So, letztes Bundesligaspiel der Saison. An sich könnte man hier jetzt nochmal die Saison Revue passieren lassen, haben wir allerdings schon im Vorwort zum letzten SKB gemacht und können es uns deshalb hier netterweise sparen. Wir haben über diesen Spieltag trotzdem ein wenig was zu erzählen und über die große weite Welt da draußen ja sowieso.
Da das Verhältnis zu den Schwaben ja bekanntlich nicht das beste ist, waren die Cops heute schon früh ordentlich am rotieren. Dies bekamen wir am Rande mit, da ewige Massen an Bullen rund um den Streetworkbus am rumwerkeln, aufstellen, herumreiten, wieder woanders hinstellen waren. Die VfB-Fans kamen hingegen schon direkter mit der Gastfreundschaft der Münchner Polizei in Kontakt und durften sich am Hauptbahnhof einer ordentlichen Kontrolle unterziehen. Unter anderem mussten sich dabei Fans auf Klappstühle setzen und wurden dann anschließend von Sprengstoffhunden abgeschnüffelt. Klingt komisch, war aber so und man darf sich langsam ernsthaft fragen, ob den Bullen wirklich kein Aufwand zu groß ist, um mal einen Bengalo oder einen Rauchtopf zu finden. Verhältnismäßigkeit? Da stimmen wir doch gerne dem VfB-Fan zu, der ein „FCK CPS“-Shirt trug, nur leider ist man da bei der Polizei in München auch recht dünnhäutig und so wurde der junge Herr natürlich festgenommen und angezeigt. Woher wir das wissen? Die Cops schreiben sowas natürlich freudig in ihre Pressemitteilungen rein (von Pyrofunden bei den Stuttgarter Zugfahrern hingegen nichts). Man muss ja auch den eigenen Menschen- und Materialeinsatz rechtfertigen.
Generell fällt in Deutschland leider immer mehr auf, dass es seitens der Polizei keinerlei Toleranz für etwas rustikaler formulierte Kritik an ihrer Institution gibt und man versucht, jede Art solcher Unmutsbekundungen gegenüber der Polizei als Beleidigung umzudeuten, zur Anzeige zu bringen und unabhängig der Kollateralschäden (HH lässt grüßen) zu unterbinden. Das Ganze nimmt mittlerweile ein Ausmaß an, das in ungefähr damit vergleichbar wäre, wenn wir Leute aus der gegnerischen Kurve anzeigen würden, weil sie rufen „Wir wollen keine Bayern-Schweine“. Und weil wir grade bei diesem schönen Exkurs sind, schauen wir auch nochmal nach Essen, wo die Polizei unbedingt wollte, dass ein „Speziale Libero“-Spruchband verschwindet. Die Begründung war, dass es sich bei diesem Spruch um eine Solidaritätsbekundung für einen Polizistenmörder handeln soll. Ziemlicher Blödsinn: Wir erinnern uns, Antonio Speziale ist der Junge, der aufgrund des Todes eines Polizisten am Rande des Spiels Catania-Palermo 2007 zu 14 Jahren Haft verurteilt wurde. Allerdings deuten viele Indizien darauf hin, dass Antonio lediglich ein Bauernopfer war und der Polizist nicht durch einen Fan getötet wurde. Dementsprechend gab es in ganz Europa eine große Welle der Solidarität für den Jungen, unter anderem auch durch Spruchbänder. Hat damals in Deutschland keine Sau gejuckt. Nachdem beim italienischen Pokalfinale nun der Capo der Curva A zur allgemeinen Ausgeburt des Bösen erklärt wurde, weil er mit Verantwortlichen und Mannschaft sprach und ermöglichte, dass das Spiel stattfinden kann, ist „Speziale Libero“ aber auch dem ein oder anderen Deutschen ein Begriff. Geni, der Neapolitaner, trug nämlich auch ein Shirt mit dieser Aufschrift. Dafür bekam er jetzt fünf Jahre Stadionverbot (bei einem anscheinend so schrecklichen Typen findet man keinen anderen Grund, wollt Ihr uns verarschen?) und die Essener Polizei einen dicken Hals. Die ganze Argumentation wie die Polizei mit so einem Vorgehen die freie Meinungsäußerung untergräbt, sparen wir uns hier jetzt. Stattdessen gehen wir kurz auf die Spruchbänder ein, die heute in der Südkurve zu diesem Thema zu sehen waren. Natürlich zeigten wir wie viele Kurven in Deutschland und Europa heute auch nochmal ein „Speziale Libero“. Aus Solidarität mit dem zu Unrecht inhaftierten Antonio und mit dem wegen seines T-Shirts ausgesperrten Geni. Zum anderen fragten wir uns, was denn eigentlich bei der deutschen Presse zu diesem Thema los war. Auch in angeblichen Qualitätsmedien wurden kaum Hintergründe recherchiert und was eigentlich viel schlimmer ist, es wurde lediglich über Geni und sein T-Shirt berichtet. Dass am gleichen Tag jemand angeschossen wurde und das Opfer in einem schlechten Zustand war, wurde in längeren Artikeln gerade mal noch am Rande erwähnt. „Pokalfinale Italien: Verleumdung, Unsachlichkeit, Polemik! Könnt Ihr noch in den Spiegel schauen?“ Da es uns eher um die Menschen als um die Auflage geht, sagten wir dem angeschossenen Ciro noch, dass er beim Kampf mit dem Tod nicht aufgeben soll. „Forza Ciro, non mollare“.
