FC Bayern – Nürnberg 4:0

Als Bayernfan konnte einem vor dem anstehenden bayrisch-fränkischen Derby ja mal wieder Angst und Bange werden. Zu oft hatten wir es in den letzten Jahren erlebt, dass gegen den Club nur eine Rumpfelf auflief, die sich dann entweder zu einem Unentschieden mühte oder einen knappen Sieg davontrug, den die Nürnberger aber schon als moralischen Sieg verbuchen durften. Auf die Aufstellung von Jupp Heynckes konnten wir im Vorfeld wenig Einfluss nehmen, also mussten wir zumindest dafür Sorge tragen, in anderen Bereichen nicht auf dem falschen Fuß erwischt zu werden. Deshalb traf sich Donnerstag und Freitag Abend eine dreistellige Anzahl Bayernfans in Münchner Kneipen, um ein Auge auf die Stadt zu haben. Nachdem man diese vorabendlichen Zusammenkünfte wohl mittlerweile schon fast als Derbyroutine einstufen kann, scheinen bei der Münchner Polizei deswegen alle Alarmglocken zu schellen. Mitglieder unserer Gruppe wurden Freitag Abend ab ihrer Haustür begleitet und rund um die Treffpunkte hielten sich teilweise über zehn leicht zu erkennende Zivilpolizisten auf.

Am Derbytag selbst trafen sich viele Fans aus der Südkurve am Odeonsplatz, um anschließend gemeinsam zum Stadion zu fahren. Andere Südkurvler, die zuvor schon andernorts unterwegs gewesen waren, hatten das Glück, noch kurz den Kontakt mit den Nürnberger Mottofahrern zu finden. Wenn sich auf die vermeintlichen Erfolge ausgeruht und der Derbyspieltag so passiv angegangen wird, ist es kein Wunder, dass in den eigenen Reihen Tristesse aufkommt. Ohne auf das Geschehen einzugehen, haben wohl alle Beteiligten festgestellt, an wem es liegt, dass die Derbys in den letzten Jahren immer weniger „Highlights“ zu bieten hatten.

Im Stadion waren im Gästeblock zu Spielbeginn noch große Lücken sichtbar. Ein Teil der Clubfans zeigte sich sofort solidarisch, als sie erfuhren, dass ihre Kollegen vor dem Stadion noch eine Sonderbehandlung der bayrischen Polizei über sich ergehen lassen mussten, und verließ den Block wieder. Peinliche „Auf Wiedersehen“-Gesänge kann man sich in dieser Situation auch sparen. Wir selbst singen „Zusammenhalten, das ist unser Ziel“. Zusammenhalt bedeutet dann eben ab und an auch mal, unangenehme Entscheidungen zu treffen und mitzugehen. Auch wenn man dann mal auf das Kurvenerlebnis verzichten muss und die Mannschaft nicht so unterstützen kann, wie man es möchte. Abgesehen von diesem kleinen Ausrutscher legte die Südkurve aber eine richtig gute erste halbe Stunde hin. Laute Gesänge und hohe Beteiligung, definitv derbywürdig. Vielleicht sogar der beste Start in ein Spiel gegen die Nürnberger seit wir in Fröttmaning spielen. Gleiches galt für das Geschehen auf dem Platz. Nach 25 Minuten führten wir 3:0 – Boateng, Mario Gomez, Rafinha. Endlich mal wieder eine geile Mannschaftsleistung gegen Nürnberg. Jungspunde wie Emre Can und Pierre-Emile Hojbjerg durften dabei auch mal wieder Bundesligaluft schnuppern. Unsere 1c Elf hatte den Club durchweg im Griff. Nicht mal per Elfmeter konnten die Franken treffen. Alles wäre also angerichtet gewesen für eine weitere Stunde Party auf den Rängen. Leider nahm nicht nur die Mannschaft verdientermaßen den Gang raus, sondern auch in der Kurve haperte es nun und die Derbystimmung war wie verflogen. Als sich dann im Gästeblock auch langsam etwas tat und die Nürnberger ihre Kurve ansehnlich im Old-School Stil beflaggen konnten. Machte optisch einiges her und auch gesanglich traten die Franken wieder stark auf. Ehrlicherweise müssen wir zugeben, dass der Club an diesem Tag in der Kurve einen besseren Auftritt hinlegte als wir. In Nürnberg gibt es eine Kurve, in der viele Leute erkannt haben, dass die Fans durchaus die Möglichkeit haben, ihren Verein ordentlich zu repräsentieren, auch wenn die Mannschaft auf dem Rasen nur Dreck abliefert. Bei uns wäre es sogar möglich, guten Fußball und eine gute Kurve zu kombinieren. Es liegt allein an uns Fans. In der Schlußphase wachte der Bayern-Anhang dann nochmal auf und mit den Hits „Deutscher Fußballmeister FCB“ und „Super Bayern“ kam nochmal Leben in Kurve und Stadion. Schade, dass man sich vorher so hatte hängen lassen.

Ansonsten gab es heute auf unserer Seite noch drei Spruchbänder. Das erste gedachte den Mordopfern des NSU und wurde ergänzt mit: „Gegen Nazis, den Staat, der sie schützt und den alltäglichen Rassismus.“ Eine ausführliche Erklärung zu den Spruchbändern findet Ihr in diesem SKB. Das dritte Spruchband war zwei Jungs gewidmet, die leider Stadionverbotspost aus Leverkusen erhielten. Da die beiden unverständlicherweise gerne einer vor allem in Norddeutschland beliebten Spirituose zusprechen, klauten wir beim HSV und zeigten „Korn Stadionverbot – Fabi und Kevin“

Mit einem Derbysieg und einem guten Auftritt vor dem Spiel in der Tasche und einem eher durchwachsenen Tifo als leicht belastendes Gepäck wurde der Derbysieg in Schwabings Kneipen begossen.

DERBYSIEGER FCB

Bilder vom Derbysieg gibts auf der Südkurven-Seite.