EU-RO-PAAAA-PO-KAAAAL! Dienstagabend, Viertelfinale und der Nicht-Kenner wundert sich. Ein kurzer Streifzug über die Esplanade und man hätte in wenigen Minuten locker zwanzig Tickets zum Normalpreis oder darunter aufkaufen können. Der Bayernfan ist ein ganz spezieller Rosinenpicker. Achtelfinale gerne, wenn der Name des Gegners stimmt und große Probleme für junge Leute, sich eine Karte zu organisieren. Die Runde später bleibt der Schal dann im Schrank und man selbst vor dem Fernseher. Das ist dann zwar für alle Kartensuchenden eine schöne Sache, so richtig kapieren können wir das trotzdem nicht.
Egal, diejenigen die das Europapokalfieber gepackt hatte, waren da und sorgten durchaus für europapokalwürdige Atmosphäre. Los ging es mit einer Hüpfeinlage, gefolgt von Wir wolln Bayern siegen sehn auf die Melodie von I am sailing und einem FC Bayern olé. Einfache und altbekannte Lieder, die den Volume-Regler gleich ordentlich nach oben drehten. Angestachelt vom Führungstreffer ging es die nächsten Minuten auch bei Liedern mit mehr Text gut weiter. So, dass am Ende der ersten Halbzeit ein positives Zwischenfazit für die Kurve stand.
Abgesehen von einer guten Unterstützung präsentierte die Südkurve auch in diesem Spiel wieder einige Spruchbänder.
Der Fokus lag dabei ähnlich wie letzten Samstag auf einer Kritik an einem Fußball, der in erster Linie der Geldvermehrung der (großen) Vereine dient. Ein Fußball, der kaum Rücksicht auf Faninteressen nimmt oder nur, wenn diese sich gut vermarkten lassen. Ein Fußball, der zum Oligopol weniger Marktführer wird, die alle Konkurrenten kleinhalten. Ein Fußball, in dem sich die größten Vereine ihre Einnahmen durch bestimmte Wettbewerbsmodi garantieren lassen. Das soll nicht unser Fußball sein.
Den Anfang machte heute Red Fanatic mit einer Replik auf Kalle Rummenigges Aussage, dass man den TV-Anstalten mehr Zuckerstückchen in den Kaffee geben müsse, damit diese auch weiterhin ordentlich Kohle (soll heißen mehr als heute) für die Übertragungsrechte locker machen. Dafür bräuchten wir laut unserem VV eben die Montagsspiele. RFM antwortete darauf Dein Kaffee ist bald englischer Tee und der schmeckt nicht.
Als nächstes zeigten das Inferno und MRP gemeinsam eine Tapete, die sich auf ein Zitat aus der 25-Jahres Chronik unseres FC Bayern bezog. Sportlicher Geist muss alle beseelen, die sich Bayern nennen. Setzliste? Wildcard? Superliga? Hörts auf mit dem Schmarrn! Wir ergänzten ein paar Minuten drauf Superleague oder Montagsspiele Verlierer bleibt der Fußball.
Außerdem zeigte MRP das bekannte No to matches behind closed doors Spruchband, während im Gästeblock die gleiche Aussage vorne an der Balustrade prangte. Benfica ist ja auch unmittelbar von einem Geisterspiel bedroht. Die Disziplinarkommission der UEFA hat den Verein zu einem Zuschauerausschluss auf Bewährung verurteilt.
Außerdem machten die No Name Boys auch noch auf die zu hohen Eintrittspreise für dieses Spiel aufmerksam. Eine Sache, bei der wir auch viel zu lange untätig gewesen waren und die wir dieses Jahr mit der Arsenal-Aktion und der Kampagne Without Fans Football is not worth a penny endlich angegangen sind. Dabei sollten wir aber nicht nur darauf achten, dass wir akzeptable Eintrittspreise zahlen. Während auf unserer Seite die günstigste Tageskarte für 35 Euro zu haben war (was an sich auch noch horrend ist), mussten die Benfica-Fans mit 59+1 Euro deutlich tiefer in die Tasche greifen, da der Oberrang zu einer anderen Kategorie zählt und auch die Bayernfans auf vergleichbaren Plätzen diesen Preis zu zahlen hatten. Im Gästesektor war deshalb zu lesen: Nothing can kill our passion, not even 60 for the ticket! In Szene gesetzt wurde das Spruchband vom lieblichen Leuchten eines Bengalos.
Wenn wir nun eh gerade bei den Gästen sind. Portugal hat man fantechnisch nicht unbedingt auf der Landkarte und der Auftritt der Portofans in der letzten Saison hatte jetzt auch nicht groß dazu beigetragen das zu ändern. Der Benfica-Anhang um No Name Boys und Diabos Vermelhos machte im Oberrang aber gut Alarm. Immer wieder drangen melodiöse Gesänge bis in die Südkurve vor. Gerade zum Ende drückte der Gästeblock aufs Gas und konnte so trotz einiger Pausen ziemlich überzeugen. Nach dem knappen Ergebnis darf man gespannt sein, ob uns 60.000 rot-weiße Adler im Rückspiel ordentlich Dampf machen.
Denn das Ergebnis hätten wir uns sicher alle deutlicher gewünscht und wenn man ehrlich ist, hätten viele von uns sicher erwartet, dass die Reise nach Lissabon nur noch zur Kür wird. Nachdem Arturo Vidal schon nach zwei Minuten zur Führung einköpfte, sah auch alles danach aus. Die nächsten Angriffswellen brachen über Benficas Verteidigung herein, bis die irgendwann verstanden, wie man die Spielzüge unserer Elf unterbricht. Chancen wurden zur Mangelware und Benfica machte sich selbst ab und an auf in Richtung Bayerngehäuse. So kam es dann auf beiden Seiten nochmal zu Chancen, ohne dass am Ende dabei zählbares heraussprang.
Nickliger wurde das Spiel zum Ende hin und Benfica begann auch recht früh mit dem Zeitspiel, was wir mit reichlich Unmutsäußerungen kommentierten. Das Singen und gemeinsam Anfeuern musste hier dann etwas zurückstecken, so dass am Ende von den Tribünen abgesehen von einem Oh Türkiye-Hüpfen nicht mehr viel Schlagkräftiges kam.
Seis drum. Für das Rückspiel haben wir eine starke Ausgangsposition und unsere Mannschaft wird schon nichts anbrennen lassen.
Wir wollen ja nicht, dass am Ende Benfica die Auswahl zwischen City, Atletico und Wolfsburg als Halbfinalgegner hat 😉
Abschließender Dank geht an die Freunde von USP und aus Jena, die sich heute auf den Weg nach München gemacht haben. Dieses Mal konnten wir Euch glücklicherweise sogar einmal alle problemlos mit einer Karte versorgen.
Mit diesem abschließenden Satz hätten wir wieder den Bogen zum Beginn des Berichts geschlagen und können damit beruhigt enden. Die Losung für die nächsten Wochen sollte eh jedem klar sein: Wir holen den Landesmeistercup !!!