Puuh, zum Ende der Saison nochmal ordentlich ausgekotzt. Um hier aber unsere Missmutigkeit zu überwinden, sprechen wir lieber noch über gute Sachen… Nein, nicht das Bescheißer-Freibier mit reduziertem Alkohol, das uns die Dirndl-Ladies am Eingang in Gutscheinform aufdrängten. Wir meinen den gelungenen Überraschungsbesuch unserer Bochumer Freunde, die heute unangekündigt mit einer ganzen Busladung und dem großen Bayern-Bochum-Freundschaftsschal am Streetworkbus aufschlugen. Ein fettes Dankeschön dafür. War cool, wie Euer Haufen um die Ecke bog und erstmal alle blöd am Glotzen waren. Am Glas wart Ihr mit der Dauer heute aber leider kein allzu guter Gegner mehr. Das sei Euch bei der langen Anreise aber natürlich verziehen. Bayern und der VfL!!!
Ansonsten bot der Fußballtag eher Magerkost. Zum Spiel braucht man keine Worte verlieren, außer natürlich, ob die große Zahl der Bayernfeinde das späte 1:0 in ihre sorgfältig gepflegte Liste aller bekannten Fälle von „Bayern-Dusel“ aufnimmt. Die Kurve passte sich derweil dem Niveau des Spiels an und tendierte eher zu einem 0:0. So wirklich Bock hatten heute wohl die wenigsten. Haken wir einfach ab und knüpfen nächste Saison lieber an die guten Heimauftritte an. Erwähnen wollen wir aber noch die Spruchbänder, die es heute in der Kurve gab. Red Fanatic erinnerte die zur Meisterfeier angereisten DFB- und DFL-Verantwortlichen an die eigenen Normen und Werte. Wir hoffen innigst, dass die Herren sich daran halten werden und dem Werbeträger des österreichischen Getränkeherstellers den Zugang zur 2. Liga verwehren. „Auf die eigenen Regeln achten und den roten Bullen schlachten.“ Wir zeigten außerdem noch ein Spruchband anlässlich des kürzlich live miterlebten Polizeieinsatzes in Hamburg: „Hannover, Schalke, Hamburg: Im Stadion wird es nur gefährlich, wenn die Polizei in den Block kommt“ Die Zahl der Verletzten nach den drei von uns angesprochenen Einsätzen dürfte dabei für sich selbst sprechen. Den Rest könnt Ihr im Spielbericht zum HSV-Match nochmal nachlesen.
Zum Ende des Spiels hissten wir dann nochmal die „Forever Südkurve“-Fahne, die anfangs der Saison, als alles danach aussah, als würden wirklich dunkle Zeiten für uns anbrechen, ein Symbol für den Willen der Leute aus der Kurve war, sich von einem Herrn Salewski nicht das kaputt machen zu lassen, was in den letzten Jahren aufgebaut worden war. Die Fahne blieb natürlich auch während der Feierlichkeiten mit der Mannschaft hängen. Bei dieser hatte man sich schon vor dem Spiel mit einem großen „Schon wieder eine unglaubliche Saison! Danke Jungs“ bedankt. Dazu präsentierten wir zum Einlaufen noch ein etwas größeres e.V.-Logo in der Kurve.
Nachdem auch der letzte Schluck Weißbier (diesmal kein Beschiss) ausgetrunken war, gings raus aus dem Stadion, wo sich jeder nochmal für die anstehende SK-Feier im Backstage stärken oder zusätzlichen Mut antrinken konnte. Je nach Plaisir. Die Feier selbst erfüllte dann alle Erwartungen. Großes Merci an die Organisatoren, die letzte Woche wohl kurzzeitig einen Full-Time-Job als Event-Planer ausübten. Außerdem natürlich auch Dankesgrüße an Scorefor und Oache Brothers, die ordentlich für uns aufspielten. Gleiches gilt für die DJs aus der Fanszene, die im Nebenraum dafür sorgten, dass die Tanzbeine geschwungen wurden. Ein Highlight für alle dürfte sicher der Saisonrückblick gewesen sein. Der Applaus der Anwesenden dürfte für die Kollegen vom Film sicher ein schönes Lob gewesen sein und auch wir schließen und da nochmal an. Dankeschön sagen wir auch dem Team vom Backstage und den Backstage Red Hearts. Die Jungs, die an diesem Abend auf sämtliche Späße verzichteten und auf ein Mindestmaß an Ordnung achteten, wollen wir natürlich auch nicht vergessen.
Vielen Dank auch an 3 Freunde aus St. Pauli, die uns beim Spiel und bei der anschließenden Party besuchten und an die Freunde aus Jena, die nach ihrem Heimspiel extra wegen der Südkurven-Feier den Weg nach München auf sich genommen haben.
Nach so vielen Danksagungen müsste jetzt eigentlich ein Oscar oder zumindest ein Grammy in unserem Trophäenschränkchen stehen. Tun sie aber nicht. Als Kompensation wären wir aber auch mit dem DFB-Pokal ganz zufrieden. Auf geht’s Bayern – Kämpfen und Siegen.
Jede Menge Bilder vom Spiel und von der Südkurven-Party findet Ihr hier.