu sagen: Zum einen ein großes Dankeschön an unsere Freunde aus Bochum, Hamburg und Jena für die Unterstützung, zum Zweiten allerbeste Genesungswünsche an Holger Badstuber. Holger, wir wissen, dass Du nicht nur ein guter Kerl, sondern auch ein echter Kämpfer bist. Auch diesen kleinen Rückschlag wirst Du wegstecken. Die Südkurve ist bei Dir.

Die Bilder vom Heimspiel gegen Stuttgart findet Ihr wie üblich auf der Südkurven-Seite.